Wir reisen, also sind wir
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Belize: Belize City

Veröffentlicht: 11.02.2018

Wir nehmen an dieser Stelle offiziell alles Schlechte zurück, was wir über Kuba gesagt haben. Belize hat es auf einen Schlag und mit weitem Abstand zu unserem unbeliebtesten Land überhaupt gebracht. Was für ein Drecksloch. Ich entschuldige mich für diese harsche Ausdrucksweise, aber immerhin bin ich kein Präsident einer Weltmacht, und bin daher frei, so etwas zu äussern.

Wenn man nach Belize fährt, muss man sich zweierlei bewusst sein: 1. Erwarte viel, sehr viel zu bezahlen für schlichtweg alles. 2. Erwarte keinerlei Service, Qualität oder Effizienz im Gegenzug.
Die Leute hier sind schlichtweg alle zu bekifft, um irgendwas zu leisten. Nun, Gras scheint jedenfalls der zentrale, allgegenwärtige und wichtigste Rohstoff des Landes zu sein, der einem wirklich ÜBERALL UND STÄNDIG angeboten wird.
Beinahe jeder Supermarkt, jedes Restaurant und jedes Etablissement, welches hier einigermassen zuverlässig funktioniert und läuft, wird von Asiaten oder Europäern geführt. Es ist tatsächlich auffällig, wie viele Chinesen hier leben. Es wurde uns erzählt, dass Belize zeitweise sehr vereinfacht Aufenthaltsbewilligungen an Asiaten vergeben hat. Offensichtlich. Fast jeder Supermarkt heisst «Lee Dongs Supermercado» oder so ähnlich. Selbst im verlassendsten Kaff gibt es zumindest ein chinesisches Restaurant, wo man als Traveller wenigstens etwas halbwegs Anständiges zu Essen bekommt. Ganz abgesehen von dieser Tatsache ist die Essenskultur im Land nicht besonders. Das offizielle Nationalgericht ist Reis mit Bohnen und Poulet. Also dasselbe, was man absolut überall auf dem ganzen Kontinent problemlos zu essen bekommt.
Ausserdem erhebt Belize massive Steuern auf importierte Güter, bis zu 80%. Gerade am Beispiel Zigaretten kann man das gut sehen: Entweder man raucht Zigaretten aus Belize, die leider absolut ungeniessbar sind, oder man raucht solche aus England, die tatsächlich fast dasselbe kosten, wie in der Schweiz.
An der Grenze bei der Einreise erhält man eine nette Informationsbroschüre. Dort steht drin, dass es in Belize ca. 311'000 nette Leute gibt. Tatsächlich leben hier ca. 400'000 Menschen. Es ist unklar, ob die Broschüre bereits so alt ist, oder ob in diese Information die massive Kriminalitätsrate (va. Viele Gewaltverbrechen) bereits eingerechnet ist. Die meisten Reisenden, die wir im Land angetroffen haben stammten aus England, USA oder Kanada. Und sie alle sagten unisono, an Belize gefielen ihnen am Besten die netten und freundlichen Leute. Das sei einer der Hauptgründe, um nach Belize zu kommen, die netten Leute. Ich will ja niemandem zu nahe treten, aber meiner Meinung nach könnte das auch daran liegen, dass Belize der einzige Englischsprachige Staat in Zentralamerika ist.

Nun, wir hatten auch wirklich einen schlechten Start in diesem Land, zugegeben. Wir kamen mit einem ADO-Bus direkt aus Tulum in Mexiko. Für alle Mexikoreisende, die auf dem Landweg aus Mexiko ausreisen: Es gibt eine Ausreisesteuer. Wir wussten das gottseidank. Andere Mitreisende im Bus leider nicht. Und die Grenze zu Belize ist ein verdammtes Niemandsland, es gibt keinen Geldwechsler, keinen Bancomat, absolut NADA. Und ohne die Steuer zu bezahlen, bleibst du einfach da sitzen. Ach ja, Taxis, die dich wieder in einen Ort mit Geldautomat zurückfahren könnten, gibt es auch keine. Aber unter Reisenden hilft man sich ja schliesslich aus. Insbesondere an diesem Ort, wo es niemanden wundern würde, wenn noch so eine vertrocknete kugelige Pflanze aus den alten Western-Filmen vorbeiwehen würde.

In Belize City angekommen, dachten wir uns, dass es sicher kein Problem ist, am helllichten Tag die knapp 800m zu unserem Hostel zu Fuss zurückzulegen. Prompt wurden wir von einem Security angehalten, der uns darauf hinwies, dass wir wohl besser die Strasse nebenan nutzen sollten, es sei hier nicht sicher für Leute wie uns. Danke für den Tipp, Amigo.

Nachdem wir unser Gepäck abgeladen hatten, wollten wir uns noch ein wenig in der Stadt umschauen. Fakt Nr. 1: Es regnete in Strömen (und das würde es auch noch für eine Weile weitertun). Fakt Nr. 2: Es ankerte heute gerade kein Kreuzfahrtschiff in Belize City, und die Stadt war daher total ausgestorben. Was also tun? Und so taten wir das allerdümmste, was man überhaupt tun kann, den absoluten Reise-Anfängerfehler non-plus-ultra. Wir lernten Carol und Linda auf der Strasse kennen. Wir sprachen eine Weile miteinander, und sie waren wirklich ganz nett. Sie flechten normalerweise die Haare der Touristen, waren heute aber sehr unterbeschäftigt, da wie gesagt, keine Touristen da waren. Nach einem längeren Gespräch und da wir ebenso unterbeschäftigt waren, entschieden wir uns, unsere Zöpfe, die wir in Cancun flechten liessen, von Ihnen erneuern zu lassen. Da es wie gesagt regnete, und sie wirklich sehr freundlich waren, gingen wir mit ihnen mit in das Haus ihrer Familie. Und da sind wir schon, beim Anfängerfehler. War wirklich nicht unsere Beste Idee. Carol hat 10 Kinder, Linda deren 9. Und wie sich herausgestellt hat, handelt es sich offenbar bei den meisten von Ihnen um ausgewachsene, männliche Exemplare. Wir wurden in ihr «Wohnzimmer» gebracht, wo noch einige andere Frauen waren, die mit den Haaren halfen. Einer der Typen blieb immer bei uns im Raum, ich denke, sie hatten wohl etwas Angst vor Jörg, dass er nach getaner Arbeit einfach die Frauen überrumpelt und ohne zu zahlen davonläuft. Das war ja ganz ok und wie gesagt, wir hatten eigentlich einen schönen Nachmittag, es war lustig und wir haben uns nett unterhalten, sie sind auch extra zum Laden gegangen, um für uns Getränke zu kaufen. Da sie ohne uns keine Arbeit gehabt hätten, haben wir natürlich Anfangs einen wirklich sehr tiefen Preis für das Flechten ausgehandelt. Sie liessen dann relativ schnell durchblicken, dass sie dann schon ein gutes Trinkgeld erwarten. Untereinander haben sie immer kreolisch miteinander gesprochen (fairerweise muss man sagen, wir sprachen natürlich schweizerdeutsch miteinander). Aber kreolisch beinhaltet auch sehr viel Englisch, so dass wir schon ungefähr mitbekamen, worum es jeweils ging. Jedenfalls bekamen wir mit, dass die Herren in der Gesellschaft der Auffassung waren, sie würden uns dann einfach ausrauben, wenn das Trinkgeld nicht stimmte (das Wort «to rob» ist irgendwie schon noch ziemlich verständlich). Die Frauen wehrten sich dagegen und sagten, dass sei ihre Arbeit und die Typen sollen sich nicht einmischen. Auch hier wurde sehr deutlich: die Frauen arbeiten, die Männer hängen herum und tun gar nichts. Wir fanden es dann jedenfalls nicht mehr so lustig wie zu Anfang. Man muss dazu sagen, dass wir ohnehin nicht allzu viel bei uns hatten. Ausserdem dachte ich mir, wenn sie uns umbringen wollten, hätten sie sich wohl nicht die Mühe gemacht, zuerst noch stundenlang unsere Haare zu flechten. Als dann jedenfalls die Haare langsam fertig waren, kam dann auch der andere riesen Kerl wieder zurück zu uns ins Wohnzimmer. Das war ein mehr als deutliches Zeichen, dass es jetzt wohl Zeit war für das Trinkgeld. Als das erledigt war, wurden wir freundlich verabschiedet, und zurück zur Strasse begleitet, wo sich unser Hotel befand.
Wie gesagt, es war sicher nicht die Beste aller unserer Ideen, mit diesen Leuten nach Hause zu gehen, aber es war auch ein interessantes Erlebnis zu sehen, wie sie leben. Es war wirklich nur eine Holzbaracke mit Wellblechdach, dreckigem Fussboden und einigen zusammengewürfelten Möbeln. Ich hatte sogar noch das «Privileg» die Toilette benutzen zu dürfen, und das ist der Moment, wo man sich dann wirklich wieder sehnlich nach dem sauberen, funktionierenden WC mit Wasserspülung zuhause sehnt.

Antworten (1)

margrit
Hallo ihr zwei wie wir sehen geht es euch gut und das freut uns ! Sehr tolle fotos und kommentare da würde man am liebsten au dabei sei. Wir wünschen euch weiterhin eine gute reise und viel freud an der natur und den tieren. Liebe grüsse grosi

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