Veröffentlicht: 11.02.2018
Wir waren uns sehr schnell der furchtbaren Ineffizienz bewusst, die in Belize vorherrscht. Obwohl das Land sehr klein ist, ist es wahnsinnig umständlich, das Land mit dem öffentlichen Verkehr zu bereisen. Die Maya-Stätte Altun Ha ist beispielsweise nur ca. 40 km von Belize City entfernt. Trotzdem ist es beinahe unmöglich am selben Tag hin- und wieder zurück zu kommen mit dem Bus. Geschweige denn, direkt von dort zu einem anderen Ort weiterzureisen. Man müsste eine geführte Tour ab Belize City dorthin unternehmen, aber dafür zahlt man gut und gern gleich etwa 60 USD pro Person, wie gesagt, alles wahnsinnig teuer.
Es gab einige Orte in Belize die wir gerne sehen wollten, allerdings wollten wir auch nicht länger als nötig in diesem ziemlich unsympathischen Land verweilen. Hinzu kam, dass für die nächsten Tage ständig schlechtes Wetter vorhergesagt war. Also entschieden wir uns kurzerhand einen Mietwagen zu reservieren für eine Woche. In Anbetracht der Tatsache, wie teuer all die Unterkünfte waren, machte es finanziell auch keinen grossen Unterschied, da man mit dem Auto die Hälfte der Zeit einsparen konnte, die man sonst benötigt hätte.
Wir entschieden uns für den Crystal Auto Verleih, über den wir im Internet gute Rezensionen gelesen hatten. Wir erhielten einen Kia, der auch wirklich ziemlich preiswert war. Mit dem Service der Mietwagenfirma waren wir wirklich sehr zufrieden. Wir wurden im Hotel abgeholt, und nach der Rückgabe auch wieder zurückgebracht. Wir erhielten zusätzlich kostenlos ein lokales Handy dazu, damit wir die Firma im Notfall kontaktieren konnten. Ausserdem gab es eine kurze Fahrstunde, während der uns die lokalen Besonderheiten erklärt wurden und worauf man im Verkehr achten muss. Speziell ist beispielsweise, dass beim Linksabbiegen die Fahrzeuge, die hinter einem sind, Vortritt haben. Das heisst, wenn man links abbiegen will, muss man rechts einspuren, anhalten, und zuerst alle Fahrzeuge, die hinter einem sind, vorbeilassen. Das ist wirklich eine Gewöhnungssache, aber gottseidank gibt es in Belize nicht allzu viel Verkehr, und ausserdem nur 3 einigermassen brauchbare Highways, so dass diese Situation nicht allzu oft vorkommt. Wir wurden auch darauf hingewiesen, dass es an einigen Orten nur einspurige Brücken gibt, so dass man immer anhalten und zuerst den ganzen Gegenverkehr (und am besten auch gleich alle Autos hinter einem) vorbeilassen sollte, um dann sicher die Brücke passieren zu können. Unser «Fahrlehrer» war ein 70-jähriger Deutscher, der wirklich in einer Tour über Belize gemotzt hat, das seien doch alles Vollidioten hier, nichts laufe hier, alles Bullshit. Aha. Wegen einer Frau sei er damals hergekommen, was denn sonst. Aha.
Und so gings dann also los, wir mit unserem Kia. Bald stellte sich heraus, dass es noch weitere Herausforderungen zu meistern galt. Beispielsweise fuhr man eben noch gemütlich mit der Maximalgeschwindigkeit von 55 Meilen pro Stunde (ca. 90 Km/h) über den Highway, nur um sich dann eine Sekunde später in einem riesigen Feld aus massiven Schlaglöchern wiederzufinden. Ausserdem gibt es überall, insbesondere jeweils immer am Ein- und Ausgang eines Dorfes, sogenannte «schlafende Polizisten», Speedbumps, zu Deutsch Bremshügel, auf der Strasse. Die meisten waren zwar mit Hinweisschildern versehen, aber eben nicht alle, so dass man wirklich wahnsinnig aufpassen musste, um immer rechtzeitig abbremsen zu können.
Und mit einem hatte der Deutsche wirklich recht: Die Belizer fahren wie Vollidioten. ALLES was auch nur einen kleinen Deut langsamer ist, MUSS SOFORT überholt werden. Egal ob mitten in einer Kurve, in einer Steigung, an der aller-unübersichtlichsten Stelle, die man sich überhaupt nur vorstellen kann, und natürlich immer mit einem Affenzahn. Und da ich konsequent höchstens die Maximalgeschwindigkeit fuhr (Schweizer Neulenker halt), wurde ich natürlich ständig überholt. So geschah es einmal, dass ein Belizer hinter mir irgendwann offenbar die Geduld verlor, und bei einem Speedbump links an mir vorbeizog, um mich nach dem Bremshügel zu überholen. Kaum war er über dem Hügel, gab er Vollgas. Leider übersah er dabei, dass sich etwa 50m weiter bereits der nächste Hügel befand und so fuhr er dort ungebremst hinein bzw. segelte darüber hinweg. Ein lautes Krachen war zu hören, als die vordere Stossstange am Boden aufschlug, aber er konnte noch weiterfahren und machte sich schnell aus dem Staub. Mein Mitleid hielt sich zwar in Grenzen, ich bin aber so sehr erschrocken, ich denke ich werde diesen Anblick des fliegenden Autohecks wohl nie mehr vergessen.
Tatsächlich war für meinen Geschmack auch die Maximalgeschwindigkeit teilweise massiv zu schnell, jedenfalls wenn man vermeiden wollte, ständig durch gefühlt hüfthohe Schlaglöcher zu brettern. Und so war es auch unvermeidbar, dass unser Auto (welches dummerweise noch ziemlich neu war) bei der Rückgabe einige Kratzer mehr hatte, als zu Anfang. Jedes Mal wenn man überholt oder gekreuzt wurde, flog Kies umher, und jedes Mal stellten sich mir die Nackenhaare auf, wenn man es auf der Karrosserie knirschen hörte. Ich hatte wirklich keine Chance. Entsprechend haben wir bei der Rückgabe des Autos auch Blut und Wasser geschwitzt. Aber man nahm das dort gelassen, die Abnahme dauerte 1 min, es wurde nichts beanstandet. Puh.
Wo waren wir noch gleich? Genau: Altun Ha. So fuhren wir also an unserem ersten Tag nach Altun ha, einer weiteren Maya-Ruine. Wir hatten an diesem Tag in dreierlei Hinsicht Glück. 1. Wir kamen mit unserem eigenen Auto. 2. Es regnete noch immer. 3. Es gab auch heute kein Kreuzfahrtschiff. Und so waren wir wirklich ganz allein in dieser archäologischen Stätte, die als ein Highlight von Belize gilt. Nur wir allein, Jörg und ich. Halt, ich vergass: nach unserer Ankunft gesellte sich noch ein süsser Hund dazu, der wohl als unser Guide fungieren wollte und uns die ganze Zeit durch die Anlage begleitete. Es war wirklich traumhaft. Obwohl die Ruine selber nichts wahnsinnig Besonderes war, war es die Atmosphäre wirklich allemal. Kaum zu übertreffen.