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Tag 1: Der Blick, der verändert

Veröffentlicht: 25.09.2019

Zu allererst, ich bin sicher wieder in Valdivia angekommen, diesmal sogar ohne den Busfahrer zu bestechen. Es hat sich als gar nicht so schwierig erwiesen, die Rückfahrkarte zu bekommen (wenn man genug Spanisch spricht). Auf der Hinfahrt hatten wir nur das Problem, dass an Feiertagen niemand in der Auskunft des Busunternehmens arbeitet.

Ursprünglich wollten wir den berühmten aktiven Vulkan „Villarica“ bezwingen, der ist zur Zeit jedoch so aktiv, dass uns das verboten wurde. Das Wetter hat auch nicht so richtig mitgespielt, es war sehr regnerisch und nebelig. Die Touristenagenturen rieten uns, die Tage in den heißen Quellen hier zu verbringen. Das war uns zu langweilig auf die Dauer….also Regenklamotten an und los.

1. Tag Pucón - Wandern in „El Cani“

13 km, 1400 Höhenmeter

Den ersten Tag entschlossen wir uns den Nationlpark „El Cani“ zu besuchen. Der Name stammt aus der Sprache der Mapuche (Ureinwohner) und heißt soviel, wie „Der Blick, der verändert“. Am Eingang erhielten wir eine wunderschöne wasserfeste Karte, auf der Wanderweg sowie endemische Pflanzen und Tiere bezeichnet waren. Die Region ist vor allem bekannt, für die uralten Aucarien. Wir erfuhren, dass der höchstgelegenste Teil des Parkes, auf Grund der Witterung gesperrt ist. (Vor zwei Wochen soll dort eine Frau umgekommen sein) Außerdem trafen wir auf einen Franzosen, der an diesem Tag eine Katerwanderung machen wollte und begannen den Trail. Mit einem Kater wäre ich nichtmal die ersten 3km gelaufen, denn der Weg führte steil Bergauf. Das „Ziel“ im Nationalpark soll die berühmte Aussicht auf 1500m sein (Mirador) und gestartet wird auf 350m über NN. Ich glaube, Marte und ich wussten beide nicht so recht auf was wir uns da einließen. Aber schlappmachen gilt nicht, gerade wenn vor Einem jemand läuft, der die ganze Nacht durchgemacht hat. So vergingen die ersten 500m, wie im Flug. Zwischendurch kann man seine Trinkflasche an „markierten“ Wasserfällen wieder auffüllen. Dann erreichten wir die Schneefallgrenze, plötzlich verwandelte sich Alles nasse, braune, schlammige in eine weiße, friedliche Wunderwelt. Und ich meine das auch so: Die Natur um Pucón mit den riesengroßen Bäumen, die mit Moos behangen sind und der Witterung trotzdem, ist allein schon unbeschreiblich beeindruckend. Dann folgt dieser Witterungswechsel und man sieht alles in einem ganz anderen Licht. Je höher man steigt, desto strahlender wird es. Ja, der Aufstieg war kräftezehrend, doch an jeder Ecke gab etwas Neues zu entdecken, sodass man praktisch gar nicht aufhören konnte. Nach 800 Höhenmeter erreichten wir ein verschneites Regfugio. In diesem trafen wir auf 5 Chilenos, die sich an einem Feuer wärmten. Wir gesellten uns dazu und aßen unser Super-fancy-Käsebrot. Lange bleiben konnten wir nicht, denn wenn man sich nicht bewegt friert man und man verpasst den letzten Bus. Leider schlugen wir nach dem Refugio den falschen Weg ein und irrten ein bisschen auf einer offenen Wiese umher. (Das hat sich aber auch gelohnt, denn es stellte nochmal einen Kontrast zum umliegenden Wald dar.) Marte und ich wollten schon abbrechen und hinabsteigen, doch dann fanden wir die richtigen Schilder für den Weg. Kurzerhand entschlossen wir uns zu einem weiteren Aufstieg zur „Laguna la Totoras“. Unterwegs sahen wir sogar Bambus, welcher von Schnee bedeckt ist! Hier befand sich auf 1400 Höhenmetern unser finales Tageziel, wir mussten zeitbedingt umkehren. Der Franzose hatte Schneeschuhe dabei und wollte noch ein bisschen vom Weg sehen, aber auch er musste nach wenigen Schritten umkehren. Der Abstieg war genauso anstrengend wie der der Aufstieg und der Muskelkater ließ den nächsten Tag herzlichst grüßen. Irgendwann erreicht man ja wieder die Schneefallgrenze und so kamen wir nach 7h durchweicht und durchgefroren am Eingang an. Die Wartezeit auf den Bus vertrieben wir uns mit einem Bier. (Nie hat das besser geschmeckt) Doch erst nach einer heißen Dusche im Hostel fühlten wir uns wieder wie Menschen. Zum Abend kochten wir Reis mit Gemüse. (Im Nachhinein betrachtet lebten wir die Wandertage sehr sehr gesund und aßen „zu wenig“, was man an folgenden Regenerationstagen spürte.)

Für euch hört sich das jetzt vielleicht sehr nach einem Bootcamp an, aber glaubt mir ich würde sofort wieder jedes Wetter in Kauf nehmen, um diese atemberaubende Natur zu erleben. Mein „Blick“ hat sich definitiv verändert auf der Wanderung, auch wenn der (Aus-)Blick quasi nicht existierte.

Da der Artikel schon ziemlich lang ist, würde ich hier mal einen Schnitt setzen und von den anderen Tagen später berichten.

Frieda (24.September)

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