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„Ruschischer Zupff-kuchen“ und wie mein Geburtstag dann doch noch endete

Veröffentlicht: 14.09.2019


Da ich seit gestern in allen Ländern auf der Welt als volljährig gelte, wollte mich meine Kollegen aus dem Labor mit einem „deutschen“ Kuchen überraschen. Ich entschied mich für einen russischen Zupfkuchen, da das auch einer meiner Lieblingskuchen ist und er hier unbekannt ist. (Anders als „Berliner“ oder „Apfelstrudel“.) Es traten jedoch unvorhergesehene Schwierigkeiten beim Zubereitungsprozess auf.

Ich bug den Kuchen zum ersten Mal und bin keine Meisterbäckerin. (Aber ein einfaches Rezept aus Chefkoch nachbacken sollte schon drin sein.) Zweites Problem: Es gibt hier nichts was auch nur ansatzweise mit dem deutschen „Quark“ vergleichbar ist und Backpulver gibt es auch nur in Großpackungen. Um den Quark zu ersetzen, entschied ich ich für eine Mischung aus griechischen Yogurt (das ist übrigens der einzige, der ansatzweise nach Yogurt schmeckt) und einer Art Fertigfrischkäse für amerikanische Cheesecakes. Das Zusammenrühren stellte eigentlich keine weiteren Schwierigkeiten, nur die ganze Küche wurde kurzzeitig verwüstet. Beim Abwiegen des Backpulvers muss ich mich vermessen haben… siehe Resultat. So der Teig war zusammengerührt, die Füllung schmeckte sogar halbwegs wie in Deutschland. Also nur noch rein in den Ofen. Im Appartement besetzen wir jedoch nur einen Gasofen. Ich dachte das bezieht sich nur auf die Herdplatten, aber nein! Die untere Heizung des Ofens muss auch über Funken und Gasaustritt angemacht werden. Die obere Heizspirale funktionierte jedoch auch so… Diese Unkenntniss brachte mich dazu den Kuchen bei vollster Grillstufe komplett zu verbrennen, bis es in der Wohnung qualmte. Meine Mitbewohnerin stand mich, dann mit Rat und Tat zur Seite und wir bekamen das Ding zum Laufen…. Was jedoch fehlte war eine Gradanzeige. Also bug ich den Kuchen nach Gefühl bei der Temperatur „Zwei Flammen“. (ein bisschen versengt war er von unten auch, aber macht nichts)

Am nächsten Tag erfolgte, nach feierlichem Kaffeekochen und der spanischen Version von Happy Birthday die Kostprobe. Auch hier ist das Kerzenauspusten und Sich-etwas- Wünschen eine Tradition. Das Verbrannte wurde abgekratzt oder weggeschnitten und die Leute waren trotz Allem ziemlich begeistert von dem Kuchen und aßen mindestens 2 Stücke. Ich übte noch mit den Interessierten, wie man denn den Namen des Kuchens richtig auf Deutsch ausspricht. Das war eine Art kleine Rache, denn ich werde hier immer wegen meiner Aussprache geneckt.

Den Rest des Tages verbrachte ich im Labor. Um 17 Uhr entschieden sich die Kollegen, es für heute gut sein zu lassen. Hier in Chile beginnt gerade eine traditionelle Festwoche, wo es jeden Tag verschiedene „Fondas“ (traditionelle Feiern mit viel Essen und Alkohol) gibt. Gestern fand eine Fonda der medizinischen Fakultät direkt vor dem Labor statt. Diese Feste sind meist mega überfüllt. Wir starteten mit „Terremotos“ (Erdbeben) . Das ist ein typischer Cocktail aus Weißwein, Grenadine und Zitroneneis. (super super süß!) Nach dem Besuch der Fete trafen wir uns im „Otomano“ auf typisches Craftbier und eine Pommesplatte mit verschiedenen Toppings. Das isst man wohl hier immer so und eignet sich besonders gut zum Teilen. Nach dem Essen zogen wir weiter zu einer Mediziner- geburtstagsparty. Dort wurde ich ganz Lieb aufgenommen und die Verständigung mit Händen und Füßen klappt irgendwie. Überraschend war für mich, dass sich die Feier in einem abgesperrten Wohngebiet befand. Wir mussten zuerst unsere Namen bei der Security vorlegen… Ich glaube ich habe an dem Abend fast alle typischen Getränke durchprobiert und so wurde ich des öfteren auf „Piscola“ eingeladen. (nicht wirklich zu Empfehlen, wenn man nicht gerade auf Cola- Korn steht. Die Party ähnelte unseren Hauspartys in Greifswald, nur das drinnen viel mehr geraucht wurde - Zigaretten, Pfeiffe- einfach alles! Schließlich riefen wir uns ein „Uber“- eine Art Ruftaxi, dass man über einen Klick in der Smartphone-App erreichen kann….. und zogen weiter in die Innenstadt. Es ging ins „Bimba“, dem einzigen schwulen- und lesbenfreundlichen Club in Valdivia. Das war eine coole Erfahrung, denn man sagt ja nicht um sonst die Südamerikaner hätten Feuer im Blut! Vor Allem aber haben sie sehr bewegliche Hüften, fühlen die Musik und schüchtern sind sie auch nicht. (Es wird sehr eng getanzt). Nach dem üblichen Mitternachtsfleischspieß, den es hier überall zu kaufen gibt (war aber eher so gegen 4) ging es nach Hause ins warme weiche Bett.

Insgesamt war es ein sehr gelungener Abend. Manchmal muss man sich eben nur trauen „JA“ zu sagen und einfach mitzumachen, auch wenn man vielleicht nicht ganz weiß, was gerade so abgeht!

Frieda (14.Sept, heute etwas verplant)

PS: Ich wollte noch Allen für die ganz lieben, kreativen Geburtstagsgrüße danken. Es hat mir viel bedeutet, dass ihr an mich gedacht habt.

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