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Die Straße der Ölsardinen (Camino del Norte 2)

Veröffentlicht: 23.09.2024

Der Tag des Pilgers beginnt zeitig, in meiner Herberge herrschte ab 6 Uhr Unruhe. Ein Handywecker, Geflüster, das Rascheln von Tüten und dann noch eine Taschenlampe, die erratisch durch dem Raum flackerte. Ich schaltete das Licht an, besser ein Ende mit Schrecken usw.


Wenige Minuten später war ich ebenfalls aufgestanden und startklar. Um 7 Uhr dann Aufbruch in die finstere Nacht. Spanien liegt weit westlicher als Deutschland (und trotzdem in der selben Zeitzone), aus diesem Grund geht die Sonne fast eine ganze Stunde später auf und unter als in Berlin, d.h. hier wurde es erst nach 8 Uhr hell und erst nach 20 Uhr dunkel.


Der Weg führte wieder durch die Hügel entlang der Küste. Flora und Fauna statt Café und Croissants. Auf der Hälfte des Weges lag der Fischerort Orio, mit Kirche aus dem Mittelalter und touristischer Infrastruktur. An die Hochzeit der Fischerei erinnerten eine Kunstinstallation aus Sardinenbüchsen und einige Industriebrachen, vermutlichen Konservenfabriken. Neben dem Fischfang waren die Basken über Jahrhunderte eine bedeutende Walfangnation, daran erinnern seit Bayonne Stadtwappen und Murals.


Nach nicht einmal fünf Stunden erreichte ich bereits mein Tagesziel: Zarauz, viel zu zeitig. Der Ort verfügte über einen überdimensionierten 2 km-Stadtstrand, eine furchtbar unspektakuläre Strandpromenade und eine Altstadt muy bonita. Historisch ist auch Zarauz eine Bäderstadt und eng mit Namen wie Isabella II., Königin Fabiola von Belgien, Marlene Dietrich und Jackie Kennedy verbunden.


Die Pilgerherberge war geschlossen ... ohne Angabe von Gründen ... (später fand ich raus, dass die Unterkunft nur im Juli und August geöffnet ist.)


Ein Aushang führte mich zum Nachbarhaus, dort bot eine geschäftstüchtige ältere Dame ein Zimmer für gestrandete Pilger an. Doña Josefina begrüßte mich herzlich und zeigte mir das Zimmer. Alles wirkte etwas in die Jahre gekommen, vor allem das Gästebad war verstaubt. Internet gab es keins. Trotzdem halfen die 25,- der Señora, ihre große Wohnung für sich und ihren, so vermute ich, pflegebedürftigen Ehemann zu unterhalten.


Den Nachmittag verbrachte ich am Strand und las übertrieben lange Wikipedia-Artikel zu Isabella II. von Kastilien, der ersten weiblichen Regentin des vereinten Spaniens, und über Königin Fabiola von Belgien.


Abends noch einige Pintxos und ein zweites Bier in meiner neuen Lieblingsbar, Arrano, schließlich war Samstag.

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Der Dank für den geliehenen Titel gebührt John Steinbeck, Literaturnobelpreisträger 1962.

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