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"Another Suitcase In Another Hall" (2/2)

Veröffentlicht: 17.04.2022

Der Cliffhanger war der Hammer im Werkzeugkasten des seriellen Erzählens, effektiv, schnell einsatzbereit, wenig subtil. Hier nun also die Fortsetzung des gestrigen Beitrags.

Zeit genießen, Zeit totschlagen - zwischen diesen beiden Polen verbrachte ich meinen Freitag und noch immer die bange Sorge über meinen Husten. Ein Test könnte mir Sicherheit geben. Einzig, es gab in Argentinien keine Selbsttests zu kaufen. Auch eine Infrastruktur öffentlicher Test-Zentren gab es hier nicht. Daher nutzte ich die Zeit, um Menschen zu kontaktieren, die ich in den vergangenen Tagen getroffen hatte.

Ausnahmslos wurde mir versichert, dass alle symptomfrei wären und dass eine Erkältung angesichts der Wetterlage zu dieser Jahreszeit nicht ungewöhnlich sei. Auch aus meinen letzten Hostels hatte ich nichts gehört. Das beruhigte mich und die Maske saß wieder ein klein wenig lockerer. 

Den frühen Nachmittag hielt ich mich über zwei Stunden an zwei Tassen Kaffee in einem Bier- und Mittagslokal fest, wo ich auch mein Mobiltelefon laden konnte. Im Anschluss Ortswechsel, in einer Grünanlage machte ich es mir auf einer Bank bequem, ließ mich von der Sonne durchwärmen und konnte im Hinblick auf mein Schlafdefizit eine Ruhestunde für mich verbuchen.

Meine Stimmung besserte sich, Sorgen verflogen und am Abend saß ich beim Bier und aktualisierte den Reiseblog, eine Tagesaufgabe, die mich stets positiv stimmte. Ausschweifende Stadtrundgänge und auch sonstige Aktivitäten reduzierten sich an diesem Feiertag auf ein Mindestmaß. Gesundheitlich war diese Auszeit sicher nicht verkehrt.

Abends traf ich dann Sebastian und Ignacio. Mit Sebastian war ich bereits am Dienstag unterwegs gewesen und er bat sich als lokaler Ansprechpartner an. Ein Angebot, das ich gerne annahm. Auch Sebastian war symptomfrei und er beschwichtigte mich, so dass wir uns abends zum Bier verabredeten. Das gemeinsame Bier schmeckte einfach besser. Ignacio, der um die Ecke im Ausgehviertel Palermo lebte, erbarmte sich schließlich meiner und ich konnte bei ihm übernachten. Eine glückliche Fügung, die mir schlaflose Stunden im kalten Morgengrauen ersparte.

Ostern konnte kommen.

...

Nachwort:

Der Epilog war die Ratsche in unserem Werkzeugset für Erzähler, denn sie vermochte es, lose Teile zu festigen und kam doch nur selten zum Einsatz.

Karsamstag freute ich mich auf meine neue Bleibe, auf eine Dusche und ein ausgedehntes Mittagsschläfchen wie ein sprichwörtlicher Schneekönig, als mein Mobiltelefon mich über den Eingang einer E-Mail benachrichtigte. Man wäre untröstlich, aber die heutige Reservierung müsse wegen Überbuchung storniert werden. Diese Mitteilung erreichte mich drei Stunden vor dem Check-in... Wechselbäder zwischen Ungläubigkeit, Frustration und Anflügen von Rachsucht gegenüber den unbekannten Absender überkamen mich.

Letztlich beschloss ich, den Vorgang zu ignorieren, gab mich lammfromm und machte mich auf dem Weg ins neue Hostel. Die junge Dame an der Rezeption begrüßte mich und beruhigte mich augenblicklich mit Erläuterungen, dass man das Problem der Fehlbuchung gelöst hätte, ich könne bleiben. Auf den nachträglichen Spannungsbogen hätte ich auch gerne verzichtet. Dennoch, das Ziel einer langen Reise war erreicht. 

Zum Abschluss wollen wir noch einen letzten Blick in unseren Werkzeugkoffer werfen und siehe da, Metaphern waren die Unterlegscheiben des erfolgreichen Fabulierens.


Frohe Ostern allerseits!!!


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