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"Another Suitcase In Another Hall" (1/2)

Veröffentlicht: 15.04.2022

Buenos Aires an Ostern war wie das erste Weihnachten in Bethlehem, völlig überbucht. Und nicht alles was hinkte, war ein Vergleich.

Strandurlaub, Rucksackreisen, Radwandern, Städtetrips, es gab unzählige Möglichkeiten, die schönste Zeit des Jahres für sich zu gestalten. Lediglich dem Feiertagswegfahren (egal ob über Pfingsten, Weihnachten oder Silvester) konnte ich nie wirklich etwas abgewinnen. Und genau dieses fehlende Gespür für eine vorausschauende Reiseplanung angesichts kalendarischer Gegebenheiten wurde mir an Ostern in Buenos Aires erneut zum organisatorischen Verhängnis, wie bereits an Silvester in Puerto Vallarta.

Meiner Gewohnheit folgend legte ich mich bei meiner Hostelauswahl immer auf etwa drei Nächte im voraus fest, zum einen um Missgriffe abzufedern, zum anderen um mir selbst gegenüber Flexibilität zu bewahren. 

Vergangenen Montag wurde mir schmerzlich bewusst, dass diese Taktik über Ostern in eine Sackgasse führen würde. Zwar gelang es mir noch, Mittwoch und Samstag abzudecken. Doch für Donnerstag- und Freitagnacht fand sich einfach keine Lösung. Auf Internetplattformen wurden Hotelzimmer im vierstelligen Bereich gehandelt und die angebotenen Resteposten auf Airbnb waren wenig vertrauenserweckend.

In Gedanken wägte ich verschiedene Möglichkeiten ab: Prinzip Hoffnung, Durchmachen, Abreise in eine andere Stadt oder Obdachlosigkeit.

Zusätzlich fühlte ich mich durch eine lästige Erkältung verunsichert, so dass ich ausgedehnte Klubbesuche für mich ausklammerte. Herbstwetter, Schlafmangel, außerdem vorübergehende Zahnschmerzen und drei Hostelwechsel in vier Tagen hatten mich in den vergangenen Tagen auch körperlich geschwächt.

Auf der Haben-Seite konnte ich lediglich meine letzte Herberge verbuchen. Das Hostel hatte Verständnis für meine Situation, so dass ich mein Gepäck dort verstauen konnte. Außerdem fasste ich die Sofas im gemütlichen Gemeinschaftsbereich bereits als Plan B. ins Auge. Mit dem Türcode war der Zugang ebenso problemlos möglich.

Den Donnerstag verbrachte ich nach ständiger Übung dann mit Stadtspaziergängen. Es bestand sogar die Möglichkeit für Mittagsschlaf in der Nachmittagssonne auf einer Parkbank.

Des Nachts dann suchte ich mein Heil in einem Selina-Hostel. Die Kette war mir seit Mexiko bestens vertraut und ich wusste um die Anonymität und Größe der Unterbringungen. Gegen 23 Uhr machte ich es mir unauffällig im leeren Gemeinschafts- und Barbereich gemütlich, später sank ich auf einer Bank in die Waagerechte. Nach 3 Uhr schließlich komplimentierte mich der Rezeptionist nach draußen. Wie ein Clochard strich ich ohne Eile durch die Straßen und gönnte mir noch ein Bier, bevor auch diese Bar um 5 Uhr schloss. Leidlich ausgeruht und voller Zuversicht auf den Tagesanbruch machte ich mich 4 km weit zu Fuss auf den Weg zu meinem alten Hostel. Um mich herum erwachte Buenos Aires nur der Sonnenaufgang ließ auf sich warten. Es war Karfreitag.

Angekommen in meiner Herberge vom Vortag machte ich es mir neben dem Nachtrezeptionisten auf einem der Sofas bequem und schlief tief und fest zwischen 6.30 und 8.30 Uhr. Es blieben 24 weitere Stunden.



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