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Begegnungen

Veröffentlicht: 20.12.2017


Die ecuadorianisch-peruanische Grenze an der Panamericana ist berüchtigt. Wenn man darüber liest, bekommt man das Gefühl in die schlimmste Gegend Südamerikas zu reisen. Und tatsächlich tummeln sich hier seltsame Gestalten, die aber meist harmlos einfach ihr Geld verdienen wollen. 30 Dollar mit dem Privattaxi über die Grenze scheint ein lukratives Geschäftsmodel zu sein. Wir lassen es bleiben und nehmen ein anderes Taxi bis zur Grenze für fünf Dollar. 


Romantische Momente sind beim Anstehen am Grenzposten kostenlos.

Grenzgebiete haben etwas Besonderes. Sie bieten Schauplatz für viele Szenarien, die man sonst nie zu sehen bekommt. Bis auf ein paar wenige Momente in Kolumbien, schien die Tragödie in Venezuela bislang weit genug entfernt. Nicht hier. 

An der Grenze angekommen erwartet uns eine lange Schlange von Menschen, aus deren Mitte immer wieder venezolanische Päße schimmern. Vor uns Leute zwischen 20 und 30 Jahren. Die Frau neben uns starrt auf unsere Päße. Ich werde schon wieder nervös und suche eine Möglichkeit ihr nachrennen zu können, was sich bei genauerer Betrachtung der Umgebung als etwas kompliziert darstellen könnte. "Sie wartet schon zwei Stunden hier", antwortet sie auf die Frage meiner Begleiterin. Ihr Mann kümmert sich drinnen um die Einreiseformalitäten. Das Visum für Flüchtlinge. Der Beamtenschalter vor uns. In der Schalteraufschrift Peru ist das e abgefallen, was mich ein wenig erheitert, und dann kommt es. 

Wie oft habe ich den Satz gesagt, aber nun fühlt es sich das erste mal seltsam an. Por turismo? fragt der Beamte. Si. por turismo, antworte ich, so wie jedesmal an der Grenze, immer mit dem Gefühl willkommen zu sein.

Im Wißen, daß mich jeder Flughafen hier in mein sicheres nach Hause bringen kann, zu meiner Familie, die auf mich wartet. Wo der Weg des jungen Paares hinter mir hingeht, ist unklar für mich. Auf jedenfall nicht nach Hause.

Tumbes, die erste Stadt Perus über der Grenze, ist vorallem eines: Eine laute, hektische Grenzstadt. Die Gruppe junger Tourismusstudenten, die uns zum touristischen Glücksgefühl in Tumbes befragt, wirkt etwas verloren. Denn hier gibts eigentlich nichts außer Lärm und Moskitos. Die meisten Touris bleiben hier nicht länger als eine Nacht. Und dennoch, wie immer mit Entdeckergeist und leicht high von der Überdosis Moskitospray, begebe ich mich in des Drachen Höhle, auf die Suche nach verstecktem Gold.

Holy jesus!!! Übergroße Jesusstatue in Tumbes

Kirche am Hauptplatz in Tumbes

Wer Perus Küste nach Lima folgt, alles entlang der berühmten Panamericana, dem fällt das Schwärmen schwer, denn hier bietet sich an Sightseeing eher karge Sandlandschaft, als atemberaubende Natur. Und dennoch bieten sich zwischendurch Gelegenheiten, um einen kurzen oder längeren Aufenthalt einzuplanen.

Ich surfe, also bin ich! Perus Küste ist ein kleines Mekka für coole Surfer und angekiffte Yogafanatiker. Wer nicht surft oder kifft, und dementsprechend auch in keinem der überteuerten #surfyogaveganichbinsohip-Hostels absteigt, kann günstig beispielsweise in Huanchaco piscoschlurfend den pazifischen Ozean bei Sonnenuntergang genießen.

Sonnenuntergang über Huanchaco

Mancora, das kleine Dörfchen zwei Stunden nach Tumbes bietet großartiges Ceviche und gemütlichen, unaufdringlichen Aussteigervibe.

Felipe, der freundliche Masseur vom Strand in Mancora stand immer noch nicht am vereinbarten Treffpunkt. 30 Minuten zu spät, für perunische Verhältniße nicht übel, lege ich mich schließlich doch noch auf das Massagebett in seinem Büro, was in etwa anmutet, wie die Szene eines schlechten Horrorfilms. Wieso zur Hölle steht die riesen Gefriertruhe in seinem Wohnzimmer und warum hängen überall gruselige Heiligenbilder?! Seine Hände massieren dann aber geschickt meine eben verstärkten Verspannungen wieder weg.

 "Ob ich an Gott glaube" fragt er mich,  während meine Kopfmuskulatur sich in Pudding zu verwandeln scheint. Und da sich seine Bärenhände meinem Hals gefährlich nähern, entscheide ich mich für die Antwort "Natürlich!"

Mein Hals knackt und ich fühle mich für eine Sekunde von all den Schmerzen, die ich je in meinem Leben hatte, befreit. Wir quatschen noch ein wenig über Priester, Heilige, Dämonen, darüber, dass der US President vermutlich ein Reptil in Menschenform ist, und dass Jesus der Masterplan für Alles hat. Jaa... Peruaner sind gläubig!

Das Ende der Massage runden wir dann natürlich mit einem gemeinsamen Gebet ab. Eines ist klar, meine Muskulatur ist tiefenentspannt und ich hab ein paar Bonuspunkte mehr bei dem alten Herrn da oben.

Pisco Sour am Strand von Mancora


Ich meinte, es hatte mir noch zugezwinkert

Wer weiß was das ist, darf das ins Kommentarfeld schreiben. Und vielleicht noch, ob das im Ceviche vorkommt;)


Abendrot in seiner vermutlich schönsten Form

Grabungsstädte bei Chiclayo. Großer Sandkasten für Erwachsene. Der Sandhaufen war tatsächlich mal ein Tempel.

Und was Lima mit Katzen zu tun hat, erzähl ich das nächste Mal.



 



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