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17-01-20: Begegnung mit Tränengas

Veröffentlicht: 18.01.2020

Bevor ich diesen Text verfasse eine Vorbemerkung: Liebe Schwiegermutter, mach dir keine Sorgen. Alles ist gut und bleibt auch so! 

Nachdem wir tolle und unbeschwerte Tage in der Weinregion hatten (siehe vorherigen Text) kommt nun ein nicht ganz so unbeschwertes Thema.

Heute sind wir wieder in Santiago de Chile angekommen und haben unseren Mietwagen zurückgegeben. Alles lief super. Wir konnten unser Gepäck erstmal in der Mietwagenstation stehenlassen (Danke, liebe Seelmann Autovermietung) und haben den Bezirk Italia erkundet. Italia gehört zu den angesagten Bezirken in Santiago. 

Schöne Fassaden im Bezirk Italia


Italia

Allerdings finden an der Plaza Italia auch immer die (täglichen) Demonstrationen statt. Tagsüber kann man ruhig hingehen. Am späteren Abend schreiten die Demos aber meistens aus. Die letzten drei Monate mit Demonstrationen haben in einem kleinen Radius um die Plaza Italia herum heftige Spuren hinterlassen. Neben vielen Graffiti sieht man zerstörte Scheiben, ausgebrannte Gebäude und zerstörte (und jetzt geschlossene) U-Bahn-Stationen. 

An der Plaza Italia


Zerstörte U-Bahn. Dignidad=Würde


ausgebranntes Gebäude


zerstörte Scheiben

Einige Argumente der Demonstrationen kann man verstehen. Die Lebenshaltungskosten in Chile sind in manchen Lebensbereichen so hoch wie in Deutschland. Benzin ist fast genauso teuer, das Essen in Restaurants, aber auch Brot und andere wichtige Lebensmittel kosten soviel wie bei uns. Das Durchschnittseinkommen ist jedoch nur ein Bruchteil von dem in Deutschland. Wir hatten bislang aber keinen Chilenen getroffen (vom Taxifahrer bis zum Vermieter von Ferienunterkünften), der Verständnis für die Demonstrationen hat. Die Zerstörungen sind nicht nachvollziehbar. U-Bahnen werden von den Menschen benutzt, die hier auf die Straße gehen. Heute haben wir allerdings mit einer Kellnerin gesprochen, die meinte, es sei überfällig gewesen und es müsse sich dringend etwas ändern.

Am Abend haben wir dann gesehen, wie sich wieder Demonstrationen auf der Plaza Italia bildeten. Gegen 21:00 kippte wohl die Stimmung. Menschen mit ihren Kindern verließen die Demo und es entzündeten sich Feuer. 500 Meter von dem Platz entfernt tobte allerdings das Vergnügungsleben im Bezirk Bellavista, in dem wir auch eine Airbnb-Wohnung haben. Als wir das Restaurant verließen, stellten wir bereits einen beißenden Qualm in den Augen und in der Nase fest. Das war bereits Tränengas. Wir gingen dann in ein anderes Lokal, um noch etwas zu trinken und saßen draußen. Das Personal wurde plötzlich immer nervöser und wir stellten fest, dass sich die Demo den Lokalen näherte. Alle wurde aufgefordert, in das Lokal hinein zu gehen, denn die Demonstranten fackelten auch schon etwas auf der Straße ab. Die bereits mit Brettern verbarrikadierten Gittertore, die es hier vor jedem Geschäft und jeder Kneipe ohnehin gibt, wurden geschlossen. Dann krachte bereits die Tränengasgranate (von der Polizei abgeschossen) ein paar Meter weiter ein und stoppte die Demonstranten, damit nicht auch noch dieser schöne Bezirk in Mitleidenschaft gezogen wird. Auf der Straße selbst konnte man es allerdings nicht aushalten. Die ganze Luft ist auch noch einige Zeit später vom Tränengas geschwängert. Schon eine seltsame Situation, aber man fühlt sich dennoch nicht unsicher.

Tränengasgeschwängerte Luft

Es ist und bleibt ein spannender Urlaub mit vielen Facetten.


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