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Mein Dschungelbuch

Veröffentlicht: 15.02.2017

Gestern habe ich mich früh Morgens auf den Weg zum Chitwan Nationalpark im Süden von Nepal gemacht. Eigentlich war das kein absolutes Muss auf meiner To-Do-Liste, aber Santosh meinte, dass es sehr sehenswert ist und jetzt bin ich wirklich froh, dass ich hier war. Der Name "Chitwan" bedeutet so viel wie "Heart of the Jungle" und der Nationalpark ist einer der besten Orte Asiens, um wilde Tiere zu beobachten.

Der Weg hierher war jedoch absoluter HORROR! 7 1/2 Stunden Busfahrt für 150 km Strecke. Die "Straßen" waren katastrophal und teilweise sehr gefährlich. Es war ein Wunder, dass der Bus nicht einfach in sich zusammengebrochen ist und ich habe die ganze Zeit verängstigt in den Abgrund geblickt und einfach gehofft, dass der Fahrer auch das Ziel hat, am Leben zu bleiben. Sein Fahrstil hat das allerdings nicht vermuten lassen... Schon in Kathmandu hat sich ein Mann neben mich gesetzt - obwohl eigentlich noch sehr viel Platz im Bus war. Geredet hat er auch nichts, bis wir dann auf den schlimmsten Streckenabschnitt aufgefahren sind. Da hat er folgendes Kommentar abgegeben: "It's a very dangerous and long road." Aaaaha, na das hab ich in dem Moment wirklich nicht gebraucht. Danach ist er auch wieder verstummt... 

Umso schöner war es dann, endlich im Hotel anzukommen. Die Unterkunft (Landmark Forest Park Chitwan) habe ich über Santosh gebucht. Es zählt nicht gerade zu den billigen Hotels, aber durch Santosh habe ich einen ordentlichen Rabatt bekommen. Also hab ich mir gedacht, ein bisschen was luxuriöses schadet auch nicht. Ich habe an der Rezeption dann gleich mal mein Programm für diesen und den darauffolgenden Tag bekommen. 

Den "Village Walk" habe ich gleich mal ausgelassen und bin auf eigene Faust losmarschiert, da ich lieber alles in Ruhe mit meiner Kamera erkunden wollte. Die Umgebung hier ist wirklich sehr spannend, aber die Leute leben hier teilweise auch in sehr ärmlichen Verhältnissen und die Kinder fragen nach Geld oder Süßigkeiten. Die meisten Menschen leben von der Landwirtschaft oder dem Tourismus. Das Leben ist hier viel ruhiger und langsamer als in der Stadt - allerdings nicht weniger staubig. 

Während meines Spaziergangs kam es dann auch zu den ersten Begegnungen mit Elefanten - mitten auf der Straße. Und einen davon durfte ich sogar streicheln.

Nach dem Abendessen - bei dem es zum Glück mehr Auswahl als Reis gab - konnte man eine traditionelle Tanzvorführung besuchen. War ganz interessant. An diesem Tag habe ich mich ein bisschen alleine gefühlt. In Kathmandu ist ja doch jeden Tag Full-House und hier habe ich dann niemanden zum Reden gehabt. Ich war aber sowieso sehr erledigt von diesem Tag und bin früh ins Bett.

Heute war dann der spannende Teil dran. Safari, Safari, Safari!

Früh um 7h war mal Frühstück an der Reihe (und wieder kein Reis - juhu!). Als ich da so alleine auf meinem Tisch gesessen hab, ist Amelaine (aus Australien, ca. so alt wie ich) zu mir gekommen und hat gefragt, ob sie sich zu dazusetzen darf. Wir haben dann ganz nett gequatscht und sind drauf gekommen, dass wir an diesem Tag das selbe Programm vorhaben. Sie war zuvor ein Monat in Sri Lanka und hat dort in einem Spital gearbeitet und reist jetzt noch ein paar Wochen mit ihren Eltern herum. Die waren übrigens auch sehr nett und ich habe den ganzen Tag mit der Familie verbracht und mich sehr gut unterhalten. 

Die Station für die Elefantensafari war nur wenige Gehminuten vom Hotel entfernt. Schon die Atmosphäre an diesem Morgen war perfekt für eine Tour im Dschungel. Die Sonne ein runder, roter Ball am Horizont, leicht diesiges Wetter, aber angenehm warm. Wunderschön! Und noch schöner, als ich dann endlich auf den Rücken eines Elefanten steigen durfte. Auf jedem Elefanten war ein Korb angebracht, in dem vier Leute Platz hatten. Vorne saß der Mahout (Elefantenreiter). Dieser arbeitet sein Leben lang mit dem selben Tier.

Ich habe eine Weile überlegt, ob ich überhaupt eine Elefantensafari machen soll, da man immer wieder hört, dass die Tiere nicht so gut behandelt werden. Ich habe aber auch gelesen, dass die Mahouts in Chitwan etwas fortschrittlicher sind und der WWF den Elefantenreitern auch Methoden gezeigt hat, wie man die Tiere ohne Gewalt, sondern mit Kommandos kontrollieren kann. Das Trainieren von Elefanten hat hier eine lange Tradition und ist einer der Haupteinnahmequellen für den Tourismus. Es wäre also absurd, es den Menschen zu verbieten. Uns verbietet ja auch niemand, dass wir Kühe, Schweine und Hühner auf engstem Raum zusammenpferchen und mit Antibiotika vollstopfen, was ich übrigens als viel größeres Übel ansehen. Denn was ich hier so mitbekommen habe, wird sich wirklich um die Elefanten gekümmert und sie bekommen viel Auslauf und Pflege. 

Ich habe also dann doch guten Gewissens an der Safari teilnehmen können und es war ein absolutes Highlight. Sehr bequem ist es nicht gerade auf einem Elefanten zu reiten, da sie sehr schwerfällig und mit schwankenden Bewegungen voranschreiten. Andererseits bewegen sie sich auch sehr sanft und vorsichtig voran und man hat einen tollen Überblick und kann die Aussicht richtig genießen. Da andere Tiere auch keine Scheu vor den Elefanten haben und wir uns sehr leise verhalten haben, konnte man sehr gut das Wildleben beobachten. Gesehen haben wir indische Panzernashörner - Gaida (Mutter und Kalb), Sumpfkrokodile, Axishirsche, Affen, einen Adler, Störche und eine Vielzahl an bunten Vögeln. In Chitwan gibt es auch noch bengalische Tiger - Bagh genannt und Lippenbären - Bhalu. Diese sieht man aber so gut wie nie. Elefanten werden hier übrigens Hathi genannt. (Den Disneyfans sind jetzt sicher schon einige Namensähnlichkeiten mit den Figuren aus "Das Dschungelbuch" aufgefallen haha) 

Es war wirklich ein atemberaubendes Erlebnis, den Nationalpark auf diese Weise näher kennen zu lernen und man hat sich ein bisschen mehr in die Natur integriert gefühlt. 

Am Nachmittag und nach einem gemeinsamen Mittagessen mit den Australiern war dann eine Kanufahrt auf dem Rapti River am Programm. Wir saßen zu mehrt in einem Einbaum und anfangs hat es sich etwas wackelig angefühlt. Der Fluss hat eine leichte Strömung, von der wir uns dann gemütlich treiben haben lassen. Am Ufer konnten wir zahlreiche Krokodile beobachten. Angst hatte ich keine vor ihnen, da sich kein einziges im Wasser aufhielt, sondern alle faul am Ufer in der Sonne gelegen sind und sich keinen Millimeter bewegt haben. Axishirsche, Wasserbüffel und viele Vögel konnten wir auch beobachten. 

Anschließend hat der Ranger dann noch einen Jungle Walk mit uns gemacht und wir sind ca. eine Stunde durch den Dschungel spaziert, was einerseits sehr interessant, aber manchmal auch ein bisschen nervenaufreibend war. Zu Beginn haben wir nämlich eine Einschulung bekommen, wie man sich zu verhalten hat, wenn man auf gefährliche Tiere, wie Nashörner, wilde Elefanten, Bären oder Tiger trifft. Bei Nashörnern muss man sich entweder hinter großen Bäumen verstecken oder auf einen Baum klettern. Ist kein Baum in der Nähe, zick-zack laufen. Gegen Tiger kann man sich eigentlich nicht wirklich wehren, außer laut schreien, aber die sind nur am Morgen und am Abend auf der Jagd. Unter Tags schlafen sie und sind sehr scheu. Bei allen Tieren hilft es übrigens, wenn man Kleidung abwirft. Da die meisten sehr gut riechen, aber schlecht sehen, sind sie eine Weile mit dem Kleidungsstück beschäftigt und man hat eine Chance zu flüchten. Mit diesen Informationen haben wir also mit dem Spaziergang begonnen haha 

Gefährlichen Tieren sind wir zum Glück nicht begegnet, aber als wir ein paar Tigerspuren gesehen haben und etwas später an hohem Gras vorbei getrampelt sind ist mir schon etwas bange geworden. 

Der Abschluss war dann ein Besuch im Elefant-Breeding-Centre. Das ist eine Aufzuchtstation für Elefanten, die dann später zu Reittieren ausgebildet werden. Das Projekt wird vom Staat finanziert und so müssen keine wilden Elefanten gefangen werden, oder Elefanten von Indien nach Nepal geschmuggelt werden (ich frag mich wie man die schmuggelt, aber ja, das soll vorkommen). Die Elefanten werden dort wirklich gut behandelt und nach vier Jahren im Freigehege in der Aufzuchtstation verbringen sie ihre erste Trainingszeit im Dschungel, wo sie Parkranger und andere Elefanten bei der täglichen Patrouille begleiten. Später werden sie dann auch in die Stadt geführt, damit sie sich an die Menschen und den Verkehr gewöhnen können. 

Beim Abendessen habe ich dann noch lange mit den Australiern gequatscht und sie haben mir ein paar hilfreiche Tips für Neuseeland mit auf den Weg gegeben. Ich habe es sehr genossen den Tag mit dieser Familie zu verbringen und habe mich bei ihnen sehr wohl gefühlt. Meine erste Bekanntschaft mit anderen Reisenden auf meinem Solotrip war also sehr positiv und ich freue mich schon auf neue Bekanntschaften. 

Diese werde ich hoffentlich in Pokhara machen, meinem nächsten Aufenthaltsort. Morgen nach dem Frühstück gehts dann gleich zur Busstation. Ich hab schon Angst vor dem fürchterlichen Streckenabschnitt und hoffe, dass alles gut geht und die restliche Strecke nach Pokhara nicht all zu schlimm ist. Busfahren ist hier absolut nicht mein Ding - aber jetzt bin ich ja schon hier und irgendwie muss ich auch wieder zurück. Es wird sich also nicht vermeiden lassen... 


Antworten (1)

Thomas
Bei deiner Schilderung über das richtige Verhalten beim Aufeinandertreffen von Wildtieren habe ich herzhaft lachen müssen. Ich weiß, dass es nicht ungefährlich und lustig ist aber, du hast es vortrefflich geschildert. Die Vorstellung, wie du durch den Dschungel rennst und du dich bei Gefahr richtig verhältst (Kleidung wegwerfen, auf einen Baum klettern aber leider kommt man auf keinen hinauf etc.) waren sehr amüsant. Die Bilder sprechen für sich und der Busfahrer will sicher auch noch länger leben ;-). Wieder ein schöner Beitrag von deiner Reise durch Nepal. LG

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