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Chile again - Puerto Tranquilo

Veröffentlicht: 26.03.2023

Als wir heute Morgen aufwachten, wollten wir schnell loskommen, da es heute wieder nach Chile gehen sollte. Das letzte Mal hat der Grenzübertritt ziemlich lange gedauert und wir müssen heute noch 4 Stunden nach Porto Rio Tranquillo fahren. Doch als wir unsere Rucksäcke ins Auto packen wollten, bemerkten wir, dass ein Reifen platt war. Also wollte Christian erst einmal zur Tankstelle, um dort den Reifen wechseln zu lassen. Bis dahin ist er aber gar nicht gekommen, denn der Reifen war so platt, dass Christian damit nicht mehr weiter fahren konnte. Also hielt er am Seitenrand an und wechselte den Reifen selbst. Dann fuhr er wieder zu uns zurück. Mittlerweile war es schon 11:30 Uhr. Da nun der kaputte Reifen den ganzen Kofferraum einnahm, mussten wir sämtliches Gepäck auf den Schoß nehmen.

Zum Glück fanden wir schnell eine Autowerkstatt. Wir kamen auch sofort dran. Und zum ersten Mal konnten wir beobachten, wie bei einem Autoreifen ein Loch gefunden wird und geflickt wird. Das fanden wir alle sehr spannend, ganz zur Freude des Angstellten. Ich glaube, so viel Interesse hat noch kein Kunde gezeigt. Immer wieder musste er posieren, um mit uns Fotos zu machen. Ein spitzer Nagel war schuld an der Misere.

Nun war es schon so spät, dass wir alle wieder Hunger hatten. Wir suchten das nächst beste Restaurant auf, um ein letztes Mal argentinische Essen zu genießen. Da wir von Fleisch mal wieder genug hatten, bestellten wir Gnocchi. Und dieses Gericht mit Fleischsauce und selbstgemachten Petersilienpesto waren die besten, die wir je gegessen hatten. Natürlich mussten wir den Koch nach dem Rezept fragen, das er uns sehr gerne preisgab. Die Portionen waren riesig, so dass wir nicht alles essen konnten. Den Rest packte der Koch uns ein.

Da die Grenze nur 3 km entfernt war und wir wussten, dass wir keine Nahrungsmittel nach Chile transportieren durften, versuchte Heike die leckeren Gnocchis an den Mann oder Frau zu bringen. Es schien jedoch, dass in dem Örtchen schon jeder zu Mittag gegessen hatte, denn niemand wollte unser leckeres Essen. Selbst der Backpacker am Straßenrand nicht. Der hatte sich schon gefreut, er würde mitgenommen werden. Kurz darauf trafen wir ihn aber an der Grenze wieder. Backpacker werden relativ schnell mitgenommen. Das ist hier so üblich. Wir haben leider überhaupt keinen Platz mehr im Auto.

Kurz darauf erreichten wir den Grenzposten. Erst dachten wir, wir seien alleine. Denn weder ein Grenzer noch sonst irgendjemand war zu erkennen. Wenn wir gewollt hätten, hätten wir einfach weiter fahren können. Pflichtbewusst hielten wir aber an und gingen in das Grenzhäuschen. Dort fanden wir tatsächlich eine Beamtin. Diese vereinte gerade sämtliche Funktionen: Grenzbeamte, Zoll und Grenzpolizei in ihrer Person. Sie sah sich unsere Ausweise an und schickte uns dann tatsächlich zum nächsten Schalter. Dort kam dann eine weitere Person zum Vorschein, die bis dahin unentdeckt geblieben war. Diese schaute sich dann die Papiere an und gab sie uns einfach wieder zurück. Wir dachten, jetzt passiert noch etwas, aber sie sagte nur, wir müssen jetzt weiterfahren und in 6 km Entfernung den chilenischen Grenzposten aufsuchen. Das taten wir dann auch. Wir hatten fast das Gefühl, die waren froh, uns los zu sein. So einfach ging das!

Der chilenische Grenzposten war schon von Weitem sichtbar und mit mehreren Grenzbeamten besetzt. Wieder waren wir das erste Auto. Wir gingen also hinein und gaben unsere Pässe der Grenzbeamtin. Diese scannte sie fein säuberlich. Es hatte aber den Anschein, als dass sie noch neu war. Denn ein anderer Beamte erklärte ihr bei jedem Pass von neuem, wie der Pass auf das Scanner gelegt werden musste. Da es aber nur eine Möglichkeit gab, den Pass darauf zu legen, war uns nicht klar, warum die Dame jedes Mal neue Anweisungen erhalten musste. Auch war uns nicht klar, warum sie unsere Büroklammern aus den Pässen entfernte, die wir nämlich sehr praktisch fanden. Man bekommt bei der Einreise in Chile nämlich einen kleinen Ausdruck, den man unter allen Umständen bei der Ausreise wieder vorzeigen muss. Hat man diesen Zettel nicht, muss man ihn sich aufwändig Irgendwo (wir wissen nicht genau wo) besorgen. Diesen Stress wollen wir auf jeden Fall vermeiden.

Danach gingen wir dann also zum Zoll. Dort mussten wir angeben, ob wir frische Lebensmittel dabei hatten. Wahrheitsgemäß gaben wir alles an und so wurde dann unser Auto komplett durchsucht. Sogar die Motorhaube mussten wir öffnen. Auch mussten wir alle unsere Rucksäcke in die Grenzstation hineintragen, damit sie wie bei der Sicherheitskontrolle im Flughafen gescannt werden konnten. Das machten alle Reisenden vor und nach und so. Nachdem wir dann 2,2 Kilo Bananen, 0,2 Kilo Knoblauch und 0,4 Kilo (alles wurde fein säuberlich gewogen bevor es dann letztendlich doch weggeworfen wurde!) abgegeben hatten, durften wir weiter fahren. Als wir ein bisschen gefahren sind, ereilte uns ein ganz beklommenes Gefühl. Alles sah auf einmal nicht mehr so heiter aus, selbst die Pferde am Wegesrand schienen unzufrieden. Es lag daran, dass alle Häuser wieder von einem Zaun umgeben waren und aussahen, als würden sie nur noch durch viel guten Willen zusammengehalten werden. Uns ist schleierhaft, wieso der Standard der Häuser in Chile so viel geringer ist als in Argentinien, obwohl Chile von den Zahlen her reicher ist als Argentinien. Auch das Sicherheitsgefühl der Menschen in Chile muss viel geringer sein, da wirklich auch das älteste Haus von einem hohen Zaun geschützt werden muss. Für uns ist es immer wieder bedrückend zu sehen, wie ärmlich die Menschen in Chile leben. Die Häuser bestehen aus verschiedenen zusammengeschusterten Materialien. Das ist leider in den meisten Orten, in denen wir waren, Standard.

Der Weg nach Puerto Tranquilo war atemberaubend schön. Es windete ziemlich stark, doch einmal haben wir uns doch nach draußen getraut, um die Aussicht zu genießen. Immer wieder kamen uns Fahrradfahrer entgegen und wir konnten nur staunen, wie sich teilweise auch ältere Menschen motivieren konnten, eine solche Stecke ohne e-bikes zu fahren. Die Straße schlängelte sich kilometerlang steil den Berg hinauf und das bei extrem schlechten Strassenverhältnissen und starkem Wind. 

Als wir in Puerto Tranquilo ankamen, machten wir uns so gleich auf die Suche nach Touren zur Marmorhöhle und zum Gletscher. Es stellte sich heraus, dass die ersten Angebote auch die billigsten waren. Dieser Ort lebt vom Tourismus. Fast jedes Haus vermietet entweder eine Unterkunft oder betreibt einen Supermarkt oder bietet Führungen zu den Attraktionen an. Die Preise sind so, dass wir jetzt denken, es wurden ein paar Nullen zu viel hinzugefügt.

Wir vermissen bei den Menschen hier die Herzlichkeit und das Lächeln, das uns in Argentinien überall begegnete.

Bei Eiseskälte (10C) hüpften Flora und Heike immer wieder aus dem Auto, um Unterkünfte anzuschauen. Christian und Mattis blieben chillig im Auto sitzen. Da dieser Ort sehr klein ist, war es Flora und Heike irgendwann zu doof mit dem Auto zu fahren und sie suchten den Ort zu Fuß ab. Christian machte sich erst gar nicht die Mühe, uns zu folgen, selbst als es anfing zu regnen. Flora hatte eine Unterkunft entdeckt, die sie unbedingt anschauen wollte. Leider konnten wir die Vermieterin nicht erreichen. Wir hatten schon die Hoffnung aufgegeben, da kam Christian ganz entspannt mit der Vermieterin um die Ecke gelaufen. Es war dann auch die Hütte, die wir letztendlich genommen haben. Wenn man die Unterkünfte mit denen von Argentinien vergleicht, ist diese hier sehr viel kleiner, kostet aber das dreifache.

Da es in unserer Cabaña (Unterkunft) sehr kalt war, versuchte sich Christian gleich an dem Holzofen. Schon eine Stunde später knisterte es schön gemütlich im Ofen. Mit einer warmen Suppe im Bauch schliefen wir zufrieden ein.

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