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Die eifrigen Japaner

Veröffentlicht: 24.04.2023

5:30 Uhr, alle glockenwach!

Aber das passt uns ganz gut. Wir sind dann erst mal zu einem Lawson Supermarkt gefahren und haben uns Kaffee geholt. Wir lieben den Kaffee Latte Hot Mega. Und zwar in der Reihenfolge. Anders verstehen das die Verkäufer bei Lawson nicht.

Danach haben wir gemütlich auf dem Parkplatz gefrühstückt. Es war aber nicht nur irgendein Rastplatz. Es war ein Parkplatz am See vor dem Fuji. Mit einer spektakulären Aussicht genossen wir unseren Kaffee und unser leckeres Müsli.

Dann ging es zu einem weiteren Highlight der Kirschblüte: dem berühmten Aussichtspunkt auf den Fuji. Dort waren wir bereits schon im Winter. Damals war die Aussicht mit den herbstlichen Farben wunderschön. Nach kurzer Zeit haben wir gesehen, dass sämtliche Parkplätze gesperrt waren. Wir wurden also auf einen riesigen Sandplatz, auf dem Parkplätze eingezeichnet waren, dirigiert. Dort konnten wir parken. Zu diesem riesigen Parkplatz wurden wir engmaschig durch Leuchtstabschwenkende Parkeinweiser gelotst. Sobald nur jemand blinkte und den Anschein erweckte in den gesperrten Parkplatz fahren zu wollen, sprang dieser auf die Straße und blockierte sämtlichen durchfahrenden Verkehr. So auch bei uns. Kaum hatten wir geblinkt. Schon wurde die Straße in beide Richtungen vollständig gesperrt, damit wir problemlos abbiegen konnten und in das riesige Parkarsenal einfahren konnten. Dort bekamen wir erst einmal Postkarten von dem, was wir gleich sehen werden. Zudem eine Karte, die uns den etwa 500 m langen Weg, der eigentlich nur gerade ausging, noch mal ausführlich erläuterte und eine weitere Karte mit Sehenswürdigkeiten in der Umgebung. Wie es in Japan üblich ist, reicht es nicht aus, dass auf dem Platz sämtliche Parkmöglichkeiten eingezeichnet waren. Nein, es mussten auch noch fünf Parkwächter dort ihren Dienst verrichten. Diese wiesen uns ebenfalls so engmaschig in eine Parklücke, dass und das mal wieder an eine Ameisenstraße erinnerte.

Danach ging es zum Shuttle Bus. Auch dort fühlten wir uns zum Bus eskortiert. Auf 100 m winkten uns drei Leute im Abstand von wenigen Metern fortlaufend zu. Als wir dann den Shuttle Bus erreichten, waren alle Sitzplätze schon belegt. Also standen wir. Das ist in Japan allerdings nicht so üblich. Ein raunen ging durch den Bus. Der Fahrer winkte uns etwas näher zu sich. Auf einmal klappten weitere Stühle aus, die versteckt hinter den normalen Sitzen waren und uns jetzt Sitzplätze im Mittelgang boten. Als wir darüber überrascht lächelten, fingen die Japaner auch an zu lachen und freuten sich mit uns, dass wir so überrascht waren. Für die in der Regel recht zierlichen Japaner mögen diese Stühle ausreichend sein. Für unsere Kinder auch. Den Rest könnt ihr euch denken. So nah kamen wir in den Bussen noch nicht mal den Chilenen.

Nach der kurzen Fahrt zu unserer Ausstiegsstelle, gesäumt von weiteren Parkwächtern, die dem Busfahrer, der diese Tour schon seit zwei Wochen ungefähr 100 mal am Tag fährt, trotzdem noch den Weg wiesen, und er sich immer noch freundlich bedankte, konnten wir aussteigen. Das war im Winter einfacher. Wir parkten damals direkt am Aussichtspunkt und waren fast alleine da.

Damals war die Sicht auf die in herbstfarben getauchten Hänge sehr schön. Getoppt wurde dieser Ausblick aber jetzt durch die wunderschönen Farben der Kirschblüte. Wir gingen einen Serpentinenweg hinauf zu dem eigentlichen Aussichtspunkt. Dort war eine Aussichtsplattform. Sobald wir dieser näher kamen, begann sich das Netz der Anweiser zuzuziehen. An der eigentlichen Abzweigung konnte man gar nicht falsch laufen, dennoch standen dort drei nette Herren, die uns den Weg wiesen. Auf der Aussichtsplattform selbst herrschte leichtes Gedränge. Auch setzten sich einige auf die Stufen, um den Ausblick zu genießen. Das Hinsetzen war allerdings nicht gestattet. Aus diesem Grund gab es zwei Parkwächter, die mit Megafonen ausgerüstet waren und die Leute damit aufforderten, sich nicht hinzusetzen und langsam weiter zu laufen. Völlig untypisch für Japaner befolgten einige dieser Anweisung nicht. iEinem der beiden Aufseher platzte dann in regelmäßigen Abständen der Kragen und er kam von seiner Position angelaufen und brüllte immer noch in sein Megaphon, diesmal mit sehr geringen Abstand zu den Sitzenden. Als er angelaufen kam, sprangen die Japaner wie aufgescheuchte Hühner auf und taten so, als wäre nichts gewesen. Als der Aufseher zufrieden ihnen den Rücken zukehrte, setzten sie sich wieder hin. In diesem Moment dachten wir, wir seien wieder in Chile oder in irgendeinem anderen Land. Auf jeden Fall fragten wir uns, ob die Menschen, die wir dort sahen, wirklich Japaner sind oder nur so aussahen.

Als wir von dem Spektakel genug hatten und die Aussicht auch ausgiebig genossen haben, liefen wir zurück und durften diesmal im Shuttle Bus auf richtigen Sitzen Platz nehmen. Dann ging es weiter zum zweiten Park.

Wir fuhren keine 10 km. Diesen Park hatte Heike in akribischer Recherche als den schönsten in der Gegend für die Kirschblüte herausgefunden. Wir kamen also an und stellten uns darauf ein, wieder sowohl auf dem Parkplatz als auch zur Aussicht geleitet zu werden. Aber es sollte anders kommen. Wir fuhren auf einer sehr engen kurvenreichen Straße immer bergauf. Wir dachten schon, wir würden verbotenerweise durch den Park fahren. Aber tatsächlich erreichten wir am Ende einen riesigen Platz, auf dem Parkplätze eingezeichnet waren. Allerdings stand dort kein einziges Auto. Auch sonst sahen wir niemanden. Die vielen Kirschbäume, an denen wir bereits vorbeigefahren waren, blühten, aber anscheinend nicht mehr so prächtig, sodass sich die Japaner die Mühe machen würden, sie zu betrachten. Als wir dann etwas weiterfuhren, wurde unsere Annahme bestätigt. Es wurden bereits die Klohäuschen und auch alle Verkaufsstände abgebaut und abtransportiert. Das war uns nur recht. Wir nutzten die Idylle und stellten unsere Campingausrüstung vor unser Wohnmobil und fingen an zu kochen, um dann mit einer tollen Aussicht auf die Kirschblüten und den Fuji lecker zu essen.

Nach dem leckeren Essen fuhren wir weiter. Wir entschlossen, uns auf unserer Route nach Caillou eher am Meer entlang zu fahren. Also fuhren wir los ohne zu wissen, wie lange wir eigentlich fahren wollten ind wo wir übernachten werden. Aber Heike wusste ganz bestimmt, dass sie heute in ein japanisches Bad, einem Onsen, gehen möchte. Also suchten wir einen Onsen. Dieser war mitten in der Stadt. Auf dem Weg dorthin fanden wir einen Fußonsen, bei dem man einfach die Füße in heißes Wasser hängt. Diese gibt es häufiger in den Städten, was wir eine tolle Sache finden. Nachdem es dann aber angefangen hatte zu nieseln, gingen wir doch weiter in das richtige Onsen.

Onsen sind immer ein Höhepunkt für Heike und Flora. Für Mattis und Christian eher eine Notwendigkeit.

Es lohnt sich immer in Japan die Augen offen zu halten. Da wir die Schriftzeichen nicht lesen können, müssen wir uns also an die anderen Menschen halten und deren Vorbild folgen. Da Heike ja gerne Leute beobachtet ist es ja genau ihr Ding. Und so kam es, dass wir in unserem Onsen auch eine Wäscherei entdeckten. Da wir seit Hawaii nicht mehr unsere Sachen gewaschen haben, stopften wir jetzt sämtliche Waschmaschinen mit unseren Klamotten voll. Das passte ganz gut, weil wir ja sowieso Zeit in den Onsen verbrachten. Da Christian nicht der große Onsen Fan ist, war es seine Aufgabe, zwischendurch aus dem heißen Bad zu gehen und die Wäsche in den Trockner zu stopfen.

Und wieder entdeckten wir etwas Neues. Diese Waschmaschinen waren total reinlich. Man konnte nämlich noch ein Maschinenreinigungsprogramm starten, bevor man seine eigene Wäsche in die Maschine macht. Das fand vor allem Heike sehr toll.

Wir hatten zuerst etwas Angst, weil wir kein Waschmittel hatten. Als wir dann aber die spärliche englische Übersetzung der Anleitung lasen, fanden wir heraus, dass das Waschmittel automatisch zur Wäsche hinzugegeben wird. Noch so ein Highlight! Vorweg muss man erwähnen, dass die Onsen nach Geschlechtern getrennt sind. Außerdem werden die heißen Bäder nackt betreten. Man geht zuerst in einen separaten Bereich, wo man sich auf einen Hocker setzt und sich gründlich abduscht und einseift. Das Duschen im Stehen ist strengstens verboten, denn es könnte ein paar Spritzer auf den Nachbarn oder Nachbarin kommen. Trotzdem hat Mattis aus Versehen seinem Hntermann ungefähr eine halbe Minute lang mit dem Duschstrahl abgespritzt. Dieser hat aber nichts gesagt.

Ein Onsenbesuch läuft bei den Männern und Frauen unserer Familie so ab:

bei Mattis und Christian: nach der anfänglichen Reinigung wird das kälteste Becken, das immernoch mindestens 36° hat, gesucht und sich dann dort hineingelegt und nicht mehr bewegt.

Bei Flora und Heike: auch da wird nach der anfänglichen Reinigung in jedes Becken mal der kleine Fußzeh hineingesteckt. Wie bei den Männern auch gehen Heike und Flora zuerst einmal in das kälteste Becken. Aber danach trennen sich Heikes und Floras Wege. Flora sitzt eigentlich die ganze Zeit nur noch im Kältebecken, das etwa 19° hat. Heike schafft es auch in die anderen Becken.

Da anscheinend die Frauen ihre Kinder mitnehmen und nicht die Männer, ist es dort sehr lebendig. Es wird gequatscht und gelacht. Heike und Flora werden neugierig beäugt, da sie die einzigen Europäer sind. Daher werden sie auch jedes Mal angesprochen.

Die Japanerin wollen immer wissen, woher sie kommen, ob sie hier leben, wie sie unterwegs sind und was sie bereisen. Wenn Heike die erste Frage mit Germany beantwortet, runzeln sie ahnungslos die Stirn. Wenn sie aber deutsch sagt, kommt ein erhelltes Lächeln in ihr Gesicht. Anscheinend ist „Deutschland“ auch im Japanischen gebräuchlich.

Die Japanerinnen beim Säubern zu beobachten ist ein Highlight für die Frauen. Es wird geschrubbt, geschabt und eingecremt wie verrückt.

Die Sache mit der Hygiene ist uns nicht ganz klar. Auch im Dampfbad setzt man sich auf Schaumstoffkissen. Diese Kissen werden zuvor nur in das Kaltwasserbecken getunkt. Wahrscheinlich um die Bakterien einzufrieren.

Nach dem Onsen sitzen die japanischen Kindern auf kleinen Stühlchen und werden von ihren Müttern geföhnt. Bei Heike und Flora ist es andersherum.

Nachdem wir alle mit den Onsen fertig waren, gingen wir und wollten unsere Wäsche holen. Leider war sie noch nicht ganz trocken. Also mussten wir einen zweiten Trockengang einschieben. Aber das war gar nicht schlimm. Wir gingen einfach in unser Wohnmobil. Dort fingen wir an unser Abendessen zu kochen und ein paar Runden UNO zu spielen. Wir vergaßen die Zeit. Glücklicherweise holten wir unsere Wäsche 10 Minuten bevor Onsen schloss ab.

Wir fuhren dann zu einem nahe gelegenen Rastplatz. Als wir dort ankamen, schliefen die Kinder bereits.

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