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Die Jagd nach der Kirschblüte

Veröffentlicht: 23.04.2023

Um 5:30 Uhr waren wir alle glockenwach! Jetlag sei Dank konnten wir nun den Tag in vollen Zügen schon um diese Uhrzeit ausnutzen! Also fuhren wir los und holten uns einen Kaffee bei 7 Eleven.

Danach begann Heike nach den besten Plätzen zu suchen, um die Kirschblüte in vollen Zügen zu genießen. Nach einer ausgiebigen Recherche stand der Plan für heute. Also fuhren wir los, bzw. Heike fuhr los. Alle waren daher etwas angespannt, da sie zum ersten Mal ein Wohnmobil fuhr. Ab und zu musste ihr Christian sagen, dass sie anhalten müsse, da die Ampel rot sei. Sie war so konzentriert darauf in der Spur zu bleiben. Aber man kann ja schließlich nicht auf alles achten.

Um schneller voranzukommen, entschlossen wir über die Autobahn zu fahren. Das ist eine Kombination zwischen Tunnel und Brücken, die komplett durch die Bucht von Tokio geht. Der Anblick einer so riesigen Konstruktion war schon beeindruckend. Normalerweise nehmen wir sehr selten die Autobahn, da die Autobahngebühren in Japan sehr hoch sind.

Recht schnell und wohlbehalten waren wir schon an unserem ersten Park. Es war ein süßer, verträumter Park mit kleinen Brücken, einer kleinen Auswahl an Foodtrucks und einem schönen Aussichtspunkt. Dort war die Kirschblüte sehr schön zu sehen.

Danach ging es weiter zum zweiten Park. Bei diesem musste man fürs Parken bezahlen. Die Parkautomaten waren durch kleine Dächer geschützt. Da die Dächer leider nicht so hoch waren, dass wir mit unserem Wohnmobil hinein fahren konnten, mussten wir einfach ein bisschen links bleiben und konnten so an dem Dach vorbeifahren und parken. Unser Wohnmobil ist zwar weniger als 5 m lang und zählt daher als normales Auto, dennoch gibt es ab und zu Probleme beim Einparken. Auf diesem Parkplatz fanden wir nur noch einen leeren Platz vor. Um nachher besser heraus zu kommen, wollte Heike rückwärts einparken. Die Betonung liegt auf wollte. Mit einer Eselsgeduld wies Christian Heike in die durchaus große Parklücke, besser gesagt, er versuchte es. Wie sooft ignorierte Heike aber häufig seine Anweisungen. Dementsprechend dauerte es auch. Mittlerweile bildete sich schon eine Schlange von Autos, die den Parkplatz verlassen wollten, aber nicht konnten. Davon ließ sich Heike aber überhaupt nicht beeindrucken. In einer Seelenruhe rangierte sie immer wieder vor und zurück, dabei sämtliche Anweisungen von Christian ignorierend. Als dann, auch wieder sehr untypisch für Japaner, zwei Autofahrer anfingen zu hupen, entschloss sich Heike dann doch, Christian das Einpacken zu überlassen. Dieser zweite Park war noch viel größer als der erste. Es gab einige Teiche. Auf dem Dach des Restaurants konnte man Badminton spielen und auf den Wiesen tummelten sich Familien und Schüler. Auf dem Spielplatz gab es eine lange Rutsche. Diese war aber leider nur für Menschen zwischen sechs und zwölf Jahren. Und so konnten wir beobachten, wie einige Mütter ihre Kinder bis zur Rutsche begleiteten. Die Kinder rutschten dann und die Eltern rasten die Treppen neben der Rutsche hinunter. Die Rutsche war aber so lang, dass die Kinder bereits etwa 1 Minute warteten, bis die Eltern, völlig aus der Puste, unten ankamen. Die Rutsche war sehr verlockend, denn sie war wirklich lang und man war ordentlich schnell. Das ist recht untypisch für Japan, denn normalerweise sind die Rutschen hier recht langsam, damit auch ja nichts passiert. Außerdem sind sie extrem gesichert. Am Ende dieser Rutsche stand eine Warn- Pylone mit einem kleinen Blinklicht darauf, das dann anging, wenn der Rutschende unten ankam und der nächste rutschen durfte. So ganz können es die Japaner doch nicht lassen.

Alles in allem war diese Rutsche also sehr verlockend für Heike und Christian. Daher machten wir es zuerst so wie die anderen Eltern auch: wir begleiteten unsere Kinder bis zum Einstieg der Rutsche. Zuerst rutschten die Kinder. Danach schauten sich Heike und Christian um, ob irgendwo ein Parkwärter oder ein zu aufmerksamer Elternteil uns beobachtete. Zwar sahen wir einige Mütter, diese schauten aber eher uninteressiert in die Gegend. Diesen Moment nutzten Heike und Christian. Blitzschnell schwangen sie sich auf die Rutsche und rasten in atemberaubenden Tempo in den Abgrund hinunter. Zuerst kam Christian unten an. Er ging schnell aus der Rutsche und sah sich um, ob jetzt jemand mit ihm schimpfen würde. In der Zwischenzeit rutschte Heike. Ihr wurde die Rutsche aber zu schnell. Daher rief sie: „Christian, Christian, fang mich auf!“ Damit zog sie natürlich die Aufmerksamkeit der Umherstehenden auf sich. Christian schaute nun auch neugierig auf die Rutsche und überließ Heike ihrem Schicksal. Am Ende der Rutsche hatte man noch so viel Schwung, dass man die Beine auf die weiche Matte, die am Ende der Rutsche verhindern sollte, dass man sich wehtat, wenn man von ihr fiel, bremste. Wenn man Glück hatte, schaffte man es auf beiden Füßen zu landen und durch den Schwung weiter zu laufen und nach ein paar Metern zum Stehen zu kommen. Diese elegante Bewegung gelang sowohl Christian als auch Heike (teilweise).

Nach diesem Schreck gingen wir erst mal zu einem Wasserspender, um davon zu trinken. Auch völlig untypisch für Japan war, dass dieser Wasserspender eine etwa 50 cm hohe Fontäne in die Luft schoss. Also war erst mal Heikes Gesicht nass, denn sie wollte zuerst trinken. Christian schaute in dieser Zeit aber noch nach den Kindern. Deshalb sagte Heike: „Christian, komm mal her, hier kannst du gut trinken.“ Nichts ahnend und sorglos drückte Christian auf den Knopf, um zu trinken. Den Rest kann man sich vorstellen. Nicht nur, dass Christians Gesicht und Pulli völlig nass war, nein, auch die Hose sah eingesaut aus.

Nach so viel Aufmerksamkeit dachten wir, es wäre eine gute Idee, den Park zu verlassen. Also stiegen wir in unser Wohnmobil, um aus dem Parkplatz herauszufahren.

Als wir nun zu der Schranke und dem überdachten Parkautomat zum Bezahlen kamen, realisierten wir erst, dass die Überdachung bei der Ausfahrt viel länger war als bei der Einfahrt, d.h. wir konnten dem Dach nicht ausweichen. Heike war wieder am Steuer und Christian dirigierte. Aufgrund der heiklen Situation, dass man das Wohnmobil beschädigen könnte, entschloss sich Heike ganz untypisch für sie dafür, auf Christian zu hören. So langsam wie möglich fuhr Heike immer näher an die Schranke heran. Anfangs passte das Wohnmobil noch unter dem Dach hindurch. Es schien aber nicht ganz eben gebaut zu sein, so dass am hinteren Ende des Daches das Wohnmobil nicht mehr hindurch passen wollte. Anscheinend war diese Situation so ungewöhnlich für die umstehenden Japaner, dass viele von ihnen ihr Handy zückten und filmten. Natürlich kamen auch die Japaner aus ihren Autos heraus, denen wir jetzt die Ausfahrt erneut versperrten. Hilfsbereit kam ein Japaner zu uns, um uns beim Dirigieren zu helfen. Er stieg sogar auf die Schranke, um von oben zu schauen, wie viel Platz genau wir denn noch hätten. Als auch er zu dem Schluss kam, dass wir nicht unter dem Dach durchpassen würden, kam er auf die Idee, das Telefon neben dem Parkautomaten zu benutzen und Hilfe zu rufen.

Kurz danach kam ein etwa 18-jähriger Junge in der Uniform des Parkwächters und staunte nicht schlecht. Die mittlerweile fünf umherstehenden Japaner erzählten ihm alle gleichzeitig, was denn das Problem sei. Da wir ja bezahlt hatten, aber nicht unter der Schranke durchgefahren waren, schloss sich diese nun nicht mehr. Um dieses Problem zu lösen, holte er ein Fahrrad und simulierte dadurch ein Auto und fuhr über die Kontaktschleife. Das schaffte er beim ersten Mal allerdings nicht. Erst nach einem weiteren Versuch und einem sehr waghalsigen Manöver, bei dem er nur recht knapp der herunterschnellenden Schranke ausweichen konnte, schaffte er es, dass sich die Schranke wieder schloss. Danach leitete er uns zu einem anderen Ende des Parkplatzes. Dort war die Ausfahrt aus dem kostenpflichtigen Parkplatz lediglich durch eine Pylone versperrt. Diese schob er zur Seite und wies uns an, ihm zu folgen. Der einzige Ausweg aus dieser Situation war, dass wir durch den halben Park fahren mussten. Also lief der Parkwächter voran und wir mit dem Wohnmobil fuhren die Fußgängerwege durch den Park ab. Die Leute um uns herum staunten nicht schlecht. Aber sie kannten uns ja schon. Letztendlich konnten wir den Park dann verlassen und uns auf die Fahrt zu unserem nächsten Park begeben.

Nach diesem Ereignis beschlossen wir jedoch, dass wir für heute genug von Parks hatten und erst am folgenden Tag wieder Kirschblüten anschauen wollten. Also suchten wir uns ein neues Tagesziel und fuhren los. Da das Wetter aber schlechter wurde, entschieden wir uns dafür, erneut die Autobahn zu nehmen und erst einmal Strecke zu machen. Nach fünf Stunden Fahrt waren wir kurz vor unserem Rastplatz, der in der Nähe des Fuji sein sollte. Etwas verunsichert, da wir den Fuji noch nicht sahen, fragten wir uns schon, ob wir richtig seien. Doch plötzlich aus dem Nichts heraus ragte vor uns der gewaltige Berg in seiner vollen Pracht. Wir fuhren nur um eine kleine Kurve. Das war ein absoluter Wow Effekt. So ein Wow haben wir in Hawaii vermisst.

In Japan ist das Autofahren im Dunkeln über Landstraßen eher schwierig, weil sie erstens eng sind und zweitens nicht beleuchtet. Daher beschlossen wir, den nächsten Rastplatz anzufahren. Dort kochte Flora eine leckere Ramensuppe und wir spielten ein paar Runden Uno. Nach der leckeren Suppe gingen wir schlafen. 

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