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San Pedro de Atacama - oder: Da, wo der Pfeffer wächst

Veröffentlicht: 27.10.2018

Die Luft ist trocken, die Lippen spröde, das Atmen fällt schwer und die Sonne brutzelt vom Himmel.. Das ist sie, die trockenste Wüste der Welt - die ATACAMA.

Schon beim Weg vom Busbahnhof in San Pedro de Atacama zum Hostel merken wir schnell, dass das Atmen mit unseren Rucksäcken auf dem Rücken trotz der nur knapp 2.500m Höhe erstaunlich schwer fällt. Auf dem Weg kommen wir bereits durch die belebten Straßen des kleinen Örtchens, das sich in den letzten Jahren aufgrund des Turismus stark verändert hat. Vor 10 Jahren gab es hier nicht einmal Elektrizität, heute wartet hinter jeder Tür in der Innenstadt ein Restaurant, Laden oder Reisebüro, das Touren zu allen Sehenswürdigkeiten der Umgebung anbietet. Trotzdem wirkt der Ort klein und gemütlich.

Im Hostel angekommen, werden wir gleich von der herzlichen Angelica & dem schönen, allerdings sehr haarendem Blanco begrüßt, der sich die erste von vielen folgenden Streicheleinheiten abholt. Das Hostel gefällt uns sehr gut, wir haben ein großes Zimmer mit Doppelbett, eigenem Bad + zwei Einzelbetten und so bekommen Kajka und Tatonka (unsere Rucksäcke) jeder sein eigenes Bett. Aber erstaunlicherweise, so groß das Zimmer auch sein mag und selbst mit diversen Tischen und Schränken scheint sich unser vieles Gepäck nach dem Öffnen der Reißverschlüsse wie von Geisterhand über das gesamte Zimmer zu verteilen, was einer kleinen Explosion gleicht. Aber halb so wild, denn wir verbringen die kommenden 4 Nächte hier! Der Garten ist traumhaft, mit vielen Bäumen, Kräutergarten, Hängematte und Küche. Und aus einem Wasserhahn kommt sogar gefiltertes Trinkwasser! Hier, auf dem Sofa unter einem großen alten Pfefferbaum, können wir erst mal entspannen.

In den kommenden Tagen lernen wir Angelica, ihren Mann und ihre 26jährige Tochter besser kennen und sie zeigen uns viel von ihrer Kultur. Mit der Tochter unternehmen wir gleich am ersten Tag eine Wanderung zu einer grünen Oase und sie erzählt uns viel über die Naturreligionen die hier einst ausgeübt wurden, bevor die Spanier kamen und sie vertrieben. Heute sind nur noch wenige übrig und auch die alten Sprachen sterben aus, da es bis vor kurzem immer wieder verboten war, sie zu sprechen. Sie erzählt uns, dass es nur noch 3 Männer gibt, die die alte indigene Sprache dieser Region beherrschen und diese sind 95, 96 und 97 Jahre alt. Aber sie wollen nicht zeigen, dass sie die Sprache beherrschen, weil sie Angst haben, bestraft zu werden. Traurig, aber wahr. Im Hostel bekommen wir auch die selbst gemalten Bilder von Angelica's Mann & Tochter vorgeführt, die er abends in den belebten Straßen verkauft. Jan hat die Gelegenheit eine von Angelica getöpferte kleine Pfeife zu verzieren und mir wird ein von der Sonne aufgewärmter Vulkanstein aufgelegt, der die Fruchtbarkeit stärken soll (Angelica fände es wohl sehr schön, wenn das fruchten würde :D). Es ist auf jeden Fall sehr schön, so viel von dem Leben der Familie mitzubekommen. UND: Wir entdecken in der Küche ein fantastisch aussehendes Vollkornbrot, was absolut nicht zum typischen Brot aus dem Minimarket passt. So erfahren wir, dass es eine Frau gibt, die am Tag genau 4 dieser Brote backt und man sie nur telefonisch bestellen kann, es gibt keinen Laden. Und so bestellen wir uns direkt 2 für die nächsten Tage, das beste Brot was wir bisher auf der Reise gegessen haben!!

Wenn wir nicht gerade im Garten chillen und Blanco streicheln, erkunden wir mit geliehenen Fahrrädern die absolut faszinierende Landschaft. Beim Abendausflug zum Valle de la Muerte (Todestal) stoßen wir auf andere Deutsche und schauen uns gemeinsam den Sonnenuntergang an. Am nächsten Tag geht es zu einer ehemaligen Festung und und in die Teufelsschlucht. Es ist schon etwas surreal, in dieser extremen Umgebung zu radeln, aber es macht tierisch Spaß und die Landschaft ist traumhaft! Auch wenn das Fahrrad fahren mindestens doppelt so anstrengend ist als in Deutschland. Die staubige, trockene Luft und die stechende Sonne schlauchen ziemlich!

Und so kommt auch schon bald unser letzter Vormittag, bevor es mit dem Bus weiter nach Antofagasta geht, ein Zwischenstopp auf dem Weg nach Chañaral. Dort wollen wir vielleicht in den Nationalpark, sind aber aufgrund des etwas langsamen Internets im Hostel nicht weit gekommen mit der weiteren Planung. Und so erscheint es fast wie Schicksal, als uns Angelica 30 Min bevor wir losmüssen fragt, ob wir denn auch nach Chañaral wollen. Sie hat dort eine gute Freundin, bei der wir sicher schlafen können, ihr Mann ist Fischer in der Bucht im Nationalpark Pan de Azúcar! Aber klar, sehr gerne! Noch bevor wir näheres klären können, greift sie schon zum Telefon um ihre Freundin anzurufen (Später stellt sich heraus, dass diese so gut wie nie Handyempfang hat und das Telefonat nur zustande kam, weil sie in diesem Moment in der Stadt war). "Geht klar, alles geklärt!" teilt sie uns freudig mit und schreibt uns den Namen der Freundin & Mannes auf einen Zettel. Den sollen wir einfach dem Taxi Fahrer zeigen, wenn wir in Chañaral sind, die Leute dort kennen sich und wir werden dann zu ihnen gefahren. Na gut, klingt nach Abenteuer, aber das ist es ja auch, was wir wollen. Und so verabschieden wir uns schweren Herzens und marschieren (nach wie vor etwas schwer atmend) zum Busbahnhof und freuen uns schon jetzt auf Veronica, Angelica's Freundin. 

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