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In 30 Stunden ans Ende der Welt

Veröffentlicht: 03.02.2019

Nach den heißen Tagen in BAires tut die kühle, windige Luft bei unserer Ankunft in Río Gallegos richtig gut! Die Stadt kennen wir ja schon, deshalb laufen wir nur noch mal zu den schönen Ecken am Wasser und begutachten erneut die verrosteten Schiffe und Züge. Am nächsten Morgen geht es dann auch schon in 4 Stunden weiter ins chilenische Punta Arenas. Der Grenzübergang ist unspektakulär, nicht mal die Rucksäcke müssen wir öffnen. In Punta Arenas angekommen, sind wir mal wieder überrascht wie groß die Städte hier im Süden so sind! Mit über 125.000 Einwohnern ist sie sogar um einiges größer als Río Gallegos! Der restliche Nachmittag geht mal wieder für die Organisation der nächsten Station drauf. Wir wollen am nächsten Tag um 18Uhr die 30-stündige Fähre nach Puerto Williams, dem südlichsten Ort der Welt, nehmen. Reserviert haben wir die schon im November und haben eine Bestätigungsmail. Als wir Dank Telefon der Touristen-Info anrufen (denn in der Stadt gibt es kein Büro), erklärt uns die Dame, dass Reservierungen nur eine Woche gelten, danach muss man die Tickets abholen und bezahlen. Bitte was? Wie soll das denn funktionieren? Gedanklich sehen wir das Schiff schon ohne uns fahren, doch wir haben mal wieder richtig Glück: Die Fähre ist nicht ausgebucht und wir können noch Tickets kaufen! Puh, wir wollen uns gar nicht vorstellen was wir gemacht hätten, wenn sie ausgebucht gewesen wäre! Denn die nächste fährt erst ein paar Tage später und alle restlichen Unterkünfte sowie Rückflüge sind fix. Vermutlich wären wir an den Hafen gefahren und hätten ziemlich Terz gemacht, den die Mitarbeiter mit chilenischer Gelassenheit ignoriert hätten. Aber soweit musste es ja zum Glück nicht kommen. Wir beschließen die Tickets früh am nächsten Morgen abzuholen und uns um etwas schöneres zu kümmern: Pinguine! Es gibt nämlich eine von Pinguinen bewohnte Insel, die man von Punta Arenas aus per Ausflug erreichen und mit den Pinguinen gemeinsam über die Insel watscheln kann. Davon haben wir schon gehört und wollen uns das nicht entgehen lassen! Doch wie so oft vergeht uns auch hier die Lust als wir von den Preisen hören. Es gibt Anbieter für zwischen 70 und 100 Euro pro Person, 2h Fahrt zur Insel, 1h auf der Insel und 2h zurück. Das ist es uns dann doch nicht wert, knapp 200 Euro um mit anderen Touristen zusammen die Pinguine zu stören. Ok, keine Pinguine. So toll sind die ja eigentlich auch gar nicht. Als wir uns dann noch online über die Überfahrt von Puerto Williams nach Ushuaia erkundigen wollen, erwartet uns der nächste Wucherpreis. Es gibt wohl nur kleine Anbieter, die für 1,5h Bus- und 30Min Bootsfahrt sage und schreibe 120 USD pro Person verlangen. Wir kippen fast vom Stuhl und sehen erst mal gar nicht ein, so viel zu bezahlen. Da ist unsere 30h Fahrt inkl. Mahlzeiten für 140 Euro pro Person ja das Schnäppchen des Jahres! Wir buchen mal noch nichts und hoffen, vor Ort noch eine andere Lösung zu finden. Beim Abholen der Fährtickets am nächsten Morgen erfahren wir (auf Nachfrage) auch noch, dass die Fähre gegen Mitternacht in Puerto Williams ankommt (wussten wir), man die Möglichkeit hat bis morgens auf der Fähre zu bleiben (wussten wir), das aber noch mal über 30 Euro pro Person kostet (wussten wir nicht!!). 60 Euro für eine vermutlich unbequeme Nacht in einem Sitz (kein Bett) auf einer Fähre, die ohnehin nur im Hafen liegt? Ach ja, und man kann das natürlich nur in bar auf der Fähre bezahlen. Das sehen wir nicht ein. Wir schreiben unserer Unterkunft, die wir ab dem Tag danach gebucht haben, ob es irgendeine Möglichkeit gibt schon einen Tag früher zu kommen. Ein Sofa wäre alles, was wir brauchen. Wir erhalten allerdings keine Antwort mehr, bis wir Wifi verlassen und uns pünktlich um 17Uhr zum Hafen begeben. Nun gut, wird schon irgendwie klappen, denken wir uns. 

Am Hafen erwartet uns schon eine modern und recht luxuriös aussehende Fähre. Wow, damit hätten wir nicht gerechnet! Wir freuen uns schon, entdecken dann aber noch eine weitere, ältere, rostige Fähre nebenan. Das wird doch nicht.... Doch der Blick auf das Ticket verrät: Name der Fähre: YAGHAN. Mist, das ist die andere! Wäre ja auch zu schön gewesen, für sein Geld mal was anständiges zu bekommen. 

Doch im Nachhinein müssen wir zugeben, dass wir Yaghan Unrecht getan haben. Die Sitze sind wirklich bequem und lassen sich recht weit nach hinten klappen. Wir haben (nach Platztausch) Sicht aufs Meer und es wirkt alles recht sauber. Pünktlich um 18Uhr geht es dann los! Für die nächsten 30 Stunden sind wir zusammen mit unserem neuen Freund Ron (siehe Foto) an Bord. Erstaunlicherweise sind die Temperaturen nicht so niedrig wie erwartet und wir verbringen viel Zeit draußen. Keine 30Min nach Abfahrt können wir es kaum fassen, als wir in der Ferne mehrfach das so vertraute Sprühen von Wasser sehen können. Wale!! Sie sind zwar weit weg, aber deutlich erkennbar! Und es sind jede Menge! Im Laufe der Fahrt kommen auch noch Delfine (direkt vor dem Boot, doch vor lauter Aufregung ohne Foto), Pinguine und Robbenfamilien dazu! Das Essen ist besser als gedacht und wir bekommen sogar eine frisch zubereitete vegetarische Version! Die Menge und Vielfalt peppen wir mit unseren selbst mitgebrachten Vorräten auf, wir sind ja schließlich bestens vorbereitet! Und nach dem Essen gibt es beim "Verdauungsspaziergang" sogar noch das erste Vergnügen mit Ron. Man muss ja schließlich auch auf die (gar nicht so starke) Kälte vorbereitet sein! :) (Danke an Tanja & Borni noch mal für den Tip!) Die Nacht ist relativ erholsam und der nächste Tag verfliegt mit Essen, Rausgehen, Lesen, Essen, Rausgehen, Lesen, Essen Rausgehen, Lesen auch wie im Flug. Die Landschaft ist wunderschön und wir passieren einige Gletscher. Beim größten halten wir sogar, der Käptn dreht um 360 Grad, so dass wir lange das mächtige Stück Natur betrachten können. Am Abend nicken wir noch mal ein, bevor wir dann gegen Mitternacht ankommen und das Boot im strömenden Regen verlassen müssen. Mist, Regen müsste jetzt wirklich nicht sein, wir müssen uns doch noch einen Schlafplatz suchen! Wir stehen an, um unser Gepäck abzuholen und das Unvorstellbare passiert. Ein Einheimischer läuft auf die Fähre und spricht uns an: Lisa Laurösch? Wir schauen nicht schlecht, es ist Julio von unserer Unterkunft! Wir können mitkommen, alles kein Problem! Zusammen mit einem holländischen Pärchen fährt er uns zum Hostel und zeigt uns unseren Schlafplatz für die restliche Nacht: 2 große, weiße Sofas im Wohnzimmer. Er holt nur noch schnell die Decken! Wow, wir sind begeistert! Dass diese Nacht so warm, weich und erholsam wird, hätten wir nie gedacht! Wir haben wirklich Glück! Glücklich (wenn auch ein bisschen stinkend und eklig) schlafen wir bis zum nächsten Morgen durch und starten mit einem fantastischen Frühstück in den Tag. Jetzt sind wir tatsächlich am Ziel unserer Reise angekommen. In Puerto Williams, dem südlichsten Ort der Welt!

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