Veröffentlicht: 13.02.2019
Jetzt ist es endgültig soweit. Wir starten die Weiterreise Richtung Norden, was gleichzeitig unsere Heimreise ist. Mit dem Bus geht es in 10 Stunden, inkl. Grenze und Fähre, ins uns schon bekannte Punta Arenas. Die Landschaft ist schön, aber für uns inzwischen schon fast normal. Das Highlight ist sie (stark schwankende) halbstündige Fahrt mit der Fähre, von der aus wir ganz unerwartet noch mal Delfine ums Boot herum springen sehen! Da vergisst man schnell die Wellen und die Angst vor aufkommender Seekrankheit! Wir lassen uns vom Bus schon einige Kilometer vor der Stadt raus werfen und marschieren zu unserer abgelegenen Unterkunft: "La Casa Escondida" - Das versteckte Haus. Und das trifft es auch ganz gut! Neben einem großen Militärgelände mit einigen Panzern (Meinung des Hotel-Besitzers dazu: "Naja, jetzt wo wir sie schon mal haben sollten wir sie auch benutzen, ansonsten haben wir sie ja ganz umsonst gekauft!" - Wir lassen das jetzt mal unkommentiert) geht es in ein kleines Waldstück. Und hier stehen die schönen Holzhütten. Auch innen ist alles im Holz-Stil, was uns sehr gut gefällt. Einzig und allein die riesige (und ja, sie war WIRKLICH riesig) Spinne, die uns in der Dusche erwartet, müsste nicht unbedingt sein. Der nette Besitzer fährt uns sogar noch zum Supermarkt, denn hier gibt es weit und breit nichts. Außer einem ATM. Wir verbringen den Abend im großen Wohnzimmer und quatschen bis spät abends mit zwei Schweizerinnen, die gerade angekommen sind. Sie fahren am nächsten Tag nach Chalten, um Fitz Roy zu erwandern. Wir erfahren, dass der Bruder einer dieser Mädels vor 2 Jahren beim Klettern am Fitz Roy sein Leben verloren hat.
Den nächsten Tag verbringen wir komplett "zu Hause". Wir dürfen die kleine Sauna benutzen, die mitten im Wald steht und machen uns einen entspannten Tag. Der letzte komplette Tag, bevor unser Flugmarathon startet. Am kommenden Tag gehen wir noch mal in die Innenstadt, um ein paar Besorgungen (hauptsächlich das Kaufen von 5kg Mate!) zu machen, bevor wir dann am Abend an den Flughafen gefahren werden. Um 23 Uhr geht unser Flug nach Santiago. Dort angekommen haben wir bis 8Uhr Zeit und versuchen zumindest ein Weilchen zu schlafen. Doch der Boden ist hart und die Durchsagen viel zu laut! Dann kommt Flug Nummer 2, von Santiago nach Sao Paulo. Hier haben wir zur Sicherheit eine Nacht im Flughafen Hotel gebucht, worüber wir nun sehr froh sind! Noch mal ein richtiges Bett, bevor es dann mit den letzten beiden Flügen nach Hause geht. Es gibt weit und breit keine Einkaufsmöglichkeiten und so sind wir auf das Hotel-Restaurant angewiesen. Und sind im Nachhinein auch sehr froh darüber! Das Mittags-Buffet ist ganz in Ordnung, aber das Abend-Buffet ist der Hammer! Vielleicht liegt es auch daran, dass wir in den letzten Monaten in Chile und Argentinien nicht unbedingt mit gutem Essen verwöhnt wurden, aber es schmeckt einfach alles so herrlich und abwechslungsreich, dass wir ordentlich schlemmen! Nur dass das "Mineralwasser" aus der Flasche kommt glauben wir nicht so ganz.. Es schmeckt eindeutig nach Chlor! Aber darüber sehen wir mal hinweg, bald gibt es ja wieder chlor-freies Wasser aus den Leitungen. Wir schlafen viel, stehen dann am nächsten Morgen aber früh auf und nutzen noch das Fitness Studio, bevor wir uns über das ebenfalls sehr leckere Frühstücks-Buffet hermachen.
Um 13.30Uhr fliegen wir dann über Recife weiter nach Frankfurt und landen am Donnerstag gegen 8Uhr. Auch wenn wir in den letzten Tagen viel Zeit zum Nachdenken hatten und versucht haben, uns so gut es geht auf die Rückkehr einzustellen, kommt der bittere Moment der Erkenntnis erst, als die Räder des Flugzeuges auf die Landebahn aufsetzen. Es ist vorbei. Wir sind zurück in Deutschland. Unsere große Reise, auf die wir über 1,5 Jahre hingefiebert haben, ist nun zu Ende. Wie benommen laufen wir durch die Hallen des Frankfurter Flughafens und versuchen uns vorzustellen wie es wohl den vielen Menschen geht, die um einiges länger als wir auf Reisen sind. Völlig übermüdet und wie im Traum holen wir unser Gepäck, nehmen den nächsten Zug nach Walldorf und dann den Bus nach Dielheim. Die Wohnung nach so langer Zeit wieder zu betreten fühlt sich einfach nur komisch an. Anders lässt sich dieses Gefühl nicht beschreiben. Allerdings erwarten uns hier zwei tolle Überraschungen! Ein kleiner Tisch mit Erinnerungen an unsere grandiose Hochzeit (Lisa's Eltern waren in unserer Abwesenheit in der Gegend) sowie ein erstes gutes, gesundes Essen, dass unsere Nachbarin liebevoll zubereitet hat. Wir sind gerührt und freuen uns sehr über diese gelungene Überraschung!
Jetzt ist Freitag Abend und wir sind nun schon fast zwei volle Tage zurück. Haben unsere leeren Küchenschränke aufgefüllt, einen neuen Internet-Vertrag abgeschlossen, gewaschen, unser erstes Brot gebacken, die Schafe besucht und den neuen Firmenwagen abgeholt. Es fühlt sich immer noch komisch an. Ein bisschen so, als wäre die Reise ein langer Traum gewesen, aus dem wir nun erwacht sind. Doch wir wissen natürlich, dass sie real war. Wir haben uns mit der Reise einen großen Traum erfüllt und sind unendlich dankbar, dass wir diesen Traum leben durften und alles so gut geklappt hat. Wir waren beide einmal erkältet, aber das war auch schon alles. Wir sind nicht überfallen worden, haben nichts verloren (ok, eine Wanderhose, ein Buff, ein Feuerzeug und zwei Löffel, aber nichts wirklich wichtiges), hatten fast immer gutes Wetter, haben tolle Menschen kennengelernt und konnten unsere Route in etwa so durchziehen, wie wir es vor hatten. Es war eine riesige Erfahrung, von der wir noch sehr sehr lange zehren werden und die uns sicherlich auch verändert hat. Aber - genau wie unsere Hochzeit - müssen wir auch das erst mal alles noch verarbeiten. Wir freuen uns auf jeden Fall schon sehr, unsere Familien und Freunde wieder zu sehen, auch wenn wir erst mal ein paar Tage brauchen, um wieder richtig anzukommen und alles zu begreifen. Doch glücklicherweise ist uns die Sonne nach Deutschland gefolgt, und das schöne Wetter macht das Ankommen gleich etwas leichter. Aber jetzt müssen wir los. Nach dem es gestern den heiß ersehnten Schafskäse-Salat gab, werden wir heute thailändisch essen gehen. Thai Curry steht nämlich auch ganz oben auf unserer Liste "Dinge, auf die wir uns freuen wenn wir in Deutschland sind".
PS: Das wird vermutlich nicht der letzte Beitrag sein. Mit ein bisschen Abstand folgt noch ein "Abseits des Reisens - Teil 2"