Veröffentlicht: 17.04.2024
Endlich gibt es unterwegs brauchbare Hinweise zur Wegstrecke: das gelbe Kreuz und rot-weiße Markierungen. Das vereinfacht das Wandern ungemein und schont Ressourcen.
Ich starte die 4. Passage mit zwei weiteren Pilgerinnen. Das ist unterhaltsam und lenkt davon ab, dass der Anstieg steil ist und gehörig in die Wadeln geht. Noch ist die Strecke besiedelt, aber das ändert sich schnell. Es geht auf einem schmalen Pfad in ein Tal, mit einem ausgedehnten und mystisch anmutenden Eichenwald. Man kann die Stimmung nur so beschreiben: An solchen Orten müssen sich Menschen Märchen erdacht haben. Die Vegetation hat hier das Sagen. An Menschenhand erinnern eine Holzbrücke, der schmale Pfad und die rot-weißen Markierungen. Alles andere ist unberührte Natur.
Es folgt ein unbewaldeter Rücken und der kleine, hübsche Ort Casalino. Eine alte Frau berichtet uns, wie hier alles vereinsamt, denn die Leute würden nach und nach wegziehen. Schade.
Nach dem Ort sollte der Weg zur Eremo di Camaldoli nach links abzweigen. Wir verpassen die Stelle und entschließen uns, nun auf dieser Strecke zu bleiben und dann halt die flachere Variante zu wählen.
Bald geht es wieder durch ein Waldgebiet. Besser wäre es, von Wäldern zu sprechen, denn der wechselt hier alle 1-2 Stunden sein Gesicht. War es heute Vormittag noch der weitläufige Eichenwald, sind es nun uralte und majestätisch hochragenden Weißtannen und einzelne, ebenso beeindruckende Zedern, die den Berg dominieren. Mönche des Kamaldulenser-Ordens haben sich hier um 1000 n. Chr. angesiedelt und sorgten sich über Jahrhunderte um die Pflege des Waldes, so kann ich im Wanderführer lesen.
Wir (mittlerweile sind wir nur noch zu Zweit) wähnen uns nach einem 5-stündigen Fußmarsch schon unserem Ziel nahe, dem Kloster Forestina del Monastero di Camaldoli. Leider gibt es vorher noch einen extrem steilen Pfad zu überwinden, der uns fast eine Stunde lang quält. Am Ende der ebenso steile Abstieg zwischen den dicken Weißtannenstämmen hindurch und der Hagel, der zu guter Letzt einsetzt und uns zwingt, das Regencape überzuwerfen (was sich als schwieriges Unterfangen herausstellt). Wir sind dankbar, zu Zweit zu sein, und beschließen, nach unserer Ankunft im Kloster die Sache mit einem Schnaps zu begießen. Wir haben 19 Kilometer hinter uns und dabei nach stärkeren Anstiegen 134 Plateaus erreicht. Das sagt mir Manon, eine kanadische Bloggerin, die mit mir heute gewandert und digital hoch aufgerüstet ist.
In Camaldoli und im Kloster kein Internet, dafür treffen wir die anderen Pilger, mit denen wir schon Tisch und Herberge geteilt haben.