Camping in Marokko

Wir sind nun einige Stationen in Marokko angefahren und ich würde gerne mal ein wenig berichten, wie unterschiedlich hier Camping sein kann. Es ist meine Beobachtung, dass man hier aufgeschlossen sein sollte und seine Erwartungen einfach anpassen! Bevor wir nach Marokko aufgebrochen sind, haben wir uns mit dem Land befasst und eben auch mal vor der Reise nachgelesen, wie Camping in Marokko sein kann. Das kann ich nur jedem ans Herz legen!

Wir könnten theoretisch mit unserem Palumbi autark stehen, sogar Dusche und Toilette haben wir dabei, ABER warum sollte ich das unbedingt tun, wenn es hier auch wirklich nette kleine Campingplätze gibt? Wir sind relativ genügsam, eine Dusche und Toilette reichen uns aus, Frischwasser ist super, aber nicht unbedingt notwendig. Aus diesem Grund haben wir bisher bei den Campingplätzen keine Wünsche offen gehabt.

EINE SACHE MUSS JEDEM KLAR SEIN: 

Marokko hat einen anderen Standard, ich kann hier nicht erwarten, dass ich überall ein gut funktionierendes Stromnetz am Campingplatz habe, dass ich überall umsonst WIFI bekomme, dass die Duschen und Toiletten einen europäischen Standard haben, den Minimarket am Campingplatz und bitte Brötchenservice? Wenn ich als Europäer so etwas voraussetze, dann ist das nur traurig, das ist in meinen Augen einfach nur unfair, wenn die Leute schreiben, als wären wir in der Kolonialzeit, sie erwarten teilweise, dass hier in Marokko jeder für sie hüpft und ihre teilweise maßlosen Erwartungen erfüllt, aber fair ist das wirklich nicht! 

Natürlich gibt es Plätze, wo ich mir Brot bestellen kann, wo ich auch einkaufen kann, aber das ist nicht überall so.

Ich bin in Afrika, wo die Menschen eben anders leben als wir, wo auf dem Land nicht so viel Wasser da ist, wo es teilweise eben Stehtoiletten gibt, die wir aus Nordeuropa halt nicht so kennen. Wir haben auch erlebt, dass die Sitztoiletten altmodisch wirken und teilweise eben schon in die Jahre gekommen sind. Ist das schlimm, wenn sie sauber sind und geputzt werden? Für den Notfall, wenn sie mir nicht sauber genug vorkommen, kann ich noch immer selbst mit einigen feuchten Wischtüchern nachhelfen, wenn ich das will, teilweise ist das in Europa auch nötig. Wir hatten aber auch Toiletten und Duschen, die wie daheim aussehen, es ist alles dabei! Natürlich ist es für einige ein wenig seltsam, dass Papier eben nicht in der Toilette runtergespült wird, aber wir kennen das schon von einem Campingplatz in Griechenland und auch in Spanien war das teilweise der Fall, es ist einfach ein wenig anders, mehr nicht. Eine Kanalisation gibt es hier auf dem Land wohl nicht, da sind die Senkgruben in Verwendung, die eben ausgepumpt gehören, das System ist einfach nicht auf Toilettenpapier ausgerichtet.

Der Wasserdruck in Marokko kann sehr unterschiedlich sein, teilweise kommt fast kein Wasser, andere Plätze haben einen Wasserdruck, den ich mit Traunstein vergleichen kann. Waschen kann man sich immer, wenn man das will, es kann halt sein, dass die Temperatur nicht unbedingt so ist, wie ich das als bekennender Warmduscher gerne hätte, aber es geht fast immer! 

Der Platz auf dem Bauernhof, einer gite d'etape, war bisher mein Favorit. Hier wird man auch mal vom Hahn geweckt oder vom Ruf des Muezzin, das gehört einfach für mich zu Marokko dazu! Natürlich gibt es dann auch mal bellende Hunde, aber das ist eben Teil des Lebens hier, viele Hofhunde bellen alles an, was sich bewegt, auch am Campingplatz gibt es teilweise Hunde oder Straßenhunde, die eben nicht um 22 Uhr Nachtruhe machen. Das ist teilweise in Europa auch nicht anders, aber das wird bei den Bewertungen einfach übergangen.

Die Campingplätze sind teilweise mit einem Hotel gekoppelt, oder eben mit einer Herberge, daher kann man dort meistens auch gut essen gehen, oder sich komplett verpflegen lassen, wenn man das will, das kenne ich so aus Europa nicht, wo die Restaurants in der Wintersaison meistens geschlossen sind.

Müllentsorgung ist notfalls halt unterwegs bei den Mülltonnen, falls ein Campingplatz oder Übernachtungsplatz das nicht vorsieht, es gibt immer einen Weg.

Auf unserem aktuellen Platz gibt es Grauwasserentsorgung und man kann Wasser nachtanken, doch ein Standard ist das hier nicht, denn es gibt hier eben nicht so viel Grundwasser wie bei uns, oder die Kanalisation. Das Gemecker der Vanlifer ist hier echt fehl am Platz, denn es gibt teilweise ausgewiesene Entsorgungsstationen z. B. an der Autobahn, die man notfalls mit Apps suchen und finden kann. Bei uns braucht es das nicht, das Grauwasser kann einfach in eine Toilette gekippt werden, denn wir sammeln es in einem Kanister unter unserem Palumbi.

Viele Kommentare in den Campingapps sind so niederträchtig, dass es mir wirklich ins Herz schneidet, denn ich habe bisher nur erlebt, dass die Gastgeber hier immer versuchen, jedes Problem zu lösen. Als die Dusche heute morgen nicht ging, kam hier sofort das Angebot, dass eines der Hotelzimmer aufgesperrt wird, damit ich dann doch noch Haare waschen kann. Ich werde das Angebot morgen in Anspruch nehmen, denn es ist wirklich nett und sehr herzlich gemeint, aktuell wird hier der Sanitärblock eben renoviert, in Europa wäre das im Betrieb fast nicht machbar.

Generell sollte jedem klar sein, dass in Marokko das Leben wesentlich einfacher ist, als es bei uns Usus ist. Ich kann nach nur wenigen Tagen hier nicht großem Wissen über Armut und Co. daher kommen, das würde ich mir nicht anmaßen. Eins ist nur für uns offensichtlich, uns geht es im Vergleich gut, wir kommen hier sehr reich rüber. 

Mir fällt bisher nur auf, dass wenn wir auf einem Campingplatz sind, dort ist meist VIEL Platz, kommen andere Camper und nehmen generell den Platz direkt neben uns. Ich finde das ein wenig seltsam, denn alleine schon die Nähe zu unseren Hunden wird von diesen lautstark gemeldet. Anscheinend fühlen sich andere Camper so sicherer, wo ich gerne den Abstand hätte, doch ich kann eben nicht alles haben. Die Plätze hier sind enger, sie sind nicht wie in GB und kennen keine Mindestabstandsregel. 

Einige der Plätze offerieren auch einen Gasflaschen Service, doch nachdem es überall verkauft wird, muss man sich höchstens um den Adapter kümmern. Achtung, Propan gibt es fast nicht, daher kommt dann die Butan Flasche, die genauso funktioniert, bei uns ein wenig mehr Ruß verursacht. Dazu kommt eine Kleinigkeit, Butan ist anfälliger bei Kälte, da kommt nicht viel durch den Schlauch, aber uns hat es bei -2 Grad noch gereicht. Ich bin froh, dass viele Dinge hier so unkompliziert sind, denn unsere Ansprüche sind manchmal nicht leicht zu erfüllen.

Wir haben daheim Heizungen, isolierte Fenster, Wände und Türen, leisten uns Putzfrauen, haben ein bequemes Leben und sind weit von dem entfernt, was für Marokkaner schon genug Luxus ist. Ich möchte nicht sagen, dass es hier primitiv ist, vielleicht setzen die Menschen hier nur andere Prioritäten? Das Internet zum Beispiel hat bisher IMMER funktioniert und in Marokko geht die Bürokratie beim Tourismus mit Registration und Co. über das Handy, wo in Spanien und sonstwo noch ein echter Papierkrieg tobt. Geldautomaten gibt es überall, die braucht man auch, denn nur selten kann man hier mit Karte zahlen, Tankstellen gibt es hier sehr viele, genauso die kleinen Läden an der Straße, wo ich das Lebensnotwendige immer bekommen kann. Jedes Haus hier ist an Strom angeschlossen, es gibt auch viele Solaranlagen, sogar die kleinen Hütten haben oft welche.

Vielleicht sollten wir mal unsere  teilweise überzogenen Ansprüche überdenken?