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SAN PEDRO DE ATACAMA 24.01.2023

Veröffentlicht: 03.02.2023

Heute machten wir eine Ganztagestour zu den Piedras Rojas Rochas (roten Felsen), Lagunas Antiplanicas und Chaxa. Während dieses Ausflugs sollten wir als größte Höhe 4200 m erreichen! Wenn man/frau sich so klarmacht, dass die Zugspitze (als höchster deutscher Berg) auf ca. 2930 Meter kommt und der Monte Blanc (als höchster europäischer Berg) so um die 5400 Meter hoch ist, dann relativiert sich alles. Allein in Chile soll es noch über 30 aktive Vulkane geben, von denen der höchste auf ca. 6700 m kommt!

Aber erst einmal waren wir in San Pedro so auf den normalen ca. 2300 Metern und mussten wieder sehr früh (6 Uhr) raus. Und wieder unsere anerzogene Mentalität: Pünktlich, fertig gepackt vor die Tür stellen und ja nicht den Bus mit den anderen Tourteilnehmern warten lassen. Auch wenn dieser Ausflug dieses Mal anders anfing: Noch einmal zur Erinnerung, in San Pedro gibt es wahnsinnig viele kleine und größere Tourbüros (nach dem Lonely Planet waren es 2017 ca. 65!), die alle mehr oder weniger dasselbe Angebot haben. Diese Büros verkaufen die Touren, führen sie meist aber nicht eigenverantwortlich durch, sondern geben die Kunden an Unternehmen weiter, die für die Durchführung verantwortlich sind. Und dabei kann man/frau an sehr unterschiedliche Firmen geraten. Wir haben Schrappbusse gesehen und auch die neuesten Mercedes-Sprinter. Busse mit total abgefahrenen Reifen und Busse mit frischer Zwillingsbereifung. Es fahren Tourbusse bei denen ist der Fahrer auch gleichzeitig der Guide und es gibt Touren, die von zwei Personen betreut werden. Also wir hatten bei all unsere Ausflügen in San Pedro das Glück es logistisch optimal anzutreffen. Vielleicht auch deshalb, weil der Bruder, von Franziskas Kollegen in Santiago, in dem Büro arbeitet, in dem wir alles gebucht hatten. Und wenn wir schon so um die 500€ für alles bezahlen mussten, dann kann man/frau auch Vernünftiges erwarten!

Aber der Bus kam an diesem Morgen irgendwie nicht! Alle Teilnehmer, also auch wir (chilenisches Franziska Handy!) waren dabei. Die Wartezeit, dunkel und kühl, wurde uns durch die Kommentare und Fragen der anderen Passagiere verkürzt. Und außerdem konnten alle auf Google verfolgen, an welchem Punkt der Bus gerade war und Leute aufpickte. Mit uns gab es jedenfalls Probleme, denn er fuhr ständig in unserer Nähe, fand uns aber nicht. Irgendwann kam dann ein Anruf und Karin musste per What’sapp noch einmal die Adresse angeben. So um 6:40 Uhr konnten wir endlich im Wagen Platz nehmen und standen kurz danach wieder hinter vielen anderen Tourfahrzeugen zum Brotabholen. Das letzte Paar stieg jedenfalls erst mit einer Stunde Verspätung ein und „were not amused“! Danach ging es endlich los! Wir fuhren ca. eine Stunde Richtung Vulkan Minikes (6400 m) und hatten dann, direkt neben der Straße, unseren Frühstücksstopp. Nicht nur das Übliche, sondern mit frisch hergerichteten Rührei,frischer Avocadocreme, viel Obst und einer Auswahl an süßen Kuchenteilchen. Echt lecker, zumal die Straße daneben kaum störte, da fast unbefahren. Nur andere Tourbusse, die sich auch zum Frühstücken neben uns stellten und ein völlig unscheuer Wüstenfuchs (bitte nicht füttern, wurde uns gesagt!) waren hier anzutreffen. Der Vulkan und seine sich ständig verändernde Ansicht, war ein Lieblingsthema unserer Führerin. Sie hatte aber auch recht, denn näherten wer uns von der einen Seite, dann wirkte er wie ein relativ platter Schichtvulkan und änderten wir unsere Fahrtrichtung, dann sah er so aus wie der Vesuv. Einzelne Schneefelder saßen noch unter der lavaschwarzen Spitze und gaben über schmale Pfade Schmelzwasser ab. Nun stieg die Straße ständig an und die sehr oft wechselnden Farben der Bodendecker ließen die Handys klicken, aber es ist sehr schwierig (eigentlich unmöglich!?), das in Bildern zu fassen. Einmal knochentrockene rotbraune staubige Ebenen und dann grünlichgelbe Einschnitte, die aber auch nicht dicht an dicht bewachsen sind! Das alles vor dem Hintergrund von rötlich scheinenden Felsformationen! Schließlich erreichten wir die Pedro rochas, natürlich wieder Eintritt in Cash (rentnerreduziert!) und dann einen 2 km langen Fußweg. Ob wir mit der Höhe (4100 m)wirklich klarkämen und ob wir auch keine allergischen Reaktionen zeigen würden, erkundigte sich die Führerin extra bei uns. Wir sollten langsam vorangehen und uns Zeit lassen. Bei manchen Schritten hatte ich, im Gegensatz zu Karin, schon ein komisches Gefühl (so wie leichter Schwindel!) und ging bewusst langsam. Aber dauerhafte Kopfschmerzen oder atemtechnische Beklemmungen hatte keiner aus der Zwölfergruppe. Außer uns beiden gab es noch drei etwas ältere Herren und der Rest waren junge Leute aus aller Herren Länder. So kamen wir wieder zu einer Laguna, mit teilweise fester Krustenoberfläche und weißem Salzrand. Diese Lagune wurde auf der Besucherseite von roten Felsen, daher der Name, begrenzt. Die Oberfläche der Felsen wirkte eher wie eine sehr breite Römerstraße, die aus sehr großen Steinen zusammengesetzt schien. Ein Pärchen unserer Gruppe meinte unbedingt an den Rand gehen zu müssen, wurde aber vom Rangeraufsichtspersonal massiv zurückbeordert. Überhaupt sind in den Nationalparks an allen touristischen Stellen Aufseher/innen, die souverän auftreten. Auch wenn sie den ganzen Tag bei diesen Temperaturen Dienst schieben müssen.

So auch am nächsten Haltepunkt, einem langen Süßwassersee unterhalb des Vulkans. Der hatte von jeher eine sakristale Bedeutung für die Einheimischen, wurde aber auch zum Baden von Touristen genutzt. Als aber 2018 ein Kiter mit seinem Brett über den See surfte, wurde alles touristische untersagt. Nun gibt es nur einen vorgegebenen Laufweg, von dem aus die Fotos gemacht werden können. Und auch an die paar Flamingos, die hier leben, kommt man/frau nicht näher heran. Der zweite Teil dieses Gewässers, der unterirdisch verbunden ist, lag nun auf 4200 m! Auch hier eine atemberaubende Aussicht auf den Vulkan, das Wasser und die Tiere (Guanacos, Flamingos, Seevögel).

Flamingos wurden uns aber ganz nahe am nächsten Haltepunkt gezeigt. Wieder Eintritt in Rentnercash und dann durch eine kleine neugebaute Rangerstation zum Salzsee dahinter. Dort gab es alle drei Sorten von Flamingos, die in Chile vorkommen. Die Namen habe ich verdrängt, weiß aber, dass sie nach den Farben ihres Gefieders unterschieden werden (schwarzweiße, helle mit ein bisschen rosa, ganz weiße). Also nicht vergleichbar mit den rosa einbeinigen Vögeln bei uns im Zoo. Gelernt haben wir, dass so ein Flamingo eine ganze Menge (1 kg) von kleinsten Lebewesen im Wasser fressen muss und deshalb permanent den Kopf unter Wasser hat! Die wahren Helden des Sees aber waren kleine unscheinbare Vögel, die einmal im Jahr von hier aus Nonstop nach Kanada fliegen, dort „honeymoon“ machen und wieder zurückkehren. Der Stolz unserer Guidin!

Und sie war auch glücklich, uns auf dem Heimweg ein Lunch zu präsentieren. Wir hatten ja gedacht, dass wir gemeinsam in einem Lokal absteigen würden, aber der Bus verließ die Straße und parkte ca. 200 m daneben in einer schönen Zone mit zerklüfteten Gesteinsformationen und Gebüschen. Ich brauche nicht extra darauf hinwiesen, dass unser weißer Bus nicht der einzige war, der dort stand. Dann wurde der Campingtisch aufgeklappt und verschiedene Säfte mit Brot auf den Tisch gestellt. Jeder bekam einen Trinkbecher, ein Besteckset und ein gefülltes Glas. Also so die Größe und Form eines Einweckglases, gefüllt unten mit gebratenen kleinen Teilen von Hühnchenfleisch, darüber eine Schicht mit Nudeln, darüber eine Salatschicht aus grünem Salat und roter Beete. Glasdeckel drüber und zu. Zitrone, Öl und Salz zum Marinieren standen auf dem Tisch. So suchte sich jeder einen Sitzplatz in der Umgebung und aß sein Glas mit Gabel und Löffel. Das war mal was ganz Neues! Nicht nur für uns, denn auf Nachfrage wurde uns mitgeteilt, dass es extra eine Cateringfirma für diese Ausflüge gibt! Nix kleines Lehmhäuserdorf mitten in der Atacama!

Zufrieden und satt ging es zurück und auch der kurze Fußweg zum Airbnb wurde noch geschafft. Aber dann reichte es auch und ein Kaltgetränk mit einer Zigarette in der Hollywoodschaukel beendete diesen anstrengenden Tag. Wir waren froh, dass wir unsere vier Touren von vorneherein so eingeteilt hatten: Halbtagestour am Nachmittag zum Kennenlernen, Halbtagestour am Vormittag mit frühem Aufstehen, Ganztagestour mit noch weniger Schlaf und dann ein Erholungstag, bevor es zum höchsten Punkt (Geysire) mit 4 Uhr aufstehen ging.  

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