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SAN PEDRO DE ATACAMA 26.01.2023

Veröffentlicht: 03.02.2023

Der Höhepunkt stand an! Jeder Besucher/in von San Pedro hat bestimmt die Geysire von Tatio, in 4300 m Höhe, auf seiner Must-Do-Liste! Die höchstgelegenen Geysire auf der Welt und die Atraktion im nördlichen Chile. Da wollten wir ja auch unbedingt hin, denn dieses Naturphänomen war uns völlig unbekannt. "Dann müssen wir nicht mehr unbedingt nach Island fahren, wenn wir schon in Chile davorgestanden haben!", war eine unserer Vorüberlegungen!? Aber so einfach mal dahin fahren, die untergehende Nachmittagssonne genießen und dann noch Thermalbäder mit Frühstück und gegen 1:00 Uhr zurückkehren und das alles für ca. 25 €, das ist wohl ein alter Traum aus dem Lonely Planet auf Seite 157! Die Realität ist auf der Seite 171 zu finden: Pick-Up um 4:00 Uhr am Morgen, wieder eine halbe Stunde in der Dunkelheit und Kälteuf den Tourbus warten und wieder beim Bäcker hinter all den anderen Bussen anstehen. Dann 95 km nördlich durch die Nacht, zum Glück! Denn es gibt keine richtig befestigte Straße und wenn in Chile ämal ein Schild am Wegesrand steht, das auf totale Vorsicht hinweist, dann ist es gut, wenn der halbe Bus schläft (auch Karin!) und nicht mitbekommt, wie der Fahrer diese Höhe erreicht! Also ich kenne ja enge, serpentinenhafte, schmale Wege aus unseren Urlauben in Südtirol, aber da fahren wir einen kleinen, wendigen Hyundai i-10. Hier schraubte sich ein Mercedes Kleinbus mit 12 Personen durch das Gebirge! Manchmal dachte ich, dass wir alle aussteigen müssten und das Heck des Wagens um die Ecke tragen müssten! Völlig verrückt! Aber die roten Rücklichter der vielen anderen Busse vor uns, zeigten, dass es auch zu schaffen war. Nach den Serpentinen kam dann ein Stück ausgetrocknetes Flußbett und dann freie Sandebene auf der jedes Fahrzeug einfach seine eigene Spur suchte (Ralley Paris-Dakar). Dann endlich erreichten wir den Eingang zum Nationalpark, dessen Verwaltung vor vielen Jahren dem indigenen Stamm der Atacameños übertragen wurde. Diesen Eintritt (10.000 Pesos) konnten auch unsere Rentnerunterlagen nicht reduzieren. Hier zahlt vom Kind bis zum Greisen jeder dasselbe, wie unser Führer es auf englisch erklärte. Seine Ausführungen waren für uns aber schwer zu verstehen, denn die Sprechgeschwindigkeit entsprach seinem Spanisch und die Betonung auch. So schlenderten wir über ein Feld mit 64 Geysiren und Hunderte Fumarolen (Wasseraustritte und Gasaustritte). Es war wirklich lausig kalt und unsere Handschuhe und Mützen und Pullover und Jacken hatten wir nicht umsonst mitgebracht. Doch die Nebelschwaden faszinierten schon und regten zu unzähligen Fotos an. Dabei beobachteten wir, dass so einfach erfassende Fotos kaum noch jemand macht. Das Posing, wohl instagrammäßig beeinflusst, ist heute der Standard. So viele übertriebene Darstellungsformen des menschlichen Körpers haben wir lange nicht mehr gesehen! Sind die alle gaga? Natürlich wusste der Guide wo die besten Stellen mit dem besten Hintergrund für die Selbstdarstellungen waren. Auch die Höhe konnte die Performances nicht verhindern. Eine Frau aus dem Bus wurde sicherheitshalber zurückgebracht, denn sie zeigte Durchblutungsstörungen an den Fingern. Bei so viel Ablenkung hatten wir aber die Geysire nicht vergessen. Für mich trat eine Ernüchterung ein, weil ich hohe, heiße Wasserfontänen erwartet hatte. So im Minutenabstand 'mal hier und 'mal da ein lautes Zischen und dann eine mindestens zwei Meter hohe Wassersäule! Aber so nicht, ätsch! Kleine vulkanartige Öffnungen im Boden aus denen warmes Wasser stieg und dampfte. Oft ununterbrochen, aber auch gelegentlich mit zeitlichem Abstand. Gut, an zwei/drei Stellen hatte sich im Verlauf der letzten Millionen Jahre, durch Ablagerungen der im Wasser enthaltenen Stoffe, ein kleiner Hügel gebildet aus dessen Spitze nun das Wasser ein wenig spritzte. Das jedenfalls schließt eine Islandreise für mich nicht aus! Fast bemerkenswerter war die Tatsache, dass innerhalb kürzester Zeit unsere Kleidungsstücke fielen, die Sonne heizte ein. Beim includierten Frühstück am Straßenrand, mit Blick zurück auf die schneebedeckten Anden, saß ich im T-Shirt neben Karin auf einem warmen Stein. 

Von hier bewegten wir uns Richtung San Pedro und kamen dabei durch den Cañon de Guatin. Ein Tal, das von einem kleinen Fluß durchzogen wird. Es ist schon sehr erstaunlich, wie Wasser eine Landschaft total verändern kann. Zuvor alles sandig, trocken, staubig, lebensunmöglich und dann auf einmal das Gegenteil!? Kleine Anbauflächen, sorgsam angelegte Plantagen für verschiedene Obst- und Gemüsesorten, Nutztiere! Und von den Menschen entfernt plötzlich viele Vögel und Wildtiere, die hier ein ideales Zuhause finden!

Der nächste Punkt, den wir anfuhren, war ein kleines Dorf namens "Machuca". Hier bekamen wir 20 Minuten zur Ortsbesichtigung, aber fast alle Teilnehmer blieben in einem kleinen Imbisstand hängen. Sonst gab es noch nicht einmal die touristischen Standardangbote, nur geschlossene Verkaufsstände. Ich war der einzige Teilnehmer, der die kleine Kirche auf einem Hügel am Ortsende aufsuchte. Hier hätte die Filmindustrie jederzeit die ideale Kulisse für einen Italowestern. Mich erwartete aber nicht Django, sondern ein älterer Mann. Der beaufsichtigte das Kirchengelände und bat mich einzutreten und ließ mich mit meinen Gebeten allein! Nach einer verständnisvollen Verabschiedung ging ich zurück zum Bus und wir fuhren heimwärts. Niemand beschwerte sich, als dieser Ausflug doch fast eine Stunde eher endete. 

Wir packten unsere Sachen und bereiteten uns auf die Abfahrt am nächsten Tag vor! Unseren Hunger wollten wir nach Empfehlung unseres Reiseführers stillen und zum Ende noch einmal einheimisch essen gehen. Das sollte ein Menü (drei Gänge) sein, das preislich doch sehr günstig ausfallen sollte. Viele einfache Lokale bieten so ein Menü des Dias an. Bei der Suche nach dem Lokal stießen wir aber noch auf einen Touristenmarkt und so kamen in den Besitz von einer neuen Tischdecke für unseren Glastisch und erstanden noch eine kleine Tüte mit Cocablättern!? Ich bin gespannt, was für ein Tee daraus ensteht? Dieser Shoppingausflug dauerte zeitlich zu lange und das angestrebte Lokal stellte, wie auch die anderen daneben, gerade seine Tätigkeit ein! Schade! Also wieder Richtung Airbnb und unserem Stammlokal. Zum Glück kamen wir noch an der Post vorbei und hatten noch eine entspannten Briefmarkeneinkauf. Ein älterer Herr, der hinter seinem Counter verschwand, weil mit dem Telefon in der Hand für einen Kunden nach einem Paket suchte, bediente uns gleichzeitig für uns unsichtbar. Er verstand, was wir wollten und zeigte uns stolz am Ende unsere Postkarten, die er mit den hoffentlich richtigen Briefmarken versehen hatte. Wünschte uns dann auf deutsch ein gebrochenes "Wiedersehen" und tauchte gleich wieder auf Paketsuche ab! Herrlich herzlich! 

Karin bekam im Lokal schließlich gebratenes Gemüse mit sehr schmackhaftem Reis und ich gönnte mir noch'mal ein Hühnerschnitzel mit Papas Fritas und Pommes rot/weiß, natürlich mit einem gezapften Christalbier! Zuhause übergaben wir die Wohnung zur Kontrolle an unsere Gastgeber und klärten die letzten Fragen, mit Händen und Füßen. Dass sie später am Abend noch einmal beide klopften, wir lagen schon im Bett, verwunderte uns zuerst, aber sie übergaben uns zum Abschied noch eine Flasche chilenischen Weißwein! Sehr freundlich und ehrlich! Wir hoffen, dass ihr Geschäft mit Airbnb auch weiterhin gut läuft, unsere Beurteilung wird bestimmt dazu beitragen!  

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