Ein langes* halbes Jahr

Ich bin daran gewöhnt, Opernkarten für das ganze nächste Jahr in der Schublade zu haben, Termine auf Monate im Voraus auszumachen, Forschungsprojekte mit 3-monatiger Laufzeit für viel zu kurz zu halten. Wenn aber eine Reise sechs Monate dauert, dann kann ein halbes Jahr plötzlich auch eine sehr lange Zeit sein: für mich und auch für viele, denen ich von unserer Weltreise erzählt habe.

Eine Weltreise! Eigentlich dachte ich mir, dass nur ich eine solche noch als etwas Außergewöhnliches empfinden würde. Schließlich bin ich schon ziemlich mittelalt und kenne zwar hunderte Kirchen in Italien und Frankreich, aber war noch nie in einem der für uns Menschen mit eurozentristischem Blickwinkel richtig exotischen Länder. Aber nein, auch meine Freunde und Freundinnen, meine Bekannten, meine Kollegen und Kolleginnen bekamen einen sehnsüchtigen Blick beim schönen Wort Weltreise. 

Die Idee, einen Blog zu schreiben, ist mir fremd und eigentlich zum Scheitern verurteilt. Ich habe es noch nie geschafft, ein Tagebuch zu führen, ich fotografiere nicht gerne und finde, dass meine Erlebnisse nur für mich Bedeutung haben. Schauen wir einmal, was daraus wird. Ich freue mich auf jeden Fall über alle, die uns - Roby und mich - auf unserem großen Abenteuer virtuell begleiten. Für uns ist es ein Abenteuer - wirklich! Wir freuen uns wahnsinnig und fürchten uns auch ein wenig.

* Ein bisschen etwas muss man von sich preisgeben in so einem Blog, oder? Wer von "langen" und "kurzen" Jahren schreibt, wenn doch eigentlich fest definiert ist, wie lange ein Jahr so dauert, die muss etwas mit Geschichte zu tun haben. Neben diesem Outing für Insider/innen habe ich auch eine Hommage an den verehrten Fernand Braudel und seine Reise durch das Mittelmeer des 16. Jahrhunderts in drei Bänden untergebracht. Absolutely recommended.