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Kindheitstraum Sydney

Veröffentlicht: 29.06.2017

 Warum tu ich mir das eigentlich an?
Nachdem Dory und Marlin Nemo wieder einmal erfolgreich gefunden hatten, saßen wir alle zusammen im Tv Room eines Hostels in Perth. Noch 4 Stunden bis mein Flieger abhebt und weitere 4 bis er mich in Sydney aussetzt - nur dieses mal alleine und auf mich selbst gestellt.
Über die Tatsache dass ich in wenigen Stunden alleine in irgendeiner Großstadt stehe, in der ich keinen Plan von irgendetwas habe, habe ich mir tatsächlich 4 Stunden vor Startschuss das erste mal Gedanken gemacht. Ja herzlichen Glückwunsch!
Der einzige Unterschied war mittlerweile, dass ich meinem inneren Pfadfinder so weit vertraute, dass ich wusste ich würde bis Einbruch der Dunkelheit wohl auf in einem Hostel sitzen, oder hinter meiner Kamera und Stativ.
Die letzten Stunden in Perth verstrichen und plötzlich hieß es Abschied nehmen von unseren Kompanen, und ja, es tat schon ein bisschen weh nach 6 gemeinsamen Wochen.
Wenig später und nachdem ich meinem Daddy am Flughafen per Skype sein Geburtstagsständchen gesungen hatte, saß ich dann im Flugzeug, auf dem Weg in den letzten Reiseabschnitt Australiens.
Nach einer halben Stunde nach Ankunft stand ich stolz wie Otto vor meinem Hostel, nachdem ich mich erfolgreich durch das Bahnnetz und die Straßen Sydneys gekämpft hatte.

GPS und Maps sei Dank!
Nach 3 Minuten, in denen ich mir die Facilities und die Küche angesehen hatte, stand ich wieder an der selben Stelle wie zuvor: Das Hostel war ein Albtraum, und ich hatte noch nicht einmal mein Zimmer gesehen. Gott sei Dank würde ich in der Bruchbude nur 3 Nächte und keine Sekunde länger als nötig verbringen.
So
schnell mich meine Beine von diesem Hostel tragen konnten, lief ich oldschool mit Stadtplan und Kamera bewaffnet (ein Bild für Götter, da fehlen nur noch die Tennissocken unter den Sandalen).. naja, einfach mal drauf los. Schwer zu glauben, doch nach einer Weile landete ich tatsächlich am Operahouse und der Harbourbridge. 


Im selben Moment, in der die eindrucksvolle Harbour Bridge um die Ecke lukte, überkam mich eine Welle von Glücksgefühlen. Seit Kindheitstagen schwebt das Opera House, geformt von einem Fischschwarm in Disney's 'Findet Nemo' vor meinem inneren Auge und seit Jahren warte ich auf diesen Moment. Zack. Da ist er. What the fuck!
Ich, mit Tränen in den Augen, renne also die Treppen zum Operahouse hinauf und frage die nächst beste Person ohne Selfie Stick in der Hand, ob sie denn ein Foto von mir machen könne. Einige Minuten und ein herzliches Gespräch später drückte sie, Carolyn, Vollblutaustralierin und einer der offensten Menschen, denen ich jemals begegnet bin, mir ihre Visitenkarte in die Hand mit dem Befehl, mich an der Sunshine Coast zu melden. Checkpot!
Den restlichen Tag streunerte ich durch 'The rocks' und den Botanischen Garten (der erste, durch den ich freiwillig spaziert bin), bis ich letzten Endes doch in mein Hostel zurück musste, in dem mich auf ca 3x3 m schon 3 Jungs erwarteten, was mir beim Betreten dieser Zelle schon der Geruch lautstark mitteilte. Welcome home. Um zu der besagten Zelle zu gelangen, galt es aber erst einmal ein Labyrinth aus schiefen Treppen und schmalen, dunklen Gängen zu bezwingen, ohne auf dem Weg dort hin vom passiv Kiffen high zu werden. Gott sei Dank hatte ich meinen treuen Begleiter Netflix dabei, welcher mir in der Gruselhütte noch eine Gute Nacht Folge schenkte.
Der nächste Morgen begrüßte mich in Form 2er Schaben, welche letzte Nacht wohl meine Socken als Bettchen genutzt hatten. Mein Fluchtinstinkt trieb mich an den berühmten Bondi Beach, welcher mir persönlich zwar etwas zu Instagrammable war, doch im Endeffekt machte das den Charme von Bondi aus. Du bist nicht dort um Bondi zu sehen, Bondi soll dich sehen. Da das nicht so ganz meinen Intentionen entsprach, unternahm ich einen kleinen Hike nach Coogee und nachdem ich “Zuhause“ (noch 2 Nächte!!!) meinen Hoodie der Macht der Schaben entrissen hatte, fand ich mich wenig später hinter meiner Kamera sitzend wieder - mit Blick auf das Opera House und die Harbour Bridge.
Nachdem ich im mich im dunklen Sydney über 84 Gassen und Treppen zurück in meine Absteige gekämpft hatte, nahm sich wenigstens eine verkaterte Lisa 3 Stunden Zeit um alle Frauengespräche der Welt abzuklappern - inmitten eines Hotelzimmers voller Jungs. Was sein muss, muss sein!
In Anbetracht des wartenden Jalapeño Wraps im Hause Maccas lief ich mir am nächst Morgen die Füsse in den ausgelatschten Sneaker wund, um nach einer erneuten City Tour mit ausgestreckten Armen meinen Wrap abzuholen.
Den Rest des Tages streifte ich wie ein kleines Kind durch die Kunstwerke des Museum of Contemporary Art, mal mehr, mal weniger beeindruckt. Und wie es der Fotogott so wollte, saß ich dann wieder da, mit meiner Kamera und Musik im Ohr, wartend auf das schönste Licht. Ein Traum! Zurück im Hostel tat ich stets mein bestes, zwischen anderen wuselnden Backpackern in der winzigen und schlecht bis gar nicht ausgestatteten Küche so etwas wie eine Mahlzeit zu kreiiren und mich so schnell wie möglich in mein Zimmer zu flüchten, ohne dem besoffenen, männlichen und wenig sympathischen Anteil in die Arme zu laufen. Noch 1 Nacht!


Ein neuer Morgen brach tatsächlich an und ich zog ein paar Häuser weiter in ein teureres, aber Welten schöneres Hostel. Da mein Mini Laptop partout verweigerte, mit dem Wifi gemeinsame Sache zu machen, brachte ich das alte Ding zum Verarzten in den niegelnagelneuen Microsoft Store, wo man mich zwar etwas bemitleidend ansah, aber wenigstens mein Baby überedete, nicht das Handtuch zu werden. Die chice Pitt Street ließ mich so schnell nicht gehen, doch zur Dämmerung kam ich in meinem neuen Heim an, wo ich auf einem kleinen Balkon mit Lichterketten meinen Reiseplan erstellte, den Reiseplan für meinen eigenen Trip entlang der Ostküste Australiens.
Der nächste Tag war für mich ein Tag voller Höhen und Tiefen. Nach einer erfolgreichen Laufrunde und dem Besuch der Art Gallery of NSW, welche mich mit ihren vor Details strotzenden Werken in ihren Bann zog, führte mein Weg über den Martin Place, das Zentrum des Geschäftsviertels Sydneys. Unter den Menschen in Anzügen und Kleidchen, zwischen den klingelnden Iphones und Headsets saßen Menschen am Boden.
Menschen, die auf aneinandergereihten Holzpaletten und Matratzen saßen, unterbrochen von kleinen Haufen ihres letzten Hab und Guts. Dieser Zufluchtsort für Obdachlose in Sydney war so liebevoll gestaltet, dass der Unterschlupf schon fast etwas heimisches ausstrahlte, und das mitten auf dem kühlen Hauptplatz des CBD. Auf Tafeln standen in bunter Kreide Regeln für das Zusammenleben, Sprüche und Wegweiser für sämtliche sporadische Hilfeleistungen.
An
die unzähligen Matratzen folgte die Library, ein kleines Regal gefüllt mit alten Büchern, eine Kleidersammlung und eine kleine Küche, die Essen ausgab. Ein Leben von kompletter Abhängigkeit von Spenden und der wunderbarsten Bescheidenheit, wie sie Menschen haben können. Ich ging entsetzt und fasziniert gleichzeitig an dem kleinen Lager entlang und wurde von den Menschen angelächelt, während ich mit meiner Canon an ihnen vorbei spazierte. Bilder zu machen, als wären diese Menschen etwas abnormales, das man sich mal eben ansehen geht, wurde mir schlicht und einfach bald zu peinlich und nach einigen Minuten ging ich mit hinunterlaufenden Tränen weiter.
Es
zerriss mir das Herz.


Ja, auch das ist Sydney und hat wohl noch mehr mit dem wirklichen Leben zu tun als ein Opera House oder eine Harbour Bridge.
Und wie es mein kontrastreicher Tag so wollte, stand mir kurz darauf das Queen Elizabeth Building im Weg: ein faszinierendes Gebäude mit 3 Stöcken voller Läden, von denen kein einziges Preisschilder nötig hatte. 2 Welten. 1 Sydney.
Wenn ich eins wusste, dann dass ich Abstand brauchte von dieser Stadt und so überquerte ich endlich einmal die Harbour Bridge und saß mich ans Ufer des anderen Stadtteils, alleine und in Ruhe.
Auch am nächsten Tag nahm ich Abstand von Sydney und saß mich in den Zug in die Blue Mountains. Am Bahnhof gabelte ich noch eine verlorene Amelie aus Dänemark auf und wie es das Schicksal so wollte, verbrachten wir den Tag einfach zu zweit. 

Nach 2 Stunden kamen wir endlich an dem Highlight der Blue Mountains an, den 3 Sisters, nur sehen konnte man von den hinaufragenden Felsen niente. Alles was wir sehen konnten, war eine schneeweiße Nebelwand. Schon wieder lachend vor lauter Frust wanderten wir ein wenig umher und tatsächlich riss der Nebel für ein paar Minuten auf, dann war aber auch wieder Feierabend. Da es übrigens arschkalt war, verzogen wir uns in ein Café, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machten.


Schliesslich stand selbst der letzte Tag in Sydney bevor.
Den verbrachte ich zu 50% im Reisebüro, wo ich meinen Reiseplan perfektionierte und meine letzten Highlights Australiens buchte. Dann hieß es Koffer packen. Eine halbe Stunde vor Aufbruch zu meinem Hop on hop off Bus, lernte ich dann noch meine liebe Fredi kennen, welche sich erst mal super verarscht vorkam als ich mich als Vreni vorstellte. Kurzerhand bezwangen wir Schränke den Walk zur Bus Station mit unseren 2 Tonnen Backpacks gemeinsam. Eine Stunde später saßen wir tatsächlich im Bus (Reeespekt). Endlich raus aus der Stadt. Endlich wieder ans Meer, an den Strand.
15 Stunden bis zu unserem Next Stop: Byron Bay.  

Gute Nacht!

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