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Das echte Leben - BKK

Veröffentlicht: 19.02.2018

9. Januar 2018 - Bangkok 

Warum muss es auch immer so dramatisch laufen bei uns? Stillschweigend gehe ich am Flughafen Bangkok zurück zum Zug, nachdem ich meine Lisa dort sicher abgegeben hab. Würden mir nicht unentwegt die Tränen übers Gesicht strömen, wäre es eigentlich gar nicht mehr so peinlich. Eine wundervolle Woche Mädelsurlaub ist vorbei und ab jetzt bin ich wieder auf mich alleine gestellt. 

Kein Scheiß, in den ersten Minuten alleine hatte ich das Gefühl ich würde alleine nicht mal mehr in mein Hostel zurück finden. Nach einer Stunde stehe ich oh wunder dann doch davor und schüttel innerlich den Kopf über meine kleine Panikattacke. Als ich auf die ersten Reisenden im Hostel treffe, wird es mir schließlich wieder bewusst: Ich bin wieder alleine auf Reisen und so mulmig mir anfangs auch wieder ist, genauso unbändig ist meine Vorfreude darauf. Zu den erstbesten Menschen sitze ich mich dazu und voilá, die ersten tollen Menschen kennen gelernt, das erste gute Gespräch unter Reisenden geführt, wie sehr ich es vermisst habe !!!

Ich verbrachte noch drei weitere wunderbare Tage in Bangkok, die mich in all meinen Hoffnungen bestätigt haben. 


Bevor ich nach Asien kam habe ich mich trotz meiner kranken Vorfreude manchmal gefragt, ob ich hier das richtige tue. Ob Australien nicht genug war, ob ich mir den Weg zurück in die Schulwelt nicht unnötig schwer mache, ob ich nicht nur Zeit totschlage um mich nicht dem echten Leben stellen zu müssen. 

Und dann gab es da diesen Moment in Bangkok, in dem ich durch eine der kleinen Gassen geirrt bin, ich hatte keine Ahnung wo ich bin und genauso wenig ein Ziel wo ich hin wollte. Ich bin einfach nur drauf los gegangen, hab die Eindrücke, Geräusche, Gerüche aufgesaugt wie ein Schwamm.

Neben mir haben Familien an kleinen Ständen gekocht, alte Menschen aus ihren Wohnzimmern sämtlichen Unfug verkauft und Jungs Motorräder repariert.

Ich fühlte mich in diesem Moment wie in einer Filmszene aus "Eat, Pray, Love". Ich habe diesen Film nie gesehen, aber ich bin sicher, so eine grausig kitschige Szene kommt darin vor. 

Das war genau das Bild das ich immer von mir im Kopf hatte, als ich daheim vor Edeka Regalen stand und von Asien geträumt habe. 

In dem Moment war der Weg mein Ziel und ich denke erst dann hab ich gerafft, dass es in meinem Leben sowieso nie einen Punkt geben wird, an dem ich "mein Ziel erreicht habe". Abgesehen davon, was sollte das überhaupt für ein Ziel sein?

Diese ganzen Sachen mit einem schönen Haus und einem Ehemann und einem Kind und einem Hund? Die man im echten Leben anstrebt?

Ich nehme diese Dinge liebend gerne an wenn sie mir zufliegen und ich bin sicher zu einem späteren Zeitpunkt werde ich auch dafür arbeiten, versteht mich nicht falsch, aber ich bitte euch, das ist doch momentan nicht "mein echtes Leben"? Und das einzige echte Leben das man hat ist nun mal heute, jetzt. Alles was morgen, in einem Jahr ist sind Hoffnungen, Vorstellungen, Pläne. 

Das letzte Jahr habe ich keinen Gedanken daran verschwendet, mein Kopf saß im Flugzeug und hat sich überlegt, ob er lieber von Norden nach Süden oder andersrum reisen soll.

Und meine Reisen sind auch keine "Auszeit" von meinem besagten echten Leben, wer bin ich denn, dass ich eine Auszeit von meinem Leben brauche? Ich heiße doch nicht Merkel oder The Rock oder sonst was. 

Wann wurde es in unserer Kultur denn eigentlich so moralisch unvertretbar, in erster Linie seinen Träumen nachzugehen und sich nicht erst durch Arbeit, Wohnort, Familienstand zu definieren bevor man sich etwas gönnt im Leben. 

Hallo mein Name ist Vreni und im echten Leben reise ich gerne. Jetzt ist es raus. Und gerade habe ich mein Lebensziel erreicht, genauso wie vor fünf Minuten und gestern. Ich hab zwar keine eigene Wohnung, kein Auto, keine Ausbildung und keinen Job, aber momentan bin ich wunschlos glücklich. Ist es nicht das, glücklich zu sein, was man erreichen will mit dem ganzen angestrebten Wohlstand im Leben?  Ich darf gerade wieder einmal meinen Traum leben, und darin kommt momentan kein Ehemann, Haus oder Hund vor. Wenn ich morgen früh von einem dieser wahnsinnigen Taxifahrer platt gemacht werde, habe ich mein Ziel erreicht im Leben.

Ich kann das Augenrollen der Hälfte der Leser übrigens gerade förmlich sehen. Die Alte hat gut reden, sie musste sich ja auch noch nicht mit dem Ernst des Lebens auseinandersetzen. Sie musste ja noch nie ein Auto finanzieren, einen Job ergattern, eine Wohnung finden.

Exakt! Das ist ja auch eure Bucketlist, nicht meine.


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Es tut mir leid dass meine Einträge oftmals in emotional zerreißende Geschichten ausarten, aber ich krieg es leider nicht auf die Reihe nur meine Erlebnisse niederzuschreiben. Dafür habe ich mein Tagebuch.

Für alle die es interessiert:

Ich habe in Bangkok eine Bootstour unternommen durch die entlegenen Kanäle Bangkoks, wo ich die wundervolle Sara aus Dänemark kennen gelernt habe, die ich auf meiner Reise immer wieder treffen durfte und die mir mittlerweile sehr ans Herz gewachsen ist!

Ich habe das Museum of Siam besucht, hab mich in Märkten verirrt, war im wunderschönen Wat Arun und Golden Mount. Ich habe mich auf der Fähre etliche male von der Ticket Dame anschreien lassen, einfach weil die Gute jeden anbrüllt. Ich habe Unmengen von Seafood auf dem Gewissen und der wunderbaren Streetkitchen "Mamma Mia Bangkok" ein Vermögen hinterlassen. Gewohnt habe ich im Bridge Hostel, welches von seinem jungen Besitzer momentan mit viel Liebe aufgebaut wird und optimal ist, weshalb ich es unbedingt empfehlen möchte.

ich hab euch lieb. 







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