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Von Dickhäutern, Dankbarkeit und Elefantenhosen

Veröffentlicht: 04.03.2018

Ein ach so beliebtes Gesprächsthema unter Reisenden in Thailand sind Elefanten. Elefanten auf Hosen, Elefanten auf der Haut, Elefanten reiten. 

Elefanten rufen so etwa jede Gefühlsregung hervor die es gibt, von Freudentränen bei der ersten Begegnung bis hin zu Brechreiz wenn jeder zweite sonnenverbrannte weiße Tourist sie auf seinen derart abstoßend unförmigen Hosen trägt. 

An jeder Straßenecke findet man Elefanten und jeder wird zum Tierschützer des Jahres wenn es um ein Thema geht: Elefanten reiten.

Kein Thema, Elefanten reiten macht man nicht und unterstützt man nicht, aus basta. Doch ich möchte auch meine Erfahrung teilen, die meine Sicht auf die Dinge etwas sensibilisiert hat.

In Chiang Mai durfte ich mein lang ersehntes Weihnachtsgeschenk einlösen: Eine 2 tägige Elefantentour. 

Im Gegensatz zu den endlos angeworbenen eintägigen Backpacker Touren in Chiang Mai war mein Camp weiter entfernt und teurer, aber jeden Cent wert: Elephant Special Tours.

Unsere Gruppe bestand aus 5 Leuten einschließlich mir. Nachdem wir in unsere Unterkunft verfrachtet wurden, holte uns Bodo - der Besitzer des Camps und seine Praktikantin ab. Zu meiner Überraschung war Bodo Deutscher und in seinem Aussehen gleich seinen dickhäutigen Freunden, einfach ein riesen Kerl. Anders als erwartet war die ganze Tour das Gegenteil zu bisherigen 'Touren'. Die Stimmung war wie unter Freunden, wir hatten keinerlei Zeitdruck noch erhielten wir irgendwelche langweiligen Vorträge.


Bodo brachte uns in sein 'Camp', welches entgegen meiner Vorstellungen einfach nur ein Stück Land mit ein paar Hütten als Unterkunft für das Personal war. Wir saßen im Schatten, aßen und Bodo begann zu erzählen - über seinen Lebensweg, seine Elefanten, seine Familie. 

Wie alle anderen bin ich mit dem Mindset an die Sache herangegangen, dass Elefanten zu reiten ein No Go ist. Keine Elefantenhaken, keine Ketten. Nach und nach holten manche der Mahouts (sozusagen die Besitzer/Verantwortlichen je eines Elefanten) ihre Elefanten, um sie uns vorzustellen. Mit Seilen um den Hals und Haken in der Hand.


Ich war entsetzt. Ich konnte nicht glauben dass ich eines der besten Camps gebucht hatte und die Mahouts nun mit Elefantenhaken in den Hosentaschen vor mir standen. 

Neben mir saß Bodo, ein Mann dem die Lebenserfahrung tiefe Furchen ins Gesicht gezeichnet hatte und der eine Zigarette nach der anderen rauchte und erzählte Geschichten, wie er misshandelte Elefanten rettete und Flüchtlinge aus den Nachbarländer ein neues Zuhause gab. 

Er hat sein Leben voll und ganz den Dickhäutern gewidmet und alles gegeben, um sie zu retten und trotzdem lässt er es zu dass seine Mitarbeiter die Tiere herumziehen, womöglich auch schlagen?


Was uns alle ebenfalls im Herzen weh tat, war das Elefantenbaby wegzuschubsen, wann auch immer es versuchte, mit uns zu spielen. Der kleine Racker war drauf und dran sich auf mich zu setzen, als Bodo ihm in die Seite boxte, um von mir abzulassen, worum ich in Angesicht der 100 kg die sich beinahe auf meinen Schoß platzierten, auch froh war. Doch Bodo machte uns klar, dass der Kleine lernen muss, dass man mit Menschen nicht spielen darf und dass er sich den Respekt gegenüber den Menschen bewahren muss, bevor er in die Höhe schießt.


Auch wenn mir die Haken grundsätzlich ein Dorn im Auge waren, stand es außer Frage dass Bodos Antworten auf meine nachbohrenden Fragen Sinn ergaben. 

Er erzählte uns von der 'Auswilderung' von Elefanten, welche nur noch mehr Ärger machte, da die Elefanten die Felder der Farmer stürmten und den Menschen viel zu nahe kamen. Sie also einfach in die Freiheit zu entlassen ist sichtlich unmöglich. Die Elefanten unkontrolliert auf einem Gehege sein zu lassen ist ebenso problematisch. Auch Elefanten gehen aufeinander los, viele Mütter greifen selbst ihre eigenen Kälber an und die Bullen werden einmal im Jahr für 8 Wochen zu Testosteron geladenen Monstern, die alles angreifen, was ihnen in den Weg kommt. 

Die Ketten machen also vielleicht auch noch Sinn, aber Haken?

Zugegebenermaßen habe ich niemanden einen Elefanten schlagen sehen, manche der Mahouts benutzten ihn lediglich ähnlich einer Reitgerte.


Ob ich deshalb überzeugt bin von Ketten und Haken? Sicherlich nicht. Aber ich habe zwei Tage mit einem der weltbesten Elefantentrainer verbracht, ich habe Mahouts erlebt, wie sie sich mit Leib und Seele um ihre Tiere kümmern: Ihnen in der Mittagshitze Essen bringen, sie waschen und auf ihnen herumturnen. Die Bindung zwischen Mahout und Elefant war deutlich spürbar. Viele der Jungs haben nichts außer dieses Camp und ihrem Elefanten und ich übertreibe nicht wenn ich sage dass ihre Bindung etwas Magisches hatte. Sie war nicht vergleichbar mit unserer Beziehung zu Haustieren. Man konnte förmlich sehen dass sowohl die Mahouts als auch die oftmals traumatisierten Elefanten nur einander hatten und vertrauten.

Da erschien es mir bloß noch als wenig bedenklich wenn sich einer der Mahouts für ein Stück des Weges auf seinen Elefanten setzte oder seinem Elefanten ab und zu eine mitgab - auch mein Hund hat schon einige Male eins auf die Nase bekommen, also werden wir alle mal nicht übersentimental.

In dem Sinne war das Camp am Ende doch wieder etwas ganz Besonderes, einfach weil es echt war und nichts versteckt oder aufgehübscht wurde, nur um Touristen anzulocken. 

Im Gegensatz zu vielen anderen Backpackern kam ich von meinem Trip auf eine andere Weise berührt und fasziniert zurück. 

Wir haben gute und echte Gespräche geführt anstatt den ganzen Tag nur Bananen zu verfüttern und ich bin froh ein echtes Camp erlebt zu haben, anstatt nur als Tourist bespaßt worden zu sein.


Abgesehen von den manchmal unschönen und lehrreichen Geschichten und Momenten im Camp trage ich natürlich auch unglaubliche Erinnerungen mit mir fort, die unter die Haut gehen.

Das Gefühl der Dankbarkeit, mit einem über 3 Meter großen Elefanten an der Leine durch den Wald und Bäche zu wandern, lässt einem die Tränen in die Augen steigen. In keiner Kirche habe ich je eine Ehrfurcht gespürt wie gegenüber Phu Sii, der mit dermaßen großen und gemächlichen Schritten hinter mir hermarschiert ist und Gott sei Dank (oder Phu Sii sei Dank) sorgfältig darauf geachtet hat, nicht auf mich Zwerg zu steigen. Sich neben einem solchen gigantischen Tier so unheimlich klein zu fühlen und ihm dann in die Augen zu sehen, ist Gänsehaut pur! Ich kann den Wirbel um Elefanten wirklich verstehen, sie sind wie aus einer anderen Welt.

Aber bitte in Echt, nicht auf Elephant Pants!

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