Veröffentlicht: 11.01.2018
3:55 Uhr morgens in Shanghai. Wir betreten chinesischen Boden für 18 Stunden. In den letzten 18 Stunden sind wir von Zuhause über München nach Shanghai geflogen, 10,5 Stunden davon haben wir davon in der Luft verbracht. Obwohl Air China uns heil ans Ziel gebracht hat, raubten uns die 2 Stunden Schlaf und das ungenießbare Essen einige Nerven. Am Ziel wartet jedoch nicht unser Bett, sondern Shanghai. Andere Sprache, Schrift, Währung, Kultur und viele neugierige Blicke. Die Alles-Ok Nachricht an Mama und Papa geht per SMS nach Deutschland, da weder Whatsapp noch Facebook erlaubt sind. Selbst das WLAN lässt sich nicht mit ausländischen Smartphones verbinden. Geiles Land.
Spätestens nachdem uns die nette Dame mit dem “I speak english“ Button am Hemd den Burger King Whopper als veggie verkaufen wollte, war klar, mit Englisch würden wir heute nicht weit kommen.
Unser einziger Anhaltspunkt war “Maglev“, eine Magnetschwebebahn und “The Bund“, von wo aus man die berühmte Skyline Shanghais sehen kann. Maglev war vom Airport aus leicht ausfindig zu machen und wir düsten wenig später mit 430 Sachen in 8 Minuten in Richtung City.
Hinaus aus dem chicen Flughafen schossen wir über verwüstete Häuser und Siedlungen, über die Armut der Großstadt hinweg wieder hinein in die schöne heile Welt Shanghais.
Nach dem Adrenalinkick hieß es eigentlich bloß noch mit der Metro ein paar Stationen ins Zentrum zu fahren. Karten sollten wir “downstairs“ kaufen, wo sogar unsere Linie angeschrieben war. Die Herrschaften der chinesischen Metro sprachen leider nur kein Wort Englisch und die Pläne und Automaten waren tuto completo in chinesisch. Wir wurden wieder zurück geschickt, dann wieder dort hin wo wir gerade herkamen. Keine wusste wo wir hin mussten, weder das Personal noch wir. Einfach keiner. Da waren nur 1 Million Chinesen, die an uns vorbei huschten, telefonierten, uns schief ansahen, über uns lachten, uns rumschickten und irgendwann standen wir wieder zwischen den Gleisen und da war er: der berühmte Kulturschock.
Kulturschock und Schlafmangel ist eine Mischung, die einem das Genick bricht.
Alles was ich mir wünschte war ein Bett, Dunkelheit, Ruhe. Sollten wir lachen oder weinen? Es weiter versuchen oder darauf scheissen?
Es schien unmöglich überhaupt jemals in die Stadt zu gelangen. Wen auch immer wir ansprachen lächelte nur und schickte uns höchstens noch downstairs. Irgendwann verriet uns eine Mitarbeiterin, als wir sie zum dritten mal ansprachen doch noch die Station, und mit Ach und Krach hielten wir nach einer Stunde die Tickets für die verkackte Metro in den Händen. Beim Spurenlesen in der U-Bahn sprach uns plötzlich eine asiatische Stimme auf Englisch an. Wir hätten es uns denken können, die Station, die uns verkauft worden war, war natürlich die Falsche. Wenigstens konnte uns der junge Mann und die damit einzige Person Chinas der ich begegnet bin, die im Stande war ein wenig Englisch zu sprechen, die richtige Station sagen und nahm uns sogar bis dorthin mit.
Über die Main Road, gefüllt mit Shoppingpalästen und Ramschläden, kamen wir am Ende noch bei “The Bund“ an, wo uns ein faszinierender Ausblick erwartete.
Der Tag war trüb und kühl, wir müde und erschöpft.
Der Authentik wegen gingen wir auf die Suche nach Sushi und fuhren wieder zurück zum Flughafen.
Im Nachhinein ist mein Fazit über Shanghai und mein erstes Mal China ziemlich enttäuschend. Die Stadt erschien mir wie ein schlechtes Puzzle aus protziger Technologie, Armut und dem Klischeebild Chinas, so viel zum Thema Selfiestick. Die Menschen hatten kein Lächeln für uns übrig und von asiatischem Flair war kein Hauch zu spüren.
Bis abends schliefen wir daher lieber tief und fest auf den harten Bänken des Flughafens, aßen und überbrückten die Zeit bis zum Abflug damit, vegetarisches Essen für Lisa zu finden. Lisa ging an diesem Abend übrigens fast leer aus. Irgendwann war es doch Mitternacht und für uns ging es weiter nach Bangkok. Ein neuer Tag, ein neues Land. Shanghai, einmal und nie wieder.
Funfact: Ich habe 20 Stunden Aufenthalt in Peking auf dem Rückweg.