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Raus aus Bangkok in der 3. Klasse

Veröffentlicht: 26.01.2018

4. Januar 2018

Nach 4 Tagen in Bangkok hieß es für uns Frischluft schnappen. Am Morgen machten wir uns auf zum Bahnhof und besorgten uns Zugtickets - 15 Baht pro Person für 3 Stunden Zugfahrt, umgerechnet 38 Cent. Die Fahrt in der 3. Klasse gestaltete sich zwar unbequem, doch kaum setzte sich der Zug in Bewegung, konnte ich meine Augen nicht vom Fenster wenden. 

Kaum hatten wir den Bahnhof verlassen, tauchten keinen Meter von den Gleisen entfernt unzählige Häuschen mit Wellblechdächern auf. Die Menschen saßen davor, Hunde liefen über die Gleise, das Leben nahm hier seinen ganz normalen Lauf. 


Nach 3 Stunden kamen wir in Ayutthaya an, einer kleinen Stadt die bekannt ist für seine Tempelruinen. Wir liehen uns Räder aus und besuchten zwei der Tempelanlagen. Die Mittagshitze machte es uns zwar nicht einfach, trotzdem hatten wir unseren Spaß und aßen zu guter letzt noch zu MIttag. Pad Thai + 1,5 Liter Wasser = 70 Baht. (1,80€)

Dann ging es auch schon weiter mit dem Zug nach Pak Chong, das Tor zum Nationalpark Khao Yai. 

Am Schalter gab man uns die Möglichkeit entweder sofort ohne Sitzplätze oder in drei Stunden mit Sitzplätzen zu fahren. Ganz ehrlich, wir wollten einfach nur ans Ziel. So gingen wir also zu unserem Abteil in der dritten Klasse. Der Zug war randvoll und wir kämpften uns mit unseren Backpacks an das Ende des Zuges, wo wenigstens ein letzter Platz auf einer der Holzbänke frei war. In dem Abteil war es heiß und stickig, lediglich die Ventilatoren an der Decke und ein paar geöffnete Fenster sorgten für etwas Sauerstoff. Dass wir beide aus Deutschland in einer ganz anderen Liga spielten als der Rest der Menschen war nicht schwer zu erkennen. Trotzdem lächelten uns die Leute an, halfen uns unsere Backpacks in Sicherheit zu bringen, als plötzlich eine gelbe Flüssigkeit in unsere Richtung floß (Nein wir wissen nicht was es war.) und schenkten mir eine Packung Tabletten, als ich erkältetes Wesen nicht aufhören konnte zu husten. 


Nach einer Stunde Verspätung brachte uns der Zug ans Ziel. Während unserer Fahrt brach die Dunkelheit herein und so tuckerten wir die letzte Stunde im Stockdusteren durch die Wälder, unterbrochen von erleuchteten Statuen und Monumenten. Die Äste schlugen gegen das Fenster und das einzige Geräusch, das übrig geblieben ist, war das Tuckern des Zuges. Gruselig.

5. Januar 2018

Am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen: Der Khao Yai Nationalpark, ältester Nationalpark Thailands stand bevor.

Unsere Tour hatten wir mit Greenleaves gebucht, absolut empfehlenswert. Abgeholt wurden wir in einem Songthaew, einem der vielen umgebauten Sammeltaxis in Thailand.


Den Nationalpark im Rahmen einer Tour zu erkunden war das beste was wir tun konnten. Unser Guide spottete Vögel, Schlangen, Spinnen und und und, die ich oftmals nicht einmal durch das Teleobjektiv entdecken konnte. Unglaublich.

Während wir die kurvige Straße hinauf zum ersten Viewpoint cruisten, tauchten am Straßenrand die ersten Äffchen auf, die die ersten Sonnenstrahlen genossen. Unsere Fahrt wurde kurzzeitig zum Slalom und ich wäre am liebsten vom Truck gesprungen, so sehr brannte ich auf die ersten Fotos.

Highlight Nummer 2 war ein kleiner Bachlauf, in dem eine Schildkröte für uns posierte, während am Ufer die Rehe frühstückten.


Highlight Nummer 3 sprang im selben Moment vom Baum über mir auf den Tisch, auf dem ich gerade meine Tasche ausgebreitet hatte. Unser Guide hatte eine Packung Kuchen mitgebracht und so schnell konnte keiner schauen, da saß ein Affe am anderen Ende des Tisches, im Arm die Kuchenpackung, welche für uns bestimmt war. 

Im Endeffekt handelte es sich um einen guten Deal: Der Affe bekam unseren ekligen Kuchen und ich die ersten Bilder aus der Nähe.



Nachdem jeder die Endorphine verdaut hatte, einem Affen beim Kuchen essen zugesehen zu haben, ging es weiter zum Trekking, dachten wir zumindest.

Wie wir später erfuhren, wurde einer der wenig übrig gebliebenen wilden Elefanten Thailands auf einer der Straßen gesichtet, und so fuhren wir ohne unser Wissen die besagte Straße entlang. 

Wie aus dem nichts machte unser Fahrer eine Vollbremsung: Wild Elephant!

Das war der Moment, in dem ich es bereut habe, mir zuvor Youtube Videos über die Elefanten des Khao Yai Nationalparks angesehen zu haben. Tut es nicht, wenn ihr vorhabt, den Park zu besuchen!

Die ersten Minuten unserer Begegnung waren magisch. Aus der Ferne marschierte uns der Bulle gemächlich entgegen. Während sich hinter uns die Autos stauten, machte der Elefant keine Anstalten, sich zurückzuziehen. Er wechselte immer wieder die Straßenseiten und kam immer näher. Die Aufregung stieg.

Plötzlich schlug die Stimmung um. Es wurden Warnblinkanlagen eingeschaltet, Rückwärtsgänge eingelegt und unser Fahrer wich dem näher kommenden Elefanten immer hektischer aus. 

Die Minuten fühlten sich wie eine Ewigkeit an. Die Situation war so aufregend und unberechenbar, dass ich noch jetzt die Gänsehaut spüre, wenn ich nur daran denke.

Warum?

Bei dem Tier handelte es sich um einen Bullen in der "Musth", sprich die Viecher bekommen einen derartigen Testosteron Schub, dass sie einmal im Jahr alles und jeden angreifen. (Übrigens erkennbar an der schwarzen Flüssigkeit an den Schläfen des Elefanten.)

Das erklärte im Nachhinein die aufkommende Nervosität. 

Irgendwann schien der Elefant in den Wald abzubiegen und unser Fahrer stieg ins Gas und rannte in einem Affentempo an dem Bullen vorbei. Die Erleichterung fiel von mir ab als hätte der Elefant auf meinen Schultern gesessen. Wie krank war das denn?


Der anschließende Trek ging 3 Stunden durch die Wälder des Nationalparks. Am Fluss nebenan aalte sich ein Krokodil in der Sonne, im Gebüsch eine giftgrüne Buschviper und über uns Buffalo Spiders. 

Während alle anderen aßen und Lisa neben mir vor Migräne starb, folgte ich den Affen zu einer kleinen Grube hinter einem Gebäude, wo das angrenzende Restaurant seine Reste den Tieren überlassen hatte. 

Diese Stunde, in der ich die vielen Affen aus sicherer Entfernung beobachten konnte, war der wohlverdiente zweitgeilste Moment des Tages. Dementsprechend voll wurde auch die Speicherkarte.



Auf dem Rückweg wurde nochmals ein Stopp für diejenigen gemacht, die an dem Tag noch kaum Affen gesehen hatten (also mich.) Kaum hatte der Bus angehalten, sprang eines der Äffchen in den Bus hinein und klaute sich eine Tupperdose  samt Abendessen für unseren Fahrer. Nach einigen Sekunden kamen dann die Einzelteile aus den Ästen über uns zurückgeflogen, leer versteht sich. 

Es war ein Paradies für die vielen Babys, die spielten und von Baum zu Baum sprangen. Als die Dämmerung hereinkroch machten wir uns auf den Rückweg, geflasht von den Eindrücken einer der besten Tage meines Lebens: Affen, wilde Elefanten und der Jungle.



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