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Schon immer ein Traum: Drei Zinnen!

Veröffentlicht: 18.10.2020

Nach kurzem Stopp im schönen Allgäu, überqueren wir die Grenze nach Österreich und ziemlich genau dort steht der Verkehr. Alles, was Freizeit hat, sucht sich einen der wenigen Wege in den Süden und wartet hier darauf, dass es weitergeht. Die Ursache für den Stau lässt sich nicht ausmachen, es handelt sich scheinbar schlicht um das gern genommene erhöhte Verkehrsaufkommen. Wir nehmen die erste Ausfahrt, um diesem vorerst zu entkommen und steuern den Plansee an. Wie viele andere, wie sich schnell herausstellt. 

Ein romantisch an Berghängen gelegener Alpensee mit kristallklarem Wasser und komplett belegt. Das Ufer wird von einer Panorama-Strasse gesäumt, an deren Rand Wohnmobile, Van-Lifer, Dachzeltnomaden und Minicamper natürlich nur vorübergehend parken. Badelustige Tagestouristen haben sich Lücken zwischen Stand-Up-Paddlern, Surfern, Seglern und Ausflugsbooten gesucht oder genießen das Idyll vom Dampfer aus. Das Knattern von Motorrädern und Sportwagen komplettiert den Freizeitspaß, beim überqueren der Strasse bitte nicht die Rennradler oder E-Biker übersehen.

Wow! Lange hält der Ignoranz-Modus nicht und wir wollen ja nicht am österreichischen Nordrand hängen bleiben, die Piste in den Süden ist wieder frei und so landen wir bald im romantischen Öztal.

Hier kommt also DJ Ötzi her und Gletscher gibt es auch zu bestaunen. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen und Zappa kurbelt die Strasse hinauf. Etwa 10km vor dem Naturschauspiel hindert uns eine Schranke an der Weiterfahrt, eine freundliche Dame schaut aus einem Fensterchen und möchte gern für die Durchfahrt 20€. Zwanzig Euro! Also. Da fehlen uns beiden die Worte, aber das Auto hinter uns hat genügend Abstand gelassen, so dass wir umdrehen können. Zwanzig Euro! Nicht zu fassen!

Da wir keine Lust haben, eine Vignette für die österreichische Autobahn zu kaufen, entscheiden wir uns für die Serpentinen über den Timmelsjoch-Pass nach Italien. Viele Kurven, schöne Ausblicke, lange Stunden Fahrt und am Pass auf 2500m Höhe sitzt ein netter österreichischer Beamter und kassiert. Die einfache Fahrt kostet schlappe 17€, wie sind wir nur auf die Idee gekommen, man könnte kostenlos die Grenze passieren?

Zum Timmelsjoch!

Die Piste teilen wir uns mit einer Million Motorradfahrern und einer halben Million Porsche. Zappa denkt, er könnte hier mal Alphörnern lauschen, aber das pausenlose Gedröhn in wunderbarer Umgebung ist anderer Natur.

Fast im Tal angekommen, nimmt er das nächste Strässchen, weil er meine entnervten Blicke nicht mehr erträgt und wir landen an einem kalten Bächlein mit Blick auf ein stilles Dorf und genießen endlich die klare Alpenluft.

Wasser ist hier gar kein Problem, überall finden sich Bäche und kleine Flüsse, in denen wir unser Morgenbad nehmen können. Es handelt sich nicht selten um Gewässer, die eben einer Quelle entsprungen oder aus dem nächsten Gletscher abgetaut sind. Sehr klares Wasser, wirklich sehr klar. Und wirklich sehr kalt. Aber macht wach. Und sauber.

Weniger einfach ist in Südtirol das Wildcampen oder Freistehen, wie man jetzt sagt. Es gibt kaum Plätze oder Wege abseits der ausgetretenen Pfade, alles ist touristische vollständig erschlossen und Individualtouristen sollen sich gefälligst an die Wanderrouten halten. Und wir sind natürlich nicht die einzigen Wildcamper in diesem vielbereisten Landstrich, doch jahrelange Erfahrung hilft uns aus der Klemme und so ergattern wir unsere Schlafgelegenheiten.

Zu den Drei Zinnen!

Endlich in den Dolomiten angekommen, ist der Weg zu den Drei Zinnen leicht zu finden. Schon im Ort am Fuße der Berühmtheiten parken unzählige Autos am Sträßchen. Das verwundert mich, schließlich ist es erlaubt, noch einige Kilometer mit dem Reisemobil zur Attraktion zurückzulegen. Wir sind sehr gespannt und auch ein bisschen aufgeregt, viele schöne Bilder in Büchern und im Internet haben diese Gipfel zu einem Traumziel werden lassen und nun endlich, gleich, ganz bald sind wir diesem wunderbaren Ort zum Greifen nahe!

Fast geschafft!

Es sind noch etwa sieben Kilometer als uns ein kleiner Stau überrascht. Bei genauerem Hinschauen entpuppt sich dieser als Warteschlange an einem - na, was wohl? - Mauthäuschen! Wir wenden vorerst, um uns über die Umstände zu informieren und fallen aus allen Wolken. Sage und schreibe 30€ kassiert man hier für ganze sechs Kilometer Überfahrt zum Naturspektakel. Auch die Tour im Shuttle-Bus liegt bei 15€ pro Person. Bei allem Verständnis für Pflege und Wartung von Wegen etc., aber das müffelt nach Abzocke. Im spanischen Ordesa-Nationalpark haben wir fünf Euro für die Hin- und Rückfahrt gezahlt!

Für eine Wanderung ist der Tag schon zu weit fortgeschritten und so lassen wir den Traum Traum bleiben und kehren den Drei Zinnen den Rücken.

Genauso schön!

Bei der Weiterfahrt entdecken wir unzählig viele, genauso atemberaubend schöne, schroffe Felsen mit unbeschreiblichen Formationen, dass wir den Verzicht schnell verwinden und über die Wunder der Natur verzückt staunen.


Es geht weiter Richtung Süden. Der Weg dorthin führt uns auf den Passo di Giau. Auf 2200m Höhe erwartet uns ein umwerfendes Panorama. Wir schauen zurück nach Norden und schwärmen. Dann nehmen wir die letzte Serpentine und sind sprachlos. Vor uns liegen majestätische Gipfel im Sonnenlicht und lassen uns die Erhabenheit dieses Gebirges mit unbeschreiblichen Aussichten spüren. Markante Klippen und scharf in den Himmel ragende Anhöhen soweit das Auge reicht. Der Anblick lässt dich klein und unbedeutend werden, Sorgen und Nöte schwinden für den Augenblick vor der Schönheit der Landschaft.

Völlig begeistert ist schnell der Entschluss gefasst, hier eine Pause einzulegen und auf den baldigen Sonnenuntergang zu warten.

Diese Idee haben etliche Foto-Enthusiasten ebenfalls. Auf dem Grat rund um den Pass stehen unzählige Stative in Reih und Glied und sehnen den Moment herbei.

Und das Ausharren lohnt sich, die Sonne senkt sich mit dramatischem Lichtspiel dem Horizent entgegen, hinterlässt uns alle gemeinsam fröstelnd in einer unvergleichlich blauen Stunde, nachdem die Gipfel im purpurroten Alpenglühen geleuchtet haben.

Im letzten Licht erklimmt ein Schäfer mit seiner Herde den Gipfel, nun ergeben wir uns endgültig der mystischen Stimmung.

Wir bleiben über Nacht, wie auch einige andere Unerschrockene, denn wir alle wissen, dass die Temperaturen auf dieser Höhe irgendwann ungemütlich werden können.

Ach was, wir kuscheln uns in die Decken und aneinander, lauschen den Gedanken nach und lassen sie treiben und sind für heute mit den Dolomiten ausgesöhnt.

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