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Motor-Tarrega

Veröffentlicht: 28.01.2021

Am nächsten Morgen hält ein junger LKW-Fahrer an unserem Warndreieck und schaut sofort unter die Motorhaube. Die Batterie ist vom vielen Anlassen mittlerweile auch leer und er sieht schnell ein, dass er uns so nicht helfen kann. Er telefoniert noch einmal mit dem grúa und nun wird uns klar, wo das Problem liegt: wir haben keine Abschleppversicherung und auch die Zusage der Barzahlung kann die Dame am Telefon nicht überzeugen, uns vom Berg zu holen. Der junge Mann telefoniert noch etwas bei seinen Kumpels herum und gibt uns die Nummer von Jordi, bei dem wir es versuchen sollen. Mindestens eine halbe Stunde hat er uns geopfert, bevor er wieder losrauscht. Aber Jordi geht nicht an den Apparat.

Dann ruft Zappa beim ADAC an, was er am letzten Abend nach 20 Minuten in der Warteschleife aufgeben hat. Heute ist Herr Nolte am Hörer, er sitzt in Barcelona und kennt den Ort, aus dem der Service kommen sollte. Er ist empört, dass man uns die Nacht auf dem Col hat verbringen lassen und verspricht, sich sofort zu kümmern. Und das obwohl wir nicht Mitglied im ADAC sind!

Nach einer halben Stunde ruft er zurück und berichtet, dass der Abschleppdienst in – mal wieder – una hora bei uns sein wird. In Spanien schließt man mit der Anmeldung eines Fahrzeugs automatisch eine Abschleppversicherung ab und ist misstrauisch, wenn jemand so etwas nicht besitzt, klärt er uns noch auf.

Es ist Freitagmittag und der grúa ist da, hurra! Er will uns nicht nach Solsona bringen, das ist viel weiter und damit teurer, das Problem mit der Werkstatt kriegen wir schon in den Griff.

¡Finalmente - la grúa!

Also schleppt er uns für 140 Euro nach La Seu d’Urgell. Unterwegs telefoniert er schon mit der Werkstatt. No problema, es ist zwar gleich Mittag, aber um 15:00 schaut sich jemand den Kangoo an.

Gut, gehen wir zunächst einkaufen, wir brauchen Brot, was sonst? Der nächste Mercadona ist ca. 2,5 km entfernt und wir laufen an der stark befahrenen N260, die aus Andorra nach Süden führt und an der wir in den nächsten Tagen leben werden. Die Atmosphäre erinnert mich an Berichte vom Jakobsweg, in denen die Pilger häufig an solchen Rutas unterwegs sind, ähnlich schwer bepackt sind wir jetzt auch. Und unser Geruch ist inzwischen auch nicht weit entfernt.

Als wir gegen 17:00 wieder zurückkommen, steht der Kangoo noch so da, wie wir ihn verlassen haben, nichts anderes haben wir erwartet. Gut ist, dass in der Renault-Trucks-Werkstatt ein junger Mann arbeitet, der deutsch spricht und immerzu mit uns verhandeln muss, der Arme!

Motor-Tarrega

Wir haben einen Pfad zum Rio Segre ausgekundschaftet und gehen uns erst mal waschen. Dafür müssen wir erneut 2,5km zurücklegen, aber ein Hügel liegt zwischen uns und dem ersehnten Nass. 150 Höhenmeter rauf und auf der anderen Seite wieder herunter und das Ganze auch wieder zurück, dabei kommt man gehörig ins schwitzen.

Auf dem Weg zum Rio Segre

Als wir nach weiteren 1,5 Stunden wieder an der Taller sind, hat man den Panzer unter die Lupe genommen. Das Relais der Dieselpumpe ist kaputt, der Deutschsprecher ist Renault-LKW-Schrauber und kennt sich mit der Elektronik der PKWs nicht aus. Wir sollen zu Renault gehen und uns einen Termin geben lassen (zu dem, der mich am Donnerstag schon abgewimmelt hat…), das hier ist eine Toyota-Werkstatt, von Renault behandelt man die ganz großen LKWs! Es ist kurz vor 19:00 Uhr und ich flitze zu den PKWs. Mein Spanisch ist muy mal und es ist immer wieder schwierig zu verstehen, was mir die Menschen mitteilen wollen, zumal wenn es sich um KFZ-Latein handelt. Doch sogar kurz vor Feierabend wird mir Gehör geschenkt und Señor verspricht mir, am nächsten Morgen mit Toyota zu telefonieren, um das Problem zu klären.

Wir gehen am Samstag um 9:30 Uhr wieder hinüber und es wird telefoniert. Wir bekommen einen Schaltplan für das Relais ausgedruckt, das wir dem Deutschsprecher übergeben. Dann gehen wir Brot kaufen…

Bei unserer Rückkehr erklärt Jamal uns, dass die Sicherung nicht die Ursache ist und wir bis Montag warten müssen, darauf haben wir uns längst eingestellt. 

Stellplatz übers Wochenende

Die Jungs hier sind wirklich alle total lieb, versorgen uns mit Wasser und schauen am Samstag nach Feierabend zum wiederholten Male unter die Motorhaube, sie glauben jetzt, es könnte die Dieselpumpe sein, la bomba. Nun ja, wir leben jetzt vor ihrer Tür und ich habe auch ein wenig geflunkert und meinen ersten Arbeitstag etwas vorverlegt…

Die Räuberhöhle steht im Moment funktionsuntüchtig an der Werkstatt an der stark frequentierten N260. Die Blechkarawane zieht unablässig vorbei: Motorräder, Motorräder, Motorräder, Reisebusse, ganz normale PKW, getunte laut röhrende PKW, Wohnmobile, Trecker, Motorräder, Rennräder (die ohne Lärm), LKW, Motorräder… Nachts um 3:00 Uhr kann es zu einigen Minuten Stille kommen, ich werde demnächst eine Verkehrszählung beginnen.

Die N260 in einem seltenen ruhigen Augeblick

Wir schlafen mit Stöpsel in den Ohren, laufen bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen um 30°C kilometerweit überall hin (Brot kaufen + waschen = 10km +300 Höhenmeter am Tag), hoffen auf Montag und mein spanisch wird langsam un poquito besser.

Ein idyllisch ruhiges Plätzchen am Segre

Die Weltmeisterschaft im Kayakfahren findet hier gerade statt und der Platz am Fluss ist weit entfernt vom Röhren der Motoren. Ich habe schon mal vorsichtshalber eine Flixbus-Verbindung rausgesucht, Barcelona-Braunschweig in 32 Stunden, mit Umsteigen in Brüssel. Aber auch Barcelona muss erst mal erreicht werden...

¡Vamos a ver!

Es wird nicht langweilig in La Seu d'Urgell


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