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Der mit den Robben tanzt

Veröffentlicht: 17.07.2022

Inzwischen habe ich mich von dem Schock des Löschens ganzer Dateien und den damit verbundenen neuen Verlustängsten erholt. Ich überwinde meine Hemmungen und wage mich wieder an die Tastatur, was auch der Therapie des aktuellen Traumas und der Aufarbeitung des Schadens dienen soll.

Hier also doch noch einmal die Normandie:

Cayeux-sur-Mer

Mit eigenen Augen erleben wir, dass es sich bei den Menschen in der Normandie tatsächlich um Nachfahren des Wikingeranführers Rollo mit entsprechend dickem Fell handeln muss.

Für heute Nacht finden wir einen kleinen Parkplatz, die Zufahrt hierher ist sehr eng und es werden Wohnmobilfahrer eindringlich gewarnt, dass es für große Fahrzeuge keine Wendemöglichkeit gibt. Für den Kangoo aber ist genug Platz und wir freuen uns somit auf eine geruhsame und einsame Nacht.

Schöne Aussicht

Zum Sonnenuntergang nehmen wir in der ersten Reihe hinter der Düne am Strand Platz und genießen den Blick auf die dicken Felsen, die malerisch im Wasser verteilt sind. Noch ist es Zeit bis zum dramatischen Versinken des glutroten Feuerballs im Ärmelkanal. Mit beinahe jedem Kilometer Richtung Westen, findet das Schauspiel einige Minuten später statt.

Ich lese noch ein wenig und Zappa schaut mal wieder Löcher in die Luft. Irgendwann meine ich ein lautstarkes, voluminöses Prusten zu vernehmen. Ich betrachte meinen Mitreisenden. Hat er ein Problem? Bisher habe ich solche Geräusche noch nicht von ihm vernommen.

Beim zweiten Mal erkenne ich jedoch, dass die Laute zwischen den Felsen im Meer ihren Ursprung haben müssen. Während ich darüber nachgrüble, wer dafür verantwortlich sein könnte, schließlich sind wir allein an diesem Ort, bahauptet Zappa, er habe eine Robbe gesehen. Das kenne ich schon, während ich ahnungslos in fremden Welten herumlese, erspäht Zappa Delfine, Schlangen und mehr wunderliches Getier.

Also starre ich nun auch und siehe da: was beim ersten Blick wie ein runder schwarzer Stein im kalten Element wirkt, stellt sich bei genauem Hinsehen als Kopf eines Seehunds heraus, der mit den Wellen auf und ab wiegt, im Wasser verschwindet und an anderer Stelle wieder auftaucht und dabei ein kräftiges Schnaufen von sich gibt. Hab ich mir das Prusten also doch nicht eingebildet.

Völlig fasziniert sind wir vom Sonnenuntergang abgelenkt und erspähen noch zwei weitere Tiere.

Inzwischen ist Monsieur Wikinger auf der Bildfläche erschienen. Er entledigt sich geschwind seiner Kleidung, schnappt sich Schnorchel und wasserdicht verpackte Kamera und springt in die eiskalten Fluten. Er kennt augenscheinlich die Meeresbewohner, ruft sie, spielt mit ihnen, schwimmt an sie heran, knippst sie, die drei gehen in Pose und lassen sich das gern gefallen.

Phare du Goury

Das Wasser hat höchstens 15°C, die Luft ist um diese Tageszeit auch nicht viel wärmer, der Robbenbändiger ist mehr als eine halbe Stunde in den frostigen Fluten, ohne Neopren oder andere Klimaschutzausrüstung! Das geht nur, wenn Wikinger-Blut in deinen Adern fließt.

Auch wir gehen jeden Tag in den Ärmelkanal, aber es handelt sich um eine schnelle Erfrischung, länger als ein paar Minuten halte ich das nicht aus. Die Kälte beißt in Füße und Beine, vom Rest des Körpers schreibe ich erst gar nicht!

Die Sonne ist wieder einmal mit einem beeindruckenden Farbspektakel im Meer versunken, am Strand wird es ungemütlich. Monsieur Wikinger verabschiedet sich von den Seehunden und auch von uns, es ist Zeit ins warme Bett zu kriechen.

Sonnenuntergang in La Hague

Die von weitem putzigen Meeressäuger zeigen sich gern, wenn sie Geräusche am Strand vernehmen, das stellen wir am nächsten Morgen und auch am nächsten Felsen fest. Scheinbar sehr neugierig, lassen sie sich aber leider nicht dazu herab, für ein Foto mal auf einen der malerischen Felsen zu klettern. Dazu müssen wir wohl doch mit der Kamera in die kalten Fluten.

Le plus beau endroit pour un pique-nique!

Wir sagen nun den Seehunden und der Normandie au revoir. Dieser Landstrich hat uns mit einsamen steinigen Stränden, hohen Felsen, Palmen, Bananensträuchern und Feigenbüschen und sehr kommunikativen Menschen überrascht. Auch wenn der kalte Wind mich immer wieder erschauern lässt, werden wir wohl wieder kommen.

Jetzt geht unser Weg weiter in die Bretagne. Mal sehen, welche Überraschungen die Kelten für uns haben.

Zappa verabschiedet sich von den Robben


Antworten (1)

Kasi
😄

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