Veröffentlicht: 03.11.2025









































Die Zeit ist mal wieder viel zu schnell vorbeigerauscht und der Heimweg noch lang.
Zum guten Schluß will ich euch jedoch nicht verschweigen, dass ich das gewissenlos marodierende Park4Night-Duo identifiziert habe!
Nein, es ist nicht das hessische Pössl-Pärchen, das sich auf dem riesigen Parking sportif in Schweighouse-sur-Moder frech und unerhört nah, keinen halben Meter neben uns stellt, obwohl der komplette Platz sowas von absolut leer ist. Doch bevor ich anfangen kann zu jammern, weil ich schreckliche Bilder von Bonnie und Clyde vor Augen habe, legt der Held einen dicken Knüppel zur Verteidigung unters Bett.
Die beiden Verdächtigen verschlafen suspekterweise den sonntäglichen Mega-Flohmarkt, trotz des unaufhörlichen nervigen Autotürenklapperns der, in den frühesten Morgenstunden eintrudelnden Schnäppchenjäger.
Dass es sich eindeutig und zweifelsohne um einen Mega-Flohmarkt handelt, wissen wir aus dem letzten Jahr. Getarnt als fröhliches Herbstfest mit Musik und Kleinkunst an jeder Ecke, gibt es in der vollständig gesperrten Innenstadt kilometerweit Kitsch und Trödel, Gerümpel, Kram und Firlefanz.
Neu sind die Taschenkontrollen am Einlass, möglicherweise hat man auch hier schon von den berüchtigten Campingbanditen gehört.
Bei der Präsentation meiner harmlosen Beutel vernehme ich die belustigte Unterhaltung der Sicherheitsbeauftragten über den Konkurrenz-Brocante im benachbarten Reichshoffen, der mit sagenhaften 3000 Standplätzen im Internet wirbt.
Einen kurzen Augenblick lang waren auch wir versucht, diesen Flohmarkt zu bevorzugen, sind dann aber zu der Erkenntnis gelangt, dass es sich um einen Tippfehler mit einer Null zu viel handeln müsse.
Ähnliches höre ich jetzt auch bei den Kontrolleuren, die sich über die unglaubliche Zahl köstlich amüsieren, denn das Dörfchen hat ja nicht mal so viele Häuser - hahaha!
Und im nächsten Jahr wird in Schweighouse ein Transparent ans Orstschild montiert, auf dem man in großen Buchstaben verkündet, dass es hier WIRKLICH 3000 Stände gibt.
Ich lasse mich, gegen jeden gesunden Menschenverstand zum Erwerb von vier charmanten Retrostühlen im Pariser shabbyschicken Apfelgrün verführen. Und als wir für deren Abholung zum vierten Mal an der Security vorbei müssen, winken die Jungs uns ohne einen weiteren Blick in meinen Rucksack grinsend durch.
Jetzt hätten wir sie weichgekocht und könnten den geplanten Überfall auf die Würstchenbude ausführen - was wir natürlich nicht tun, WIR sind nicht die Halunken!
Als Highlight des Tages formiert sich zu unserer traditionellen Schnäppchenjagdabschlussmerguez die regionale Blaskapelle in roten Trachten, um die Menge mit flotten Rhythmen zu unterhalten.
Eine schöne Idee, doch hat die Festleitung nicht bedacht, dass sich das unbesetzte und völlig leere Kinderkarussell direkt gegenüber zu flotten und sehr lauten Melodien dreht und dreht und dreht.
Einen Moment lang gehen wir beim Genuss unserer leckeren Bratwurst fest davon aus, dass die Mucke der Ringelbahn für den Auftritt der Bläser ausgeschaltet wird. Denn bei dem Gedudel könnte nicht mal Trompetenlegende Louis Armstrong einen Ton treffen.
Ich verliere die Wette: Michael Jackson tönt in voller Dröhnung weiter aus den Lautsprechern des Karussells, der Festmoderator wippt am Mikrofon mit der Hüfte im Takt, kündigt die Kapelle mit stolz geschwellter Brust an und das Orchester bläst tapfer in die Hörner!
Ein unfassbar schrilles Gemenge schräger Töne schallt über den Platz, das Orchester bläst inbrünstig gegen den King of Pop und lässt sich seinen großen Auftritt nicht nehmen.
Auch als wir denken, der Conferencier fordert beim zweiten Stück den Karussellbetreiber auf, seine Bässe endlich auszuschalten, täuschen wir uns. Der Musikmix läuft unbeirrt weiter und als die Merguez verspeist ist, treten wir voller Bewunderung für die tapferen Blasmusiker den ohrenbetäubten Rückzug an.
Ich habe die Pössl-Hessen indes nicht vergessen und behalte sie genau im Auge!
Sie kaufen ganz unschuldig am ersten Stand bei strahlendem Sonnenschein einen farbenfrohen Regenschirm, man kann ja nie wissen.
So gewappnet setzen sie ihre Fahrt fort, ohne uns oder unser Hab und Gut auch nur noch eines begehrlichen Blickes zu würdigen.
Nun fällt mir auch ein, dass der Platz ja gar nicht bei der duften App zu finden ist.
Aber verdächtig waren die beiden schon in ihren zwanglosen Althippieklamotten!
Doch jetzt kommts: Vorsicht bei zwei schmissigen jungen Leuten, unterwegs in einem flotten Reisemobil Rapido.
Sie tarnen sich geschickt mit harmlos wirkenden, putzigen Hündchen und einem Mini-Kinderwagen, in dem nie und nimmer ein Baby Platz hat.
Ich habe genau beobachtet, wie die beiden ihr Dosenbier darin untergebracht haben und dann mit ihrer Beute zum sensationell verschwiegenen Geheimversteck geschoben sind.
Wenn ihre eure E-Bikes vermisst, meldet euch einfach.
Ich kenne die Koordinaten!
