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Maya-Tradition am See

Veröffentlicht: 21.07.2019

In der zweiten Auszeit von meiner Arbeit im Hostel machte ich einen mehrtägigen Ausflug an den See Atitlan. Er liegt ziemlich im Zentrum Guatemalas und ist von Xela mit dem Auto oder Shuttle in etwa anderthalb Stunden zu erreichen. Der See ist ein beliebtes Ziel unter Touristen. 

Ich fuhr zunächst nach Panajachel (kurz Pana), einem Ort am östlichen Ende des Sees. Von dort wollte ich per Boot in den folgenden Tagen noch andere Orte am See besuchen. In Pana gibt es außer zahlreichen Souvernirständen und einer Promenade am See nicht wahnsinnig viel zu sehen. Im Hostel in Pana traf ich Nikola, eine junge Frau aus Tschechien, die ich aus dem Hostel in Xela kannte. Gemeinsam fuhren wir am nächsten Tag mit der Fähre einmal quer über den See nach San Pedro. Die Überfahrt dauert etwa 45 Minuten und kann etwas ruppig werden, wenn das Boot über die Wellen rast, die mitten im See schon etwas höher sind.

San Pedro ist etwas kleiner als Pana. In dem Ort gibt es auch nicht wirklich viel zu sehen. Touristen kommen zum Feiern und/oder Spanisch lernen hierher und es ist ein guter Ausgangspunkt um Ausflüge in die Umgebung, wie zum Beispiel zum Gipfel "Indian Nose" zu machen und von dort den Sonnenaufgang zu sehen. Weitere beliebte Aktivitäten sind eine Wanderung auf den Vulkan Atitlan und eine Paragliding-Flug über dem See.

Nikola und ich beschlossen jedoch am nächsten Tag erst einmal nach San Marcos zu fahren. Der Ort ist von San Pedro in zwanzig Minuten mit dem Boot zu erreichen. San Marcos hat den Ruf des "Hippie-Dorfs". Es gibt dort viele Aussteiger, die Gästehäuser oder Yoga-Schulen aufgemacht haben. Man findet Öko-Hotels, Permakulturfarmen und Naturkosmetikläden. Nach einem Rundgang durch den Ort stießen wir auf ein spirituelles Zentrum in dem neben Yoga und Meditation auch Kakao-Zeremonien angeboten wurden. Nikola wollte gerne an einer dieser Zeremonien teilnehmen - ich war zunächst etwas skeptisch. Nachdem ich aber den jungen Shamanen kennengelernt hatte, der die Zeremonie mit uns machen würde, entschied ich mich doch teilzunehmen. 

Da wir einfach so spontan vorbeigekommen waren, bat uns Herman (der guatemalische Shamane) ein paar Stunden später wiederzukommen, damit er sich auf die Zeremonie vorbereiten könne. Wir nutzten die Zeit, um in einem Park am See (Cerro Tzankujil) spazieren zu gehen und auf einen kleinen Berg zu klettern. Auf dem Weg nach oben sahen wir einige Altare der Maya und von ganz oben hatten wir einen schönen Blick über den ganzen See.

Dann war es Zeit für die Zeremonie ins Dorf zurückzukehren. Während der Kakao-Zeremonie, an der nur Nikola und ich teilnahmen, lernten wir mehr über den Mayakalender, unsere Zeichen (Spirits) und wie jeder Tag sein eigenes Zeichen hat, was wiederum mit dem persönlichen Zeichen zusammenwirkt und damit den Verlauf einer Zeremonie beeinflusst. Und auch Farben spielen in der Kultur der Maya eine wichtige Rolle. Unser Shamane erklärte uns das alles auf eine sehr schöne und ruhige Art. Er schien sehr stolz auf die alten Traditionen zu sein und froh, sie mit uns zu teilen. Er erklärte uns, dass einige Traditionen fast verloren gegangen seien, aber das heute doch wieder mehr junge Menschen etwas über die alten Maya-Traditionen und auch deren Sprache lernen wollen.

Während Herman erzählte gab er uns einen Getränk aus rohem, fermentierten Kakaobohnen zu trinken. Es hat nichts mit der süßen heißen Schokolade zu tun, die man in Deutschland bekommt. Ich hatte wirklich Schwierigkeiten meinen Becher auszutrinken. 

An die Ausführungen zu unseren "Spirits" schloss sich eine Meditation an und ich war überrascht dabei tatsächlich einen Effekt des Kakaos zu merken. Es ist nicht wie ein Rausch und es ist schwer zu beschreiben, was genau passiert. Am besten trifft vielleicht zu, dasss ich mich sehr emotional fühlte. Die Zeremonie war in jedem Fall eine interessante und lehrreiche Erfahrung, die ich nicht missen möchte.

Am nächsten und letzten Tag kam ich noch einmal zurück nach San Marcos. Diesmal mit einer anderen Bekanntschaft aus dem Hostel in Xela, Marielle aus Holland. Sie hatte eine Woche im Hostel gewohnt und war dann drei Tage lang von Xela aus zum See gewandert. Zusammen gingen wir im See schwimmen, vegetarisch essen und so ließ ich meinen Kurzurlaub entspannt ausklingen, bevor ich mich am nächsten Tag auf den Weg zurück nach Xela machte.

Für den Rückweg hatte ich mich entschieden einen "Chicken bus" zu nehmen. das sind die bunt bemalten lokalen Busse. Statt anderthalb braucht man zwar drei Stunden, bezahlt aber nur ein Bruchteil des Preises für ein Shuttle und bekommt ein Abenteuer obendrauf. Dass der Asisstent des Busfahrers (der die Leute in den Bus winkt und kassiert) auf dem Dach des fahrenden Busses rumturnt, scheint in Guatemala wohl öfter vorzukommen. Mein Bus hatte aber noch die Besonderheit, dass (so vermute ich) die Kühlung des Motors nicht richtig funktionierte. Und so musste regelmäßig Wasser aus großen Kanistern durch einen Trichter in einen Schlauch unter dem Amarturenrett gegossen werden. Besonders viel Wasser wurde gebraucht, als es bergauf ging (was auf dieser Strecke quasi permanent  der Fall ist).

Naja, ich nahm es mit Humor und kam sicher in Xela an. Die nächsten zwei Wochen blieb ich auch an meinen freien Tagen in der Stadt und plante meine weitere Reise.

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#atitlan#guatemala#maya#kakao