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Es lohnt sich etwas zu investieren

Veröffentlicht: 01.12.2018

Hilfsbereit setzt uns Mr. F am nächsten Tag pünktlich in Kerikeri ab und unsere Reise führt uns weiter Richtung Norden. Eine Stunde später und 70 Km weiter nördlich erreichten wir unser nächstes Zwischenziel auf dem Weg zum nördlichsten, spirituellsten Punkt der Maori - Das Cape Reinga.

Das Zwischenziel heißt zunächst Taipa. Hier treffen wir nun unsere zweite Gastfamilie. Diesmal ist es jüngeres Paar mit einer kleinen Tochter. Unmittelbar nach dem wir den Bus verlassen winkte uns eine junge Frau zu. Nicht nur durch den Wiedererkennungswert der Profilbilder, sondern auch durch die schier unübersichtliche Anzahl von Menschen (außer Caro und mir - 1 - ) war der Kontakt schnell hergestellt. Im Vergleich zum ersten Mal fiel es bereits merkbar leichter ins Gespräch zu kommen. Auch Caro fand langsam ihren gefallen daran, während Tim eher mit seiner neuen Banknachbarin, der 11 Monate kleinen Tochter, Grimassen und Laute austauschte. Nach einer 20 minütigen, holprigen Fahrt  kamen wir gefühlt erneut mitten im Nirgendwo an. Das Haus der Familie lag direkt am Rande zum neuseeländischen Busch. Vom Grundstück, welches starke Hanglage hatte, war kein anderes Haus zu sehen. Auf dem Weg zum Haus begutachteten uns Bonny und Blade, die zwei großen Hunde der Familie, welche wir komplett ignorieren mussten. Grund dafür ist die Akzeptanz und Rangordnung, für die die Familie ein eigenes Verständnis hat. Natürlich fiel es uns außerordentlich schwer dies zu beachten, aber wir wollten unsere Gastgeber respektieren.


Nachdem wir unser Gepäck im Zimmer verstaut hatten zeigte uns Frau J. das Haus, ihr Grundstück (25 Acre = 100.000 m², zum Glück für uns großteils unerschlossen), ihre Tiere und die täglichen, grundlegenden Aufgaben. Grundstücke sind hier allgemein recht groß. Bei einem Wwoofing Angebot betrug die Fläche sogar 2300 Hektar, also 23 Km² *WOW*.


Und jetzt zum Arbeitsalltag. Frau J. war dabei recht strukturiert. Täglich wurden Listen geführt und abgearbeitet. Hierauf waren sogar zeitliche Vorstellungen der einzelnen Aufgaben formuliert. Die ersten drei Tage waren zunächst ziemlich knackig. Fünf bis sechs Stunden Arbeit täglich, meist körperlich anspruchsvoll. Außerdem hatten wir ständig die Qual der Wahl in welches Häufchen wir unseren Fuß setzen wollten. Zur Auswahl standen (sortiert von schlimm zu schlimm schlimm) : 

Hase - lokal begrenzt -

Ziege - WIRKLICH überall -

Hühner - habt ihr das mal gesehen -

Hund - die Haufen waren größer als die Tiere auf dem Bild wirken -

Pferd - leben hier nicht, durften wir aber fühlen -

Die Aufgaben bestanden aus Rasen mähen mit Motorsense und anschließendem Einsammeln in angenehmer Hanglage, vier Löcher für zukünftige Obstbäume ausheben, Gemüse- und Kräuterbeete pflegen und neu bestücken, Sonnenschutz am Hühnerstall installieren, Unkraut jäten, Obst pflücken und zur Verarbeitung für ein Chutney vorbereiten, der Abwasch und vielem mehr. Täglich mussten auch alle Tiere versorgt werden. Unter anderem auch die Ziege Willow, die alle Klischees einer Ziege erfüllte. Dieses Vieh gab Geräusche von sich *was zur Hölle* und Frau J. meinte Willow würde sich selbst für eine echte Person halten :). Die versuche dieses Tier zu bewegen waren wirklich amüsant, besonders für Caro, welche diese Aufgabe gleich ganz an ihren Partner abgab. Zweimal durfte während unseres Aufenthaltes auch gemolken werden, dabei hatten wir tatsächlich sogar Spaß, jedoch absolut mäßigen Erfolg.


UND JETZT AUFPASSEN, möglicherweise ist das schon eine der Geschichten der Reise:

Bereits ab dem ersten Tag waren Hühner des Nachbarns auf dem Grundstück und bedienten sich am fremden Obst (Loquat, eine uns bis dahin unbekannte Frucht und nun eine von Caros neuen Lieblingsfrüchten). Frau J. verscheuchte die Hühner energisch und erzählte uns anschließend von einem Vorfall. Drei Wochen zuvor waren die Hühner des Nachbarn, wie so häufig, auf ihrem Grundstück. Die Hunde, welche darauf trainiert sind das Gelände zu bewachen, bemerkten die Eindringlinge. Daraufhin jagte Blade, der hellere, die Hühner bis auf das Nachbargrundstück. Frau J. , die ihr Baby immer auf dem Rücken trägt, rannte Blade nach und wollte schlimmeres vermeiden. Der Nachbar sah die Situation außer Kontrolle und drohte mit Rufen und einer Flinte. Frau J. , die ihren Hund bereits am Halsband hatte, war schon auf dem Rückweg. Deeskalierend entschied sich der Nachbar dennoch seinen Hund aus der Tür zu lassen. Das Ende vom Lied, die Hunde im Kampf, Bisswunde am Schienbein der Mutter, das Baby zum Glück unverletzt. Weiterhin erklärte Frau J. , sie und ihr Mann haben den Nachbarn schon mehrfach darum gebeten, die Hühner davon abzuhalten das fremde Grundstück zu betreten. Bis jetzt scheinbar ohne Erfolg. Somit durften wir am zweiten Tag, als Nachbars Hühner mal wieder vom verbotenen Baum naschten, eine Exekution durch Kleinkaliber mit Schalldämpfer beobachten. Ergebnis Nachbars Hühner -1. Und als ob das noch nicht genug wäre, am nächsten Tag versuchte auch Frau J. , mit Kind auf dem Rücken, ebenfalls ihr Glück. Doch was macht man jetzt mit einem toten Nachbars Huhn? Essen? Nein, man legt es in das vom Wwoofer gebuddelte Loch, spricht ein Gebet und pflanzt dann, in der Erwartung das erloschene Leben schenkt der zukünftigen Pflanze besondere Kraft, einen neuen Zitronenbaum darauf.

Durch diese Geschichte kann man die besondere Weltanschauung von Familie J. erahnen. Verständlicherweise hatten wir nach den ersten drei Tagen unsere Bedenken. Zusätzlich war unsere abendliche, frei verfügbare Zeit nicht abwechslungsreich. Denn der anschließende Weg war zu diesem Zeitpunkt nicht weiter geplant. Wohin soll es gehn? Was ist unser nächster Stopp? Wie kommen wir dahin? Laufen wir auf Grund? Erste kleinere Diskussionen flammten auf *zish* ;) Dies verstärke unsere Unsicherheit derart, dass wir darüber nachdachten, diesen Ort vorzeitig zu verlassen.

Doch ab dem vierten Tag entspannte sich die Lage. Unsere Planung schritt voran (seht ihr dann später), die Gespräche wurden besser, die Stimmung hellte sich auf. Wir besuchten ein Playcentre, eine Art Vorkindergarten. Dieser wird staatlich unterstützt und ist für die Eltern kostenlos, gegen einige gemeinnützige Stunden. Für uns Sozis die Gelegenheit die frühkindliche Förderung in einem fremden Land kennen zu lernen.

Uns wurde klar, Frau J. hatte eine klare Vorstellung welche Aufgaben während unseres Aufenthaltes zu erledigen waren. Durch unser Engagement in den ersten Tagen war diese Liste deutlich geschrumpft. Die Aufgaben wurden leichter, das Pensum geringer. Es wurde zusammen gekocht und man lernte sich besser kennen. Nun fühlten wir uns wohl.

Und so kam es, dasswir beim Frühstück am Tag vor der Abreise überrascht wurden. Keine weitereArbeit wartete auf uns, sondern ein Ausflug zum geheimen Strand der Familie. 40 Minuten Fahrtzeit, ein kurzer Spaziergang, 30 vorbei schwimmende Delfine ...


... Eine Erfahrung, die so einzigartig für uns war, dass wir sie kaum mit Worten beschreiben können. Weißer Sand, perfektes Wetter, klasse Wellen und das Beste, keiner außer uns Vier ist an diesem Flecken Erde anzutreffen. Fragt uns danach wenn wir zurück in Deutschland sind.

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