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Te Nuku - o - Mourea

Veröffentlicht: 04.12.2018

Am nächsten Tag setzten wir unsere Reise fort nach Kaitaia. In dieser Kleinstadt verbrachten wir die nächsten zwei Tage in einem Airbnb. Wir stellten fest, im Gegensatz zu einem Hostel, Motel oder ähnlichem ist das für uns die kostengünstigste und komfortabelste Variante. In den günstigsten Hostels kostet eine Übernachtung p.P. im Dorm, also Zimmern mit mindestens vier Personen aber häufig acht bis zwölf, circa 30 NZ$. Im Doppelzimmer 70 NZ$ zusammen. In diesem Airbnb zahlten wir 35 € gemeinsam pro Nacht, das entspricht 58 NZ$. Zu dem geringen Preisvorteil kamen ein inklusives Frühstück, weniger Personenverkehr, die Nutzung der Waschmaschine, das Gefühl einer erhöhten Sicherheit und definitiv höhere Sauberkeit. 

Angekommen in Kaitaia besuchten wir einen kleinen Wochenmarkt. Dort boten lokale Bauern frisches Obst, Gemüse sowie verschiedene handwerklich hergestellte Dinge an. Außerdem gab es kleine Stände die an einen Flohmarkt erinnerten, etwas Live Musik und wie immer Speis und Trank. Wir gönnten uns ein selbstgemachtes Avocadoeis.

Wie wir bereits erwähnt hatten, war das Ziel unserer Reise durch das Northland, der Besuch des Cape Reinga. Die Stadt Kaitaia ist, mit ca. 5000 Einwohnern, die größte Stadt der nördlichsten 150 km Neuseelands. Von hier aus konnten wir uns diesen Wunsch mit einer gebuchten Bustour, der Harrison Cape Runners, erfüllen. Zunächst war es unser Plan diesen Weg selbst zu erkunden, aber ohne Auto und durch die herausfordernden Naturgegebenheiten, gestaltete sich das ohnehin als äußerst schwierig. Die Tour wurde in einem allradgetriebenen Bus angeboten, welcher für einige der Streckenabschnitte dringend benötigt wurde. 

Die Tour dauerte einen ganzen Tag und früh morgens ging es los. In Kaitaia wurden alle Gäste eingesammelt. Wir waren froh als wir in den kleinen Bus einstiegen, denn insgesamt nahmen nur 10 Personen teil und unsere Angst, der Ausflug sei zu touristisch, verflog rasch. Der sehr freundliche Busfahrer schien erfahren und konnte während der gesamten Tour zahlreiche Informationen sowie Maori Geschichte bieten. Erstes Highlight: der 90 Mile Beach (der gar nicht 90 Meilen lang ist, sondern nur 60 km). Der Bus fuhr bis an den Rand des Ozeanes. Wir stiegen aus und vor uns lag der weite Strand. So früh am Morgen hatte die Sonne die Nebelbänke noch nicht gänzlich besiegt und in beide Richtungen war kein Ende des Strandes zu erkennen. Wir ihr auf dem Foto erkennen könnt, ist das allerdings kein dichter Nebel, möglicherweise hohe Luftfeuchtigkeit durch die Gischt der Wellen. Wir konnten erahnen, dass das Ende dieses Strandes in weiter Ferne liegt. Weiterhin war es für uns in diesem Moment besonders, dass wir zum ersten Mal an der Westküste Neuseelands, also der Tasmansee waren. 



Auf diesem Strand verbrachten wir die nächsten zwei Stunden, denn die Tour führte tatsächlich über den kompletten Strand des 90 Mile Beach. Hier zwei tote Rochen, da ein toter Hai, noch ein meterlanges Walskelett und immer wieder vereinzelte Wanderer, die freudig begrüßt wurden, aber dazu später mehr. Zwischendurch der ein oder andere Halt an einer besonders schönen Stelle und immer wieder brachen sich, wie an einem Faden, die Wellen am endlosen Strand. Spätestens zu Beginn des nächsten Abschnittes wurde uns klar, das Risiko mit einem privaten Fahrzeug wäre zu hoch gewesen, denn jetzt ging es richtig häuprig zu. Vor den Gezeiten ließen wir den Strand hinter uns und rumpelten durch einen kleinen Fluss direkt in das Herz riesiger Sanddünen. Kurz zuvor am Meer, fühlten wir uns nun wie Mitten in einer Wüste. Nach einem kurzen, wilden ritt der nächste Stopp: Sandboarding *wuhuuu*. Ganz aufgeregt sprangen wir aus dem Bus, schnappten uns ein Board und machten uns auf den kurzen aber knackigen Aufstieg. Seit ihr schon mal eine Sanddüne hoch gelaufen? *schnauf*. Oben angekommen und völlig aus der Puste überlegte sich Caro, beim Anblick des Gefälles und der rasanten Abfahrt der anderen, zu kneifen. Ob sie sich getraut hat?

Weiter ging die Fahrt und bereits nach 10 Minuten änderte sich erneut die Landschaft. 


Der Sand wurde von grünen Wiesen, kleinen Seen und felsigem Gelände abgelöst. Doch all das wurde überschattet von minutenlangen, grollendem Gehuste, denn Tim hatte bei der rasanten Dünen abfahrt ein Sandkorn verschluckt. Da half kein Trinken erst eine Kleinigkeit zu essen löste das Problem langsam. Nachdem Ruhe einkehrte, konnte die Landschaft wieder genossen werden. Nächster Stopp: Lunchtime. In einer kleinen Bucht wurde dann ein Sandwich zur Verfügung gestellt. Nach der Pause ging es weiter zum Cape. Wir hielten an einem Parkplatz und hatten über eine Stunde zur freien Verfügung. Vom Parkplatz aus führten Serpentinen hinunter zum Ozean und bereits nach wenigen Schritten sahen wir einen Leuchtturm in der Ferne. 


Bei herrlichem Sonnenschein waren wir voller Vorfreunde - unser Etappenziel zum greifen nahe. Angekommen am nördlichsten, begehbaren Punkt Neuseelands, in der Sprache der Maori "Te Rerenga Wairua" waren wir wirklich beeindruckt. Die Energie dieses für die Maori heiligen Ortes, war für uns deutlich zu spüren. Dies lag nicht an dem Leuchtturm oder seinem Entfernungsanzeiger, sondern an der sichtbaren Kraft des Wassers. Denn hier ist der Ort an dem beide Ozeane, also Tasmansee und Pazifischer Ozean, aufeinander treffen und es ist kaum zu glauben das man dies mit dem bloßem Auge erkennen kann. Direkt vor uns war "Te Nuku - o - Mourea" zu sehen, zwei Ozeane, einer männlich (Tasmansee) und einer weiblich (Pazifischer Ozean), die durch ihr zusammentreffen miteinander verschmelzen und neues Leben erschaffen. Ihr könnt euch das ungefähr so vorstellen: eine untiefe mit mehreren Strudeln und Wellen die völlig unvorhersehbar aus allen Himmelrichtungen kommen und dort aufeinander treffen. Wenn ihr uns nicht glaubt, dann kommt uns doch besuchen und wir zeigen euch diesen Ort mit seiner spürbaren Energie.


Besonders beeindruckt hat Caro die Geschichte der Maori zum Cape Reinga (Te Rerenga Wairua), der für die Ureinwohner der wohl spirituellste Ort Neuseelands ist. Es wird besagt, von Te Rerenga Wairua wandern die Seelen der Verstorbenen über Te Nuku - o - Mourea auf der Suche nach dem Gipfel Ohau der Three King Islands (Manawatawhi). Von da aus blicken sie noch einmal zurück nach Aotearoa (Neuseeland) und begeben sich auf den letzten Weg zum Ort ihrer Ahnen Hawaiki.


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