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Paraguay: Dörfer Teil 3 (San Cosme y Damian, Yaguaron, Ita)

Veröffentlicht: 12.02.2019

Schon war es langsam wieder an der Zeit nach Asuncion zurückzukehren, um den Mietwagen zurückzugeben. Unterwegs legten wir allerdings nochmals einige Stopps ein.


Zunächst fuhren wir nach San Cosme y Damian, wo es eine weitere Jesuitenmission zu besichtigen gab. Wer sich nun fragt, ob uns die Jesuitenmissionen nicht langsam zu den Ohren raushängen, hat definitiv recht. San Cosme y Damian ist allerdings insofern etwas besonderes, weil es hier ein astronomisches Observatorium gibt.
Die Anlage wird im Rahmen einer geführten Tour besichtigt, welche im Eintrittspreis inbegriffen ist. Im ersten Teil wird die Mission selber mit den üblichen Bauten (Kirchen, Werkstätten, etc.) besichtigt. Die Führung war absolut schrecklich, der Guide absolut lieblos und ungeduldig. Man hatte überhaupt keine Zeit sich genau umzusehen und Fotos zu machen, und es wurde auf niemanden Rücksicht genommen. Die Frau eilte einfach durch die Gebäude und murmelte ihren Monolog vor sich hin, es interessierte sie kein Stück, ob die Gruppe beisammen war und ob alle ihre Ausführungen hören konnten. Auch auf Fragen reagierte sie nicht unbedingt begeistert. Zum Glück hatten wir ja schon einige Missionen gesehen und kannten die Geschichte und Hintergründe, so dass wir nicht auf die unfreundliche Dame angewiesen waren, um unsere Kenntnisse zu erweitern. Da es ja immer hiess, in Paraguay gäbe es nur Ruinen, und die besterhaltene sei Trinidad, erstaunte uns dies dann doch sehr, denn die Kirche und die Anlage in Cosme y Damian ist in sehr gutem Zustand und keineswegs eine Ruine, die Kirche wird sogar noch genutzt. Besonders hübsch oder spektakulär ist sie allerdings im Vergleich zu den anderen auch nicht. Ungewöhnlich ist nur, dass die zur Kirche angrenzenden Gebäude hier zweistöckig sind. Auf einer klapprigen Holzleiter konnte man in den Dachstock hinaufklettern, aber man musste sich sputen, denn die Führerin war inzwischen schon wieder 2 Räume weitergehetzt.

Im zweiten Teil wurde man durch das Observatorium geführt, diesmal zum Glück von einer anderen, viel freundlicheren Dame. Das Observatorium wurde vom Jesuitenpater Buenaventura Suarez gegründet, der eine grosse Leidenschaft für die Astronomie hegte, und war früher das bedeutendste astronomische Zentrum Südamerikas. Am Plaza Mayor ist eine Gedenkstatue für Suarez aufgestellt. Zunächst wurde uns ein Film vorgeführt, wo über die astronomischen Erkenntnisse und Ansichten der Guarani berichtet wurde, die sich wie fast alle alten Kulturen bereits zu früher Zeit Gedanken über den Sternenhimmel gemacht hatten. So wussten sie bereits, dass sich nach 12 Vollmonden das Wetter wiederholt und kannten die Sonnenwenden. Sie hatten auch schon eigene Namen für die auch heute uns bekannten Sternbilder. Als nächstes ging es in die eigentliche Sternwarte, wo ein Teleskop aufgebaut war. Es war nun nicht gerade so gross, wie man dies in einem „astronomischen Zentrum“ erwarten würde, aber die Mittel sind halt begrenzt. Aber da wir ja tagsüber dort waren, gab es ohnehin keinen Sternenhimmel zu sehen. Wir hatten eigentlich vorgehabt, abends herzukommen, aber San Cosme y Damian liegt soweit ab vom Schuss, dass es schlichtweg zu umständlich gewesen wäre. Dafür konnten wir uns durch ein kleineres Teleskop mit entsprechendem Filter, die Sonne ansehen, das ist doch auch schon was. Der Rundgang ging weiter im Planetarium, welches uns Informationen zum Sternenhimmel der südlichen Hemisphäre vermittelte, uns zum Beispiel die Lage des Kreuz des Südens zeigte. Im letzten Teil der Führung wurde uns die grosse Armillarsphäre vorgeführt, und das war für mich das absolute Highlight. Ein solches Gerät hatte ich noch nie zuvor so bewusst gesehen, oder war mir zumindest des Zwecks und der Handhabung nicht bewusst, und ich war absolut begeistert. Es dient der Darstellung der Bewegung von Himmelskörpern. Ein solches Ding hätte ich wirklich gerne zuhause! Allerdings besteht die Tücke darin, dass es immer genauestens ausgerichtet sein muss, um verlässliche Informationen zu liefern, dh. Einmal eingerichtet, darf man es eigentlich kein bisschen mehr bewegen.


Auf dem Weg zu unserer nächsten Station geschah leider etwas sehr tragisches. Wir fuhren so auf dem Highway dahin, als plötzlich 2 Hunde über die Strasse rannten. Und der Autofahrer vor mir überfuhr tatsächlich einen der Hunde. Ich konnte genau sehen, wie das arme Tierchen zwischen den Rädern hin- und hergeworfen wurde und schliesslich leblos am Boden liegenblieb, während der Fahrer einfach weiterfuhr. Ich kann es nicht mal beschreiben, es war absolut fürchterlich. Ich selbst konnte gerade noch ausweichen, so dass ich nicht auch noch über das arme Tier hinweg fuhr. Augenblicklich fing ich an zu weinen, ich stand komplett unter Schock und war völlig aufgelöst, mit Tier- und auch Menschenleid kann ich einfach schlecht umgehen. Jörg stellte sofort den Pannenblinker (die unverzichtbarste Funktion am Auto in Lateinamerika) und bei nächster Gelegenheit fuhr ich von der Strasse ab. Ich brauchte eine ganze Weile, bis ich mich nach diesem schlimmen Erlebnis genügend gefangen hatte, um weiterfahren zu können, am liebsten wäre ich gar nicht mehr gefahren. Aber auch Jörg hatte sehr unter der Sache zu leiden, den ganzen Tag über verfolgte uns die Trauer und das Mitleid mit diesem armen Wesen. Klar hatten wir während all unseren Autofahrten immer mal wieder Tierleichen am Strassenrand gesehen, auf diesen Strassen und mit den vielen Streunern, die einfach so unvermittelt über die Strasse rennen, ist das wohl unvermeidlich. Aber so etwas live mitzuerleben, ging uns wirklich beiden an die Substanz. Von nun an beschlich mich jedenfalls bei jedem weiteren Hundchen, das ich entlang der Strasse sah, Panik, dass es mir vors Auto laufen könnte. Und es sind ja nicht nur Hunde. Es sind alle möglichen Tiere. Ich werde nie vergessen, als unser Fahrer in Brasilien plötzlich abrupt bremste, weil ein Huhn gerade mit seiner Kükenschar vor uns über die Strasse spazierte. So süss.......


Unseren nächsten Halt machten wir im Ort Yaguaron, wo wir uns die Franziskanerkirche anschauen wollten. Die Kirche hatte allerdings bereits geschlossen, so dass wir sie nur von aussen bewundern konnten. Der Kirchenwächter war zwar gerade erst dabei, die Kirche abzuschliessen, aber trotz Bitten, liess er sich leider nicht erweiche, einige Minuten „Überstunden“ zu schieben. Schade. Nach einer kleinen Pause fuhren wir also bald weiter.


Unser letzter Stopp vor Asuncion führte uns nach Ita. Dort schauten wir ebenfalls kurz bei der Kirche vorbei und entspannten uns anschliessend ein wenig in örtlichen Park rund um einen Teich, worin einige Kaimane leben. Auch diese Tiere hatten wir zwar schon einige Male gesehen, trotzdem ist es immer wieder faszinierend, sie anzutreffen.


Unseren letzten Abend, bevor wir das Auto zurückgeben mussten, verbrachten wir ausserhalb Asuncions, so dass wir am nächsten Tag nicht mehr weit zu fahren hatten. Wir hatten immer noch eine Last, die uns auf der Seele lag, und zwar unser dreckiges Auto. Das Mietbüro hatte uns überraschenderweise vorgeschrieben, dass wir das Auto gewaschen zurückgeben müssen. Das war ehrlich gesagt das erste Mal, dass ich sowas gehört hatte, und ich hatte ja schon ein paar Mal einen Wagen gemietet, auch geschäftlich. Und, nun ja, spätestens seit dem Besuch bei den Mennoniten im Chaco stand unser Auto vor Dreck. Autowaschanlagen, wie man sie bei uns kennt, gibts hier natürlich keine. Wir hatten unterwegs immer mal wieder Schilder an der Strasse gesehen, von Leuten, die anbieten, einem das Auto zu waschen, aber wir dachten uns immer, dass es besser ist zu warten bis am Schluss, schliesslich weiss man nie was noch kommt und wir wollten die Karre ja auch nicht zweimal waschen. Aber just als es dann soweit war, fanden wir natürlich plötzlich keine solche „Waschstelle“ mehr. Natürlich hätten wir das Auto auch ungewaschen zurückgeben können, aber das wäre halt teuer geworden. Also fuhren wir zunächst mal in den Supermarkt und kauften uns dort einige Lappen, mit dem Plan das Auto wenigstens notdürftig ein wenig sauber zu kriegen, in der geringfügigen Hoffnung, der Autoverleiher würde dann vielleicht schon ein Auge zudrücken. Als wir in unserer Unterkunft angekommen, und von der Gastgeberfamilie herzlich willkommen geheissen worden waren, fiel uns der Gartenschlauch in der Einfahrt auf. Also fragten wir, ob wir evtl. den Schlauch nutzen könnten, um unser Auto zu waschen. Der Hausherr winkte lächelnd ab, pfiff seinen Sohnemann im Teenageralter herbei und trug ihm auf, unser Auto zu waschen. Die Familie betreue einige Autos, sowohl eigene als auch Autos von Kunden und Gästen, der Junge habe also Übung darin. Trotz händeringendem Protest und mehrmaligem überdeutlichen Bekräftigen, dass wir das schon selber machen würden, liess er sich nicht davon abbringen, und auch der Sohn liess sich vehement weder den Schlauch, noch den Schwamm, noch den Staubsauger abnehmen, um sich helfen zu lassen. Und auch Geld wollte man nicht von uns annehmen. Dafür wurde uns Terere angeboten, und Vater und Mutter plauderten fröhlich im Innenhof mit uns, während der Junge den Wagen putzte. Eine Stunde später glänzte der Wagen wie neu. Wir waren natürlich wahnsinnig erleichtert und dankbar.


Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns mal wieder von der freundlichen Familie. Das ist das Negative an der langen Reise: das ständige sich Verabschieden von lieben Menschen, die man bereits nach kurzer Zeit ins Herz geschlossen hat. Klar, wir sind sehr zügig unterwegs, so dass wir immer nur wenig Zeit haben, die wir mit den Menschen entlang des Weges verbringen können. Tiefe Freundschaften schliesst man so natürlich nicht, aber im Gegenzug treffen wir so viele nette Menschen, mit denen wir unzählige schöne, interessante und unvergessliche Begegnungen und Gespräche haben, die ich auf keinen Fall je würde missen wollen. Und dank diesem Blog, meinem persönlichen Tagebuch, das ich mit euch teile, auch niemals vergessen werde.

Und wer weiss, gewisse Begegnungen halten trotzdem länger. So erhalten wir zum Beispiel ab und zu noch immer Nachrichten von Rafael, unserem Guide, der uns in Perquin in El Salvador begleitet hat, der uns fragt, wie es uns geht und wo wir gerade sind. Wir freuen uns immer sehr darüber. Gerade erst zu Neujahr haben wir Grüsse und Glückwünsche ausgetauscht. Und auch mit Linda, der Tochter unserer Gastfamilie in Bogota in Kolumbien tauschen wir hin und wieder SMS aus.


Und so fuhren wir, um eine weitere solche Begegnung bereichert, zurück nach Asuncion, um den Wagen zurück zu geben, und unseren schönen Roadtrip durch Paraguay zu beenden.


Nachdem das erledgit war, fuhren wir von Asuncion nach Ciudad del Este mit der Busfirma Nuestra Senora de Asuncion, die uns von der Hotelfamilie empfohlen worden war, und man muss sagen, diese gehört definitiv zu den besten auf dem ganzen Kontinent. Die Busklassen sind in ganz Südamerika relativ gleich. Die Langstreckenverbindungen bieten eine Semi-Cama-Klasse, mit 4 Sitzen pro Reihe und 120°-140°-verstellbaren Rückenlehnen. Die Cama-Klasse bietet Sitze mit 160°-verstellbaren Lehnen und nur 3 Sitzen pro Reihen. Oft gibt es gemischte Doppelstöckige Busse, die im oberen Stockwerk Semi-Cama-Bestuhlung haben und im unteren Stock weniger Cama-Klasse- Sitzplätze. In gewissen Ländern gibt es auf einigen Strecken sogar noch eine Suite-Klasse, bei der man die Sitze 180° ablegen kann und fast ein kleines Bett hat. Manchmal bieten die Busgesellschaften sogar noch Mahlzeiten-Service, ansonsten wird zwischendrin mal in einem Comedor angehalten, wo man eine halbe Stunde Zeit zum Essen hat. Interessanterweise haben wir bisher noch keine „perfekte“ Buslinie gefunden. Obwohl die Klassen wie gesagt ähnlich sind, gibt es überall kleine aber feine Unterschiede. In ärmeren Ländern wie Bolivien beispielsweise sind schon mal die Fahrzeuge viel älter und viel weniger gut in Schuss gehalten. Die Busse haben teilweise Schäden, Risse in der Windschutzscheibe, ungepflegte Toilette, abgewetztes Interieur und Sitze. On-Board-Service gibts dort eigentlich kaum. Auch sonst gibt es keine Ahnnehmlichkeiten im Bus. Die wirklich guten Buslinien bieten manchmal Kopfkissen und/oder Decke, Abtrennvorhänge zwischen den Sitzplätzen, eigene Bildschirme (oft nur gemeinsame Bildschirme wo Filme gezeigt werden oder gar nichts), Stromanschlüsse fürs Handy, Wlan, Anzahl Toiletten, etc. Aber interessanterweise gibt es eben (bisher) keine Busgesellschaft, die alles bietet. Das ganze perfekte Paket für das Wohlbefinden auf stundenlangen Busfahrten. Klar, unsere Kriterien sind dabei hochgesteckt, wir fahren allermeistens (wenn die Fahrt über 8h dauert) Cama-Klasse, einfach wegen Jörgs Grösse. Die allerbeste Busgesellschaft, die wir bisher genutzt haben, war Cruz del Sur in Peru. Die Fahrzeuge waren tiptop in Schuss, auf Sicherheit wurde viel Wert gelegt, es gab On-Board-Service mit gutem Essen, es gab Stromanschlüsse, und meist 2 Toiletten pro Bus. Gepäck konnte man schon vorher einchecken, sogar schon morgens früh, wenn man am selben Tag einen Nachtbus gebucht hatte. Ausserdem bedient die Firma alle wesentlichen Fernverkehrsstrecken des Landes, so dass man immer die gleiche Firma nutzen kann und nicht immer wieder nach einem Anbieter suchen muss. Ein weiteres riesen Plus war, dass man die Tickets online buchen konnte und nicht ausdrucken musste. Das gibt es sonst nirgends, entweder Tickets müssen immer am Busterminal oder allenfalls telefonisch gebucht werden, oder das Online-Buchungssystem akzeptiert keien ausländischen Kreditkarten. Einziger Nachteil war, dass es keine eigenen Bildschirme pro Sitz gab und dass das Wlan nur so mässig funktionierte. Den zweiten Platz vergeben wir an Kolumbien, dies vom Durchschnittsstandard her. In Kolumbien operieren die Busfirmen regional, je nachdem wohin man reist, muss man also immer wieder eine neue Firma nehmen. Fast alle guten Busfirmen in Kolumbien bieten eigene Fernsehbildschirme, teilweise sogar mit deutschen Filmen, das ist allerdings eigentlich nur für Jörg ein wichtiges Kriterium, da mir schlecht wird, wenn ich im Bus lese oder Filme schaue. Viele Leute haben uns von den Busfirmen in Argentinien vorgeschwärmt und das seien die besten von allen. Hier greife ich kurz vor: zum Zeitpunkt, als ich das schreibe, sind wir bereits eine Weile in Argentinien und wir können das definitiv nicht bestätigen. Es gibt zwar einige anständige Busfirmen aber die Gesamtqualität und der Service können also definitiv NICHT mit Peru, Kolumbien oder eben auch NSA in Paraguay mithalten. Mal sehen, was uns in Chile dann noch so erwartet. Dies als keiner Exkurs zum Thema Busfahren in Südamerika.

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