weltenbummlerbiglers
weltenbummlerbiglers
vakantio.de/weltenbummlerbiglers

Asien und die richtige Strassenseite

Veröffentlicht: 01.10.2018

Unsere Reiseplanung glich einem Tennisspiel: Aufgeschlagen wurde im wenig entwickelten Kuba, gefolgt von einigen Monaten in den Industrieländern USA, Neuseeland und Australien. Abgeschlossen werden sollte das Hin und Her mit der Erkundung der teilweise weniger entwickelten Länder von Asien. Die Verbindung zwischen den Staaten – insbesondere Kuba und Vietnam – wurde uns auch in den Museen vor Augen geführt, wo die kommunistische Regierung Vietnams immer wieder an ihre Brüder aus Kuba erinnerte.


Singapur

Mitte August liessen wir also die industrialisierte Welt, wie wir sie kennen, hinter uns und verliessen Australien Richtung Singapur, wo der Start unseres Asienaufenthaltes erfolgte. Singapur war ein idealer Einstieg nach der langen Zeit in hoch entwickelten Länder. Wer an Singapur denkt, stellt sich wohl in der Regel die Hochhäuser in der Marina Bay, oder das alljährlich stattfindende Formel 1 Rennen vor. Singapur ist allerdings auch Chinatown, wo man einen ersten Eindruck erhält, was einem an anderen Orten Asiens erwartet. Die sonstige Sauberkeit von Singapur war denn in diesem Quartier auch etwas weniger intensiv.

Der Stadtstaat hat uns wirklich beeindruckt: 6 Millionen Menschen leben zusammen auf engstem Raum. Hindu- und Buddha Tempel liegen in Fussdistanz zu katholischen Kirchen und Moscheen. Man hatte das Gefühl, dass hier ein mit- und nebeneinander Leben tatsächlich funktioniert. Die vier Tage in Singapur haben uns wirklich sehr gut gefallen:

- Unser Highlight war der Besuch der ‚höchsten Brauerei der Welt‘ im 33. Stock eines Hochhauses mit Aussicht auf die touristisch wichtigsten Attraktionen.

- Um bei Superlativen zu bleiben: das ehemals grösste und heute zweitgrösste Aquarium der Welt war spektakulär und während unseres Aufenthalts von vier Stunden wurde uns nie langweilig.

- Das Essen – asiatisch in Asien ist definitiv nicht dasselbe, wie das asiatische Essen, dass in der Schweiz bestellt werden kann *superlecker*!

Bereits in Singapur haben wir zudem einen ersten Eindruck vom Strassenverkehr in Asien erhalten. Was uns damals als sehr verkehrsintensiv vorkam, sollte sich in der Folge als vergleichsweise harmlos herausstellen.


Vietnam

Gelandet in Hanoi waren die Gegensätze augenscheinlich: Arm und Reich leben in dieser Millionenstadt nahe beieinander. Die Fahrt vom Flughafen zum Hotel erinnerte– insbesondere im Bereich der Sauberkeit (oder eben die Nichtsauberkeit) – an Kuba anstelle von Singapur. Wie wir später erfuhren, wird erst der Generation unter 30 erklärt, dass Müll nicht auf den Strassenboden oder in den nahegelegenen Fluss, sondern in dafür vorgesehene Behälter gehört.

Wunderbar war der Besuch der Halong-Bucht (nach dem Grand Canyon, das zweite der sieben innoffiziellen Naturweltwunder, das wir besuchen durften) sowie die Altstadt von Hanoi am Wochenende. Ab Freitagabend wird diese nämlich für den Autoverkehr gesperrt und so sind die Strassen bevölkert von Strassenmusikern und künftigen Tanzsuperstars.

In Hanoi wurde zudem unsere Reisegruppe ergänzt: Für die nächsten Vierzehntage schloss sich uns Livia Reimann aus Adelboden an. Livia ist 27 Jahre alt, eine sehr gute Freundin von Karin, startete ihre lange Reise in Asien – sie wird nach Ozeanien weiterziehen - und ist (noch) nicht auf Tinder. In der Schweiz arbeitete sie zuletzt als Köchin in unserem Hochzeitsrestaurant. Sie organisierte uns, wie könnte es anders sein, in Hanoi einen Kochkurs inklusive vorherigen Besuch des lokalen Marktes, wo Hunde nicht nur selbst essen, was so herumliegt, sondern auch gegessen werden. Der Anblick von ‚Spanhund‘ sowie vielen lebendigen Tieren (Frösche, Fische, Shrimps) löste auch in uns Nichtmitglieder von Tierschutzorganisationen gemischte Gefühle aus. Uns wurde erst hier bewusst, dass die Entwicklung und die Benutzung von Kühlschränken positive Folgen für das Wohl von Tieren haben kann. Sind keine Kühlmöglichkeiten vorhanden, werden die Lebewesen solange möglich am Leben gelassen, bevor sie gegessen werden. Wie wir erfuhren ist es in Vietnam üblich, mindestens einmal, häufig auch zweimal am Tag den Markt aufzusuchen, damit alles, was zubereitet wird, effektiv frisch ist. Zurück zum Kochkurs: Es war ein toller Abend, obwohl wir bereits bei der Aussprache der Speisen scheiterten. Spricht man eine Pho (Nationalgericht Vietnam, eine Suppe) falsch aus, muss man sich nicht wundern, wenn man im Restaurant entweder zum Teufel gejagt wird oder plötzlich eine sehr junge, ausgesprochen gut aussehende Frau sehr aktiv auf einem zukommt und einem erzählt, wie schön man doch sei. Genau, Pho bedeutet nicht nur Suppe, sondern bezeichnet eine Frau, der man nur sein Herz schenken möchte, da man einfach nicht mehr hat. Wenn sich diese Person dann zu einem gesellt, sollte man also nicht zahlen und zahlen, bis man einfach nicht mehr kann. Das Herz wird ihr ziemlich sicher nicht ausreichen.

Trotz all der Mühe seitens unserer Kochlehrerin und uns selbst, können wir bis heute das magische Wort nicht so aussprechen, dass wir sicher sein können, eine Suppe zu bestellen. Deshalb assen wir in Vietnam vermehrt Fried Rice.


Nachtzüge, Touristenattraktionen und Strassenseiten

Von Hanoi ging es mit dem Nachtzug nach Hue. In dieser Region verbrachten wir rund drei Tage. Unter anderem besuchten wir die Golden Bridge – eine beeindruckende Brücke, die auf Bildern aussieht, als wäre sie die schönste und eine der längsten der Welt. In der Realität ist sie auch ziemlich schön und mit 150 Metern ganz schön kurz.

Zwei dieser drei Tage waren wir mit einem privaten Guide und Fahrer unterwegs. Die Diskussionen mit diesen beiden Männern waren äusserst aufschlussreich. Das Internet – in Vietnam seit 2010 breitflächig verfügbar – hat das Land wirklich verändert. Gemäss unseren Guides war es vorher unmöglich, nicht von der Regierung gefärbte Informationen zu empfangen. Neu konnte man sich informieren und musste sich nicht auf Fake News verlassen. Was für uns auch vor dem Internet selbstverständlich war, wurde in Vietnam erst durch das www möglich.

Am traurigsten war die Fahrt durch Da Nang. Die Regierung hypt diese Region und versucht den wunderschönen Strand zu vermarkten. Der Versuch ist ziemlich erfolgreich. Auf der linken Strassenseite reiht sich ein Resort ans nächste, und wo noch kein Hotel steht, weisst eine Tafel darauf hin, dass dies in Kürze anders sein wird. Auf der anderen Seite der Strasse steht eine Mauer. Dahinter leben die Einheimischen. Ihnen ist es nicht mehr erlaubt, an die Strände zu gehen. Man könnte fast meinen, ein amtierender Präsident einer anderen Nation hätte in Da Nang Ferien gemacht und sei dort auf die Idee gekommen, mittels Mauer löse man wichtige Probleme und sperre nicht erwünschte Personen aus einem gewissen Gebiet aus. Weitere Bemerkung zum Lebensstandard in Vietnam: das durchschnittliche Einkommen in Vietnam beträgt rund CHF 2‘000 pro Jahr. In der Regel hat man pro Monat ein bis zwei Freitage. Ferien Fehlanzeige. Zum Vergleich: In der Schweiz liegt das Durchschnittseinkommen (oder Medianeinkommen) je nach Zählweise zwischen CHF 70‘000 und CHF 80‘000. Auch mit einer minimalen AHV-Rente von CHF 14‘100 und ohne Pensionskasse lebt es sich in Vietnam wie ein Fürst.

Die erste Zugreise verlief sehr ruhig und gesittet. Die 13 Stunden vergingen wie im Flug (Wortspiel: im Zug wie im Flug – Schenkelklopferalarm). Die zweite Reise von Hue nach Hoi Chi Minh City (Saigon – übrigens werden lokal weiterhin beide Namen als Synonym verwendet) war dann etwas anders und dies nicht nur wegen der Länge von 20 Stunden. Dass in unserem Schlafwagen die Bettlaken offensichtlich nicht gewechselt wurden und voll von Haaren waren, nahmen wir so hin. Wirklich eklig gestaltete sich die Suche nach der Toilette. Offensichtlich hatte eine Vietnamesin diese ebenfalls nicht gefunden. Thomas sah die sich hingrüppelnde Person zuerst. Karin in ihren Flipflops konnte gerade noch ausweichen, als der frische Urin über den Zugboden lief. Nach getanem Geschäft, hat sie ihre Ausflüsse mit einem Mopp weggewischt. Karin und Thomas schauten sich an: ‚Müssen wir die nächsten 20 Stunden ebenfalls auf diese Weise ‚auf Toilette‘ gehen?‘ Nein - das WC war ein Zugabteil entfernt. Durchatmen! Die Toilette war zwar auch nicht besonders schön, aber hei – wenn Du an den Zugboden denkst, nimmst Du doch lieber irgendeine Toilette. Übrigens hatten wir alle an diesem Tag etwas Magenverstimmungen. Wir haben es aber alle überstanden und konnten unsere grossen Geschäfte am nächsten Tag im Hotel verrichten (ich weiss, dies hat jetzt allenfalls nicht jeden interessiert, aber für uns war es eine sehr grosse Erleichterung – in zweifacher Hinsicht). Für Livia waren die Zugfahrten besonders schön, sie wurde einmal in einem Nachtzug ausgeraubt, was verständlicherweise eine leichte Paranoia auslöste. Wir können ja den Blog noch schreiben, wir haben es also überlebt (auch Livia), allerdings trug sie seither den Spitznamen Paranoia-Livi.


Saigon und Mekong Delta

Saigon ist die am weitest entwickelte Stadt in Vietnam. Aber auch hier gibt es nicht nur die schönen neuen Hochhäuser, sondern auch Slums. Gebaut direkt am Fluss. Drei bis vier Mal pro Monat werden die Häuser vom Fluss aufgrund der hohen Flut überschwemmt.

Der Besuch des Kriegsmuseums war sehr verstörend. Die direkten Opfer von Kriegswaffen sowie die Spätfolgen von Agent Orange sind darin dokumentiert. Wie würde die Welt wohl aussehen, wenn man die Leute jedes Mal bevor sie einander den Krieg erklären, zwingen würde, diese Ausstellung zu besuchen?

Am zweiten Tag besuchten wir das Mekong Delta wieder mit einer privaten Tour. Hier wurde uns ‚das richtige Vietnam‘ versprochen und dass wir den ganzen Tag keine anderen Touristen sehen würden. Die Versprechen konnten gehalten werden und mehr als das! Unser Glück war, dass eine Todestagsfeier im Hause des Onkels unseres Führers stattfand. In Vietnam wird bei Toten jeweils am Todestag ein Fest mit Freunden und Familie gefeiert. Da waren wir also: 25 Vietnamesen, Livia, Karin und Thomas. Die Vietnamesen sind sehr starke Trinker und eher beleidigt, falls man ein Bier nicht auf Ex trinkt. Eine alte, reiche Dame hat sich in Livia verguckt und wollte sie gleich mit nach Hause nehmen. Leider konnte sie Livia wieder erwarten nicht abfüllen und gefügig machen. So ging die reiche Dame dann doch alleine nach Hause. Thomas und Karin präsentierten immer wieder ihre Hochzeitsringe und blieben von Avancen verschont.


Kambodscha

Die Reise sollte uns (diesmal mittels Flugzeug) von Ho Chi Minh City nach Siem Reap, Kambodscha führen. Was wir in Kambodscha für CHF 35 pro Nacht für ein Hotel gebucht hatten, schien einem Traum gleich. Wir liessen es uns richtig gut gehen: eine Massage durfte dabei nicht fehlen und unsere Wäsche konnten wir waschen lassen. In Siem Reap unterhielt Beat Richner eines seiner Spitäler. Es war beeindruckend zu sehen, wie sehr er in Kambodscha verehrt wurde. Zurzeit läuft eine hunderttägige Staatstrauer zu seinen Ehren.

Siem Reap ist berühmt und berüchtigt aus zwei Gründen: die Tempel von Angkor Wat sowie das Nachtleben. Beides haben wir besucht und ausgekostet. Der Sonnenaufgang über den Tempeln war sehr spektakulär, allerdings waren wir nicht die einzigen Touristen, die diesen sehen wollten.

In Siem Reap liessen wir Livia zurück. Wir wussten, dass sie ein grosser Fan von Erdbeeren ist, sie allerdings schon lange keine mehr genossen hatte. Als wir somit im Supermarkt eine grosse Schachtel eines getrockneten Früchtemixes entdeckten, der auch Erdbeeren enthielt, mussten wir zuschlagen und diese Livia zum Abschied überreichen. Wir sind gespannt, wann Livia diese Früchte geniessen wird. Da sie bereits in wenigen Tagen in Australien eintreffen wird und Lebensmittel nicht eingeführt werden dürfen, muss sie sich beeilen.

Gute Reise Livi, es hat Spass gemacht!


Bangkok

Mittels achtstündiger Busreise ging es nach Bangkok. Am Grenzübergang haben wir wieder einmal erfahren, wie wertvoll der Schweizer Pass ist. Während die Leute aus Singapur über eine Stunde am Zoll befragt wurden, ging unsere Überquerung Ruckzuck.

In Bangkok hatten wir ein sehr schönes Hotel, besuchten unterschiedliche Tempel, sahen unzählige Buddha Statuen und versüssten unseren Abend mit einem Abendessen auf einem Boot. Es war sehr schön!

Ebenfalls besuchten wir den inoffiziell ‚grössten Märit der Welt‘. Das Karinfroueli wollte andauernd ds Märit ga und den Thomasma nicht Daheime la. In Vietnam, Kambodscha und Thailand haben wir somit diverse Märkte besucht. Thomas hat sich zu Beginn eher gesträubt, dachte er doch an die Marktbesuche in der arabischen Welt. Aber in Asien sind Marktbesuche sehr gemütlich. Nichts mit ständigem angequatscht werden. Wir Weltenbummler bummelten gemütlich über die Märkte und erst, wenn man etwas im Detail studierte, kam der Verkäufer und das Handeln begann.

Bereits in Vietnam waren wir vom Verkehr etwas überfordert. Unzählige Wespas machen dort die Strassen unsicher und Verkehrsregeln werden praktisch nicht beachtet. Dennoch war Bangkok verkehrstechnisch schlimmer. In Vietnam hatte man das Gefühl, nur Genies fuhren auf den Strassen und diese beherrschen ja bekanntlich das Chaos. In Bangkok war nur Chaos.


Hua Hin

Mit dem Taxi fuhren wir knapp über zwei Stunden von Bangkok nach Hua Hin. Hier sind wir nun und geniessen drei Tage Luxus, wie wir ihn mit Ausnahme unseres ersten Hotels in Kuba noch nie genossen haben. Unser Zimmer ist aber unübertroffen – wir haben einen eigenen Infinity-Pool auf unserem Balkon! Wahrlich ein grandioser Abschluss unserer Reise.

Apropos Abschluss: noch zwei Tage schlafen und dann besteigen wir das Flugzeug Richtung Schweiz. Davor machen wir uns nochmals 1‘000 Gedanken.

Antworten