Veröffentlicht: 29.10.2025










Wir waren heute wieder im Naturschutzgebiet nebenan – aber dazu später mehr …
Nach unserem Ausflug gestern nach Santo Porto Stefano war Icke ziemlich geschafft. Die Fahrt auf dem Motorroller hatte Kraft und Nerven gekostet. Sie wollte mit den Hunden noch einen kleinen Spaziergang unternehmen. Ich dagegen musste die Gelegenheit nutzen: Den Scooter sollten wir heute morgen zurückgeben, und ich wollte noch unbedingt die Festung Bastione di Santa Barbara und das Luxushotel La Rocca sehen – zu Fuß wären die beiden Ziele kaum erreichbar gewesen.
Der Weg hinauf zur Festung war steil. Sie befindet sich in Privatbesitz, doch offenbar kann man trotzdem auf die Mauern gelangen und den grandiosen Blick auf Porto Ercole und seinen Hafen genießen. Leider wird die Anlage derzeit restauriert, und so blieb mir nur ein Schnappschuss durch das Absperrgitter auf das Innere des über 300 Jahre alten Forts.
Auf dem Rückweg begegnete ich fünf älteren Damen, die auf einer Bank saßen und den Tag Revue passieren ließen. Ich fragte sie nach dem Weg zum Hotel La Rocca – keine sagte ein Wort, bis sie plötzlich in lautes Gelächter ausbrachen und auf ein Haus keine fünfzig Meter weiter zeigten. Ich zuckte verlegen mit den Schultern.
Ich hatte mir das Luxushotel anders vorgestellt – mit großer Gartenanlage, prunkvollem Eingang oder einem Portier. Doch davon keine Spur. Also beschloss ich, wenigstens einen Kaffee zu trinken. Innen war alles modern eingerichtet. Eine freundliche Dame begrüßte mich und freute sich ehrlich, obwohl ich nur auf einen Kaffee hereinschaute.
Sie führte mich in den ersten Stock, wo an langen Glastischen bereits für das Abendessen gedeckt war. Ein Kellner übernahm mich sofort, und ich wählte einen Platz auf der Terrasse. Die Aussicht war atemberaubend. Bald stand ein Caffè Americano vor mir, begleitet von vier winzigen, aber köstlichen Gebäckstückchen. Nach jedem Schluck ließ ich eines davon langsam auf der Zunge zergehen.
Dass ich für den Kaffee sechs Euro bezahlte, überraschte mich nicht. Es war interessant, dieses Ambiente einmal zu erleben – und doch war ich froh, als ich wieder auf unserem Stellplatz ankam.
Icke und die Hunde waren noch unterwegs. Das wunderte mich, wir waren doch zusammen aufgebrochen. Da klingelte mein Handy.
„Willi! Bitte komm schnell – Wildschweine! Viele Wildschweine!“
Icke wusste nicht mehr, wo sie war. Auf der Flucht vor den Tieren hatte sie die Orientierung verloren. Zum Glück konnte ich sie dank ‚Wo ist?‘ schnell orten – zwei Kilometer entfernt. Zu weit, um zu Fuß schnell bei ihr zu sein. Also schnappte ich mir eines der Leihfahrräder, die dort herumstanden, und raste los.
Und tatsächlich: Auf dem Weg kam mir eine ganze Horde Wildschweine entgegen – mindestens ein Dutzend Tiere. Ich blieb stehen und ließ sie vorbeiziehen. Kurz darauf fand ich Icke mit den Hunden. Sie fiel mir erleichtert in die Arme.
„Mein Retter!“, rief sie.
Heute wollte Icke wieder ins Naturschutzgebiet – diesmal allerdings mit Personenschutz. Diese Aufgabe habe nun ich. Emmi wird mein Diensthund sein – ich bin mir sicher, gemeinsam werden wir hier für die Wildschweine zum Albtraum …
