Ein Feuerwerk menschlicher Fantasie

Niki de Saint Phalle – sagt Euch dieser Name etwas? Uns jedenfalls sagte er bis heute nichts. Doch nach dem Besuch im Tarot-Garten der Künstlerin werde ich ihn nie mehr vergessen.

Angelika hatte uns den Tipp gegeben – wofür wir ihr sehr dankbar sind. Die 70 Kilometer von Grosseto nach Capalbio waren zwar ein kleiner Umweg, aber einer, der sich wahrlich gelohnt hat.

Hier hat Niki de Saint Phalle ihren Traum verwirklicht. Zwischen 1978 und 2002 entstanden aus Stahl, Beton und Keramik 22 Figuren, die im Wahrsagungstarot für wichtige Lektionen, Wendepunkte und spirituelle Einsichten stehen.

Die französisch-schweizerische Künstlerin hatte als 25-Jährige in Barcelona den Park Güell von Antoni Gaudí besucht – und war so fasziniert, dass sie beschloss: „Ich werde meinen eigenen Garten der Freude bauen. Eine kleine Paradiesecke. Einen Begegnungsort von Mensch und Natur.“ 24 Jahre später begann das größte Abenteuer ihres Lebens. In den folgenden zweieinhalb Jahrzehnten ließ sie ihren Traum Wirklichkeit werden.

Wir haben den Park bei strahlendem Sonnenschein als kleines Wunder erlebt – als ein Feuerwerk menschlicher Fantasie. Die Millionen kleiner, bunter Keramiken, Spiegel- und Glasmosaike, die jede der bis zu 15 Meter hohen Figuren bedecken, leuchten wie ein Gegenstück zur tiefgrünen toskanischen Landschaft – und zugleich scheinen sie mit ihr zu verschmelzen.

Mich hat besonders die Hartnäckigkeit beeindruckt, mit der Niki de Saint Phalle ihr Leben lang an diesem Traum festhielt und alle Kräfte bündelte, um ihn Wirklichkeit werden zu lassen. 2002 ist sie gestorben – doch ihr Garten lebt weiter, als Geschenk an viele, viele Menschen.