2017 VespamerikasuR 2019
2017 VespamerikasuR 2019
vakantio.de/vespaamerikasur

ab 12.11.: Klammeraffe Pto Maldonado und Rauswurf

Veröffentlicht: 15.11.2018

12.11.:

die 737 hebt pünktlich um kurz vor 15 uhr ab. sie dreht ihre schleife über dem pazifik und nimmt schließlich kurs gen osten richtung anden-kette.

ich habe einen fensterplatz und bin mir beim blick auf den in der nachmittagssonne schillernden pazifikteppich nicht sicher, ob und unter welchen umständen ich ihn wieder sehe.
freiwillig oder wieder dem abenteuer vespa geschuldet?

habe ich diese straße richtung cusco benutzt?

die flugzeit wird mit einer stunde 15 minuten angegeben, und schon in wenigen minuten sehe ich unter mir das andenmassiv.
wir fliegen in eine dichte wolkendecke, die mich an meine überquerung mit zwei rädern erinnert, verbunden mit der ungewissheit, ob sie mich mit hagel, schnee, gewitter und starkregen trifft oder ob es ein erbarmen gibt.

bei jedem düsenwechsel richtete sich mein blick gen westen, wo es dunkel wurde und sich die wolken bedrohlich auftürmten. aber dann war alles nicht so schlimm. das wetter suchte sich einen anderen weg, und in den meisten fällen siegte das blau über das grau.
zurück betrachtet, gab es immer ein erbarmen.

und jetzt ist es wieder der blaugrüne regenwald, der sich unter uns ausbreitet -
unsere lunge, die auch  - wie von hier oben zu sehen ist - unter den tödlichen geschwüren der agrarindustrie und der zivilisation leidet. ein neuer mann in brasilien, der clevererweise das umwelt- und agarministerium zusammenführen wird - auch er wird sich ein denkmal setzen.

das geräusch der triebwerke verändert sich und nur wenig später setzen wir zur landung an.
der pilot ist dieses mal auf die volle länge der landebahn angewiesen. es gibt eine scharfe, länger anhaltende bremsung bis endlich nur noch ein ausrollen folgt. der hinweis unserer flugbegleiter, dass wir erst unsere parkposition erreicht haben und die anschnallzeichen erloschen sein müssen, bevor wir aufstehen dürfen, sagt uns, dass auch dieses mal wieder alles gut gegangen ist.

auch in peru ist das thema menschenhandel so akut, dass der neuankömmling davor gewarnt wird.

ich verlasse die wohlig klimatisierte kabine und bin sofort angekommen. das tropische klima und der typisch würzige geruch, der sich noch mit den kerosinausdünstungen vermischt, empfängt mich mit offenen armen.

ob alles mit meinem gepäck gut gegangen ist?

in lima gab es bei der gepäckaufgabe kleinere turbulenzen.
der cargoverantwortliche - noch fast ein youngster - schüttelt nur den kopf, als er meinen rucksack mit dem aufgeschnallten reservemantel für meine vespa sieht.
die latam-mitarbeiterin schaut mich achselzuckend an und macht anstalten, den rucksack nicht anzunehmen. mein ehrgeiz, nur spanisch zu sprechen, weicht dem englischen. ich werde energisch und erkläre, dass der rucksack sogar den sicherheitsbestimmungen eines Interkontinentalfliegers hat standhalten können.
mein auftreten erzielt seine wirkung. der youngster nickt wortlos seiner kollegin zu. der rucksack wandert langsam davon und ich frage mich, ob die rache nicht lange auf sich warten lässt.

doch alles ist gut.

auch hier im royal inn ist es wie ein nachhause kommen.
die gesichter sind dieselben geblieben. pablo, der gerne senor pablo genannt werden möchte, begrüsst mich auch mit einer umarmung.
sein t shirt ist klitschenass. das hat nicht nur mit dem tropenklima zu tun...

ich bekomme tatsächlich mein altes zimmer. mit seinem fenster zur halle des hostels gelegen, aber immer noch besser, als zur straße hinaus.
ich erwische mich dabei, wie ich den fliesenboden nach den letzten spuren meines patientendaseins absuche.
die gelbstirnamazonen - die drei hauspapageien - sind fit wie eh und jeh und dürfen wieder ihre freiheit genießen.
als ich mich von ihnen verabschiedet habe, mussten alle drei in einem ziemlich engen käfig ihr dasein fristen.

doch die kalte dusche lässt nicht lange auf sich warten:

die vepse ist nicht mehr an ihrem platz. statt dessen ist die vor blicken geschützte ecke mit gerümpel zugestellt. ich habe noch kurz die hoffnung, dass sie sich dahinter verbirgt. pablo ist in der rezeption geblieben. ich bekomme von einer seiner mitarbeiterinnenals schwarzhumorige antwort, dass sie verkauft worden sei.
ich glaube das nicht und erwarte ein baldiges umschwenken zu den tatsachen, aber ich ernte nur ein verschwörerisches grinsen.

eins nach dem anderen denke ich mir. erst in das das zimmer, kurz frisch machen, den rucksack abstellen, die vespaschlüssel schon mal an mich nehmen und einen zweiten versuch starten.

pablo macht eine leichenmiene.
die polizei sei hier gewesen, und es hätte viel ärger gegeben. es gäbe ein neues gesetz... ich solle sofort zum zoll kommen. dort würde man mir alles erklären. er könne mir aber einen anwalt empfehlen...
jetzt ist beim zoll feierabend. keine überstürzten aktionen, denke ich mir und beruhige mich mit dem satz: in der ruhe liegt die kraft.

aber wo ist sie denn geparkt?

er führt mich durch ein großes eisentor auf den parkplatz des hostels. ich sehe gerümpel, ein abgemeldetes auto, mülltonnen, aber keine vepse. aber dann erkenne ich sie. sie wirkt etwas gerupft und darf auch nicht auf ihrem hauptständer stehen. aber eine sorgende hand, hat sie mit viel celophan eingewickelt und erinnert entfernt an christos reichstagverhüllung. der zahn der zeit hat sich an dem material gütlich getan.

sie ist da!

ich stecke den schlüssel ins zündschloss und erwarte, dass alle kontrolleuchten aus bleiben. aber nein. die batterie hat noch kraft genug.
ich betätige den anlasser und nach dem dritten mal ist sie da. sie hustet, klingt heiser, nimmt das gas an und will schon alleine davon fahren, als mir einfällt, dass das hinterad bodenkontakt hat.
große beruhigung - der rest wird sich finden.

bevor ich mich zum essen auf den weg mache, möchte ich noch schnell die rittersport-schokolade los werden, bevor sie opfer der temperaturen wird.
ich habe 22 quadrate davon aus deutschland mitgebracht. diese sollen nun den rezeptionsdamen, meiner enfermera aus der clinica de dios und henrico überreicht werden.

pto maldonado ist so wie immer. einfach nur chaotisch, improvisiert, laut und für fußgänger gefährlich.

mir fehlt die neun monatige aklimatisation an südamerika.
noch vor wenigen tagen im aufgeräumten ritterhude mit ampeln und funktionierenden zebrastreifen herrscht hier vergleichsweise anarchie.

die straßen sind naß. es habe den ganzen tag geregnet und das solle so bleiben. besser als glühende sonne, denke ich mir.

mein pärchen, bei dem ich immer den tollen salat mit gerösteten pollo-scheiben bekommen habe, gibt es nicht mehr. se vende steht auf der tür zu ihrem restaurant. sehr schade. sie haben mit viel ehrgeiz ihr kleines restaurant betrieben, waren aber zu weit vom schuss. vielleicht treffe ich sie hier noch einmal...

vielleicht ist es auch ganz gut, mich wenigstens zum abendessen von den alten pfaden zu verabschieden. nur in der vergangenheit zu lustwandeln bringt doch die eine oder andere entäuschung mit sich.

so finde ich ein anderes lokal, das zwar auch von einem gringopärchen besucht wird, aber das ist mir egal. der salat ist reichlich und frisch, das cusceno (0,5 l) - das hiesige bier - eiskalt. und der preis? 5,85 euro.

ich bin wieder da.

die zollverhandlungen machen mir nicht allzu große sorgen.

als ich wieder zurück komme, genießen pablo und seine mitarbeiterin mit vollen backen die rittersport nuss.

so soll es sein!

13.11.:

mein erster tag in pto maldonado, den ich mit spannung erwarte.

natürlich will ich mir nicht vor meinem besuch bei der aduana - der hiesigen zollbehörde - das obstfrühstück mit pollo-empanada und einem cappuccino entgehen lassen. hier ist alles, so wie immer. der einzige unterschied: die zurückhaltendere der beiden bedienungen, die auch noch nach fast drei monaten gefremdelt hat, erwartet nachwuchs. sie gibt mir mit einem vorsichtigen grinsen zu verstehen, dass sie mich wieder erkennt oder sich sogar freut, mich hier wieder zu sehen.

das tv gerät hält sich zurück.

bilde ich es mir nur ein oder wird nur für mich der kanal gewechselt? eine dokumentation über wilde tiere flimmert über den bildschirm anstelle von lauten und nervigen talkshows.

unsere gelbstirnamazonen ins gespräch vertieft

dann aber muss ich mich der wirklichkeit stellen. insgeheim freue ich mich schon auf den zollamtsazubi und stelle mir die verhandlungen nicht allzu schlimm vor. vor meiner abreise habe ich alles getan, was mir von den beamten vorgeschlagen wurde.

aber es kommt doch anders: der zollamtsazubi hat scheinbar - so hoffe ich für ihn - seine ausbildung mit erfolg abgeschlossen und ist nur deshalb nicht im dienst, weil er sich für die gehobene beamtenlaufbahn entschieden hat.
oder hat er etwa abgebrochen oder sich völlig daneben benommen und muss nun in der registratur sein dasein fristen?

ein gesetzter herr - ich schätze ihn auf ende fünfzig - ist mein erster ansprechpartner.
ich muss nicht viel sagen. ein gringo erscheint hier nicht alle tage. und wenn dieser dann noch in gebrochenem spanisch etwas von einer vespa erzählt - spätestens dann weiss auch der letzte in der informationshierarchie, dass es sich bei diesem gringo um den gesetzesbrecher handelt, der nur arbeit macht.

die begrüßung ist eher frostig, und es dauert, bis ich einen der wirklich verantwortlichen sprechen darf. ich bin nach wie vor siegessicher und lege ihm meine dokumente vor. ich gehe davon aus, dass ich für die 8 monate eine strafe bezahlen muss und ich dann den ersehnten stempel und die freigabe für die vepse bekomme. aber nein: das ist alles viel komplizierter und viel wichtiger, als angenommen!

man könne jetzt noch gar nichts sagen. mein fall sei chefsache. beide chefs seien aber nicht da, und es wäre sehr fraglich, ob ich ungeschoren aus dieser sache wieder herauskäme.
ich solle morgen wieder kommen. gegen 15:00 uhr. dann wisse man mehr. von den beiden chefs hinge es ab, ob GO oder NO GO.

ich habe mich bisher wie ein schuldiger verhalten.  ich war kleinlaut und höflich.
doch dann wird mir die sache zu heiss. so einfach werden die das nicht mit mir haben. ich erkläre, dass ich mich entsprechend den weisungen seiner behörde verhalten habe und verweise auf meine beiden briefe und auf die einzahlquittung der bank.
doch mein gesprächspartner, der eine art abteilungsleiter ist, bleibt davon unberührt und besteht auf seiner meinung, dass die vepse unerlaubt im lande geblieben wäre.

nach diesem gespräch mache ich einen besuch in der clinca de dios und treffe auch hier auf altbekannte gesichter.
sogar meine enfermera hat dienst. so kann ich stolz mein ehemals verletztes bein zeigen und zwei rittersport überreichen.
jetzt könne ich ja wieder tanzen - und die beiden freuen sich über das gute ende.

doch nun treibt mich paperwork ins hostel.

premek hat meinen briefkasten geleert und nervige post zu tage gebracht. das meiste lässt sich klären oder ist überholt. aber eine sache bereitet mir kopfzerbrechen.
das post-identverfahren für den erwerb einer adac-kreditkarte muss neu aufgerollt werden. die post gibt zu, dass sie einen fehler gemacht habe und bittet mich, meinen ausweis bei der ritterhuder post vorzulegen. andernfalls sei davon auszugehen, dass die kreditkarte geschlossen würde.

ich habe nur zwei. wenn es jetzt nur noch eine wird...?

so vergeht mein restlicher tag damit zu überlegen, wie ich verfahren kann. meine mails, die ich schreibe, werden mit textbausteinen beantwortet. aber dann habe ich eine idee, die mich retten könnte. ich lasse einfach hier meinen reisepass beglaubigen und schicke ihn als pdf nach berlin. das scheitert aber an den vorschriften.

dafür habe ich mit erfolg eine andere bürokratische hürde genommen. die allianzversicherung in buenos aires versichert die vepse für brasilien, paraguay und uruguay. es ist mir gelungen, die unterlagen noch vor meiner abreise zu erhalten. die überweisung könne nur auf ein us- oder auf ein argentinisches konto erfolgen. ich will mir  die auslandsgebühren sparen und warte auf eine kontoverbindung in deutschland, die es nicht gibt.
mit der westernunion bank habe ich keine erfahrung und sehe mich schon in pto maldonado in einer schlange stehen, um die bezahlung abzuwickeln. aber das lässt sich glücklicherweise über das portal der westernunion online lösen und schon nach wenigen tagen erhalte ich die information, dass der betrag von dem empfänger in buenos aires abgeholt worden sei.
jetzt muss noch die versicherungskarte laminiert werden, damit sie in mein portemonnaie passt. ob das hier möglich ist?

ich beschließe den abend mit meinem blogeintrag und bin überrascht, dass sich der allgemeine lärmpegel unter mir in grenzen hält.

14.11.:

puerto maldonado lebt vom holzschlag und von der goldwäscherei. es soll 50% der arbeitenden bevölkerung mit dem goldsuchen ihr geld verdienen. ich kann mir das kaum vorstellen. die bedienung eines cafes erzählt mir, dass die arbeitsumstände sehr hart seien, nicht viel verdient und die gesundheit der arbeiter in mitleidenschaft gezogen würde. sie selbst kommt aus arequipa, sehnt sich zurück und betreibt hier das cafe.

puerto maldonado - so scheint es - hat in den letzten 8 monaten geld in die hand genommen. ein großer schulkomplex wurde fertiggestellt, den park, der mitten in der stadt liegt, umgeben große baustellenwände - er wird völlig neu gestaltet. aber trotz dieser bemühungen macht die stadt den eindruck, dass sie ein meter nach vorne geht und gleichzeitig zwei meter zurückfällt. zu marode ist die bausubstanz, zu schlecht die qualität mit der gebaut wird, zu undicht die dächer, die nur aus wellblech sind, um die regenmassen abzuhalten. die feuchtigkeit sitzt in den wänden - ob holz oder aus stein - feucht fauliger geruch kommt aus offenstehenden haustüren.

mich treibt heute morgen das thema beglaubigung in die und durch die stadt.
nach meinem obstfrühstück liegt es für mich nahe, meine (guten) kontakte zur zollbehörde dafür zu nutzen.
sie seien dafür nicht zuständig und schlagen mir das einwanderungsamt vor.

auf dem weg dort hin bemerke ich aus dem augenwinkel eine immoblienagentur, in der ein mittelalterlicher mann mit grauem bürstenschnitt an seinem schreibtisch sitzt.
ich frage ihn, ob er mir einen tip geben könne, wo ich eine beglaubigung bekäme. er ist sehr unternehmenslustig und neugierig.
ja - er kenne auch zwei deutsche. sie hätten die vertretung für deutz. er zeigt mir fotos und ist sehr gesprächig, aber auch einfallsreich.
er bringt mich auf die idee, einen notar aufzusuchen. natürlich kennt er einen, gibt mir seine adresse, ruft dort für mich an und würde mir am liebsten auch noch ein anwesen verkaufen. nette verabschiedung.

der nächste regenschauer tobt sich aus. ich nehme mir ein dreiradtaxi und habe schon wenig später die beglaubigung in der hand.
2 soles! 50 eurocent!

was aber mache ich jetzt mit diesem wertvollen dokument? ich kenne leute in berlin, die das direkt dort abgeben oder hinschicken könnten... aber auch sie sind an ihren arbeitstag gebunden und wollen höchst ungern ihre mittagspause opfern.

bleibt gabi und der nachtbriefkasten: sie erklärt sich bereit, und ich muss diesen vorgang jetzt so wasserdicht wie möglich gestalten.
ich schreibe einen brief an die Landesbank Berlin, den ich gabi zusammen mit der beglaubigten kopie als pdf zuschicke. sie muss ihn dann nur in den umschlag stecken und in den briefkasten werfen. ob sich die berliner banker darauf einlassen?

um kurz nach 15 uhr sitze ich wieder bei meinen zöllnern. während ich auf den abteilungsleiter warte, erscheint der gesetzte herr von gestern, erkennt mich und gibt mir mit der halsabschneidergeste zu verstehen, dass ich keine guten karten hätte. ich amüsiere mich daüber  - wenigstens eine menschliche regung hier bei den strengen büroleuten.
der abteilungsleiter fasst sich kurz. er ist in eile und sehr wichtig. ich bräuchte ein ärztliches attest. das solle ich besorgen und morgen wieder kommen. auch er verbreitet keinen optimismus. ich kann mir aber einfach nicht vorstellen, dass sie die vepse nicht freigeben wollen.

es regnet aus kübeln. überall in deutschland würden die kanaldeckel auf den straßen tanzen - hier aber klappt der abfluss der wassermassen. zwar gibt es riesen wasserlachen auf der straße, die aber schnell wieder wegfließen. das meiste fließt in abwasserkanäle, die durch die ganze stadt führen und nicht überlaufen.
ich lasse mich zur clinica de dios bringen, die mich zum hospital san lorenzo schickt. dort gäbe es ein certificado medical, das dann von meiner ärztin ausgefüllt werden müsse.

vorher habe ich noch mit ihr gesprochen. sie interessierte sich mehr für meine tour und meinen blog, als für die heilung meiner verletzung. beiläufig fragt sie mich, mit wem ich auf meiner langen reise denn  spräche?
sie will mich auf 2 tage vertrösten, aber ich erzähle ihr räuber hotzenplotzgeschichten, von beschlagnahmter vespe und zwei bösen chefs, die nur morgen da seien und deshalb das certificado medical morgen vorliegen haben müssten.
das hinterlässt eindruck. ich solle morgen um 09:00 uhr wiederkommen.
der taxista will jetzt 3 statt2 soles für seinen transport haben. ich frage ihn warum, und er begründet das mit dem regen. ich lache ihn aus, er aber bleibt ernst und besteht auf bezahlung. ein dritter sol fehlt mir, scheine will er nicht annehmen. so bekommt er von mir mein restliches kleingeld.
ich habe kein schlechtes gewissen, weil er gerade mal eben wieder den gringo-bonus kassiert hat.
ich erfahre dann aber später, dass der regenzuschlag rechtmäßig und allein der tatsache geschuldet ist dass die nachfrage nach moto-kars bei regen steige, sich also auch der preis anpassen müsse.

ein erfolgreicher und auch amüsanter tag. am abend esse ich wieder einen salat und höre dabei angenehme oldies, die für den geschmack der gringos bestimmt sind.

es sind aber keine da.
ich bin der einzige.

15.11.:

thomas lieven, der hauptprotagonist in Johannes Mario Simmels bestseller Es muss nicht immer kaviar sein, ein geheimagent, der während des zweiten weltkrieges und danach für das gute kämpft und darüber hinaus auch gut kochen kann und viele unglaubliche dinge erlebt - den lässt simmel immer nach einem bestandenen abenteuer sagen: wenn ich das zu hause in meinem londoner club erzähle...

dieser satz fällt mir immer wieder ein, wenn ich mit den bürokratischen hürden hier in pto maldonado zu kämpfen habe.

ich verzichte auf das frühstück, damit ich - wie versprochen - um 10:00 uhr beim zoll bin.
das interessiert keinen. es lässt sich keiner blicken. nur kurz erscheint der gesetzte herr, um schnell und ohne blickkontakt zu verschwinden. seine kollegen sind nun von ihm informiert, dass da wieder der gringo sitzt. es ändert nichts. dann höre ich aus den hinteren büroräumen applaudieren und denke mir, dass wohl ein jubiläum oder eine verabschiedung gefeiert wird. ich male mir schon gute chancen aus, denn in der regel gibt es zu solchen anlässen - zumindest in deutschen büros - ein oder zwei glas sekt, die mir meine verhandlungsposition erleichtern könnten.
es passiert immer noch nichts. wieder applaus. dann andächtige ruhe und wieder klatschen.

dann endlich erscheint wieder der gesetzte herr, noch dabei den letzten krümel aus seiner zahnlücke zu verabschieden und straft mich mit aufmerksamkeitsentzug.

mein magen rebelliert. mittlerweile ist es 11:30 uhr. die siesta-zeit naht. ob das heute noch etwas wird?

dann aber erscheint der abteilungsleiter, grüßt kurz, nimmt das certificado medico entgegen und entschwindet. ich merke, jetzt geht es um mich. leider sehe ich keine vom alkohol geröteten wangen, sondern nur geschäftsmäßige mienen.
dann aber kommt bewegung in die sache. der gesetzte herr kehrt mit einem handgeschriebenen schriftstück und einem leeren blatt zurück an seinen schreibtisch und bedeutet mir, diesen text abzuschreiben. ich bin etwas verwundert. dieses schriftstück trägt eine schwungvolle unterschrift und ist gerichtet an sr. sunat - wer auch immer das sein möge...
in ihm steht nur, wann ich ausgereist und wieder eingereist bin.
wenig später lässt sich der abteilungsleiter blicken und macht eine hoffnungsvolle geste: buenas noticias. alles wäre ok. ich solle morgen wieder kommen, um die sache zum abschluss zu bringen.

heute nachmittag erlebe ich ein tropengewitter, das es in sich hat.

es entlädt sich genau über meinem kopf.
auf den blitz folgt sofort der donner, der einem tieffluggeschwader gleich, mit donnerndem getöse über die stadt hinweg fegt. es dauert eine zeit, bis die abstände größer werden und das donnern abnimmt.

Die örtliche stromversorgung hält dieser herausforderung mit bravour stand.

16.11.:

ich gehe zuversichtlich in den tag und gönne mir vor meinem besuch beim zoll ein gemütliches frühstück.
was die beim zoll können, kann ich auch...

auch eine geschenkidee:
das hochzeitspaar oder der täufling als foto auf der buttercremetorte

heute also geht es zur sache:

der abteilungsleiter kommt mit einem zweiseitigen schriftstück, das ich unterschreiben soll und der nachricht, dass ich 3.299 /s als strafgebühr zu entrichten hätte. ich solle diesen betrag noch heute bar in einer bank einbezahlen. dann müsse ich das land innerhalb 48 stunden verlassen haben. ich bleibe noch gelassen, lasse das schriftstück schriftstück sein und konzentriere mich darauf, ihm zu erklären, dass das mit den 48 stunden nichts werden kann. die vepse müsse noch in die werkstatt. morgen sei samstag und erst am montag frühestens könne ich dort hin.
dann müsse ich erneut eine strafe in höhe von etwa 100 /s bezahlen, die mir weitere 48 stunden aufenthaltsdauer einräumt.
ob das nun wirklich so ist, bleibt mir bis zum verlassen des gebäudes ein rätsel, weil er sich immer widerspricht oder ich ihn nicht richtig verstehe.

dann verlangt er von mir, dass ich das schriftstück unterschreibe. ich schaue ihn und verneine. er würde auch nichts unterschreiben, was er nicht verstehe.
er bittet mich um geduld und verschwindet in den hinteren räumen. wenig später kommt er. er darf auf meine unterschrift verzichten.

ich nutzte in der zwischenzeit die gelegenheit, um mir einen überblick zu verschaffen, vokabeln zu sammeln und ihm dann auf nicht ganz diplomatische weise zu sagen, dass es seine leute waren, die mich anfang des jahres so schlecht beraten hätten und dass ich jetzt diese horende strafe zu bezahlen hätte.
er widerspricht mir, aber ich lasse ihn nicht zu wort kommen.
er wird zwar nicht viel von meinem holprigen spanisch verstanden haben, er bleibt höflich und verzieht keine miene.
ich zeige ihm nicht ganz lautlos meine briefe und bemerke, wie sich schweigen in dem großen raum ausbreitet. das ist mir egal. im grunde fühle ich mich ungerecht behandelt und über den tisch gezogen.

wir verabschieden uns, und er wiederholt nachdrücklich, dass ich heute den betrag einzahlen müsse.

es ist mittlerweile halb eins und freitagnachmittag.

wie soll ich an 785 euro kommen? meine kreditkarten weisen aus sicherheitsgründen nur eine geringere deckung auf.
bis sie aufgeladen sind vergehen zwei arbeitstage.

bleibt also nur das westernunionbanking. ich habe gute erfahrungen mit ihm gemacht und weiss, dass das geld in maximal 20 minuten von der filiale abgeholt werden kann.

ich komme an einem restaurant vorbei und verspüre lust auf ceviche, einem leckeren peruanischen fischgericht.

in meinem hostel erledige ich die bankgeschäfte, mache eine kleine siesta und begebe mich siegessicher zur westernunionbank, um das geld in empfang zu nehmen.

und nun kommt die große überraschung:

ich zeige schon fast rountiniert meinen pass und will schon die transaktionsnummer nennen, die den geldhahn öffnen soll, als mich die bankangestellte arrogant, gelangweilt und in freitagnachmittags-stimmung darüber in kenntnis setzt, dass mein reisepass für diese zwecke nicht zugelassen wäre. es könnten nur personen das geld erhalten, die einen hier in peru üblichen DNI-ausweis hätten.

ich erfasse den sinn nur halb, kann es aber einfach nicht glauben.

ich kann nicht glauben, dass ein reisepass von den peruanischen behörden für die geldübergabe nicht anerkannt wird.

sie redet noch etwas von einer anderen person, die das geld entgegennehmen könne, sofern sie die dni-kennung besitze.

ich benehme mich in diesen klimatisierten, weiss gefliesten und mit roten schreibtischen ausgestatten hallen völlig ungezügelt, rede englisch, deutsch und spanisch auf die dame ein, die aber ganz ruhig bleibt.
ich wundere mich insgeheim, dass der securitymann nicht schon längst hinter mir steht, um mich abzudrängen.

ich sehe ein, hier komme ich nicht weiter.

ich laufe erst einmal etwas orientierungslos herum.
die zeit sitzt mir im nacken.

bis mir klar wird, dass ich einen neuen geldversendungsauftrag an einen peruanischen empfänger starten muss, vergeht wertvolle zeit.

ich komme an einem besetzten vor sich hin blubbernden polizei-pickup vorbei und habe eine idee.
ich gehe zurück, klopfe an die scheiben und ein schwall eiskalter luft kommt mir entgegen, der mit der abwärme des heissen motors vermischt wird. ich befinde mich zwischen zwei klimazonen, während ich den beiden mein problem erkläre.

lange halte ich das nicht aus!
sie erkennen meine missliche lage und lassen mich einsteigen. 

ich kehre in polizeibegleitung zur bank zurück.

ich stelle mir vor, dass die beiden gesetzeshüter meine identität - in welcher form auch immer - bestätigen können und ich so an die geldsendung komme.
doch dann werden wir auf ein schild aufmerksam gemacht, das erklärt, dass es seit august diesen jahres diese neue regelung gäbe. ob es sich nun um eine bankeninterne regelung oder um ein peruanisches gesetz handelt, wird daraus nicht deutlich.

die polizei zieht wieder ab.

ich will noch schnell meinen freunden beim zoll bericht erstatten, aber da ist feierabend.

ich merke, die luft wird dünner.
ich sehe noch das ernste gesicht meines abteilungsleiters vor mir mit der dringenden aufforderung, das geld HEUTE einzubezahlen.

nach einem guten salat mit gerösteten pollo-scheiben komme ich zu dem schluss, dass ich die sache aktenkundig machen muss.
ich schreibe der deutschen botschaft einen ausführlichen brief und hoffe, dass er von der info@-adresse an den zuständigen weitergeleitet wird.

ich mache in dem schreiben deutlich, dass derzeit noch kein handlungsbedarf bestünde, ich aber sicherstellen wolle, dass er- falls es zum äußersten käme - über den vorgang informiert sei und handeln könne.

danach übersetze ich mit google translate das zwei seiten schriftstück, das ich nicht unterschrieben habe. ich kann daraus immer noch nicht entnehmen, warum ich diese strafe bezahlen muss.

zum runterkommen schaue ich mir noch einen tatort an und denke dabei immer wieder an thomas lieven.

17.11.:

um halb 8 bin ich in der rezeption und hoffe, auf pablo zu treffen.
er sei verreist, würde aber im laufe des vormittages wieder kommen. das ist gut.

NO INSISTIR....

ich gehe frühstücken, und auf dem weg dorthin mache ich noch ein foto von der bekanntmachung der westernunionbank.
dem wunsch, nicht zu insistieren, konnt ich gestern leider nicht entsprechen...

meine idee: pablo soll als empfänger auf der geldsendung stehen.
dann können wir das zusammen abholen und ich gleich die einzahlung tätigen.
ist doch ganz einfach...

bei meiner rückkehr ins hostel treffe ich ihn an. er sieht aus, als ob es gerade 23:00 uhr wäre, aber egal. darauf kann ich jetzt keine rücksicht nehmen. er ist kooperativ und macht den vorschlag, dass die inmigraccion das geforderte schriftstück ausstellen könne. damit würde ich dann das geld bekommen. ok - denke ich. dann habe ich noch eine zweite option. eine von den beiden wird greifen.

ich setze mich ins taxi und bin wenige minuten später bei der inmigraccion. sie ist geöffnet. auf einen samstag? denke ich mir. aber kaum habe ich den raum betreten - dort sitzen 3 junge frauen - erfahre ich, dass es keinen strom gäbe. no hay luz! 
das kann doch nicht sein. träume ich? ich frage noch, ob man dieses dokument nicht auch handschriftlich erstellen und mit einem stempel versehen könne?
die frage war eigentlich überflüssig.
die antwort beginnt wieder mit einem no hay...

eigentlich ist das, was hier gerade stattfindet nur noch zum totlachen. keiner würde mir diese story glauben, würde ich sie in meinem club (in ritterhude) erzählen.

aber es gibt ja noch die zweite option. ich weiss, dass das onlineportal der westernunionbank (wub) es erlaubt, den schon erteilten auftrag noch zu ändern. zurück in der rezeption lasse ich mir von pablo seine daten geben und verspreche, gleich wieder zurück zu sein, damit wir dann zur bank gehen können.

daraus wird nichts.

ich bleibe auf dem wub-portal immer wieder in einer maske hängen, die von mir wissen will, was ich beruflich mache und in welcher beziehung ich zum empfänger stünde.
ich versuche es mit allen tricks.  ich komme an dieser maske nicht vorbei.

damit ist die zweite option auch hinfällig.
es ist 12 uhr vorbei. jetzt ist nichts mehr zu machen.

ich muss hier raus!

draussen setzt wieder der regen ein.

die wärme hat zugenommen. die stadt, die nass glänzenden und schmutzig, verschimmelten fassaden tragen entsprechend zur stimmung bei, die verrosteten wellblechdächer, durch die der regen tropft - wo ist perus ursprüngliche architekur geblieben???

ich lasse mich mit einem mit joghurt und mit cerralien gespickten obstsalat verwöhnen, später noch mit einem apple-pie und danach mit einer ausgiebigen siesta.

montag werde ich wieder beim zoll sein. aber nicht unvorbereitet.

ich schreibe einen brief, der meinen versuch, das geld zu beschaffen und einzuzahlen genau beschreibt. als schlussabsatz äussere ich mein unverständnis darüber, dass es überhaupt zu dieser strafe gekommen ist. die rechtsgrundlage sei mir nicht klar.
als schlusssatz informiere ich sie, dass sie sicherlich dafür verständnis haben, dass ich die deutsche botschaft in lima über den sachverhalt in kenntnis gesetzt habe.

am montag gibt es wieder licht in der einwanderungsbehörde.
am montag ist wieder ein normaler arbeitstag.
am montag werde ich das erforderliche dokument erhalten, womit ich dann die geldsendung in empfang nehmen kann.

oder glaube ich an den weihnachtsmann?

18.11.:

nichts tun, lesen, schlafen, lustwandeln, essen, früh ins bett.

das wetter spielt april: knallheisse sonne und schwülwarm, donnernde regenschauer, die sich ohne kompromisse über zwei stunden austoben. das thermometer passt sich wenigstenschüt an.

ich bin für den montag mental gut vorbereitet. alles fügt sich.

19.11.:

alle lebensgeister sind wieder da - von optimismus geschwängert.
was soll jetzt noch schief gehen?

sogar die westernunion bank schreibt mir, dass sie mich nicht vergessen habe. besser kann ein tag nicht beginnen. aber leider habe ich die antwort mail weitergelesen und schnell festgestellt, dass es sich auch wieder nur um einen textbaustein handelt, der mich vertröstet - auf eine antwort, die irgendwann später kommt.

ich bin früh auf den beinen. vorher noch ein stärkendes frühstück bei den obst-senoras und dann zur einwanderungsbehörde.
es schüttet aus kübeln - bestimmt 3 stunden lang ohne verminderung der wassermenge.

ich habe schnell ein dreiradtaxi und bin ungeduldig. ich will es jetzt hinter mich bringen. der taxista weiss mit inmigraccion nichts anzufangen, aber nach einigen umwegen und fragen an der ampel, zeigt er mir schließlich mein ziel.

hay luz!!  in der einwanderungsbehörde!

der rest kann dann ja nicht so schwierig sein. die cajatacna, die bank, die die westernrunion vertritt, wird ja dafür gesorgt haben, dass die documentos de identidad bereitliegen und dem touristen ohne peruanische ID ausgehändigt werden.

ich komme sogar schnell dran und werde innerhalb weniger sekunden eines schlechteren belehrt.

no hay...

ich bin ausgeschlafen, merke aber sehr bald, dass es mit meiner frustrationstoleranz nicht weit her ist.

es wäre alles schnell erledigt, sagt die senora, wenn ich beruflich oder studienhalber in peru wäre, mindestens aber 3 monate hier bleiben würde.
für turistas - so wie ich einer bin - gibt es kein documento de identidad. ich lasse nicht locker, ich beisse mich regelrecht an dieser senora mit ihrem no hay fest. ich wiederhole immer wieder, dass ich dieses dokument bräuchte, dass ich von der zollbehörde zu einer strafe von 3.300 /s verdonnert worden sei, dass ich schon seit gestern das land hätte verlassen müssen und so weiter.

ich kenne mittlerweile die reaktionen der ausgescholtenen peruaner. sie bleiben ruhig, wiederholen ihrerseits ihre botschaft, nesteln an den knöpfen ihrer business-jackets herum, schauen woanders hin und bedeuten mir: fuera de la casa, senor. bitte gehen sie endlich! RAUS!!!!

ich lasse aber nicht locker. die einwanderungsbehörde soll für dieses chaos - was sie ja nicht angerichtet haben, sondern die cajatacna - büßen und es bei nächster gelegenheit den bankern kundtun.

ich habe alles getan, was ich konnte und verlasse schließlich die einwanderungsbehörde - auf deutsch vor mich hin fluchend, was das für ein land sei!

ich begebe mich erst einmal wieder an meinen sicheren standort ins royal inn. hier gibt es internet, hier ist es kühl, hier wird der weitere schlachtplan ausgearbeitet.

wir haben sie nicht vergessen - dröhnt noch in meinen ohren.

es gibt noch zwei optionen: die westernunionbank lässt mich jetzt meine transaktion durchführen und pablo, meinem hotelier, das geld schicken und die zweite: dass die berliner landesbank, die für den adac und amazon die kreditkarten verkauft, mittlerweile meine beiden karten aufgefüllt hat.

in einer neuen mail entschuldigt sich die westernunion für die verspätete beantwortung der email.
sandra heisst meine sachbearbeiterin. sie schreibt, dass sie alles geprüft und alles seine richtigkeit habe. ihnen sei nicht bekannt, dass die westernunion bank in puerto maldonado gegen vorlage eines reisepasses und der transaktionsnummer kein geld auszahle.
angeprochen darauf, dass die website hakt und ich den vorgang nicht abschließen konnte, weist sie mich darauf hin, dass man nur alle 5 tage geld versenden könne...
das hat eine gewisse logik, weil ich pablo als neuen "geschäftsvorfall" eingerichtet und den ersten, nämlich die auszahlung an mich nicht storniert habe.

also ob ich nicht wüsste, wie verkauf und reklamationen im world wide web funktionieren, antworte ich sandra sofort. ich stelle mir dabei vor, wie sie an ihrem schreibtisch sitzt, den eingangsgong hört und sofort meine email öffnet.

ich erkläre ihr erneut die dringlichkeit meiner situation, weise erneut auf das wub-fiasko in puerto maldonado hin und auch wieder auf die tatsache, dass ich den vorgang auf ihrer website nicht abschließen könne. ich teile ihr mit, dass ich den geldversendungsauftrag an mich mit dieser mail stornieren wolle und erhoffe mir somit, dass der geldfluss an pablo ins rollen kommt.

in einer zweiten mail schicke ich ihr noch das foto der cajatacna, das den wub-kunden darüber informiert, dass er hier mit seinem reisepass kein geld erhalten kann.

die landesbank berlin hüllt sich in schweigen. weder die amazon- noch die adac-kreditkarten sind aufgetankt. auch gibt es keine antwort auf die brennende frage, ob die beglaubigung meines reisepasses angekommen sei.

es ist zehn vor 11.

ich lasse nicht locker und erscheine wieder bei der cajatacna.
der securityman grüßt knapp und schaut weg. ich möchte den jefe sprechen, erkläre aber höflicherweise einer anderen sachbearbeiterin nochmals mein anliegen. zum wiederholten male höre ich, dass sich seit august 2018 die bestimmungen geändert hätten. ich könne aber problemlos in cusco und auch in arequipa das geld im empfang nehmen. diese regelung bezöge sich nur auf die region madre de dios.
fast schweigend und kopfschüttelnd verlasse ich die bank. die kräfte lassen nach - heute morgen gab es keine empanada zum frühstück.

ich mache aber weiter und besuche meine freunde beim zoll

der gesetzte herr hat viel zu tun. die stuhlreihen vor ihm sind besetzt.
ich müsse warten. ich leiste keinen widerstand, aber dann hole ich den brief aus meinem rucksack, stelle mich vor seinen schreibtisch und lege ihm das dokument auf seinen stapel akten, die er gerade bearbeiten muss. er schaut verwirrt nach oben. ich sage ihm, dies sei ein offizieller brief, ich würde später wiederkommen. beim rausgehen begrüßt mich noch der securityman und fragt mich, ob mittlerweile alles ok sei? ich gebe ihm laut und für alle verständlich zu verstehen: no esta bien!!!

im hostel treffe ich pablo. heute abend führe ein bus nach cusco. morgen früh sei ich dort, könne das geld holen und sei am nächsten tag wieder hier. pablo denkt mit. aber diese lösung schiebe ich ganz weit von mir. mit einem bus durch die anden?

thomas weckert von der deutschen botschaft aus lima hat geschrieben. er selbst! keine textbausteine! ein ganz individueller text, der auf meinen brief eingeht.

auch ihm ist nicht bekannt, dass die wub puerto maldonado eine sonderrolle spiele und gibt mir eine nummer der dortigen wub zentrale, mit der die wub puerto maldonado telefonieren solle. das seien interna, die sollten die miteinander klären.

die gesetze in peru seien so. fahrzeuge hätten nur eine aufenthaltsdauer von drei monaten, dann wäre es schwierig zu verlängern. er versorgt mich mit einem link der regierung, den ich jetzt aber nicht weiterverfolge.

wenn ich nicht weiterkäme, gäbe es noch das tourist info peru, die auch in puerto maldonado eine niederlassung hätten. die würden touristen beraten und in problemfällen auch hilfreich zur seite stehen.

ich solle mich wieder melden, wenn ich mehr über die wub in erfahrung gebracht hätte.

das sind doch schon einmal recht konkrete antworten.

ich gönne mir zwei empanadas und einen apple pie in meinem cafe in der nähe der clinica de dios und entscheide mich für eine siesta und einen neustart am nachmittag.
vorher bekommen die sachbearbeiter der berliner landesbank noch zwei saftige emails. morgen - so habe ich mir überlegt - werde ich mich an die bosse wenden. die sind bestimmt auf der website im impressum auffindbar. thomas weckert bekommt eine dankesmail und das dosier vom zoll, das ich nicht unterschrieben habe.

die siesta hat den akku wieder aufgeladen. mein erster weg ist zur cajatacna, damit diese sich mit lima kurzschließen. dort ist aber publikumsverkehr, sodass ich entscheide zur tourist information zu gehen.

jetzt geht es bergauf und WIR nähern uns dem ziel mit großen schritten:

Liz, so heisst meine retterin, telefoniert mit der inmigraccion, geht dann mit mir erst zur handelskammer und schließlich zur bank. der securityman dort hat noch nicht den auftrag, mich wieder rauszuwerfen, sondern tritt diskret zur seite. die gespräche mit den sachbearbeiterin fruchten nicht. es gelingt liz, bis zum jefe vorzudringen und ihn nach langem hin und her, höfllichkeitsfloskeln auf beiden seiten austauschend und falschem grinsen, dazu zu bringen, aktiv zu werden.

das ergebnis: der zählautomat der bank zählt in einem affentempo 3.350 /s aus, die mir dann gnädigerweise überreicht werden. vorher muss ich noch einen fingerabdruck hinterlassen und viele dokumente unterschreiben.
bis zur auszahlung weiss ich nicht, ob es übrhaupt dazu kommen kann, denn, so fährt es mir durch den kopf, ich habe doch heute morgen bei sandra, den auftrag der auszahlung an mich storniert, damit pablo die geldsendung entgegennehmen kann...
aber sandra hatte vielleicht schon feierabend oder sich in der kaffeeküche festgeklöhnt, eine stornierung jedenfalls hat sie nicht veranlasst.

es ist 17:30 uhr. es wird schon dämmrig, aber es bleibt trocken.

liz hat jetzt feuer gefangen und will sich auch den zoll vornehmen. wir gehen jetzt wieder ins büro zurück, sagt sie, dort werde ich mich um den zoll kümmern und du wirst in unser gästebuch schreiben, dass ich dir bei der cajatacna geholfen habe.

ich bin zu allem bereit.

die zollmänner lassen nicht leicht mit sich verhandeln. sie wollen die vepse aus dem land haben. jetzt sofort!!! keine widerrede!!

immer wieder kommt die chefin von liz, die das telefonat führen muss zu mir und fragt, wann ich denn ausreisen könne. ich pokere hoch und sage, dass ich noch 7 tage benötige. ich wüsste nicht, wie lange die werkstatt bräuchte. wenig später kommt sie zurück, bestätigt die 7 tage und gibt mir deutlich zu verstehen: kein tag länger. zur not müsse die vespa im lkw oder auf dem anhänger ausser landes gebracht werden.

meinen zöllnern schwilt der kamm! ich verspüre eine gewisse schadenfreude.

ich zeige den beiden damen noch meinen blog und die vespa, aber ich merke, sie wollen feierabend machen.

den zoll besuche ich morgen um 09:00 uhr.

dort hole mir weitere einzahlungsaufforderungen ab, die 7 tage verlängerung absichern werden.

wenn das geschafft ist, werde ich mich der vepse widmen und meinen kampf mit der berliner landesbank aufnehmen - in meiner landessprache!

20.11.:

die regenfronten sind abgezogen. es ist angenehm kühl geworden.
auf den ventilator konnte ich letzte nacht verzichten.

es ertönt tolle peruanische folkmusic aus den boxen hoch zu mir in mein zimmer. ein wohlklang für die ohren!

in der annahme, dass ich erst die 3.300 /s zu bezahlen habe werde ich bei zwei banken vorstellig. nach langem warten - onlinebanking wird in puerto maldonado nicht praktiziert und aus- und einzahlungen manuell vorgenommen - wird mir lapidar gesagt, dass das sistema de aduana no functiona.
ich bleibe ruhig und kann mir ein lächeln nicht verkneifen. eine weitere hürde, die überwunden werden will?

es stellt sich aber schnell heraus, dass aufgrund der abgelaufenen zahlungsfrist, das system nicht auf den einzahlungswunsch reagiert.

der gesetzte herr kämpft  sich durch einen stapel papier, nimmt mich gnädig zur kenntnis und informiert wenig später seine chefs.

kurze begrüßung und der kampf geht weiter oder besser: er entflammt neu. von der zusage, die gestern der chefin der I Peru (touristinformation) gemacht wurde, will keiner etwas wissen. wir verhandeln wieder über 48 stunden, innerhalb derer die vepse die landesgrenze nach brasilien überschritten haben muss. und es kommt noch besser: das dossier, das ich nicht unterschrieben habe, liegt wieder auf dem tisch. ich möge es bitte unterschreiben. ich wiederhole meine ablehnung und frage den abteilungsleiter, was er denn in meiner situation täte? unterschreiben, wenn er den inhalt kenne...

er will eine übersetzerin organisieren und telefoniert.

er nimmt dann ein stück endlosdruckpapier und öffnet mir eine tür:

da ich ihn nicht verstehe, gibt er seine zeichenkünste zum besten. ohne den bleistift abzusetzen zeichnet er einen anhänger, auf dem die vepse steht. dann macht er sich noch die mühe, einen mega-truck zu zeichnen, auf dem auch die vepse den weg zur grenze nimmt.
wenn die vespa nicht funktioniere, könne ich sie auf einen anhänger packen, ausreisen und gleich wieder mit ihr einreisen. dann wären alle zufrieden und 90 weitere tage ständen mir in peru zur verfügung. es sind nur 200 km bis zur brasilianischen grenze. tatsächlich eine option. ich habe das ja schon einmal am 30.01. gemacht, aber ohne vespa.

wir drehen uns weiter im kreis. ich unterschreibe nicht und wiederhole zum x. mal, dasss es eine zusage für 7 tage gäbe. warum das jetzt anders wäre? es gäbe keine zusage.

der abteilungsleiter ist am ende. ich bleibe überraschend ruhig. er holt verstärkung. ist das der chef mit namen fredy? der, der das dossier zusammengezimmert hat?
ich versuche sein namensschild zu lesen, aber der name selbst verliert sich unter der tischplatte. er versucht es als "good guy".
auf diese spielchen habe ich keine lust und sage. das dossier würde ich nicht unterschreiben.
und warum nicht das, was gestern noch zugesagt wurde, heute keine geltung mehr habe? die beiden kollegen verlieren sich in diskussionen. ich schaue mir das nur kurz an, erhebe mich von meinem stuhl und erkläre, dass ich die touristinformation einschalten wolle. ich solle noch bleiben. ich gebe ihnen noch eine chance, aber als die beiden sich wieder verhakeln stehe ich auf und verlasse mit dem hinweis, das büro, dass ich gleich mit einer mitarbeiterin der touristinformation zurück sei. ein resigniertes nicken.

draussen auf der straße kommt mir eine rotbedresste junge frau entgegen. ich nehme sie erst gar nicht wahr, bis sie mich anspricht und ich verstehe, dass sie wegen mir auf dem weg zum zoll ist. ich beschreibe ihr kurz die situation und erläutere ihr mein unverständnis darüber, dass der zoll zusagen, die er gestern gemacht habe, nicht einhalte. mir fällt das wort für kindergarten in spanisch nicht ein. so viel englisch kann sie, dass sie versteht, was ich meine.

wir kehren zurück an den schreibtisch. zu den wartenden zöllnern.

der abteilungsleiter nimmt einen weiteren bogen endlosdruckpapier und zeichnet die situation auf.

das macht er sehr gut und erleichtert das verständnis. als sich aber jetzt alle drei verhakeln gehe ich mit meinem holperigen spanisch dazwischen und erkläre, dass es jetzt nicht um die rückschau gehe, sondern um die 7 tage, die mir noch gestern zugesagt worden seien. mir rutscht das wort kindergarten wieder raus - vielleicht ein internationales wort.
den mimiken meiner gesprächspartner entnehme ich: es wird verstanden.
ich erkläre, dass ich bereit bin, die strafe zu bezahlen. was jetzt mit der zusage wäre?

nach langem hin und her einigen wir uns auf 5 tage.

ich müsse am samstag das land verlassen haben. eine erneute einreise bliebe mir unbenommen.
wenn ich die frist nicht einhielte, würde die vespa montag beschlagnahmt!

die höhe der strafzahlung verändert sich nicht mehr, obwohl sich die frist verlängert hat. am donnerstag solle ich um 09:00 beim zoll erscheinen. ich bekäme dann das einzahlungsformular und müsse nach erfolgter einzahlung noch den stempel von der zollbehörde erhalten.

ich habe verstanden. verabschiedung.
noch dankesworte meinerseits an die I-Peru-dame draussen auf der straße und jeder geht seiner wege.
ich drehe mich noch einmal um und sehe, wie sie auf dem weg zu ihrem büro telefoniert.

was für eine aktion!!!

es ist mittlerweile halb 12.

kurzes auftanken im royal inn. zwei mails von der landesbank berlin.

die beglaubigung meines ausweises sei nicht eingetroffen.
bis 07.12. würde man kulanterweise noch warten. dann müsse die kreditkarte gesperrt werden.
nach meiner überweisung auf die kreditkarte, die schon über eine woche ohne gegenbuchung ist, würde jetzt geforscht...

thomas weckert von der deutschen botschaft bekommt noch eine dankesmail mit einem abschlussbericht.

sandra von der westernunion hat sich nicht mehr gemeldet. stattdessen hat sie gestern abend - wohl in einer spätschicht - meine stornierung bearbeitet. heute morgen erschienen auf meinem konto 900 euro rückzahlung, obwohl ich gestern die 900 euro in soles erhalten habe. nicht nur in peru tobt das chaos, die deutschen können das auch sehr gut. ich bin auf den fortgang gespannt und hülle mich in schweigen...

kurze siesta und dann auf zu neuen taten.

chile und peru mögen sich nicht. die chilenische landesflagge wurde von meinem windschild mutwillig entfernt...

ich enthülle die vepse. sie ist völlig verstaubt, trotz hülle. der vorderreifen ist platt. aber sie springt an.
pablo ist da und sehr hilfsbereit. er hat sogar einen kompressor und lässt die rezeption alleine, um einen passenden aufsatz für mein ventil zu besorgen. eine weitere halbe stunde vergeht. in der glotze werden bilder von aus hochhäusern springenden oder fallenden kindern gezeigt. immer mehrmals und auch noch in zeitlupe. teilweise werden sie aufgefangen, teilweise nicht... dramatische musik im hintergrund. oh und ach der zuschauer.

pablo ist wieder zurück. der vorderreifen nimmt luft an und kurze zeit später befinde ich mich mit rucksack und dem neuen reifen in der armbeuge auf dem weg zur werkstatt.

henrico gibt es nicht mehr. viele bekannte gesichter auch nicht mehr.
ich werde schnell in empfang genommen. der auftrag erklärt und ich auf ein kurzes warten vertröstet.

der empfangsmann an der theke erkennt mich und - anders kann ich mir das dann folgende nicht erklären - warnt er seinen neuen kollegen:
pass auf! dieser gringo war schon anfang des jahres da. schick ihn weg. wir werden ihn sonst nicht wieder los!

kurze zeit später kommt er zu mir: wir haben so viel zu tun. wir sind auch keine fachwerkstatt für dein italienisches modell. aber wir können dir eine andere honda-werkstatt empfehlen, die sehr gut ist und sich auskennt.

es bleibt mir jetzt keine andere wahl. ich fahre hinter ihm her und er liefert mich bei einer nicht so vertrauen erweckenden werkstatt ab.

mir fallen andere werkstattbesuche auf meiner tour ein. die sahen noch schlimmer aus, als die hier. henricos werkstatt war da schon eine ausnahme. hell und gut organisiert.

ok. zähne zusammenbeissen und alle guten geister um mithilfe bitten.

der auftrag: hinterreifen neu aufziehen, ansaugstutzen auswechseln, krümmerdichtung für den auspuff einsetzen, ölwechsel. ich werde schon etwas stutzig, als mir der maestro sagt, ich könne die vespe um halb 6 - heute! - abholen... jetzt ist es vier uhr.

ich stärke mich mit  obstsalat, cafe con leche und einem appel-pie und stehe um halb 6 vor der werkstatt. das hinterrad wird gerade wieder montiert - versehen mit einem neuen mantel. beim ansaugstutzen gibt es probleme mit dem öffnen einer schraube - manana a las diez!
ich sage ihm noch: tenemos tiempo! mucho tiempo! er soll sich zeit lassen und kein murks machen.

ihr fahrverhalten heute war gut. aber was kann ich schon bei 50 km/h sagen?

es bleibt weiterhin spannend.

21.11.:

der tag beginnt mit ausschlafen. obwohl ich mein soll von 8 stunden überschritten habe, ist da noch mehr bedarf.

diese ganze aktion hier kostet ziemlich viel kraft.

ich treffe auf meinem weg zu den obst-senoras noch pablo in der halle. er ist überrascht, dass er mich erst kurz vor 10:00 uhr sieht. ich sage nur estaba muy cansado. er zeigt verständnis und klopft mir auf die schulter.

zwar sollte ich schon um 10:00 uhr in der werkstatt sein, aber das kann noch warten. wer weiss, was die nächste woche bringt - auftanken und kräfte sammeln ist sicherlich eine gute idee.

wenn es die vepse nicht gäbe, wäre ich nicht in südamerika. wenn es die vepse nicht gäbe, hätte ich nicht so viel erlebt, so viele begegnungen mit chilenen, ecuadorianern und peruanern gehabt. nicht zu vergessen mit den schwaben sandra  und rolf, mit denen ich auch einige zeit verbracht habe.

heute und auch schon gestern -  lerne ich eine ganz andere seite von puerto maldonado kennen.

pablos hostel liegt ja in "mitte", da, wo das wohnzimmer der stadt angesiedelt ist.
für unsere deutschen verhältnisse nicht das wohnzimmer, sondern eher der abstellraum, aber das ist hier in peru anders.

es hat eine neuen anstrich bekommen. wird es genutzt? das foyer dient als abstellraum

ohne es zu wollen, bekomme ich auf meinem weg zur vepsa einblicke in die wohnverhältnisse.
das tageslicht in den räumen ist spärlich und kommt nur von der straße rein. die einrichtung ist zweckmäßig und ärmlich. wie viel platz eine familie hat, kann ich nicht erkennen. es gibt noch hinterhöfe für abwasch und abwasser - vielleicht gibt es platz für ein gemüsebeet.

aber eines ist überall präsent: der computer und vor allen dingen der große bildschirm, der den ganzen tag vor sich hin plärrt.
ich beobachte ein junges mädchen, das noch gegen 18:30 uhr in dem spärlich beleuchteten zimmer an einem wackligen tisch sitzt und bei 40 watt beleuchtung seine schularbeiten macht- im hintergrund das getöse des tv gerätes. davor sitzen die geschwister auf plastikstühlen und daddeln auf ihren smarties.

es ist hier nicht anders, als in deutschland geht mir auf meinem weg zur vespawerkstatt durch den kopf.

wer sich nicht diszipliniert oder nicht weiss, wie er sich vor den medien schützen soll, ist ihnen hoffnungslos ausgeliefert.
die gehirnwäsche funktioniert. die botschaften, die die regierungen über diese kanäle in die wohnzimmer schicken lassen, machen das volk fügsam, ohne dass es das merkt.
meinungen werden gemacht und ob in süd- oder nordamerika, in europa, asien oder afrika - ähnlich wie bei der weihnachtsbäckerei, bei der in den ausgerollten teig ein stern gedrückt wird - so wird hier in die empfangsbereite gehirnmasse das denken der jeweiligen regierung gepresst.

verschwörungstheorie?

könnten peru und andere schwellenländer sich ihr lebensumfeld nicht viel schöner gestalten? die zeit fehlt. denn diese wird von den flimmernden und plärrenden geräten abgesaugt.

von all diesen dingen bleibt sie unberührt.

gegen 14:00 uhr bin ich bei der werkstatt, die als solche nicht zu erkennen ist. erst nach mehrmaligen hingucken erkenne ich, dass sie sich hinter den runtergelassenen metallrollos befindet.
es ist siestazeit. eine stunde nur oder länger?

gegenüber sehe ich einen friseur, der seine mittagspause beendet hat. ich gehe rüber und denke dabei, dass ich mir da gleich die haare schneiden lassen kann. ich frage ihn, wann die werkstatt wieder öffnet. er muss es wissen. um 15:00 uhr.

wir haben 32 grad. mein haar ist klitschenass, und ich wundere mich im stillen, wie sein werkzeug damit klarkommt. es geht, und er nimmt sich viel zeit.
alles wirkt sehr einfach und auch nicht gerade hygienisch.
die schere ist etwas angerostet, der griff des rasierpinsels vom häufigen benutzen verschmutzt, die rasierseifenstücke schon mehrmals benutzt, das rasiermesser nicht vertrauenswürdig.
wir reden ein wenig. das übliche woher und wohin. dass ich mit der vepse weiter nach montevideo will hat er vielleicht nicht verstanden oder es hat ihn nicht weiter beeindruckt.
8 soles wechseln den besitzer. 2 euro. und das ist schon ein gringo-preis, denn er weiss, dass ich aus alemania komme.
er will zwar noch während des schneidens wissen, was ein friseurbesuch bei uns kostet, aber die antwort gebe ich ihm nicht. ich grinse ihn nur an, und er erkennt, dass ich ihn durchschaut habe.

bei der werkstatt rührt sich nichts. eine nachbarin kommt vorbei, schaut mich fragend an und weiss, dass dort erst ab 16:00 uhr wieder gearbeitet wird.

ich mache mich auf den weg zu meinem cafe, um mich dort mit einer empandada und einem applepie zu stärken.

auf dem weg dort hin komme ich am markt vorbei. mülltüten! ich brauche mülltüten, um mein gepäck in den seitenkoffern vor den gewaltigen wassermassen zu schützen, die mich in den nächsten wochen wohl erwarten werden.
nach dem ersten fragen merke ich schon, dass ich mit neuer kraft an dieses werk gehen sollte. no hay!! schallt es mir entgegen. oder frei übersetzt:
lass mich in ruhe. ich habe keine lust. gehe zu meinem nachbarn.
dabei stehen vor seinem laden große rollen mit dem material, aus dem bei uns die mülltüten für den sperrmüll und die deponie hergestellt werden. genau dieses material schwebt mir vor. ich gebe dem verkäufer noch eine chance und frage ihn, ob ich meterware bekommen könne. ich habe nämlich gegenüber von seinem stand eine näherei enteckt, die zuschneiden und plastikbahnen zusammennähen. ob das bepolsterungen für die motokars sind? ich frage, ob sie für mich daraus zwei säcke machen könnten? ich bekomme ein si si. nicht gerade überzeugend.  der verkäufer, der das material hat, gibt mir jetzt zu verstehen, dass er keine geschäfte mit mir machen will und deutet  in eine andere richtung.
ich lasse mich weiter durch die marktstände treiben und treffe auf einen securityman. ihn frage ich. er muss sich hier auskennen. er zeigt mir den weg zu einem stand, der tatsächlich das gewünschte hat. zwar vom material nicht überzeugend, aber eine andere alternative bietet sich nicht. no hay!

nach einer erholsamen siesta bin ich um halb sechs in der werkstatt. draussen bei den anderen motorrädern steht sie nicht. aber dann sehe ich sie in der werkstatt.
der maestro ist sofort zur stelle. ich lasse sie laufen und bin zufrieden. sie ist bei weitem nicht mehr so laut wie vorher. der ansaugstutzen ist eingebaut, der reifen gewechselt, das öl aber nicht, er hätte keines für die vespa gefunden... was immer das auch heissen mag. 100 soles will er haben. 25 euro, händeschütteln und hasta luego.

jetzt braucht sie nur noch eine gründliche wäsche.

die motorradwäscherei ist nicht weit. und wie ich höre, gibt es davon mehrere in diesem viertel. und das hat seinen grund: nur die hauptstraßen sind asphaltiert. die anderen straßen sind staubpisten, die sich bei diesen regengüssen in schlammrutschbahnen verwandeln.

bei der wäsche lege ich mit hand an und bekomme dabei den beruhigenden hinweis, dass die transoceanica in einem guten zustand sei. wieviel er davon kennt, frage ich nicht. was hätte ich auch davon? es gibt für mich nur diese verbindung zum atlantik.

ich gehe noch auf ein bier in mein gringo-lokal, schreibe noch etwas und beobachte aus dem augenwinkel eine englischsprechende familie mit zwei pubertierenden kids, die selbst während des essens ihre smarties nicht aus der hand legen können.
die eltern haben wohl aufgegeben oder keine kraft für die sich ewig wiederholenden diskussionen.
zum glück ist dieser kelch an uns vorübergegangen!

morgen gibt es noch einen ritt durch die s zoll- und bankenadministration - dann bin ich frei!

22.11.:

reunion sagt der securityman entschuldigend zu mir, als ich um 10 nach 9 auf meinem stammplatz in der ersten reihe sitze und auf das dokument zur einzahlung meiner strafgebühr warte.

die herren säßen in einer besprechung. wie lange das noch dauern könne? eine stunde oder zwei? meiner mimik und meinen ungehaltenen äusserungen kann er entnehmen, dass ich ziemlich verärgert bin. Ich wolle nur das einzahlungsdokument abholen, die strafe bezahlen und wiederkommmen.

er entschwindet in den hinteren räumen. nach einer halben stunde taucht der gesetzte herr auf und dann werde ich von einer person, die ich noch nicht kenne gebeten, an den schreibtisch zu kommen. ich lasse ihn nicht zu wort kommen, sondern beharre auf dem vereinbarten termin und das dokument. er will telefonieren, doch in dem moment kommt der abteilungsleiter ziemlich gehetzt dazu.

er legt mir ein handgeschriebenes dokument vor. ich schaue ihn fragend an und sage, dass es jetzt nichts mehr zu unterschreiben gäbe. ich wolle das dokument und die einzahlung vornehmen.
ich solle das abschreiben und unterschreiben. ich überfliege  es kurz und entnehme ihm, dass es sich um einen antrag handelt, in dem ich offiziell um verlängerung des vespen-aufenthalts über die gesetzlich genehmigte frist hinaus bitte.

ich habe keine lust auf "schulaufgaben" und sage ihm, dass ich das schreiben mit einem aceptado unterschreiben würde.

nein - er hat seine vorschriften. dann muss noch meine passnummer unter meine unterschrift und noch dies und das, bis ich endlich den einzahlungsauftrag bekomme.
mittlerweile sind es 3.600 /s geworden. mir liegt schon auf der zunge zu meutern, doch die nerven habe ich nicht mehr.
der abrteilungsleiter will sich von mir endgültig verabschieden.
ich mache ein fragendes gesicht und will erklären, dass der zoll das dokument wiederhaben wolle. wissend was ich sagen will schüttelt er gleich mit dem kopf. mit meiner unterschrift hätte sich das erledigt.

ist die zollepisode wirklich abgeschossen? werde ich dieses büro nicht mehr wieder betreten? ich hoffe es innigst.

bei der bank geht alles recht schnell und ich verlasse als "freier" mann die scotia bank.

nun muss ich noch eine versicherung für die vepse abschließen. das risiko ist mir zu groß, diese 220 km bis zur grenze "schutzlos" zu fahren.

ich erinnere mich an puno und an rolfs dringenden rat, mir für meine weiterfahrt eine versicherung zu organisieren. und der rat war gut, denn kaum war ich auf der ruta wurde ich auch schon von einer polizeikontrolle gestoppt.

ich nehme mir ein motokar und obwohl es sonnig ist besteht der recht junge taxista auf 3 soles. ich schaue in den himmel. das interessiert ihn nicht, er besteht darauf. ich bleibe hart und er fährt mit bösem gesicht von davon.

es ist mittagszeit. ich komme an einem restaurant vorbei, das ceviche und chaufa mit süskartoffeln auf der karte hat. danach eine siesta und dann wird es ernst.

wir haben kein wi-fi (wlan) - unterhalten Sie sich miteinander

es ist sicherer, wenn ich morgen schon losfahre. wer weiss wie lang die zollformaliäten in inapari dauern und wie es mit schlafmöglichkeiten aussieht. außerdem muss ich plan B im hinterkopf haben und damit rechnen, dass die vepse den weg nicht ganz alleine schafft.

ich mache mich in der halle breit, packe den inhalt der seitenkoffer in plastiktüten und schreibe mir noch eine excelliste, damit ich weiss, wo ich was finde. die luftfeuchtigkeit ist wieder sehr hoch. ich muss aufpassen, dass die tastatur des laptops unbeschadet bleibt.

nichts böses ahnend kommt ein handwerker, der schon gestern mit einem schlagbohrer und einer flex eine wand vorbereitet, die später auch gefliest werden soll. vorbei ist es mit der ruhe. dann gibt es wieder einen kräftigen und langanhaltenden tropenregen. die gelbstirnamazonen mögen das überhaupt nicht und schreien im dreiklang dagegen an.

die frisch gewaschene vepse wird mit einem leichten grauschleier versehen, der labtop wandert von jetzt auf gleich in eine schützende mülltüte. es wäre zu ärgerlich, wenn er jetzt den geist aufgäbe.

als ich die vepse wieder an ihren vorigen platz stelle, schaue ich mir das vorderrad an. hat es luft verloren?

die frage werde ich morgen früh beantworten.





Antworten (1)

Petra
hallo Tom, Gratulation bis hierher! diese Bürokratie paßt doch gar nicht zu so einem schönen Land! Ich wünsche Dir weiter viel Glück und gute Nerven! Petra

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