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Arequipa - die weiße Stadt am Rande der Anden

Veröffentlicht: 25.10.2018

Blick von unserer Hostelterrasse auf die Kathedrale

"Are quepay!" - hier bleibe ich - soll der Inkafürst Mayta Cápac ausgerufen haben, als er in die vom milden und sonnigen Klima verwöhnte Gegend rund um Arequipa gekommen ist. Eingerahmt von drei Vulkanen, dem Misti (Berg ohne Namen, 5.822m N.N), dem Chachani Massiv (6.057m N.N.) und dem Pichu Pichu (Berg Berg, 5.665m N.N), erstreckt sich die Stadt heute auf ca. 650 km². Mit knapp 1 Mio. Einwohnern ist sie die zweitgrößte Stadt Perus und das ökonomische Zentrum des Südens. So schön die Kulisse auch wirkt, so gefährlich ist sie. Man geht davon aus, dass der noch immer aktive Misti innerhalb der nächsten 200 Jahre wieder ausbrechen wird. Ein solcher Ausbruch wird verheerende Folgen haben, einen Evakuierungsplan gibt es ähnlich wie in Neapel nämlich nicht.
Blick über die Stadt mit ihren Bergen

Auch wenn man meinen könnte, dass der Beiname "Cuidad blanco", also weiße Stadt, von der Farbe des Sillar-Gesteins herrühren könnte, aus dem die meisten der Gebäude insbesondere im Stadtzentrum erbaut sind, so geht dieser Name vielmehr auf die koloniale Vergangenheit der Stadt zurück. Die Spanier nämlich, die dem Mücken-freundlichen Klima in Lima den Rücken kehren wollten, erkoren Arequipa zu ihrem Zufluchtsort. Daher war die vorherrschende Hautfarbe der meisten Arequipeñas weiß.

Die Altstadt Arequipas besticht durch ihren wundervoll gestalteten Plaza Armas mit seiner weißen Kathedrale, in dessen Nähe auch unser Hostel lag. Bei einem Erdbeben im Jahr 2001 wurde der linke Turm zerstört, bis 2004 wurde er aber wieder komplett aufgebaut.

Plaza de Armas


Funfact: Auch wenn das innere der Kathedrale für südamerikanische Verhältnisse eher schlicht geraten ist, fällt die aufwändig verzierte Kanzel aus dunklem Holz ins Auge. Ein französischer Künstler erschuf hier einen sehr verführerischen Satan, wahrscheinlich den schönsten Teufel der Welt. Da es Glück bringen soll, ihm über die Schwanzflosse zu streichlen, musste der arme eingezäunt werden. Vom wahrscheinlich einst mächtigen Fischschwanz ist nur noch ein kläglicher Stummel übrig geblieben...

Sexy Teufel

Arequipa bestitzt eine große Markthalle, welche von Gustave Eiffel geplant wurde und dies ist auch an der Stahlträgerkonstruktion des Daches erkennbar. Die Fressmeile hat es uns hier besonders angetan. Immerhin bekamen wir hier Ceviche, Sandwiches und "Säfte" (in Deutschland eher Smoothies) zu Backpacker-freundlichen Preisen.

Auf dem Markt decken wir uns mit Obst ein
Un plato mixto für knapp 2,5€


Die Auswahl auf dem Markt ist unheimlich vielfältig. So bekommt man dort alle erdenklichen handelsüblichen Lebensmittel, wie Früchte - uns bekannte und unbekannte -, Gemüse aller Art, Brote, Fisch, Fleisch, aber auch in Deutschland unübliche Lebensmittel, wie Innereien (u.a. Cojónes de Vaca), Rinderköpfe (halbiert oder geviertelt) und ganze Schweineköpfe (alles selbstverständlich ungekühlt) können hier erworben werden.

Kartoffeln in allen Farben und Formen


Spannend ist auch der kleine Hexenmarkt, wo allerlei Kräuter, Tinkturen, Salben und Tees ebenso wie getrocknete Lamaföten zu finden sind. Letztere werden Pachamama (Mutter Erde) vor dem Hausbau geopfert und sollen Glück bringen und das Haus vor einem Einsturz bewahren (haben in Cusco erfahren, dass die Lamaföten Totgeburten sind und nicht lebendig aus dem Mutterleib herausgeschnitten werden - beruhigt uns!).

Reger Betrieb am Coca Stand - Cocablätter sollen angeblich gegen die Höhenkrankheit helfen. Der Tee schmeckt in der Tat vorzüglich


Weiterhin ist Arequipa die Hauptstadt der Alpaka-Wolle. So gibt es hier sehr viele verschiedene Läden, in denen Alpaka-Produkte gekauft werden können. Vornehmlich werden Kleidungsstücke aus Baby-Alpaka-Wolle angeboten, welche von Jungtieren von bis zu zwei Jahren stammt und daher besonders weich und angenehm zu tragen sind.

Lamas und Alpakas im Wollmuseum
Hier wird noch traditionell gewebt


Unweit des Plaza de Armas ist eine kleine Jesuitenkirche  "La Compañia" zu bestaunen. Von außen im Arequipeña-Stil mit barock-mestizisch-indigenen Motiven verziert (man entdeckt Ananas, Pumas und Affen sowie das Wappen der Habsburger in der aufwändigen Steinmetzarbeit rund um das Hauptportal), erschlägt uns das viele Gold und dunkle Holz im Inneren beinah. Das besondere Highlight hier: Ein etwas anderes Abendmal mit typisch peruanischen Gerichten wie Mais, Chili, Kartoffeln und natürlich Cuy, dem gebratenen Meerschweinchen an Stelle des Brotes.

Abendmal mal anders


Überhaupt ist Arequipa reich an Kirchen und spanischen Einflüssen. Besonders deutlich wird dies sicherlich anhand des Klosters Santa Katalina, einer Stadt inmitten der Stadt. Hier haben traditionsgemäß die zweitgeborenen Töchter der reichen und mächtigen Spanier ein Zuhause gefunden. Schlecht ist es ihnen dort nicht ergangen.

Blick ins Kloster Santa Catalina
Die Nonnen ließen es sich gut gehen

Abgesehen davon, dass beinah kein Kontakt zur Außenwelt erlaubt war, lebten die bis zu 150 Nonnen hier in eigenen Wohnungen (bis zu 60m² !) mit separaten Küchen, eleganten Möbeln, wertvollem Porzellan und Gemälden und bis zu vier Dienstmädchen. So kann man es aushalten! Uns taten die reichen Töchter, die Ende des 19ten Jahrhunderts in Klausur traten, sogar ein wenig leid, schließlich setzte der damalige Papst dem ach so gediegenen Leben ein jähes Ende. Ab jetzt mussten die Nonnen tatsächlich in Schlafsälen schlafen und selbst kochen! :-)

Auch die indigene Vergangenheit der Stadt hat ihren Platz in Arequipa gefunden. So konnten wir an unserem letzten Tag endlich Juanita, die Jungfrau aus dem Eis, "kennen lernen", wie unser Guide es so nett ausdrückte. Unser Besuch im Archäologischen Museum, in welchem hauptsächlich Fundstücke aus der Blütezeit der Inka ausgestellt sind, gipfelte in einem dunklen und kalten Raum, in dem die gefrorene und daher unheimlich gut erhaltene Leiche einer jungen Frau aufgebart ist. Wie Schneewittchen liegt sie in einem gläsernen Sarg. Juanita ist eines von vielen Kinderopfern, die in den letzten Jahren geborgen wurden. Sie waren immer auf Gipfeln hoher, von Schnee und Eis bedeckter Berge begraben. Immer wurden ihnen reiche Opfergaben beigelegt und immer hatten sie wohl die Aufgabe mit ihrem Tod Patcha Mama, also Mutter Erde, oder Inti, den Sonnengott gnädig zu stimmen. Was für uns sehr befremdlich schien, aber etwas beruhigte: Die Kinder wurden wohl von klein auf auf ihre Rolle als Vermittler zwischen Menschen und Göttern vorbereitet. In Cusco, dem spirituellen und geographischen Zentrum der Inka, wurden sie ausgebildet. Von dort machten sie sich auf eine Pilgerreise quer durch das Inkareich bis hoch auf die Gipfel der jeweilgen Opferstätten - in Sandalen! Betäubt von berauschenden Pflanzen und Unmengen von Chicha, dem Maisbier, können wir uns an die Vorstellung klammern, dass der Tod schließlich schnell und schmerzlos kam.


Arequipa ist der Ausgangspunkt für einen Ausflug in den zweittiefsten (Wikipedia) Canyon der Welt - dem Colca-Canyon - und zugleich Heimat des größten Vogels der Welt, dem Andenkondor.

Blick auf den Colca-Canyon

Früh morgens um 3 Uhr wurden wir im Hostel abgeholt und fuhren zunächst 4h bis eine kurze Frühstückspause auf einem kleinen Bauernhof eingelegt wurde (hier haben wir Lukas, das Alpaka-Baby gestreichelt :)). Anschließend fuhren wir zum Cruz del Condor, von wo aus man, wenn man Glück hat, die Andenkondore erblicken kann. Wir hatten weniger Glück und konnten lediglich in weiter Ferne einen Kondor sehen, aber immerhin haben wir einen gesehen!

Finde den Kondor!

Eine weitere halbe Stunde entfernt lag der Startpunkt für unsere 2-tägige Wandertour. Am ersten Tag ging es bergab ins Tal, wo wir in kleinen Lodges übernachteten.

Hinab in den Canyon!

Blick auf unser Tagesziel


Nach einer kurze Nacht klingelte der Wecker um 4 Uhr, denn um halb 5 begann der Aufstieg zurück nach Cabanaconde. Innerhalb von 2-3h (die Jungs waren schneller, Yvi leistete mir Beistand


Team Puma hat es geschafft!


Oben angekommen gab es Frühstück und anschließend fuhren wir in die knapp 2h entfernte Stadt Chivay. Dort konnten wir unsere müden Beine in bis zu 38°C heißen Thermalquellen entspannen.

Thermalquellen - für die einen zu heiß, für den anderen zu kalt

 Auf dem Rückweg nach Arequipa hielten wir noch auf einer Hochebene an, auf der Vicuñas, Lamas und Alpakas begutachtet werden konnten.
Alpaka :)


Antworten (2)

Martina
Tolle Bilder!!

Hallo, wirklich tolle Bilder und wir freuen uns immer über euren Bericht. Es ist auch für uns super interessant und obwohl ihr soviele km entfernt seit, sind wir dabei. Dafür nach etwas mehr als 1 Monat ein herzliches Dankeschön. Liebe Grüsse und Kölle Allaf Conny, Peter und Luca

Peru
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