Veröffentlicht: 24.10.2018
Heute war es endlich soweit und die nächste große Herausforderung für meinen Geist und meinen Körper stand an. Nachdem ich in Südafrika noch den Tafelberg bestiegen hatte, wurde es mal wieder Zeit an mein körperliches Limit und sogar darüber hinaus zu gehen. Doch fangen wir von ganz vorne an. Nachdem ich in Rotorua noch eine Nacht verbracht machte ich mich am darauffolgenden Tag mit meinem Camper auf den Weg in Richtung Tongariro Nationalpark. Dieser Nationalpark besticht durch mehrere teils aktive Vulkan. Vulkane und deren Aktivitäten faszinieren mich schon lange und nachdem ich in Indonesien bereits zwei aktive Vulkane bestiegen hatte, war mein Interesse geweckt. Auf dem Weg dorthin fuhr ich eher zufällig an den sehr schönen Huka-Falls vorbei und machte auch in Taupo, einer kleinen Stadt am größten See von Neuseeland einen längeren Halt. Mein Ziel war es am Mittwoch den Tongariro Alpine Crossing zu laufen. Diese Wanderung habe ich bei meinen ersten Recherchen über Neuseeland entdeckt und ich war sofort begeistert und fasziniert. Ich wusste, dass mich dies wieder enorm herausfordern würde und mir war sofort klar, dass ich dort einen Halt machen werde. Darüber hinaus ist es eine der schönsten und bekanntesten Wanderungen Neuseelands und UNESCO Weltnaturerbe. Doch um diese zu bewerkstelligen war noch einige Planung notwendig. Ich besuchte in Taupo die Touristeninformationen und erkundigte mich über die Wetterbedingungen für die nächsten Tage, darüber hinaus kaufte ich mir noch eine T-Shirt aus Merino Wolle, welches ich für die Wanderung tragen wollte. In den letzten Tage hatte ich mir bereits eine Mütze und eine passende Hosenkombination gekauft. Denn es sollte bei der Wanderung hoch gehen, sogar sehr hoch. Genaugenommen auf eine Vulkanlandschaft mitten im Nationalpark. Da dort oben noch Schnee lag und sich die Wetterbedingungen schlagartig ändern können, war ich lieber vorbereitet. In Rotorua hatte ich mich bereits um die Verpflegung gekümmert und so kam ich am Nachmittag auf einem Campingplatz in der Nähe des Crossings an und packte meine Sachen für den nächsten morgen. Heute früh um 05:00 Uhr war es dann soweit. Ich war so aufgeregt, dass ich bereits ab 03:00 Uhr gefühlt hell wach war. Also schnell die Zähne geputzt und auf ging es zum Parkplatz für die Wanderung. Da es sich um keine Rundwanderung handelt, sondern man von A nach B läuft, habe ich es so geplant, dass ich mein Auto am Ziel abstelle und mich mit dem Bus-Shuttle zum Start fahren lassen. Das Shuttle, welches ich im vorhinein gebucht hatte, fuhr mich um 07:00 Uhr in Richtung Start. Nochmal fix aufs Klo, da es auf der Wanderung nur wenige Toiletten gab und gegen 07:45 Uhr lief ich los. Ich hatte aus Gewichts- und Platzgründen meine Kamera nicht mitgenommen,
die Bilder die ich aufnahm, sind durch mein Handy und meine GoPro entstanden. Insgesamt 19,4 Kilometer und einen Höhenunterschied von +/- 1196 Meter galt es zurück zu legen. Ich starte auf einer Höhe von 1100 Meter. Der Rote Krater war der höchste Punkte und lag auf einer Höhe von ca. 1900 Meter, das Ziel auf ca. 800 Meter. Die ersten zwei Kilometer ging es leicht bergan und ich erreichte recht schnell die Soda Springs, ein kleiner Wasserfall. Dort machte ich meine erste größere Pause und aß Frühstück. Danach wurde es recht schnell extrem anstrengend und es galt jede Menge Treppen und Geröll zu überwinden. Je höher man kam, umso karker wurde die Landschaft. Der Blick zurück lies ein immer wieder mit einem Staunen zurück. Als ich endlich auf dem Südkrater ankam, erstreckte sich eine wunderschöne Schneelandschaft vor mir. Rechts daneben war der Vulkan Mount Ngauruhoe mit einem tollen Vulkankegel zu sehen. Nun galt es sich durch den kniehohen Schnee, der noch auf dem Südkrater lag, zu arbeiten und dann hinauf auf den Roten Krater. Für diesen Weg wurden extra Ketten befestigt, an denen man sich hochziehen musste. Eine wirklich sehr steile und super anstrengeden Angelegenheit. Den Roten Krater erreichte ich gegen 11:15 Uhr und es sollte der höchste Punkt meine Wanderung sein. Insgesamt 8 Kilometer hatte ich da bereits geschafft. Die Aussicht von hier oben war atemberaubend und ich hatte super Glück mit dem Wetter, da es kaum Wolken am Himmel gab und die Sonne strahlte. Nachdem ich an mehreren Kraterseen vorbei ging, galt es den nächsten schneebedeckten Krater, den Zentralkrater zu überwinden. Immer wieder schaute ich zurück und konnte die anderen Wanderer vom Roten Krater zu den Vulkanseen, den Emerald Lakes über erhärtete Asche und Vulkangeröll rutschen sehen. Ich war froh, dass ich dies bereits hinter mir hatte. Nachdem ich auch den Zentralkrater abgelaufen war, ging es fast nur noch bergab. Gefühlt tausende Stufen galt es hinabzusteigen. Dabei lief man abermal durch eine sehr karge Landschaft. Dieser Abschnitt zog sich wie ein Kaugummi und nahm einfach kein Ende. Inzwischen taten mir die Füße sehr weh und durch das ständige Bergab laufen, abbremsen und stauchen auch der Rest von dem was sich Bein nannte. Kurz vor dem Ende gab es noch eine kurze Etappe durch einen Wald und gegen 15:15 Uhr war es dann endlich geschafft. Ich erreichte total durchgeschwitzt, mit mehreren Blasen an den Zehn, nach 19,4 Kilometern dass Ziel, den Ketetahi Parkplatz. Von dort war es nur noch ein Kilometer bis zu dem Parkplatz auf dem mein Camper stand, zu laufen. Was für ein Gefühl, dort oben gewesen zu sein und sich dieser für mich riesigen Herausforderung erfolgreich gestellt zu haben. Die nächsten Tage gilt es jetzt wieder Wunden lecken und zu hoffen, dass der Muskelkater mich nicht umbringen wird. Und wie eine wunderschöne und weise Frau mal zu mir gesagt hat: 19,4 Kilometer laufe ich nur durch New York. Oh ja, die nächsten 19,4 Kilometer am Stück werde ich wohl, wenn überhaupt durch eine flache Weltmetropole laufen :)