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Lima – die Urbane

Veröffentlicht: 28.10.2018

«Lima ist ein dreckiger und gefährlicher Moloch, den man getrost aussen vor lassen kann.» Solche Aussagen hatte ich immer wieder gehört, wobei diese meistens auf Erfahrungen in den 80er und 90er Jahren gründeten. Tatsächlich schien der erste Eindruck einiges davon zu bestätigen. Die letzten 90 Minuten der Busfahrt von Pisco verbrachten wir nämlich fast ausschliesslich in einem nichtendenden Stau, flankiert von trostlosen Stadtgebieten. Aber abgesehen von einer katastrophalen Verkehrssituation, dreckiger Luft und eintönigen Betonwüsten hat diese Stadt so einiges zu bieten.

Einmal in Miraflores, dem Hype-Stadtteil und eine der privilegiertesten Wohnlagen Limas, spazierten wir zunächst durch den Parque Kennedy entlang einer sehr attraktiven Einkaufsstrasse hinunter bis zur Küste. Der Kennedypark bietet eine Besonderheit, die uns besonders anzog: hier hausen nämlich dutzende Katzen. Ursprünglich wurden diese offensichtlich dort von tollen Besitzern ausgesetzt, unterdessen gehört diese Population zum Stadtbild und stellt eine Art Attraktion dar. Die Tiere sehen gut aus und überall stehen Futter- und Wassertröge. Ziemlich lustig. Am Meer angekommen bietet die Steilküste Miraflores mit der unten am Wasser verlaufenden Uferstrasse ein spektakuläres Bild. In der Luft kreisen Gleitschirmpiloten, welche auch Tandemflüge anbieten. Das Panorama ist sicherlich einmalig.

Leider hat an jenem Abend Bettina irgendetwas ziemlich heftig auf den Magen geschlagen, so dass ich am Tag 2 vorerst einmal alleine loszog. Erste Station, die Inka-Tempelanlage «Huaca Pucllana», die mitten in der Stadt und nur 15 Gehminuten von unserem Hotel entfernt liegt. Die Freude über den bescheidenen Eintrittspreis währte allerdings nur kurz, denn kaum hatte ich die Anlage betreten, trat auch schon ein freundlicher Herr auf mich zu, der mir erklärte, dass die Besichtigung nur mit einer geführten Tour möglich ist und man sich nicht alleine bewegen darf. Das war nun das x-te Mal in Peru, dass einem ein solches «Detail» am Eingang vorenthalten wird und man sich dann mindestens eine Stunde nehmen darf um weniges zu sehen und vieles zu erfahren. Da ich die Anlage wirklich sehen wollte, musste ich einmal mehr in den sauren Apfel beissen und eine Stunde hinter einem Führer hertrotten. Da mein Spanisch mittlerweile wieder gut kommunikationstauglich ist, habe ich ihm allerdings noch erklärt, was ich davon halte. Offenbar haben sie aber tatsächlich ein Problem, dass Touristen (auch oder vor allem südamerikanische) Dinge zerstören oder besprayen – unglaublich!

Danach gings mit dem «Metrobus» weiter Richtung Zentrum. Das Metrobus-System ist eine tolle Sache. Die Busse verkehren auf exklusiven Fahrspuren in der Mitte der Stadtautobahn von Süden nach Norden (oder umgekehrt). Die Stationen sind von Brücken zugänglich. Die Dinger sind schnell, da sie am Stau vorbeifahren, allerdings gottlos überfüllt und es gibt bislang nur eine Achse in der Stadt. So war ich in relativ kurzer Zeit und viel Körperkontakt im Zentrum. Schlimm ist das nicht, denn die Leute sind grundsätzlich sehr anständig, die Stimmung überhaupt nicht gereizt. Ich möchte mir die gleiche Situation nicht bei uns vorstellen... Ich spazierte gut zwei Stunden im Geschäftszentrum herum bis zur sehr schönen Plaza San Martin. Die Stadt macht müde. Die Luft ist dreckig, das Gehupe pausenlos und das Überqueren jeder Strasse ein Kampf. Auf der anderen Seite findet man je näher man den historischen Zentrum kommt sehr viel schöne und interessante Architektur. Kirchen im französischen Stil, zahlreiche tolle Art-Deco Gebäude und Monumentalbauten.

Da Frau Berger sich gegen Nachmittag wieder besser fühlte, meinte sie etwas frische Luft täte allenfalls gut. Nun das mit der frischen Luft ist in Lima so eine Sache, aber dennoch schlenderten wir wieder Richtung Meer in eine sehr poshe Shoppingmall, direkt an der Steilküste mit Blick auf die Wogen des Pazifiks. Vor dort ging es per Taxi in ein Quartier etwas südlich, Barranco. Ehemals etwas heruntergekommen ist dies eine wirkliche Perle. Viele alte wunderschöne Häuser, die renoviert wurden und jetzt gemütliche Cafes und Bars beherbergen, lusche Gärten, Parkanlagen und ein herrlicher Aussichtspunkt mit Sicht auf den Ozean. Die Auswahl an Restaurant von ganz gross und elegant bis zu ganz mini scheint unerschöpflich. Uns hat es so gut gefallen, dass wir uns entschieden am Folgeabend gleich wiederzukommen.

Für den letzten Tag hatten wir uns zu Beginn noch etwas spezielles vorgenommen «Callao Monumental». Callao ist eigentlich eine eigene Stadt und beherbergt sowohl den Hafen wie auch den Flughafen Limas, daneben beherbergt es auch noch einen Grossteil der Kriminalität und des Drogenhandels von Lima und war lange als no-go-Area verschrien. Für einen grossen Teil dieser Stadt stimmt das leider noch immer aber in Hafennähe haben Initianten, Künstler und Politiker ein Projekt lanciert, in dessen Rahmen in den letzten Jahren immer mehr Strassen aufgepeppt wurden. Gebäude um Gebäude wird zurückgewonnen und die historische Bausubstanz erstrahlt in neuem Glanz. Gallerien, Cafes, Restaurants und vor allem ganz tolle Wandmalereien. Der Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Man sollte jedoch mit dem Taxi hinfahren, denn auf dem Weg zum Callao Monumental haben wir Gegenden durchquert, wo ich mir gut überlegt hätte, ob ich dort - auch tagsüber – herumlaufen würde.

Weiter haben wir dann noch das historische Zentrum bewandert. Um die Plaza de las Armas (ja, so heissen sie wirklich fast überall in Südamerika...) herum, wurden zahlreiche Fussgängerzonen geschaffen, was den Aufenthalt wirklich angenehm macht. Die Kathedrale von Lima lohnt den Besuch und vor allem kann man sie auch ohne geführt Tour besichtigen! Wir sind dann noch zum Mercado Central gegangen, welcher einen weitaus aufgeräumteren Eindruck macht als alle Märkte, die wir bislang gesehen hatten und auch die Fleischauslagen durchaus appetitlich anmuten. Als kleine Zugabe und Bizarrität folgte dann noch das kleine Chinatown, mit einer Nudelsuppe inmitten chaotischen Treibens. Zum Schluss fehlte nur noch der Gesamtüberblick und den kann man vom Cerro San Cristobal, einem Hügel hinter dem Zentrum geniessen. Nachdem vor knapp 2 Jahren ein Doppeldecker-Touristenbus in einer Kurve geradeaus gefahren ist und auf einem Schiessstand (!) gelandet ist (Bilanz: 10 Tote und über 40 Verletzte), dürfen keine Busse mehr auf den Berg fahren. Wir haben also einen Taxifahrer überredet uns dort herauf zu bringen. Aussicht toll, Weitsicht keine da Smog aber trotzdem ein toller Ort. Das fand auch unser Taxifahrer Mario Enrique, der plötzlich Gefallen am Fotografieren fand und auch noch Bilder mit uns wollte. Freude hatte auch die Katzenmama mit zwei Jungen am Katzenfutter, das Bettina immer im Handgepäck mitführt.

Mit Mario Enrique hatte sich unterdessen eine freundschaftliche Beziehung entwickelt und wir wissen jetzt alles über ihn, seine Familie und dass er just an dem Tag seinen 65. Geburtstag feierte, was er uns mit seiner ID also auch bewiesen hat. Auch ein Last-Minute Einkauf im «Inka-Market» entwickelte sich zu einem Fest und die beiden sehr hübschen und fröhlichen Peruanierinnen hatten offenbar Freude an uns – und natürlich unserem Einkauf.

Und ehe man sich versieht, sind die drei Wochen schon fast um und wir sind bereits unterwegs Richtung Dominikanische Republik, wo wir noch eine Nacht verbringen um morgen unseren Direktflug nach Zürich zu besteigen. Wir haben so viel gesehen und erlebt, es lässt sich kaum einordnen aber die Begeisterung für diesen faszinierenden Kontinent, seine vielfältigen Kulturen und vor allem seine Bewohner wurde auf jeden Fall weiter befeuert. Es gibt noch sehr viel zu entdecken in Südamerika!Inhalt

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