Veröffentlicht: 06.08.2021
Venzone - Udine (rund 55 km) - Heute war der Tag, an welchem wir den Alpe-Teil der Tour definitiv abgeschlossen haben und uns der Adria zuwenden. Schon wenige Kilometer nach Venzone (und glücklicherweise auch der verkehrsreichen SS13, der man noch knapp 2 km folgen muss), weitet sich das Tal und die spektakuläre Bergkulisse geht langsam über in die Friulanische Ebene. Auf der rechten Seite erhaschen wir einen Blick auf den Tagliamento, der sich türkisfarben und unterbaut seinen Weg Richtung Adria bahnt, wo er weiter südlich auch die Grenze zwischen Friaul Julisch Venetien und dem Veneto bilden wird.
Eintönig wird das Ganze aber mitnichten. Der Radweg vollführt einen wahren Zickzack-Kurs, durch kleine Städte, entlang eines Kanals mit kristallklarem Wasser, dass nach einem Bade schreit, durch verschlafene Dörfer, entlang von Gemüse- und Getreidefeldern. Machmal hat man das Gefühl, man fahre direkt durch die Gärten der Menschen, die hier leben. Und würde man in jeder der kleinen Bars und Osterien am Strassenrand für ein kühlendes Bier einen Stopp einlegen, die Fahrt würde wohl bald im Strassengraben enden. Ganz eben ist es derweil auch nicht und es sind noch ein paar kurze aber knackige Steigungen zu schaffen, die aber - anderes als an der Alpendnordseite - umgehen wieder mit langgezogenen Abfahrten belohnt werden. Und es wird mediterran, irgendwann tauchte die erste Palme auf und schon wenig später die ersten Pinien und deren Duft bedeutet Sommer schlechthin. Zirpende Zikaden sorgen zudem für die perfekte akustische Untermalung.
Die Stimmung auf dem Radweg ist toll. Man grüsst sich freundlich und wechselt ab und an ein paar Worte. Einige Protagonisten sieht man immer wieder einmal und die befürchteten eher schwierigen Begegnungen (z.B. mit 20köpfigen eBike-Touren mit Teilnehmern, die vor zwei Tagen das erste Mal auf ein Velo gesessen sind) haben fast nicht stattgefunden. Nur heute sind wir zweimal einer einigermassen heterogen zusammengesetzten Gemeinschaft von etwas orientierungslosen Individuen begegnet, die sich jeweils auf Kreuzungen laut in ihrer Landessprache herumschreiend auf die weitere Wegrichtung zu verständigen versuchten und dabei - für andere Menschen - recht unberechenbare Fahrmanöver vollführten. Dies obwohl die Signalisation des Radwegs weder in Österreich noch in Italien aber nicht den geringsten Wunsch offenlässt! Auf dem Alpe-Adria kann man die Karte getrost zuhause lassen.
So treffen wir schlussendlich immer noch im Zickzack-Kurs in der Provinz- und Regionenhauptstadt Udine ein, die wir ja schon kennen. Dies meinten wir zumindest, weil wir vor ein paar Jahren einmal einen Tagesausflug hierher gemacht hatten. Allerdings hatten wir noch nie den Abend hier verbracht und das ist ein sehr grosser Unterschied. Udine ist wieder einmal ein typisches Beispiel einer Stadt, die auf dem Massentourismus-Radar - zum Glück - nicht auftaucht aber so viel zu bieten hat. Und da nun endlich auch das Wetter mitspielt, ist sie endlich da, die Italianita und das Gefühl von Sommerferien. Und von hier sind es nur von gut 50km ans Meer.