2017 VespamerikasuR 2019
2017 VespamerikasuR 2019
vakantio.de/vespaamerikasur

02.11.: Kishuara - 3.665 m -

Veröffentlicht: 04.11.2017

 02.11.

es ist zwar ganz witzig, die polizeifür eigene zwecke einzusetzen und sie als düsen-leser zubeschäftigen, aber verlässlich ist das auch nicht unbedingt. Alsomuss eine lupe her, damit ich unabhängig werde.  und vielleicht hat der vespa club eine wunderschöne exceltabelle für mich...
Das sind diegedanken, mit denen ich in die nacht entlassen werde.

Der heutige tag lädt eigentlich dazuein, einen tag pause zu machen, in dem garten zu sitzen, zu lesen unddie meerschweinchen zu beobachten. Aber es treibt mich weiter. Willdas pferd in den stall zurück?

Chincheras gibt nicht viel her. Aberein investor hat es gewagt, ein großes kaufhaus in die nähe derplaza zu stellen. Auf der suche nach der lupe betrete ich auch diesesund stelle fest, dass es zwar geöfnnet hat, dass aber die rolllädender tiendas alle noch geschlossen sind. Was ist heute los? Auch dieferreterias und die restaurants, die ich auf anhieb finde, arbeitennicht. Es gibt hier eine hohe polizeipräsenz und die antwort aufmeine frage, wo die nächste ferreteria ist, ist ungenau undunhöflich. Vielleicht war ich es auch, weil ich noch nichtgefrühstückt habe und mich hier nicht stundenlang noch aufhaltenmöchte.

Ich gehe ins hotel zurück und frageden senor. Nein, eine lupe habe er nicht. Aber er wartet mit einerguten idee auf, die libreria gegenüber müsse so etwas haben. Diehat aber noch die rollläden unten. Es ist fast neun.

Endlich finde ich ein restaurant,bekomme erst das fast gewohnte no hay zu hören, als ich nachspiegeleiern und pan frage, dann aber gibt es drei brötchen mitbeidseitig gebratenen spiegeleiern. Der laden brummt. Auch hiersitzen 6 polizisten und polizistinnen am tisch und frühstücken.Youngsters, die eigentlich in der schule sitzen spielen mit ihrensmartphones und bekommen später das peruanische frühstückserviert. Reis, huhn, kartoffeln und vorher eine suppe.

Die bedienung ist wenig freundlich,die eierbrötchen sind aber gut.

In sachen lupe gebe ich noch nicht aufund frage wenig später das zimmermädchen. Nein - die tiendasmachten erst wieder um neun auf. Jetzt würden alle frühstücken.
Ich packe die vepse und bevor ich losfahre stelle ich fest, dass dielibreria geöffnet hat. Ja eine lupe hätte sie im sortiment. Ichatme auf. Aber dann stelle ich fest dass ich auch mit lupe undlesebrille die zahlen nicht entziffern kann. Der sohn der im ladenhilft, entziffert statt der 8 eine drei und ist somit für diese zwecke unbrauchbar.

ok. damit wird das thema auf dennächsten ort andahualys werschoben. Um kurz vor zehn sitze ich aufder vepse. Es liegt wieder ein 4 tausender pass vor mir. Mittlerweileschreibe ich akribisch auf, auf welcher höhe ich welche düseeingesetzt habe. Das ist zwar ein guter anfang, aber ich muss michjetzt auf die angaben der polizisten verlassen. Wieder erwartet michder fast schon gewohnte klimazonenwechsel. Hier sind frühlings- bissommertemperaturen, auf 4 tsd meter höhe sind handschuhe und einzusätzliches flies erforderlich. Das ruckeln ärgert mich jetztnicht mehr. Wenn ich wieder auf meeresspiegelhöhe bin, spätestensdann habe ich ruhe.

Die abfahrt belohnt mich für dieunannehmlichkeiten der letzten tage. Tolles wetter, klare sicht,eindrucksvolles panorama und eine leicht zu befahrende 3S. Die vepsesingt und wir kommen gut voran.

ein kalter wind, aber bei jedem düsenwechsel schütze ich mich mit meiner batschkapp gegen die intensiven sonnenstrahlen

auf augenhöhe

In andahualys möchte ich mich nicht aufhalten. Wie so die peruanischen städte sind: laut, buckel, mordsverkehr und stinkende pkw und lkw.
aber das schicksal hat etwas anderes für mich auf dem programm. die stadt hat beschlossen, dem hier ansässigen autoclub, ein rennen durch die stadt zu erlauben. heute ist ein normaler werktag. das hört sich erst mal eindrucksvoll an, aber das ganze ist eher eine Null-nummer, die den verkehr vollends zum erliegen bringt. die S3 wird einfach mal gesperrt.
eine nette polizistin erlaubt mir die durchfahrt, ihr kollege 500 m weiter, guckt erstaunt und schüttelt dann mit dem kopf. eine stunde oder mehr würde dieses "rennen" dauern.
ich stelle mich in eine seitenstraße, von der ich den polizisten gut im blick habe, esse bananen und mandarinen und beobachte das treiben. das kann nicht wahr sein! alle fünf bis 10 minuten fährt ein einzelnes fahrzeug hoch getunt mit erhöhter geschwindigkeit, die straße entlang, hupt, winkt und alle klatschen. für die peruaner ein tolles ereignis, ich finde es eher misslungen. während ich von einem nicht mehr ganz nüchternen älteren mann angesprochen werde, passiert etwas auf der gegenüberliegenden straßenseite. es knallen feuerwerkskörper, irgendetwas fliegt durch die luft, ein menschenauflauf, der sich so benimmt, als ob geldscheine vom himmel segeln, sie stürzen sich auf den gegenstand, rempeln sich gegenseitig weg, fallen hin - und dann ist es vorbei. der polizist, der den verkehr regeln,, aber scheinbar nicht für ordnung  sorgen soll, schaut sich das in ruhe an, lässt aber seine landsmänner gewähren.
ich übe mich in geduld. aber als die ersten mototaxis die straße runterfahren, melde ich protest an. der polizist hat keine antwort auf die mototaxis - ich nerve ihn, bis er mich fahren lässt. Nichts wie weg hier.
Die lupewerde ich notfalls in cusco kaufen. Bis dahin muss das so gehen.

Die am horizont auftauchenden zackenkommen immer näher, erste gletscher sind zu erkennen, aber auchdicke, sich auftürmende wolken von westen her, die nichts gutesverheissen. Gerne würde ich abancay noch erreichen, aber dienavi-zeitangabe verschiebt sich durch die weiteren zwei düsenwechselimmer weiter nach hinten. Mit den kühlschläuchen habe ich keineprobleme mehr. Sie sitzen fest und lassen sich durch das häufigevergaser-drehen nicht mehr irritieren.

Es ist mittlerweile 16:00 uhr.Sechs stunden auf der vepse reichen. Ich streiche abancay und schauemich in den nächsten ortschaften nach hotels um. Die, die ich jetztim blick habe, sieht vielversprechend aus, aber zwei youngsters, diean der plaza stehen, antworten mit no hay, um dann – wie immer –doch noch ein si hay daraus zu machen. Die straße hoch und dannlinks, da gebe es eine hospedaje.
Ich folge der straße. Bald keinasphalt mehr, sondern festgefahrener mit reichlichen wellen undspuren versehener lehmboden. Die häuserreihe sieht sehr ärmlichaus. Ich glaube nicht, dass hier ein hotel steht. Ich frage einegruppe peruaner, die aber die angabe bestätigt und auf ein blauangestrichenes, zweistöckiges lehmhaus zeigt. Die türe ist nichtverschlossen. ich drücke sie auf und rufe laut. Keine antwort. Michschauen körbe mit wäsche an, ein ungemachtes bett, ein bügeleisenund sonst noch viel kruscht, wie der schwabe sagen würde. Aufhochdeutsch gerümpel.

Ich lasse die vepse vor dem haus stehenund frage die männer, ob sie mehr wüssten. Ja - die senora sei zumfriedhof gegangen, aber in einer stunde wieder zurück. Ich habezeit, weil ich sicher bin, dass ich dort ein zimmer bekomme.
Dieüblichen fragen werden gestellt, aber dann ändert sich diequalität. Was in deutschland so produziert würde, wie deutschlandauf trump zu sprechen sei, ob es bei uns eine rüstungsindustriegäbe, was die deutschen so verdienten. Und schließlich wollen siemein alter wissen. Que piensa? Schätzen sie - ist meine antwort undsie schenken mir 13 jahre lebenszeit. Ich relativiere, weil bestimmteinige von den männern jünger sind, aber schon abgearbeitetaussehen. Dann möchten sie meine reiseroute wissen.
Es
macht spaßmit ihnen zu reden. Ich verstehe sie einigermaßen gut und sie michscheinbar auch. Mittlerweile hat sich der himmel sehr verdunkelt. Einstarker, böiger wind kommt auf und schickt staubwellen über dielehmstraßen, im westen über den zacken sind blitze zu sehen. Rechtungemütlich und ich stehe hier, anstatt ein zimmer zu suchen.

Verabschiedung und wenige minutenspäter die antwort der hostelsenora: no hay! Ich versuche mit allenmitteln, noch ein si hay daraus zu machen, keine wendung. Aber unten an derplaza, da gäbe es ein hotel. Ich lasse mich wieder zur plazarollen, aber mit viel fantasie lässt sich kein hotel oder hostaloder hospedaje erkennen.

Irgend etwas ist heute anders mit denperuanern. Sie wirken aufgekratzt und dann merke ich, dass viele, diemir entgegenkommen, einfach nur betrunken sind. Eine ungewöhnliche erscheinung.Ich kenne sie als hart arbeitende menschen. Was abends hinterverschlossenen türen getrunken wird, bekommt der aussenstehendenicht mit. Aber jetzt? Hier und so in aller öffentlichkeit? Ichentferne mich rasch. Vorher wird noch auf ein weisses haus gezeigt,das kann es aber nicht sein, weil es ein leben ausgehaucht hat. Sonähere ich mich langsam einem laden mit der werbung für deninternetanbieter CLARO, um dort zu fragen. Ein einstöckigeslehmhaus. Die eingangstür mag früher die richtige höhe gehabthaben. Mittlerweile sind aber die bürgersteige höhergelegt worden,so dass das betreten des hauses viel körperliche raffinesseerfordert. Die peruaner sind kleiner und haben damit nicht so dasproblem. Ich stoße die doppeltür auf und treffe auf ca. 10 fröhlichfeiernde peruaner und peruanerinnen. Ich stelle meine frage nacheinem hotel: ratlosigkeit. Dafür aber wird mir eine flasche bierangeboten, die ich zwar sehr gerne annehmen würde. Das sage ich auchund füge hinzu, aber erst, wenn ich ein zimmer habe. Keineerkennbare reaktion. Dann der hinweis auf das schon ausgebuchte hotel– dann wieder ratlosigkeit. Draussen dämmert es schon und einelösung meines problems ist nicht in sicht. Also versuche ich es mitgeld. Ich würde 30 soles für ein bett bezahlen. Das hilft. Einefrau mit vielen lachfältchen und einem sehr netten gesicht steht aufund bedeutet mir, ihr zu folgen. Das haus steht schräg gegenüber amhang. Ihr mann, der noch im haus am werkeln war, kommt dazu und siezeigen mir eine rumpelkammer, in der beim zweiten hinsehen ein bettzu erkennen ist. Mir ist alles recht und halte mich an meinversprechen. Vielleicht meldet sich das schlechte gewissen – neinfür 30 soles können wir ihm nicht so ein zimmer anbieten. Es gäbenoch ein zimmer im ersten geschoss. Ob ich das haben wolle? Ichantworte, wenn es besser wäre, als dieses, gerne. Wir gehen einenschmalen unbefestigten pfad zurück nach oben. Sie drücken einenicht verschlossene tür auf und zeigen mir mein reich. Es gäbesogar licht. Das überzeugt mich. Es ist auch übersichtlicher undauf dem bett liegen einige pferdedecken. Abgemacht. Ich nehme daszimmer. Ein schloss gibt es nicht, aber ich habe ein vorhängeschlossfür die spinde in den hostels und bin unabhängig. Der parkplatz fürdie vepse befindet sich auf diesem schmalen pfad, dessen rechte seiteden blick auf abschüssiges gelände freigibt. Ich fahre die vepserückwärts den steilen pfad hinunter, immer darauf bedacht, nichtdas gleichgewicht zu verlieren und samt vepse den abhang runter zurollen. Den rucksack und die ersatzräder lasse ich drauf, nur derschlafsack und die tasche kommen mit rein. die vepse stehteinigermaßen versteckt. Zwei mädels kommen dazu und helfen mir undwollen alles wissen: wie viele kinder, ob ich eine frau hätte, woherund wohin...
ich fühle mich sehr an irland erinnert. Alsalleinreisender hatte ich auch dort einen kontaktbonus. Wenn ersteinmal das erste misstrauen verschwunden ist, dann behandeln diemenschen den touristen wie einen freund.

Ich verspreche, später wiederzukommen, denn ich habe richtig hunger. Und auf nüchternen magen indiese nette runde zu treten, das könnte gefährlich werden. Es gibthier nur ein restaurant und auch nur das abendessenmenue.Ungemütliches weisses licht. Grellgrüne wandfarbe, holzstühle undwachstischdecken. Die suppe ist heiß. Reis und kartoffeln esse ich,die hühnerfüße lieber nicht. Der hauptgang ist reis mit huhn unddanach gibt es noch einen heissen becher tee.

Der weitere abend wird sehr lustig. Wir sitzen auf brettern, die auf bierkästen liegen, es gibt einschänkchen und eine vitrine für die neuesten handies undsmartphones. Hinter mir ist die wand mit unmengen von turnschuhenbehängt, die hier auch noch verkauft werden. Der fußboden ist auslehm und wird während des abends immer wieder dazu genutzt, diebierreste darauf zu kippen.

"es ist hier sitte, der toten zu gedenken und zu feiern", sagt juan pablo flores

rechts im bild mein vermieter

meine senora rechts im bild -  viele lachfältchen

die beiden mädels, die die tanzrunde mit ihren geworfenen aufgepusteten plastiktüten aufmischen

das zweijährige mädel darf endlich schlafen - weniger später wird sie in den poncho eingepackt, wo sie in der waagrechten weiterschläft und die mutter das tanzbein schwingt. der vater - rechts - hat zu tief ins glas geguckt und muss nach hause...

Die frauen – wie immer mit ihrenweiten röcken, den hohen hüten und den bunten ponchos. Die liegen aberirgendwo herum bis auf einen. Der muss ein ca. 2 jähriges mädchentragen, das diesen ganzen trubel aushalten muss und dabei auch noch gestillt wird. Später liegt siewaagrecht in ihrer ponchohöhle - auf dem rücken ihrer mutter - während die mutter kräftig tanzt.Und nicht nur sie. Auch die anderen peruanerinnen tanzen ihrenperuanischen tanz, der aussieht wie anfassen und sich im kreisdrehen. Zwei kleine mädels – 5 und vielleicht 7 – spielen miteiner aufgepusteten plastiktüte, die sie mir nach anfänglichemzögern zuwerfen. daraus entwickelt sich ein spiel, das von den anderen interessiert beobachtet wird. Dann soll ich mittanzen. und da merke ich erst, wie viel kraft in den armen der peruanerinnen steckt.

schon vorhin, als wir die zimmer besichtigt haben, ist meine senora mit schnellen schritten den steilen und unbefestigten pfad hoch gerannt. sie haben einfach eine ganz andere kondition, als wir, die nur in ihren büros sitzen und nicht mit der höhe leben müssen. wenn ich unterwegs bin beobachte ich immer wieder frauen und männer, wie schnell sie die berghänge hochlaufen, um nach dem vieh zu sehen oder ihr land zu bestellen. dabei sind ihre ponchos mit werkzeug oder saat schwer beladen.

oder wir tanzen im kreis, und ich glaube, dass mir die arme ausgerissen werden.
und immer wieder wird bier nachgeschenkt.
ich habe das verhältnis zur zeit völlig verloren und wundere mich, dass die kids immer noch dabei sind.
dann wird kaffee gekocht und in plastikbechern serviert. er ist heiss, sieht aus wie tee und ist süs. dazu gibt es panitos (brötchen). 
dann werde ich gebeten, dasgeschehen zu filmen. Nichts lieber alls das! Es wird zwar viel biergetrunken, aber alle bis auf einen, sind nach wie vor kontrolliertund unterhalten sich miteinander. ich möchte von meinem nachbarn wissen, was denn gefeiert würde. er erklärt mir, dass der 2. november ein feiertag sei. allerheiligen? da würde der toten gedacht und es sei sitte, zu feiern und zu trinken.
Der hausherr ist für die musikzuständig. die mit traditioneller peruanischer musik nichts gemein hat. es gibt zwar panflöten, gitarren, und schlagzeug -  sonst nur hellstimmiges gejaule, das an chinesische opern erinnert. es ist kein unterschied zwischen den stücken erkennbar.
Vier boxen sind in dem vielleicht 20m2 großen raumverteilt und müssen alles geben. Keiner nimmt wahr, dass siehoffnungslos übersteuert sind. meine ohren sind in höchstem maße gefordert.
die beiden mädels, die mich auch auf die tanzfläche ziehen von mir immer schneller im kreis gedreht werden wollen, finden kein ende.
aber morgen ist kein feiertag, deswegen löst sich um 22:00 uhr die runde auf, und ich gehe in meine „kammer“.

der zutritt zu meiner kammer - mit elektrischem licht.

was für ein tag! mit knapper not bin ich am "super gau" vorbeigeschlittert.
ohne diese kammer hätte ich weiterfahren müssen mit dem gewitter im nacken.


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