2017 VespamerikasuR 2019
2017 VespamerikasuR 2019
vakantio.de/vespaamerikasur

01.11.: Chincheros - 2.810 m -

Veröffentlicht: 02.11.2017

um sieben uhr stehe ich auf, denn ich will um punkt acht bei der werkstatt sein. frühstück wird verschoben.

die vepse hat ihr wasser gehalten -  scheinbar. ich traue dem frieden nicht und überprüfe den wasserstand im wasserbehälter. kein wasser mehr da.
ich bin ausgeschlafen, komme ohne flüche aus und mache mich an die arbeit. die schlitzohrige matrone steht schon bereit und will mich und die vepse hier nicht mehr sehen und mir sagen, dass es nicht einfach wird, die vepse aus ihrer toreinfahrt zu bekommen. draussen sei markt. ihre einfahrt voll gestellt mit marktzelten, unter denen tische und stühle stünden. ich sage ihr in entsprechender tonlage, dass mich das gerade nicht interessiere, ich hätte probleme mit den wasserschläuchen. sie macht eine runzlige miene, ich wende mich von ihr ab.

helmfach raus, neue schelle an die anschlussstelle, schließen, zusammenbauen und wasser auffüllen.
ich lasse sie einen moment laufen, es bleibt trocken, und nun heisst es, der herausforderung zu begegnen, die vepse unbeschadet aus der toreinfahrt raus zu bekommen. auch hier, wie überall in peru sind die bordsteine überdurchschnittlich hoch und werden durch eine gosse von der fahrbahn getrennt. um diese lücke und höhe zu überwinden, gibt es eine rampe.
der bürgersteig ist gut bevölkert und erfordert viel rangiererei bis ich den richtigen winkel habe, um die vepse über die rampe zu fahren. das vorderrad ist drüber, ich schiebe die rampe mit den füßen in richtung hinterrad und fahre dann ganz langsam darüber hinweg. das hat geklappt.

die stadt ist nicht mehr wieder zu erkennen. überall zelte, menschen über menschen, ich muss dreimal gucken, um die richtige straße zu meinem mechanico zu finden. nein - hier dürfen sie nicht durch.
ich benehme mich jetzt nicht als gast des landes, sondern erkläre den polizisten energisch, dass ich durch müsse, weil ich zum mechanico müsse.
ich könne einen umweg fahren. nein sage ich bestimmt, das werde ich nicht tun. es gäbe probleme mit dem kühlwasser. ich bekomme grünes licht, werde an anderer stelle noch einmal aufgehalten, erkläre noch einmal die situation und bin endlich durch.

die straße, in der gestern abend noch das chaos tobte hat eine wandlung erlebt. überall sitzen frauen, vor sich unmengen von blumen, die sie zu kunstvollen sträussen zusammenstecken.

die werkstatt und auch die daneben liegende ferreteria sind geschlossen.

schräg gegenüber ist ein restaurant. ich beschließe, erst einmal zu frühstücken und mich dann auf die suche nach einem anderen mechanico zu machen. die vepse habe ich im blick.
vor dem laden sitzen auch die blumenfrauen, es wird ein selbtgebastelter schirm aufgestellt, die restaurantinhaberin, sorgt sich um ihre kundschaft, der schirm muss ein meter von ihrer eingangstür weggestellt werden. ein youngster umkreist die vepse, lässt sie aber in ruhe und ich bekomme drei brötchen mit spiegeleiern belegt und einen becher heisse milch, aus der mit nescafe schnell ein milchkaffee wird. ich versuche den mechanico telefonisch zu ereichen. klappt nicht.

ich bezahle und als ich nach draussen komme, ist die werkstatt geöffnet. auch bei der ferreteria ist leben.
wie zu wilfrieds zeiten helfe ich die motorräder und roller aus der dunklen und kleinen werkstatt zu buksieren und dann geht es ans werk. schnell stellt feddy, so der name meines mechanicos, fest, dass eine 80iger düse im vergaser sitzt. die habe ich gestern nachmittag eingesetzt.
wenn der wert der düse nicht stimmt, dann stimmt mein system auch nicht mehr. die mm-angaben sind so klein auf den düsen eingeritzt, dass ich die werte nicht erkennen kann. die liste, die ich mit den hosteljungs in cusco erstellt habe, hat sich verschoben...

die ferreteria ist geöffnet. ich besorge den schlauch und kühlwasser. dieser schlauch ist mit gewebe ummantelt und seine materialbeschaffenheit um einiges fester! ich lasse drei meter abmessen. die neuen schläuche sind schnell angeschlossen, der vergaser eingebaut, die vepse läuft im leerlauf rund und bei höchsten umdrehungen sauber und ohne ruckeln, der kühlwasserstand wird auf maximales niveau gebracht und dann sind wir fertig. halt - da liegt eine schraube, die mir sehr bekannt vorkommt. und tatsächlich, der geselle hat sie gestern nur gesteckt und nicht verschraubt, weil er keine lust hatte sich zu quälen oder weil ich mit den füßen scharrte?
aus meiner werkstatterfahrung weiss ich, dass es viel geduld und fingerspitzengefühl bedarf, sie wieder festzuziehen. ich bitte den mechanico, er quält sich, wie ich mich bei anderen rollern gequält habe, aber nach einiger zeit sitzt sie.
die straße wird voller, passanten bleiben stehen, schauen interessiert zu, stellen die bekannten fragen, einer kommt mit seinem sohn, bleibt und will später auf das schon obligatorische foto.

der neue kühlschlauch sitzt, der motor läuft wieder rund

es ist 11:00 uhr. die stadt ist ein einziges chaos.
zu allem überfluss fährt noch ein lkw mit einem großen wassertank durch die asphaltlosen straßen und verteilt wasser, um dem staub herr zu werden. der verkehr staut sich. meine geduld ist fast am ende.
ich riskiere waghalsige überholmanöver, die auf deutschlands straßen zu mord und totschlag geführt hätten.
schließlich befinde ich mich direkt hinter dem wasserverteilenden lkw, beisse die zähne zusammen und fahre unter einer wasserfontäne an ihm vorbei. endlich habe ich freie fahrt.

die vepse fährt und schnurrt. zwar fällt mir auf, dass die temperaturanzeige nicht auf ihr übliches niveau steigt, die vepse bringt auch nicht die volle leistung, aber vielleicht liegt es am gegenwind und an dem qualitativ hochwertigeren kühlwasser, das dafür sorgt, dass der motor nicht ganz so heiss wird...

trotzdem fahre ich nach einer halben stunde auf einen parkplatz und stelle fest, dass der luftfilterschlauch nicht richtig befestigt ist. danach pendelt sich die temperaturanzeige an der richtigen stelle ein, die leistung wird besser.

es geht stetig bergauf. bei 4.000 höhenmetern geht der motor aus, ein düsenwechsel ist fällig. während ich meiner gewohnten tätigkeit nachgehe, hält ein polizei-pickup, nette begrüßung mit handschlag, que paso ?  - was ist passiert? und dann die üblichen fragen.
es sind drei polizisten, die zeit haben.
ich beende meine arbeit und frage sie dann, ob sie etwas zeit hätten - stirn runzeln -  und frage nach der qualität ihrer augen. erneutes, irritiertes stirn runzeln.
ich hole das düsenset und bitte sie , mir die zahlen vorzulesen. ich schreibe mit und hoffe, dass ich damit für die zukunft gewappnet bin.

dann wieder der wunsch nach fotos. einer der polizisten holt noch schnell seine MG aus dem auto und so werden viele fotos gemacht - natürlich auch mit meinem smartie. nette verabschiedung.

die vepse fährt wieder, nimmt die langanhaltenden steigungen und kurven locker, wir sind oberhalb der baumgrenze, es wird kalt, die landschaft trist und karg, aber keine alpacas zu sehen. wir befinden uns auf 4.300 m.
es ist so gut wie kein verkehr. die straße ist in einem topzustand. das fahren macht wieder spaß. am horizont sehe ich die anden-zacken auf augenhöhe.
endlich geht es wieder ins tal. 2.000 höhenmeter müssen bewältigt werden. kurven, etwas geröll von herabfallenden steinen, der rechts von mir aufsteigenden felsen, langsam wird es wieder wärmer, grüner, frühlingshaft.
das ruckeln kehrt wieder - berechtigt. im tal angekommen setze ich wieder die 90iger düse ein. doch bald geht es an den nächsten berg. die ruckelei beginnt erneut und bremst sogar die vepse runter.
ich komme vor einem lehmhaus zum stehen. etwas entfernt sitzt eine mutter mit ihren beiden kindern in der nachmittagssonne. das stört mich nicht. ich lasse meiner wut freien lauf und fluche laut und ausgiebig. schließlich gehe ich mit einer düse zu der peruanerin und frage sie nach der qualität ihrer augen. auch sie guckt erstaunt. sie entziffert die zahl 80. ich entnehme die passende düse, die vepse springt wieder an, weiter gehts. es ist schon nachmittag und ich beschließe, in chincheros feierabend zu machen.

die ruckelei ist wieder da aber moderat.

chincheros liegt am berg, die plaza de armas ist nur durch eine steile, sehr steile abfahrt zu erreichen. ob ich da wieder raufkomme? ein hotel ist hier nicht in sicht. ich frage und bekomme die antwort arriba - also oben. ich nehme anlauf und die vepse schafft die steigung mühelos.

das grundstück des hotels liegt direkt an der 3S, aber dann die große überraschung, das haus selbst viele meter zurück.

im garten meerschweinchen, die - wie bei uns kaninchen - auf den tisch kommen

es hat einen schönen großen garten und mein zimmer einen tollen blick in das tal. hier ist es warm und frühlingshaft, orangrote blüten an den bäumen und die plaza, die ich nach dem einchecken besuche, menschenleer und ohne autoverkehr. eine ungewohnte ruhe, sogar vogelgezwitscher ist zu hören.

von einer auf die andere minute: eben noch grau und diesig und jetzt diese veränderung

es gibt noch einen bombastischen abendhimmel, danach huhn mit reis, einen kleinen gang durch den ort und zurück ins hotel, schreiben und den vespa club in der schweiz anmailen.

morgen gehts weiter. wieder ein tag voller überraschungen?

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