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Hani Madeleine ghört??

Veröffentlicht: 23.10.2019

Wir sind jetzt seit fast einem Monat in Frankreich unterwegs und haben hier praktisch den ganzen Süden abgefahren. Südfrankreich gefällt uns beiden sehr gut, es gibt viele schöne Naturparks, das Meer, viele Schlösser, altmodische Dörfer, gutes Essen und die Menschen sind sehr freundlich. Einzig die Preise hier sind echt happig, das hat Sarah ja letztes Mal schon angetönt. Heute sind wir zum Beispiel 90 Minuten auf der Autobahn gefahren und haben hierfür satte 20 Euro Mautgebühren bezahlt. Aber trotzdem war der Oktober bisher unser «günstigster» Monat, da wir viel bei Verwandten und Freunden unterkommen konnten und abgesehen davon freigestanden sind. Jetzt gerade aber sind wir in einem AirBnB in Amélie-les-Bains, mitten in den katalanischen Pyrenäen. Seit Tagen regnet es und es wird wohl noch eine Weile so bleiben, auf die Dauer wird es so ganz schön ungemütlich im Camper. Für 25 Euro die Nacht haben wir jetzt eine 2,5 Zimmer Wohnung mit Terrasse, Waschmaschine und dem ganzen Schnickschnack. Wir fühlen uns wie im siebten Himmel!

So, aber jetzt mal zurückspulen nach Vaison-la-Romaine, wo wir mein Gotti besucht haben. Sarah hatte ja berichtet! 😉

Insgesamt haben wir 10 superschöne Tag e bei und mit meinem Gotti verbracht. Es ist einfach schön, für eine Weile im Familienkreis zu sein und am Abend, wenn es draussen kalt und dunkel wird, im warmen Wohnzimmer bei einem Gläschen Rosé zu sitzen. Und ich habe endlich auch die Zeit gefunden, mein erstes Modul in meinem Lehrgang zur Journalistin abzuschliessen, und... es gibt in diesem Zusammenhang ganz super tolle Neuigkeiten... ich habe kürzlich eine Reportage über die Wanderung mit meinen Packgeissen vor ein paar Jahren geschrieben und auf gut Glück an die Redaktion von Globetrotter geschickt... und ...sie – drucken - es! Im Globetrotter-Magazin! Wahnsinn!!!

Nach Vaison la Romaine fuhren wir weiter nach Saint-Laurent de Carnols und besuchten dort Seba, ein Lehrerkolleg von Sarah, der mit seiner Familie wiederum seine Eltern besucht hat, die dort seit der Frühpensionierung in einem wunderschönen Häuschen leben. Wir wurden zu einem leckeren Nachtessen eingeladen und verbrachten einen sehr schönen Abend mit Seba und seiner Freundin. Wir durften im Camper vor dem Haus übernachten.

Weiter ging es in Richtung Süden nach Montpellier. Unterwegs übernachteten wir auf dem kostenlosen Stellplatz einer kleinen Gemeinde. Ich weiss nicht ob es nur im Süden oder in ganz Frankreich so ist, aber hier stellen viele Gemeinden kostenlose Stellplätze zur Verfügung (meist mit Frischwasser und Entsorgungsstationen) um den Tourismus in ihren Gemeinden anzukurbeln. Der Stellplatz wo wir waren war ziemlich voll, wir haben einen der letzten Plätze ergattert. Unser kleiner Camper sah zwischen den 20 anderen, auf Hochglanz polierten, riesigen Wohnmobilen rund um uns ganz schön alt aus. Alt waren dafür die ganzen Besitzer dieser modernen Alleskönner-Gefährte. Typisch Nebensaison. Seit Wochen treffen wir unterwegs praktisch nur pensionierte Camper an. In ihrer Garage haben sie klappbare e-Bikes, auf den Dächern Satellitenschüsseln. Nichts gegen die Alten – aber wir vermissen es, unterwegs spontan Leute in unserem Alter zu treffen, so wie Justine und Guillaume oder Jamie und Wolfgang.

Aber wir dürfen eigentlich wirklich nicht jammern, denn letzte Woche haben uns ganz spontan zwei Freundinnen aus Luzern besucht – Miranda und Pascale. Für die ersten drei Nächte haben wir ein AirBnB ausserhalb von Montpellier gemietet und haben Montpellier und die Gegend rund herum erkundet. Am vierten Tag ging es weiter in den Naturpark Haut Languedoc. Bei strömenden Regen und dichtem Nebel sind wir irgendwo auf 1000 Meter über Meer in einen Wald gefahren und haben neben einem Teich ein Nachtlager aufgeschlagen. Es war arschkalt, aber wir haben die Musik unserer Böxli auf volle Leistung hochgeschraubt und haben uns in der Dunkelheit warm getanzt. War ein sehr lustiger Abend! Am nächsten Tag wollten wir dann Mobiles aus den Muscheln bastelt, die wir ein paar Tage zuvor am Strand von Montpellier gesammelt hatten. Friedlich sassen wir da, schraubten Löcher in die Muscheln, zogen Fäden durch und verzierten kleine Äste mit Brandmalereien - bis ich irgendwann mit dem Spitzbohrer in der Hand abrutschte. Völlig perplex betrachtete ich meinen Daumen, bei dem links der Spitzbohrer rein und rechts wieder rauskam. Ich hatte tatsächlich ein Loch in meinem Daumen! Reflexartig zog ich das Ding wieder raus und war erneut überrascht, weil ich kaum Schmerzen hatte. Sarah kümmerte sich dann liebevoll mit Desinfektionsmittel und Pflaster um die Wunde und jetzt, drei Tage später, ist alles schon wieder verheilt.

Am späteren Nachmittag verliessen wir unser Plätzchen im Wald wieder und fuhren nach Carcassonne. Vielleicht sagt euch der Name etwas, denn Carcassonne heisst auch ein bekanntes Brettspiel. Wir übernachteten in einem superschönen und supergünstigen AirBnB mit superschlechten Betten mitten in der Stadt und besichtigten am nächsten Tag die Festung La Cité, die wohl tatsächlich als Inspiration für das Brettspiel Carcassonne diente. La Cité gehört zum UNESCO Weltkulturerbe und ist wirklich sehr schön. Die Festung mit der 3 Kilometer langen Stadtmauer beherbergt ein altes Städtchen mit vielen Restaurants, Souvenirläden und kleinen Ateliers, und alles scheint mehr oder weniger in seinem ursprünglichen Zustand wie vor 2'000 Jahren erhalten zu sein.

Am Abend, nach insgesamt 6 schönen gemeinsamen Tagen, fuhren Miranda und Pascale weiter nach Toulouse. Wir blieben noch eine Nacht auf einem Parkplatz in Carcassonne stehen und testeten zum ersten Mal unsere Standheizung. Eigentlich ist es schon seit Wochen nachts sehr kalt, aber ich habe irgendwie immer versucht den Moment, in dem es ohne Heizung wirklich nicht mehr geht, hinaus zu zögern. Das liegt an meiner Explosions-Phobie. Ich habe einen Rissenschiss vor allem, was explodieren kann. Ich blase keine Ballons auf, habe Angst vor Gasherden und erst recht habe ich Panik davor, dass unsere Diesel-Standheizung den ganzen Camper in die Luft sprengt. Während Sarah also den Knopf für die Heizung drückte, stand ich dreissig Meter vom Camper entfernt und wartete eine Viertelstunde im strömenden Regen, bis ich ganz sicher war, dass unser Camper nicht in die Luft fliegen würde. Drinnen war es dann auch schon ganz warm und inzwischen traue auch ich mich, am Morgen in der Früh die Heizung anzulassen. Und ja, eine Heizung zu haben ist echt supergeil und bereichert so ein Vagabundenleben enorm. Und trotzdem; Heizung hin oder her, in dieser Kälte und speziell, wenn es regnet, sammelt sich nachts trotz Isolation Feuchtigkeit in unserem Büssli. Vor allem an den Fenstern, aber auch unter der Matratze und an einigen Stellen an der Wand. Die letzten Wochen haben uns gezeigt, dass wir nicht so die Wintercamper sind. Wir haben’s lieber warm und trocken.

Für heute hätten wir eigentlich ein AirBnB in der Nähe von Molitg-les-Bains gebucht gehabt. Zum Glück habe ich der Vermieterin vor unserer Abfahrt nochmal angerufen um die Ankunftszeit anzugeben, denn es kam dabei heraus, dass diese gar nichts von einer Reservierung wusste und das Apartment schon besetzt war. Sie hatte tatsächlich einfach ihre Mails nicht gecheckt. Wir waren verständlicherweise ziemlich «pisst», zum Glück hat uns AirBnB selber direkt weitergeholfen und so checkten wir dann wenige Stunden später hier in Amélie-les-Baines in einem anderen AirBnB ein und sind total happy hier. Einfach wiedermal ein paar Tage gemütlich chillen. Ich denke wir müssen das jetzt nochmal so richtig geniessen hier, denn ab dem 1. November wird es streng. Wir werden zwei Wochen lang in Spanien in der Nähe von Tarragona bei der Olivenernte helfen. Uuuufff, ein bisschen Arbeit ab und zu tut uns auch gut!

Danach gehen wir nach Valencia und Granada und verbringen die letzte Novemberwoche mit Sarah’s Schwester in Malaga. Leute, die uns Mitte November entweder in Valencia oder Grandada besuchen möchten, können sich gerne bei uns melden 😊

Anschliessend geht es für uns dann weiter nach Portugal. Wir werden ein paar Tage oder vielleicht eine ganze Woche in dem Tierheim, aus dem wir Filou adoptiert haben, als Volontäre arbeiten. Ein Tierheim mit 400 Hunden. Wir sind schon ganz gespannt, wie das sein wird... all die armen Hunden und Katzen zu sehen - manche sitzen schon jahrelang dort fest, weil sie niemand will - die teilweise misshandelt oder aus Tötungsstationen gerettet wurden, so wie unser Filou damals. Wir werden versuchen unsere Arbeit dort zu dokumentieren und werden dann pünktlich zur Weihnachtszeit einen Spendenaufruf starten, denn das Tierheim bekommt keine staatliche Hilfe und finanziert sich ausschliesslich von Spendengeldern und durch die Arbeit von Freiwilligen. Wer jetzt schon spenden – oder noch besser ein Tierchen adoptieren will – das hier ist das Tierheim: http://www.bianca.pt/. Der Tierschutz selber heisst casa-animales (http://www.casa-animales.de/).

Über Weihnachten kommen dann meine Eltern nach Portugal. Wie wo was ist aber alles noch offen.

Ja wie ihr sieht, wir sind schon ganz schön verplant. Auch im neuen Jahr warten schon ein paar spannende Abenteuer auf uns, aber dazu ein andersmal.

So, und jetzt kommen wir noch zu einem ganz anderen Thema. Sarah hat ja im letzten Blog angedeutet, dass mir was ganz Peinliches passiert ist... also ich habe es inzwischen soweit verkraftet, dass ich es euch beichten kann. Und zwar folgendes:

Ich wollte Motoröl nachfüllen und habe es in die falsche Öffnung gekippt. Und zwar dort, wo der Messstab fürs Öl drinsteckt. Ja richtig, ich habe nicht zuerst in der Betriebsanleitung nachgeschaut, sondern bin einfach davon ausgegangen, dass es dort reingehört. Hab’s zum Glück gemerkt, als ich erst ein bisschen reingefüllt habe, aber hab dann im ersten Moment natürlich gedacht, dass ich das Auto geschlissen habe. Habe dann unsere Schweizer Garage kontaktiert und die haben gesagt, dass das zum Glück nicht schlimm sei. Uf, das war vielleicht eine Erleichterung! Denn: das Öl fliesst auch von dort aus in den Ölbehälter, halt einfach viel langsamer. Ganz dumm wär’s also gewesen, wenn ich viel Öl reingemacht hätte, denn dann hätte es einen Rückstau gegeben und es hätte es wohl den ganzen Motorraum überschwemmt. Also, was lern ich von der Geschicht? Ein dummes Kind bin ich. In Zukunft immer zuerst die Anleitung lesen oder noch besser solche Sachen in einer Garage machen lassen, dann ist man auf Nummer sicher. Bhuuuu, also echt nochmal Glück gehabt!


Autorin: Stephanie Köllinger


Antworten (1)

martina
Ja, Bedienungsanleitungen waren noch nie dein Ding. Einfach mal probieren!