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Kurioses aus Kambodschas Hauptstadt (Tag 116 der Weltreise)

Veröffentlicht: 29.12.2019

29.12.2019


Wie man vielleicht dem Titel entnehmen kann, sind wir heute NICHT zu den Killing Fields gefahren. Wir hatten gestern noch weiter Infos darüber gelesen und dann nach einer unruhigen Nacht beschlossen, heute etwas weniger Trauriges zu unternehmen.

So machten wir uns vormittags auf den Weg zur Aeon Mall. Ja, ich weiß. Schon wieder eine Mall? Aber es ist nun einmal ein netter Aufenthaltsort bei heißen Temperaturen draußen :p Vor allem ist es aber auch zum People Watching geeignet ;-)

Der Weg dorthin dauerte zu Fuß knapp eine halbe Stunde und wieder sahen wir ärmliche Behausungen direkt neben chicen Villen stehen… Ganz nett an unserer Gegend ist noch, dass es hier überall kleine „Handwerksbetriebe“ gibt. Tischler, Schreiner und Metallverarbeitung findet hier bei (vermutlich wegen der Hitze) offenen Türen statt, sodass man ein bisschen dort hineinschauen kann :)

Vor allem nachdem wir gestern ein bisschen geschichtlichen Hintergrund des Landes erfahren hatten, war es ziemlich ironisch, den Neubau des dekadenten Hauptsitzes der Kambodschanischen Volkspartei zu sehen… Mit Ziegelsteinen und gewölbten Fenstern entsteht dort ein Gebäude, das aus der Ferne fast aussah wie eine Kathedrale^^

Auch kamen wir auf dem Weg an diversen Botschaften vorbei, was vielleicht erklärte, warum der Gehweg eigentlich recht ordentlich aussah ;-)

An der Mall angekommen, dachte man direkt, man sei in den USA. Es gibt einen großen Parkplatz, auf dem SUVs und Trucks parken. Witzig ist auch, dass mehrere Platzanweiser beim Ein- und Ausparken helfen, obwohl die Wege und Parklücken eigentlich recht groß aussahen^^

Na ja. In der Mall selbst fanden wir dann erst einmal einen Supermarkt, einen Food Court und zwei Bakeries. Die Kambodschaner sind mir sehr sympathisch mit ihrer Vorliebe zu Toastvarianten und Teilchen <3 :D :D

Im zweiten Geschoss war eine Art Karstadt/Kaufland, wo wir uns ein bisschen in der Sportabteilung aufhielten. Jonas kaufte sich ein neues Trainingsgerät und ich schaute mich nach einem neuen Bikini um. Allerdings trifft die asiatische Bademode jetzt nicht so ganz unseren Geschmack :D :D Für Damen gibt es nur eine Art Neoprenanzug (die sind ja eher „prüde“ was das angeht) und für Herren vor allem Speedos, zu denen ich Jonas nicht überreden konnte :p :D

Nach dem „Shopping“ schlenderten wir noch ein wenig weiter und probierten Potato Sticks, die mit dem Bild einer echten Kartoffel beworben werden. Was man erhält, sind dann aber eigentlich einfach normale Pommes ;-) Immerhin aber mit diversen Geschmacksrichtungen, indem Pulver darüber gestreut wird^^

Auch eine Arcade kann man in der Mall finden und sie ist wirklich groß, schrill und super laut. Wie es sich für eine Mall gehört, kann man natürlich auch andauern etwas Essbares erwerben. Es gab sogar einen Coldstone!!! <333 Allerdings kostete der kleinste Becher 10 USD, was mir deutlich zu teuer war :p

Wir entschieden uns, den Food Court am Eingang auszuchecken aber auch dort war man als Vegetarier etwas eingeschränkt. Selbst in die Suppen packen sie hier ja immer schön Beef :D Also wurde es wenig überraschend mal wieder Pizza… Auch die war mega teuer aber immerhin vegetarisch und sehr lecker!! <3

Während wir dort warteten und aßen, konnte man ein bisschen das Treiben beobachten. Im Gegensatz zu den Malls in anderen Ländern war es hier ziemlich voll :O Gut, es ist auch Sonntag aber trotzdem. Weiße sah man eigentlich kaum. Stattdessen scheint hier die Kambodschanische Mittelklasse einzukaufen, die wohl in den letzten Jahren etwas wächst :)

Ziemlich cool war noch der Choo Choo Train (ja, der heißt wirklich so!!!), eine kleine Eisenbahn, die Kinder durch die Mall fährt :O <333

Von der Aeon Mall aus ist es nicht weit bis zum Diamond Island (in Khmer „Kho Pich“ genannt). Auf Google Maps hatte ich gesehen, dass es dort einen Park gibt, der Love Park heißt und wohl schön sein soll, also wollte ich dahin^^

Ich dachte mir, wir zeigen heute einmal die schönen Seiten von Phnom Penh. Und so ging es über eine perfekte Brücke auf die Insel Kho Pich, auf der man sehr breite und fast komplett leere Straßen findet :O

Als erstes kamen wir an der Koh Pich City Hall vorbei, einem Gebäude, dessen Architektur vielleicht ein wenig an Griechenland erinnert. Es gibt Pagoden mit nackten Frauen als Säulen und Statuen mit Pferden und Delfinen. Wow.

Insgesamt sieht man auf der Insel vor allem hohe Gebäude und es sieht aus wie eine echte Planstadt. Allerdings erinnert Vieles auch an eine Geisterstadt, da eben fast gar keine Menschen dieses Luxusviertel besuchen zu scheinen :D

Der Love Park war dann übrigens tatsächlich ganz cool. Es gibt dort einige Statuen und Aufsteller, die teilweise ein bisschen verwunschen aussehen und an ein Märchen erinnern könnten. Neben uns waren noch drei andere Pärchen irgendwo im Schatten und hatten ihr Lunch aber sonst war einfach niemand da.

Die Pfade durch den Park hindurch sind auch schon teilweise überwachsen und insgesamt scheint das ganze nur dürftig gepflegt zu werden. Der Blick auf den Fluss schließlich ist auch eher weniger fancy :D :D Es sieht eben aus wie an einem Schifffahrtskanal ;-)

Nach dem Parkbesuch erkundeten wir die Insel noch ein wenig weiter und ich holte die zuvor weggepackte Kamera wieder heraus. Wow.

Es gibt ein mehrere Hundert Meter langes Gebäude im Kolonialstil, das sich Elysee nennt und sehr stark an französische Architektur erinnert (und das wohl auch tun soll). In der Mitte gibt es sogar den Nachbau des Arc de Triomphe!

Das mehrstöckige Gebäude soll wohl im Erdgeschoss Läden und Cafes erhalten, darüber liegen dann Apartments. Allerdings standen die Räume im Erdgeschoss zum Großteil noch leer und auch die unzähligen, darüber liegenden Apartments sahen unbewohnt aus. Hmm.

Während wir so daher liefen, fragten wir uns, was das hier für ein Ort sei :D Ein Großprojekt in der Bauphase? Ein misslungenes Projekt?

Gegenüber der Elysee gibt es ein paar Gated Communites, wo tatsächlich auch Menschen wohnen, die sich mit mehreren Lagen Stacheldraht auf den Zäunen vor wasauchimmer schützen wollen. Den Geistern der Geisterstadt? :p

Diese Wohnanlage heißt übrigens Elite Town und der Supermarkt heißt Prince Market. Die Straßen sind nach den amerikanischen Eliteuniversitäten benannt: Yale, Harvard, Princeton.

Ab und zu sahen wir neben den Bauarbeiten auch tatsächlich einmal Menschen auf der Straße, die dann aber nur von einem der bereits geöffneten Cafes ins klimatisierte Auto zurückhuschten ;-)

Noch immer etwas verwirrt machten wir uns schließlich auf den Rückweg, stoppten an der Mall für ein paar Einkäufe im Supermarkt und dann ging es auch schon durch die brüllende Hitze zurück zu unserem Guest House.

Nachdem man sich aus der schweißnassen Kleidung gepellt hatte, wurde gechillt und ich recherchierte erst einmal, was es denn mit dieser Insel Koh Pich auf sich hat!!

Die Geschichte war dann doch nicht ganz so fröhlich und unschuldig wie erwartet, was jetzt aber Kambodscha nicht in den Dreck ziehen soll :p

Also. Nach der Befreiung Kambodschas durch die Vietnamesen 1979 siedelten sich an diesem Abschnitt des Flusses Farmer und vietnamesische Fischer an. Es war also gar kein „Land“ sondern Fluss und Sumpfgebiet, auf dem dann im Laufe der Jahre ein Slum entstand.

2004 entschied die kambodschanische Regierung, dass dieses Land als neues Wohngebiet für die reichen Leute inklusive Universität, Schulen und einer eigenen Mall errichtet werden sollte. Die aktuellen Bewohner (300 Familien) wurden mit Reis und Fischsuppe dafür „entschädigt“, dass sie nun umsiedeln mussten.

Diese Umsiedelung fand dann etwa 30 km außerhalb der Stadt statt, was für diese Familien nicht tragbar war. Dort konnten sie ihrem Anbau und der Fischerei nicht nachkommen und ohne vorhandene Transportmittel auch ihre Erträge nicht zum Verkauf anbieten. Über 90% von ihnen kehrten nach der Umsiedelung in die Innenstadt zurück, wo sie in Armut leben und maximal als Taxifahrer arbeiten.

Drei Familien allerdings weigerten sich 2004, ihre Behausungen zu verlassen. Dies führte dazu, dass die Military Police mit AK-47 das Gebiet stürmte, wobei es zu 5 Todesopfern und mehreren Verletzten kam :O

Das fand ich dann schon sehr sehr krass und gibt dem heute Gesehenen irgendwie eine ganz andere Note…

Angeblich sind 90% der Apartments auf der Insel bereits verkauft oder vermietet aber da frage ich mich, warum noch immer alles so leer ist?? Für die wachsende Mittelschicht sind die Wohnungen dort zu teuer. Sie zieht es an den Stadtrand. Nur die wirklich Reichen können es sich leisten, dort zu wohnen.

Einige Kambodschaner bedauern vor allem, dass die Insel absolut nichts Kambodschanisches hat. Die Architektur ist an andere Länder angelehnt und auch die Zielgruppe ist ziemlich deutlich erkennbar – die Schilder an den bereits geöffneten Läden gibt es auf Englisch und Japanisch/Chinesisch. Die Schrift der Khmer, die davon abweicht, findet man einfach gar nicht erst.

Im Nachhinein war ich aber froh, dass wir uns die Insel überhaupt angeguckt hatten, da ich mich sonst nie darüber informiert hätte, wieso es dort so aussieht wie es aussieht ;-)

Na ja. Heute Abend werden wir wohl maximal noch zum Essen das Zimmer verlassen und dann heißt es auch schon wieder PACKEN :O

Morgen früh um 7:00 Uhr nehmen wir ja den Bus nach Siem Reap im Westen des Landes und sind schon sehr gespannt, wie es dort aussehen wird. Ich bin vor allem auch interessiert daran, wie es aussieht, während ich aus dem Fenster gucke :D Diese Über-Land-Fahrten geben ja oft einen recht guten Einblick in ein Land ;-)

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