Tokio2019
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Stories aus dem Alltag

Veröffentlicht: 01.10.2019

01.10.2019 – Schon ein ganzer Monat Japan o.O

wow, wie die Zeit verfliegt.. Monat 1 von 3 ist schon rum, und abgesehen von den Entdeckungstouren am Wochenende ist inzwischen auch sowas wie Alltag eingekehrt.. also, warum nicht ein kleines (haha, klein… wer’s glaubt) Update zum Alltag 😉

Nur so viel vorneweg: mir gefällt es nach wie vor super gut!

I like to ride my Bicycle… 🚲🎶

Nachdem ich mich Ende August schweren Herzens von meinem Fahrrad verabschiedet hatte, bin ich jetzt schneller als erwartet wieder auf 2 Rädern unterwegs 😎 

Prof. K fand es anscheinend nicht vertretbar, dass ich jeden Tag 30 Minuten zur Arbeit hin und dann wieder zurück laufe, also hat er mir angeboten, mir sein 2. Rad, das er bzw. seine Frau nicht brauchen, zu leihen. Und da es vor meiner Wohnung sogar einen Fahrrad-Parkplatz gibt (heißt einen kleiner Ständer neben der Haustür - der aber extra in der Wohnungsbeschreibung erwähnt wird!), hab ich sofort zugesagt 😊 Außerdem geht mein Arbeitsweg wie gesagt hauptsächlich entlang schmaler Straßen durch Wohnviertel, sodass mich auch der Linksverkehr erstmal nicht abschrecken konnte. In Erwartung eines etwas vernachlässigten, alten, klappernden Rads (was man sich halt so unter einem ungenutzten Zweitrad vorstellt), bin ich also zu Prof. K und wurde richtig überrascht. Das Rad sieht brandneu aus, ist olivgrün mit schicken hellbraunen Ledergriffen und -sattel, hat einen süßen Korb und 7 Gänge. So viel also zum klapprigen Zweitrad 😅 Das einizge Manko: es ist definitiv für japanische Frauen gemacht. Oder für junge Mädchen. Sprich, es ist winzig - erst Recht im Vergleich zu meinem 28 Zoll Rad in Jena 😂 Also als erstes den Sattel so hoch geschraubt wie nur möglich und dann nach hause gecruist - anders kann man das nicht nennen, weil schnell fahren geht bei den kleinen Rädern wirklich nicht. In Anbetracht des Linksverkehrs, der Fußgänger und vor allem der anderen Radfahrer ist das aber auch ganz gut so... letztere fahren nämlich wirklich, wie sie wollen. Ich musste dann zuhause erstmal googlen, ob für Radfahrer auch der Linksverkehr gilt. Tut er, nur hält sich gerade mal die Hälfte der Radler daran 🤦‍♀️ naja, wenigstens, falle ich so auch nicht auf, wenn ich beim Rechtsabbiegen mal auf der rechten Spur lande 😋  Von Licht oder gar Arm-Raushalten beim Abbiegen haben auch maximal die Hälfte was gehört.. und das, obwohl hier richtig viele Radler unterwegs sind. Gerade auch Väter und Mütter mit 'bequemen' kleinen, zum Teil elektrischen Rädern und riesigen Kindersitzen vorne und/oder hinten.

Lohnen tut sich das Rad  jedenfalls wirklich. Ich bin jetzt, je nachdem wie lange ich an den 2 Ampeln und evtl. dem Bahnübergang warten muss, in etwa 12-15 Minuten an der Uni 🚴‍♂️⚡ Und sogar nach Shibuya zu den Shops und Restaurants brauche ich nur 20 Minuten die Straße runter - wobei DAS dann nicht nur ruhige Nebenstraßen sind. Außerdem finde ich es schwierig, das Rad irgendwo abzustellen. Beim Einkaufen auf dem Heimweg kann ich es einfach kurz vorm Laden stehen lassen, aber richtige Parkmöglichkeiten gibt es soweit ich gesehen hab eigentlich nur an den Bahnhöfen und den Parkeingängen. Ansonsten sieht man häufig Räder einfach am Rand des Bürgersteigs, aber das ist mir mit einem klapprigen, dünnen 3€ Schloss doch etwas heikel. Vielleicht bin ich da aber auch etwas paranoid, Japan gilt schließlich als eines der sichersten Länder weltweit.

mein süßer kleiner Drahtesel 💚


Vom Shoppen und ultra-süßen Süßigkeiten 🛍🍦

Die letzten beiden Wochen war ich am Wochenende und immer mal abends in den Stadtvierteln rund um meine Wohnung unterwegs, bin etwas durch die Läden gebummelt und hab die ein oder andere süße Süßigkeit probiert 😊 

Bunny-Chicken Eis in Harajuku - viel zu schade zum Essen 😍
vorher - nachher. irgendwie ein trauriger Anblick


Unter anderem ging es  auch des öfteren in Daiso Filialen, in denen es alles für 100 ¥ (also im Prinzip 1€) gibt: von Süßigkeiten über typische Souveniers, zu allen möglichen Beauty- und Haushaltsgegenständen (und ja, ich hab mir tatsächlich nochmal 7 Kleiderbügel gekauft 😅). Getoppt wird die Vielfalt vermutlich nur von den Don Quijote Shops. Vollgestopft, bunt, laut, skurril und mit Gefahr sich zu verlaufen gibt es hier ALLES. Der Laden hat mich an ein auf kleinsten Raum gequetschtes Amazon erinnert: Koffer, Taschen, Beauty- und Kosmetik, Sportzubehör, Klamotten, Souveniers, Süßigkeiten, Lebensmittel, Technik inklusive Fernseher, Schreibwaren, Putzmittel, Aufbewahrung,... es gibt einfach alles. 

Don Quijote in Asakusa
..was es nicht gibt...


Was mir auch aufgefallen ist: alles wird gefühlt 5 mal verpackt. Die kleine Make-Up Flasche ist eingeschweißt, wird von der Verkäuferin bevor sie sie in eine Papiertüte tut nochmal abgewischt, und die Papiertüte kommt dann mit den anderen Sachen in eine Plastetüte. Und auch in den Konbinis werden deine ganzen Sachen direkt vom Verkäufer in Plastetüten verpackt während du das Geld rauskramst. Meistens lege ich dann schon überdeutlich meinen Azoren-Jutebeutel hin... Außer wenn ich aber noch länger unterwegs bin, dann wird die Plastetüte später prima zur Mülltüte umfunktioniert. Obwohl es hier überall echt richtig sauber ist, gibt es nämlich keine Mülleimer auf den Straßen, eigentlich nur im Eingangsbereich der Konbinis, direkt dort, wo Essen verkauft wird und teilweise in den Parks. Sonst findet man nur Behälter für leere Plasteflaschen direkt neben den Automaten, an denen man sie kauft. Snacks und auch Eis werden selten im Gehen sondern neben dem Verkaufsort gegessen... etwas ungewohnt.

Die schier unendliche Vielfalt an Beauty Produkten

Und wo wir/ich gerade beim Shoppen sind: anfangs, auf der Suche nach Shampoo und Duschbad, war ich zunächst in den Konbinis und Supermärkten bei mir um die Ecke. Auswahl: gering. Preis: recht teuer. weiteres Problem: entweder direkt kleine Reisegrößen oder das meiste in Nachfüllpacks. Das ist ja an sich ganz praktisch, wenn man denn schon eine Flasche oder einen Pumpspender hat. Von Pumpspendern sind sie hier nämlich richtig Fans (und ich jetzt auch 😅) Die Handseife kommt direkt als fluffiger Schaum aus der Flasche und auch Shampoo, Conditioner, Duschbad,... alles in großen Pumpflaschen. Oder halt Nachfüllpacks. Dann in einer richtigen Drogerie war die Auswahl wie zu erwarten größer, aber auch hier nur ein Bruchteil direkt in Flaschen. Das schränkt die Auswahl dann neben dem Preis (so ab 4€, meistens eher ab 8€ pro Flasche), der Beschriftung (teilweise waren 3 Wörter in Englisch drauf mit denen ich wesentlich mehr anfangen konnte als mit der Japanischen. will mir am Ende ja kein Duschbad mit Whitening-Effekt oder Shampoo für blondes Haar kaufen (gut, blond ist hier vielleicht ein schlechtes Beispiel)) und des Duftes (lässt sich bei Nachfüllpacks und Pumpflaschen schlecht testen, deshalb gab es bei einigen Sorten kleine Duftprobenfläschchen am Regal) doch ziemlich ein. Am Ende wurde es dann recht klassisch Nivea Angel Skin Duschbad (leicht blumiger Duft und wer will keine Engelshaut?!) und einfach nur wegen des Designs und des Namens Latte Shampoo und Conditioner (schöne Flaschen und Latte trink ich ja auch gerne 😉). Und zum Glück bin ich auch mit beidem echt zufrieden und finde es sogar recht schade, dass es beides in Deutschland nicht gibt... bzw nur für 11 USD + 25 USD Versand bei ebay 🤦‍♀️

kleine Auswahl an Haarpflege, vorwiegend in Nachfüllpacks


Jedenfalls bin ich eigentlich auch recht froh, die Sachen in der lokalen Drogerie gekauft zu haben. Als ich dann eine Woche später nämlich in den richtigen Einkaufscentern, dem Daiso und dem Don Quijote war, hat mich die riesige Auswahl schier überwältigt. Zwar setzt sich hier der Trend mit Nachfüllpacks fort, aber es gibt auch leere Behälter. Davon abgesehen, ist es aber nach wie vor gerade bei Beauty und Kosmetikzeug problematisch, wenn man von der Produktbeschreibung nur Bahnhof versteht. Ich sage nur: knapp eine Stunde, um Make-Up Entferner zu kaufen und nach Gesichtscreme zu suchen 🙈 Danach hab ich dann youtube videos für mich entdeckt. Sowas wie 'Die 10 besten Make-Up Produkte Japans' mit schöner Produkterklärung auf Englisch. Screenshot vom Video gemacht und dann mit Foto die Creme im Laden gesucht 😋

Und sonst so..?

- Wetter: kein weiterer Taifun und immer noch Sommer. 27°C am 1. Oktober, aber Gott sei dank nicht mehr ganz so schwül wie vor ein paar Wochen, sondern richtig angenehm. Nur mit der Diskrepanz zwischen Sommertemperaturen und winterlicher Dunkelheit auf dem Heimweg verwirrt mich. Ab 17:30 Uhr ist mittlerweile stockfinstere Nacht - aber auch von Vorteil, um die beleuchteten Tempel, Shoppingstraßen, und all das anzuschauen ohne ewig unterwegs zu sein ;)

- Mücken: mögen mich hier, es ist kaum möglich, noch mehr als zu hause. In einigen Blogs habe ich dann auch gelesen, dass es nicht nur mir so geht, sondern die japanischen Herbstmücken besonders stichfreudig sind und es wohl besonders auf Ausländer abgesehen haben. Nachdem ich aus meiner Mittagspause mit zerstochenen Knöcheln und Armen (was halt so rausschaut) zurück kam, hab ich jetzt eine große Flasche Mückenspray, Mückenspray für die Handtasche zum Auffrischen unterwegs und was an der Gardinenstange, das die Mücken draußen halten soll. Fazit nach 3 Tagen: scheint zu wirken.

- Essen: ja, ich ernähre mich immer noch vorwiegend von Fertigmahlzeiten aus dem Konbini/Supermarkt. Ist aber auch nicht sooo schlimm, wenn ich mir die Auswahl an verschiedensten Pasta, warmen und kalten Ramen und Soba, Reisgratins, Currys, Wraps, Salaten, Sushi,.... anschaue. Ganz besonders hab ich japanischen Kürbissalat und lustigerweise Nudeln für mich entdeckt - ich hab in den 4 Wochen hier bestimmt schon mehr Nudeln in jeglicher Form gegessen als im gesamten Rest des Jahres 😅. Und eine Flasche Eiskaffee kaufe ich mir eigentlich jeden Morgen auf den Weg zur Arbeit. 

Dessert-Auswahl im Konbini


- Mitbewohner: 2 sehe ich immer mal in der Küche, aber ansonsten ist es ein frohes aneinander vorbei wohnen und leben. Ist jetzt aber auch nicht so schlimm.

- Wohnung / Sauberkeit: Tatsächlich wurde meine Toleranz unmittelbar vor dem Auftauchen der Putzfrau nicht überschritten und danach war es auch gut sauber. Sich nur um 5.5 m² zu kümmern ist echt super, ich glaube ich brauch für Jena auch eine Putzfrau 😅 (ne kleinere Wohnung ist keine Option^^)

- Balkon: wird hauptsächlich zum Testen der Außentemperatur und zum Besprühen mit duftintensivem Mückenspray genutzt. Draußen gesessen hab ich noch nicht, weil 1.) es abends schon dunkel ist, 2.) mich die letzte Woche die Mücken davon abgehalten haben auch nur das Fenster zu öffnen wenn ich im Raum war, und 3.) ich erst einen Stuhl unter dem Bett und über den Schreibtisch durch die Balkontür hiefen müsste. Und das ist viel zu aufwendig. Aber hey, ein Balkon ist super 😋

- Arbeit: läuft 😎  einmal die Woche knapp 2 stündiges Gruppen-Seminar mit 2 Vorträgen (ich bin Ende Oktober mit einem Vortrag dran 😐), Skype Meetings mit Jena, alle 2 Wochen Meeting mit Prof. K und auch so geht es voran. Die Kollegen sind nach wie vor nett und mit Semesterbeginn diese Woche kamen auch noch einige neue Studenten. Die soziale Interaktion ist allerdings nach wie vor eher gering und definitiv nicht mit Jena zu vergleichen 😄 Aber das war eigentlich auch zu erwarten, bei der Kürze meines Aufenthalts, den vielen neuen Besuchern/Studenten immer wieder, den flexiblen Arbeitszeiten, der auf das eigene Thema fokussierten Arbeit und vor allem bei der Sprachbarriere. Letztere werde ich allerdings bekämpfen: nächste Woche startet eine Japanisch Kurs für ausländische Studenten und Mitarbeiter 🤓 und bei 3 mal die Woche knapp 2 Stunden sollte auch in 1.5 Monaten schon was rumkommen 💪

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