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Zurück Zuhause (Back in Berlin)

Veröffentlicht: 15.05.2022

Wie jede Konferenz, jeder Betriebsausflug oder jedes geförderte Projekt so verlangte auch meine Bummeltour durch die Amerikas einen Abschlussbericht. Und wie auch sonst üblich wurde das Verfassen ersteinmal auf die lange Bank geschoben. Nach nunmehr zwei Wochen folgt an dieser Stelle also ein letzter abschließender Beitrag.

In vielen Gesprächen wurde ich nach einem Fazit und nach meinen Favoriten gefragt, Lieblingsland, Lieblingsessen usw. Alles Fragen, den ich gerne auswich. So wird man auch an dieser Stelle auf eine umfassende Aufrechnung des Erlebten verzichten müssen. 

Aber, was bleibt?

Das Soloreisen bot die besondere Möglichkeit, sich selbst als soziales Wesen zu reflektieren. Jedes Hostel, das man allein bezog, wurde so zu einer Bühne, auf der man sich im Umgang mit Menschen ausprobieren konnte. Gewöhnlich nimmt man im Kreis von Freunden und Familie eine fest eingeübte soziale Rolle ein. Im Umgang mit den (Hostel-)Mitbewohnern auf Zeit ließ sich diese Rolle bewusst oder zumeist unbewusst variieren. Gebe ich mich offen, bin ich eher zurückhaltend, mit welchen Anekdoten kann ich das Eis brechen, mit welchem Typ Mensch komme ich am besten aus?

Neben dem sozialen Auftreten innerhalb einer Gemeinschaft war das zweite große Erfahrungsfeld dieser Reise die Kommunikation. Die englische Sprache öffnete mir viele Türen, und dennoch stieß ich aufgrund mangelnder Spanischkenntnisse oft an Grenzen. Zwei Hilfsmittel waren in diesen Situationen unerlässlich: der Google-Übersetzer und die nonverbale Kommunikation. Ein Lächeln, eine offene Geste, ein freundliches "por favor" oder ein ehrliches "muchas, muchas gracias" halfen dann weiter, wenn die Worte fehlten. 

An dritter Stelle wäre das Bewusstsein um die eigene privilegierte Stellung in der Welt zu nennen. Themen wie die Aufzählung vergangener Reisen oder Unsinnigkeiten wie der sog. Marco Polo-Index über die Anzahl besuchter Länder waren bei Gesprächen mit Einheimischen absolut unangebracht. Das Wohlstandsgefälle zwischen Europa und sich vermeintlich entwickelnden Staaten lehrte Demut. Schließlich war die Herkunft einzig und allein dem Zufall der Geburt geschuldet, ohne eigenes Zutun. 

Diese drei Prinzipien, soziales Interaktion, offene Kommunikation und respektvoller Umgang mit Menschen, klingen unglaublich banal und trotzdem waren sie die Voraussetzung für alles andere: das Treffen neuer Freunde, das Vertrauen in Fremde, das Kennenlernen anderer Kulturen und nicht zuletzt Zuversicht.

Auf der praktischen Seite hingegen blieben: einige neue T-Shirts aus Guatemala, Peru, Uruguay, dazu Shorts aus Bolivien, neue Schuhe aus Mexiko, ein neues Mobiltelefon aus Kolumbien, Süßigkeiten und eine Dose Cola aus New York, eine New York-Souvenirtasse aus Buenos Aires, eine Fleetwood Mac-CD und eine neue Powerbank aus Kalifornien, ein Hemingway aus Puerto Escondido, ein Dürrenmatt aus Buenos Aires, ein neues Lieblingscappie der Toronto Blue Jays aus Mexiko Stadt sowie zahlreiche Kronkorken im Gepäck.

Dabei blieben auf der Strecke: zwei T-Shirts (keine Ahnung, wie und wo?), ein Korkenzieher, zwei Nagelscheren, meine roten Schuhe, eine kurze Hose, ein Mobiltelefon, eine Powerbank, ein Steckdosen-Adapter, ein Panamahut, ein altes Jim Bean-Lieblingscappie sowie USA-, zwei Mexiko-, Mittelamerika-, Kolumbien-, Buenos Aires- und Südamerika-Reiseführer.

Sicherlich gäbe es noch vieles mehr zu berichten, etwa über die Rolle des Smartphones bei der Reiseorganisation oder über die Sozialen Medien und Messenger, die den Kontakt nach Hause manchmal zu sehr erleichterten. Doch dazu vielleicht mehr an anderer Stelle.

Selbstverständlich bliebe jede Form eines Abschlussberichtes unvollständig ohne Danksagung. Diese geht an alle, die mich auf beiden Seiten des Atlantiks bei meinen Unternehmungen unterstützt, bestärkt und begleitet haben. Tausend Dank auch für die positiven Rückmeldung zu meinen Auslassungen in diesen Tourtagebuch.

Es war mir eine Freude!!!


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