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Back in Brooklyn

Veröffentlicht: 27.04.2022

Mit meinem zweiten Besuch in New York verhielt es sich wie mit dem philosophischen Sinnspruch "man steigt nicht zweimal in den selben Fluss." Vieles kam mir auf Anhieb vertraut und bekannt vor. Ohne Probleme fand ich mich sofort im öffentlichen Nahverkehr zu Recht und meine Unterkunft in Brooklyn erreichte ich ohne Umwege.

Andere Dinge hatte ich vergessen, vielleicht auch verdrängt. Dazu zählte vor allem das Preisniveau. Die Kosten in dieser Stadt für einen Kaffee, ein Bier, ein belegtes Brot oder eine Süßigkeit zwischendurch - also für Grundnahrungsmittel - waren einfach absurd hoch. Das rief mir wieder ins Gedächtnis, wie ich bei meinem ersten Besuch, vor allem während der ersten Tage hungernd durch die Straßen tigerte auf der Suche nach einer verhältnismäßig günstigen Mahlzeit. Erst nach einigen Tagen stellte sich ein Gefühl dafür ein, dass ein belegtes Brot durchaus $6 kosten konnte und ein Bier mit $8 zu Buche schlug.

Und trotzdem hatte sich die Stadt in meinen Augen verändert, denn ich war kein Tourist. Ohne Agenda und ohne Auftrag spazierte ich durch die Straßen von Brooklyn. Abends traf ich Jairo, den ich vor fünf Monaten kennengelernt hatte. Das Wiedersehen war herzlich und ich übte mich darin, von meiner Reise zu berichten, ohne zu langweilen oder allzu sehr zu prahlen.

Am zweiten Tag streifte ich durch Manhattan auf der Suche nach einigen lukullischen Andenken. Der übrige Tourikrempel war in meinem Augen maßlos überteuert. Und am späten Nachmittag konnte ich in Chelsea sogar eine Kneipe auftun, die während der Happy Hour zwei Bier für $8 servierte, ein Schnäppchen.

Neben diesem gemächlichen Tagesprogramm verbrachte ich auch kurzweilige Stunden mit Talib, dem Herbergsvater. Das Hostel Riviera befand sich im Untergeschoss eines typischen Brooklyner Reihenhaus und glich einer Räuberhöhle. Alles, wirklich alles, ausnahmslos, war hier in die Jahre gekommen und es roch komisch. Auch die Gäste wirkten seltsam zusammen gecastet. 

Talib, der das Hostel seit sieben Jahren führte, war ein liebenswerter Kauz, der außerdem mit Aquarienzubehör handelte, was ihm während der Corona-Jahre seinen Unterhalt sicherte. Er verfügte über eine imposante DVD-Sammlung und wir schauten zusammen James Bond und eine Agentenkomödie.

Ich fühlte mich wohl in Brooklyn. Aber noch wohler war mir, als ich bei meiner Verabschiedung auf die Frage "Where are you going?" antworten konnte: "I'm going home ..."

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