Veröffentlicht: 26.04.2022
Husten und Schneuzen, rund um die Uhr machte mir seit Argentinien eine unangenehme Erkältung inklusive Reizhusten zu schaffen. Eine öffentliche Testinfrastruktur oder gar Schnelltests für den Heimgebrauch gab es auch in Uruguay nicht. Also blieb ich wachsam und erkundigte mich, ob irgendwer aus meinem Umfeld ebenfalls mit Erkältungssymptomen zu kämpfen hatte. Niemand.
Da ich davon abgesehen in guter gesundheitlicher Verfassung war, folgte ich dem Tourplan meiner Abschiedsrunde unbeirrt. Für die Einreise nach Kolumbien wurde nur der Impfstatus als Voraussetzung abgefragt. Dennoch war mir das Röcheln und die laufende Nase im Flieger (wie auch in den Schlafsälen meiner Hostels) besonders unangenehm. Eine ältere Dame auf dem Nachbarsitz erkundigte sich auf der Hälfte des sechstündigen Fluges bei mir, ob ich Covid hätte. Ich verneinte und schnürte meine Maske noch fester über Mund und Nase.
Abgesehen von diesen lästigen Begleiterscheinungen freute ich mich auf ein Wiedersehen mit Bogotā. Nach sechs Wochen war ich noch einmal in der Stadt zu Besuch, die mich mit dem Diebstahl meines Mobiltelefons auf eine besondere Bewährungsprobe gestellt hatte.
Bekanntes Essen, ein bekanntes Hostel, bekannte Straßen, dazu laute Musik aus dröhnenden Boxen überall, und wie ich so am Samstagvormittag vor mich hinschlenderte, ein bekanntes Gesicht. Plötzlich stand Molly vor mir. Die Amerikanerin kannte ich aus meiner Zeit in Mexiko. Wir trafen uns erstmals Anfang Januar in Oaxaca und dann erneut ein paar Wochen später in Mexiko Stadt. Beim gemeinsamen Kaffeetrinken verabredeten wir uns zum Klubbesuch, schließlich war Samstag.
Zusammen mit Molly, Sahra aus Kolumbien und Lena aus Australien zog es mich abends in genau jene Nachbarschaft, die als Zentrum des Nachtlebens und Kriminalitätsschwerpunkt verschrien war. Nervös tastete ich immer wieder nach meinen Wertsachen. Und nach dem Klubgang, im frühen Morgengrauen, musste ich zwischen halbseidenen Weggefährten einige Zeit auf das bestellte Taxi warten. Mein Geist war diesmal ungleich wacher und ich konnte am Ende der Nacht keine besonderen Vorkommnisse vermelden. Letztlich schloss ich mit dieser Party-Nacht im Bezirk Chapinero ein Kapitel, das mich unterbewusst noch immer beschäftigt hatte.
Was mich sonst noch beschäftigte, war der Husten, mit dem ich überall für besorgte Blicke in meine Richtung sorgte. Sonntag dann die Stunde der Wahrheit. Die Einreise in die USA erforderte einen negativen Test. Für umgerechnet 20,- Euro ließ ich mich in einer Klinik Antigen-schnelltesten. Dabei unterdrückte ich mein Hüsteln so gut wie möglich. Was folgte, waren drei Stunden banges Warten für die Auswertung eines Schnelltests! Nach Ablauf der Zeit dann eine E-Mail mit der Aufforderung sich auf der Internetseite der Klinik einzuwählen, vorher musste noch ein Passwort erstellt werden, dann Download des Attestes, jeweils verzögert durch einiges Verhaspeln, am Ende das Ergebnis: negativo!!!
Meine Erleichterung wie auch mein Mitteilungsbedürfnis gegenüber meinen Mitbewohnern war grenzenlos. Ich hatte nur Husten und Schnupfen, was nach der Klubnacht noch einmal deutlich abgenommen hatte.
Die Wahl auf Bogotá als Station für meine Abschiedstour fiel in erster Linie aus Kostengründen. Umso bemerkenswerter war es, dass hier einige lose Fäden der Reise zu meiner großen Zufriedenheit verknüpft werden konnten.
Sonntagnachmittag ging ein unvergleichlicher Hagelschauer mit Starkregen über der Stadt nieder, der mir nachdrücklich zu verstehen gab, dass ich weiterziehen konnte.
Mit vier Stunden Vorlauf traf ich um 20.30 Uhr am Flughafen ein, der Check-in verlief reibungslos, meine Dokumente waren vollständig und auch mein "Handgepäck" (Rucksack und Reisetasche) ging ohne Probleme als solches durch - Mundspülung und Deo wurden zwar aussortiert, meine Nagelschere fand hingegen keinerlei Beachtung. Ich freute mich auf meinen Nachtflug nach New York City.